Rezension: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, Hörverlag

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    Titel: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
    Genre: Abenteuer
    Label: MDR
    Laufzeit: . 2 CDs
    Erscheinungsjahr: 2005


    Die Originalrezi


    Inhalt:
    Als dem Gelehrten Prof. Dr. Dr. Otto von Liedenbrock die Heimskringla des Snöris Tuloson Hände fällt, ahnt er noch nichts von den phantastischen Abenteuern die ihm bevorstehen. Das Buch an sich ist schon eine äußerste Rarität und der wissenschaftlichen Forschung würdig. Und..es birgt ein wahrlich ungewöhnliches Geheimnis. Eine Geheimschrift des berühmten isländischen Gelehrten und Alchimisten des 16. Jahrhunderts: Arne Saknussemm.


    Dieses Schriftstück zu entschlüsseln, macht sich der Professor zur Aufgabe. Doch es will und will nicht gelingen. Schließlich beauftragt Liedenbrock seinen unbedarften Neffen Axel, sich der Lösung des Problems anzunehmen. Auch der verzweifelt zunächst an den altisländisch aussehenden Runen... bis ihm ein Licht aufgeht. Die Geheimschrift ist in Latein verfasst und nur rückwärts gelesen verständlich. Triumphierend macht Axel dem Onkel Mitteilung.


    Der Inhalt des Geheimschreibens führt dann auch zu einiger Aufregung:


    "STEIG HINAB IN DEN KRATER SNEFFELS YOCUL; WELCHEN DER SCHATTEN DES SKARTARIS VOR DEM ERSTEN JULI umschmeichelt; KÜHNER WANDERER; UND DU WIRST ZUM MITTELPUNKT DER ERDE GELANGEN: DAS HABE ICH VOLLBRACHT. ARNE SAKNUSSEMM"


    Der wiss- und ruhmbegierige Professor fasst sofort einen kühnen Entschluss: Der Reiseroute Saknussemms zu folgen und selbst bis zum Mittelpunkt der Erde vorzudringen.... Das Unterfangen will Liedenbrock aus Angst vor wissenschaftlichen Rivalen geheim halten... und so machen sich Axel und der Prof. umgehend auf nach Island.


    Mit Hilfe des Einheimischen Hans gelingt es ihnen unter Mühen und Gefahren, den SNEFFELS YOCUL zu besteigen.... Und tatsächlich findet die kleine Reisegesellschaft auch die Initialen ARNE SAKNUSSEMMs und damit den Abstieg zum Mittelpunkt der Erde. Nun beginnt eine abenteuerliche Reise, die immer wieder durch neue Hindernisse zum Scheitern verurteilt scheint. Einmal sind die Reisenden kurz vor dem Verdursten, ein anderes mal werden sie fast von einem Kugelblitz erschlagen, ein drittes mal treffen sie auf fürchterlich wütende Naturgewalten. Alles das mehrere Kilometer unter der Erde. Doch die Reise geht weiter. Wohin sie führt.... muss man hören oder nachlesen!


    Die Rollen und ihre Darsteller:


    Axel / Erzähler: Florian Lukas
    Lidenbrock: Wolf-Dietrich Sprenger
    Hans: Bjarne Henriksen (Dänemark)
    Friderickson: Uwe Friedrichsen
    Gretchen: Anna Maria Mühe
    Kapitän: Klaus Manchen
    Hirtenknabe: Manuel Lai (Italien)


    Kritik:
    Die Reise zum Mittelpunkt der Erde gehört wohl den bekanntesten Abenteuergeschichten überhaupt. Dieser Umstand und das anhaltende Interesse an Jules Verne Geschichten allgemein erklärt wohl die große Anzahl der existierenden Vertonungen des bereits im Jahre 1864 erschienen Romans.


    Nun hat also auch der MDR in Kooperation mit dem RBB eine aufwändige Tonumsetzung des vernschen Stoffes realisiert. Gleich zwei Versionen des Hörspiel werden ausgeliefert. Eine in Stereo, die andere in 5.1 Dolby Digital Sound. Mit liegt zur Rezension die Stereo Fassung vor.


    Inhaltlich bietet das Hörspiel naturgegeben nichts Neues. Zumindest nicht dem Fan der Geschichte. Wer den Roman gelesen und die Hörspiele und Hörbücher gehört hat, dem dürfte die Geschichte in der Tat auch in der Neuvertonung in punkto Handlung bekannt sein und eben damit auch keine Novitäten bereitstellen. Sehr wohl Neues allerdings bietet die Umsetzung. Genau hierauf möchte ich dann auch die nachfolgende Kritik richten:


    Bereits schon in der Stereo Version wirken die im Hörspiel eingesetzten Effekte absolut bombastisch. Wind und Sturm scheinen den Zuhörer förmlich wegzufegen, eine losgetretene Steinlawine vermittelt den Eindruck direkt neben dem Lauscher einzuschlagen, die im wahrsten Sinne des Wortes heiße Fahrt der Reisegesellschaft im Schacht eines Vulkans rüttelt nicht nur an den Nerven der Beteiligten sondern durch die Soundkulisse ganz vehement auch an der jeweiligen Sitzgelegenheit des Zuhörers. Eine entsprechende Lautstärke natürlich vorausgesetzt. ... Kurzum: Das diesbezügliche Hörerlebnis ist wahrlich und wahrhaftig unglaublich. Die Darbietung überzeugt hier in allen Punkten. So haucht man einem Hörspiel Leben ein! So wird Aktion eindrucksvoll intoniert!!! Perfekt!


    Weniger Perfekt und in krassem Gegensatz zu den bei den Actioneinlagen eingebundenen Effekten präsentiert sich die hinterlegte Musikkulisse: Pling..., Pling ..., Pling ... so tönt leider viel zu oft ein einzelner Klavierton aus dem Lautsprecher...,gefolgt von einer sicher virtuosen aber nichts desto trotz ebenso melancholischen Streichereinlage. Das wirkt nicht nur sehr kalt, sondern fast schon depressiv, respektive deprimierend.


    Dies mag Tribut einer "erwachsenengerechten" Umsetzung des Stoffes sein, das mag als zeitgemäße Interpretation der Etablierung eines zum Inhalt passenden "Ambiente" ausgelegt werden können, ist nach meinem Dafürhalten aber einfach unpassend. Gewollt oder nicht, beabsichtigt oder nicht, es zerstört einfach das "gewohnte" Bild der sonst heimelig spannend intonierten Abenteuergeschichte. Genauso, wie Stimmverzerrungen und -überlagerungen. Die Rezitierung des Skanussemm Textes durch Axel und Prof. Lidenbrock jedenfalls wirkt in diesem Sinne befremdlich und zu sehr einem modernen Anspruch verpflichtend intoniert.


    Gut, intervenierend zu dieser Aussage muss man meine Affinität zu Kinderhörspielen berücksichtigen. Jules Verne Hörspiele verbinde ich jeweils mit einer recht "zahmen" und überaus gutmütig unterhaltenden Umsetzung der originalen Romanvorlagen. Dies aufgrund meiner persönlichen "Hörhistorie". ... Diese Hörerfahrung prägt. In Bezug auf die Erwartungshaltung genauso, wie hinsichtlich der Rezeption davon abweichender Vertonungen! Zu modern jedenfalls mag ich es nicht!


    Kommen wir zur dialogtechnischen Umsetzung: Vorlage des Dialogskriptes ist die anonyme deutsche Erstübersetzung des vernschen Romans. Besser kann man dem Stoff wohl nicht gerecht werden. Der Sprachduktus und die Ausdrucksform klingen schön verschnörkelt und altbacken und passen damit stilistisch in das nostalgisch anmutende inhaltliche Szenario. Dies ist mithin notwendiges Kriterium für eine stilgerechtes Hörfgefühl - oder um es anders auszudrücken: Diese Art der Sprachführung vermittelt gekonnt den Eindruck einer sehr sehr alten Geschichte lauschen zu dürfen. Für Fans einer überholten Sprache birgt das Hörspiel damit ganz klar einen ganz besonderen Hörgenuss.


    Die stimmliche Umsetzung der Charaktere hingegen relativiert den Hörspaß wieder. Axel, gesprochen von Florian Lukas klingt für mich einfach zu alt (wobei ich nicht weiß welches Alter der Charakter im Roman eigentlich hat), Prof. Liedenbrock, gesprochen von Wolf-Dietrich Sprenger zu exzentrisch. Auch hier muss ich beschwichtigend natürlich erneut auf meine bisherigen Hörerfahrungen und deren prägende Wirkung verweisen glücklich.


    Fazit:
    Die Geradwanderung, eine alte Story mit "alten" Dialogen soundtechnisch brachial modern zu intonieren scheitert an der zu offensiven Interpretation. Insgesamt stellt das Gesamtwerk für mich einen Kompromiss dar. Dialoge, Dramaturgie, Effekte harmonieren zwar perfekt, letztlich schafft es das Gesamtwerk aber nicht das Flair eines alten Abenteuerhörspiels zu transportieren. Muss es auch nicht, wenn es sich von Vorherigem unterscheiden will. Und das tut es definitiv und bedient damit sicher perfekt die Erwartungshaltung derer, die weniger nostalgieverliebt sind als der Autor dieser Zeilen.


    © Oliver Schulte
    Online: 22.02.2006

  • Hi Olli, ich hab's mal ins Rezensionsforum verschoben. Danke für die Rezi! :applaus:


    Wie sieht denn Deine persönliche Hitliste der 3 vom MDR produzierten Dolby Digital Hörspiele aus?


    • 20000 Meilen unter den Meeren
    • In 80 Tagen um die Welt
    • Die Reise zum Mittelpunkt der Erde


    Und noch eine Frage: Hattest Du Vergleichsmöglichkeiten der CD-Versionen und der DVD-Versionen? Falls ja: Die DVD-Versionen sind im Schnitt 15-30 Minuten länger. Wie gefällt Dir das, bzw. fiel es Dir überhaupt auf?


    [asin]3899402855[/asin] [asin]B000BAY4AG[/asin] [asin]B000E1JNIA[/asin]

  • Hi Poldi...


    mein Hitliste ist:


    1. In 80 Tagen um die Welt
    2. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
    3. 20.000 Meilen unter den Meeren


    Leider habe ich von Der Reise zum Mittelpunkt der Erde nur die Radioversion gehört. Die Dolby 5.1. version hätte ich gerne als Vergleichmöglichkeit... Letztlich würde dies an meinen Kritikpunkten aber sicher nichts ändern. :)

  • Hattest Du die beiden anderen im Vergleich hören können?


    Bei "Reise zum Mittelpunkt" habe ich übrigens folgende Erfahrung gemacht: Zunächst hatte ich die 5teilige Radioausstrahlung gehört. Die eintägigen Pausen taten dem Hörspiel wohl nicht gut, denn ich empfand es als grotten-langweilig! Dann aber habe ich die Dolby-Digital-Version Ende Januar am Stück gehört - und war überrascht, wie gut mir das Hörspiel auf einmal gefallen hat!


    Übrigens - meine Hitliste:


    1. In 80 Tagen um die Welt
    2. 20.000 Meilen unter den Meeren
    3. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde


    "In 80 Tagen" ist einfach die Version, die einem "richtigen Kinderhörspiel" am nächsten kommt. Bei "20000 Meilen" finde ich die Effekte in der Dolby Digital Version gegenüber den anderen beiden am besten.


    Wie findest Du eigentlich Florian Lukas generell als Sprecher? Meiner Meinung nach macht er seine Arbeit sehr gut, die Stimme finde ich angenehm.

  • Zitat

    Original von Poldi
    Hattest Du die beiden anderen im Vergleich hören können?


    ..


    Wie findest Du eigentlich Florian Lukas generell als Sprecher? Meiner Meinung nach macht er seine Arbeit sehr gut, die Stimme finde ich angenehm.


    Leider nicht...


    Florian Lukas hat seinen Job sehr sehr gut gemacht. Wie eigentlich alle Sprecher in der Produktion. Gefeut hat mich das Wiederhören mit Uwe Friedrichsen.... Es ist halt nur so, dass ich auf eine jüngere Stimme bei Axel und eine weniger flippige Stimme bei Prof. Liedenbrock geeicht bin.... und als seeehr konservativer Hörspielhöer eben auch mit Neurerungen so meine Schwierigkeiten habe.


    Gerade weil in 80 Tagen eher dem Stil eines Kinderhörspiels glkeichkommt mag ich es wohl so gerne :)

  • So sehr ich mich über jedes neue Verne HSP freue, Freude will mir bei der aktuellen Produktion nicht wirklich aufkommen.
    Story, Dialoge, Effekte alles wunderbar.
    Aber Lidenbrock: Wolf-Dietrich Sprenger vergällt mir echt den Spaß an diesem Hörspiel.
    Alternativ hätte man besser Jürgen Thormann nehmen sollen, dem auch ein Cpt.Nemo gut zu Gesicht gestanden hätte.
    Deswegen meine Hitliste:
    20000 Meilen unter den Meeren


    In 80 Tagen um die Welt


    Die Reise zum Mittelpunkt der Erde


    Weiß jemand ob Die geheimnisvolle Insel irgendwann geplant ist?

    Wenn ich die Folgen geahnt hätte, wäre ich Uhrmacher geworden.
    Albert Einstein (1879- 1955)
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