Forscher sind Erbauern von Stonehenge auf der Spur

  • Ein paar Reste von Häusern, Feuerstellen, Knochen und Gefäße - Archäologen haben wenige Kilometer von Stonehenge entfernt Überbleibsel eines Dorfes gefunden. Sie vermuten, dass sie den Erbauern der mythischen Kultstätte auf die Spur gekommen sind.


    Das Steinensemble von Stonehenge zieht jährlich Scharen von Besuchern an. Besonders zu astrologisch-esoterischen Stichtagen pilgern Menschenmassen herbei. Auch zur Zeit der Erbauer der prähistorischen Anlage könnte es so gewesen sein: Die Anlage war zum Sonnenaufgang an Mittsommer ausgerichtet, einem bedeutenden Tag im Kalender.


    Jetzt haben Archäologen gut drei Kilometer von Stonehenge entfernt die Reste einer Anlage ausgegraben, die sie als Dorf interpretieren. Es wurde nach Datierungen mit der Radiokarbonmethode rund 2600 Jahre vor unserer Zeitrechnung gebaut, etwa zu jener Zeit, als in Ägypten die Pyramiden von Gizeh entstanden.


    In England war die Bautätigkeit damals bescheidener: Von kleinen Holzhäusern mit einem zentralen Feuerplatz sprach der Archäologe Mike Parker Pearson bei einer Pressekonferenz der National Geographic Society, die die Ausgrabung unterstützt.


    Zur selben Zeit seien auf den Orkney-Inseln bereits Steinhäuser beinahe identischen Designs gebaut worden, sagte der Forscher von der University of Sheffield. Acht Häuser wurden bislang ausgegraben und insgesamt bestand die Siedlung namens Durrington Walls wohl aus mindestens 25 von ihnen. Das Dorf war durch Fluss Avon mit Stonehenge verbunden. Das Steinzeitdorf wird seit dem Jahr 2005 ausgegraben und befindet sich innerhalb der größten bekannten Erdwallanlage Englands.


    Ort zum Schlemmen und Feiern


    In dem Ort fanden die Wissenschaftler Steinwerkzeuge, Tierknochen, Pfeilspitzen und andere Artefakte. Auch eine Art hölzerne Ausgabe des berühmten Steinkreises fanden die Forscher. Sie sei so ausgerichtet gewesen, dass sie den Sonnenaufgang zu Mittwinter und den Sonnenuntergang zu Mittsommer markiert habe.


    "Stonehenge ist nicht nur ein einzelnes Monument. Tatsächlich ist es Teil eines Paars - aus Stein und Holz", sagte Parker Pearson zu "National Geographic News".


    Ende 2006 fanden die Forscher eine abseits gelegene Gruppe von Haus-Überresten. Hier fehlten die sonst übrigens Haushalts- und Essensabfälle. Daher, so spekulieren die Archäologen, könnte es sich um Gebäude gehandelt haben, die zu rituellen Zwecken oder als Wohnhäuser einer Priesterkaste gedient haben.


    Aber auch die anderen Gebäude von Durrington Walls waren wohl keine Häuser, in denen Menschen permanent lebten. So fanden die Forscher kaum alltägliche Werkzeuge auf dem Gelände, dafür aber viele Reste von Tongefäßen und Tierknochen. Menschen aus dem ganzen südlichen England könnten nach Stonehenge gekommen sein, "um zu schlemmen und zu feiern", sagte Parker Pearson.


    Jetzt sollen Isotop-Analysen von vor Ort gefundenen menschlichen Zähnen zeigen, von wo genau die Besucher angereist waren. Während sie besondere Tage im Jahr feierten, davon sind die Forscher überzeugt, wohnten die Steinzeit-Briten in Durrington Walls.


    stx/AP


    http://www.spiegel.de/wissensc…sch/0,1518,463297,00.html