Samuel Beckett "Alle, die da fallen" Radio-Hörspiel

  • Titel: Alle, die da fallen

    Übersetzung aus dem Englischen


    Autor: Beckett, Samuel


    Regie: Schröder-Jahn, Fritz


    Gattung: Hörspiel


    Art: Drama


    Bearbeitung: Erika Tophoven und Elmar Tophoven (Übersetzung)


    Sprecher: Mrs. Rooney (Tilla Durieux),


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    Mr. Rooney (Eduard Marks), Christy (Werner Schumacher), Mr.Slocum (Siegfried Lowitz), Tommy (Charles Brauer), Mr. Barrell (Erich Weiher), Miss Fitt (Gerda Schöneich), Jerry (Nikolaus von Festenberg), Frau (Anna Blask)


    Produktion: Norddeutscher Rundfunk, Saarländischer Rundfunk


    Produktionsjahr: 1957
    Länge in Minuten: 79

    Inhalt: Eine Landstraße und ein Bahnhof in Irland. Mrs. Rooney, eine zänkische alte Frau, zerrüttet von Rheuma und Kinderlosigkeit, schleppt sich die heiße staubige Straße entlang, um ihren Mann vom Zug abzuholen. Sie wollte ihn überraschen, da er ja heute Geburtstag hat.


    Sie trifft mehrere Menschen, nach deren Wohlbefinden sie sich erkundigt. (Später auf dem Rückweg erzählt sie ihrem Mann von all’ den „widerlichen“ Menschen!)
    Der blinde Dan unterhält in der Stadt ein nutzloses Büro, um nicht den ganzen Tag mit seiner Frau verbringen zu müssen. Sie ist von seiner Lieblosigkeit enttäuscht.


    Als der Zug mit Verspätung eintrifft, erfährt sie von Jerry, dem Jungen, der den blinden Dan, ihren Mann, sonst vom Bhf. abholt, dass ein Kind aus dem Zug auf die Schienen gefallen ist. Dan versuchte, diese Mitteilung zu verhindern.
    Sie schleppen sich beide durch den Regen nach Hause; sie erwähnt den Maulesel, der ihr mit Christy auf dem Hinweg begegnet ist. War das nicht auch ein Maulesel, auf dem Jesus nach Jerusalem eingeritten ist, fragt sie. Daraufhin fragte Dan, wer morgen predigte und welches der Predigt-Text sei. Sie antwortete:
    "Der Herr erhält alle, die da fallen und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind." (Psalm 145, Vers 14 – Hier ist auch der Titel des Hörspiels enthalten.) Beide lachen lauthals los!



    Dieses ist grob umrissen der Inhalt. Es geht m. E. um das Altsein mit seinen Behinderungen – physischer und psychischer Art.

    S. Beckett (1906 - 1989)


    – irischer Dramatiker, Werke u.a. „Warten auf Godot“ (1953), „Endspiel“ (1957), „Das letzte Band“ (1959, habe ich aufgenommen mit dem großen Schauspieler Martin Held in einer Aufnahme von 1969/71, in der Samuel Beckett selbst Regie führte)


    will uns vielleicht vermitteln, dass -so alt man auch ist, so depressiv und hysterisch man auch wird, so klapprig und körperlich behindert man auch werden wird – man trotz all dieser widrigen Umstände getragen wird – auch wenn man sich lustig macht über den Zuspruch. Dieses vielleicht seine Botschaft; sein Text ist aussergewöhnlich gut, denn in jedem Satz ist eine Wahrheit über das Leben enthalten, bzw. er charakteresiert die verschiedenen Menschen kollossal gut – ja, und besonders gut Mrs. Rooney.


    Damit komme ich zur Besetzung, die steht und fällt mit der exzellenten alten Schauspielerin Tilla Durieux ((1880-1971), die die Rolle der Mrs. Rooney aussergewöhnlich gut spielt. Wie sie spricht – mal langsam, mal wütend schnell, mal zärtlich leise, als sie ihren Mann Dan auf dem Bahnhof begrüßt, mal krächzend, mal summend, mal lauthals loslachend, mal schluchzend, als sie vom Tod des Kindes erfährt – das macht ihr so leicht keiner nach! Ihre große Gestaltungskunst ist eben unvergesslich!


    Die „Klangeffekte“ in diesem Hörspiel sind es „nur“: das sehr im Gedächtnis bleibende Schlurfen und schwere Atmen der alten Mrs. Rooney, das Klappern des Blindenstockes ihres Ehemannes Dan Rooney, die Zuggeräusche und nicht zuletzt das „I-A“ des Maulesels. Aber es bedurfte auch keiner Begleitmusik oder andersartiger Klangeffekte, denn dieses Hörspiel lebt vom Wort, vom Wort des Autors Samuel Beckett.


    Ich hatte dieses Hörspiel vor ca. 10 Jahren einmal in einer Wiederholung im NDR gehört, jetzt habe ich es von einem Bekannten bekommen und habe viel mehr entdeckt als damals. Ich werde es mir bestimmt nochmals anhören – demnächst in diesem Theater. J


    Dieses war k e i n e Rezension, da ich keine Rezensentin bin. Ich wollte nur meinen Eindruck schildern, den ich beim Anhören dieses bemerkenswerten Hörspiels hatte.

  • Hi Frenzey,
    Du scheinst eine Vorliebe mit mir zu teilen - ich gehöre auch zu den wenigen (wie mir scheint), die eher Radio-Hörspiele bevorzugt.


    Dieses hier habe ich noch nicht gehört, obwohl ich es habe - Danke für die Empfehlung, hört sich richtig gut an - werde ich mir anhören, sobald ich ne ruhige Minute finde :)

  • Hallo Frenzey!


    Deine Eindrücke hast Du sehr gut beschrieben und dafür, dass Du das zum ersten Mal in dieser Form gemacht hast, muß ich Dir sagen:


    "Alle Achtung" ! und


    :respekt:


    Deine Einrücke regen den Leser an, das Hörspiel auch mal zu hören.


    Ich kann mir vorstellen, dass es ein sehr gutes Hörspiel ist, mit ein bißchen düsterer und dunkler Stimmung.


    Tilla Durieux sieht wunderschön aus und hat ein gütiges Gesicht.


    Ich wünsche Dir noch viel Spaß beim Hören und Schreiben, und es wäre toll wenn Du noch weitere Hörspiele hier im Forum beschreiben könntest.


    Es macht viel Freude Deine Eindrücke zu lesen.


    Mit freundlichen Grüßen


    Moe Perry

  • Hihi, da besteht dann allerdings bei mir die Gefahr, daß ich ganz schnell einschlafe, weil ich oft erst abends zum Hören komme :D

  • Sag mal Frenzy, wieso schreibst Du eigentlich da oben, daß das keine Rezension ist? Gibt es formal bestimmte Anforderungen an eine Rezension die Deine "Nicht-Rezension" ;) nicht erfüllt?


    Ich muß Moe im Übrigen zustimmen - dafür, daß es keine Rezi war, war sie gut :lol:

  • Moin Clavelina,


    es gibt bestimmt bestimmte Sachen, die man bei Rezensionen erfüllen muss, die ich aber gar nicht kenne! :-)))
    Aber ich danke für das Lob, das mich ja ermutigt weiterzumachen - "demnächst in diesem Theater". Es braucht ja auch nicht immer zu lang sein. Habe da nämlich ein tolles Hörspiel gehört, das ich aufgenommen habe vom DLF/Köln, habe ich noch gut in Erinnerung.


    Frenzey, die Deinen Spruch von Konfuzius gut findet.
    Werde es Dir jetzt immer gleich machen; darf man ja ruhig "nachmachen"??? Greife mal aus dem Vollen, hier: "Entwürfe".


    "Nur aufs Ziel zu sehen, verdirbt die Lust am Reisen."


    Friedrich Rueckert