Wer kann das lesen und übersetzen?

  • Hi zusammen,
    mein Bruder und ich haben einen alten Brief meiner Oma gefunden, den sie 1945 an ihren ersten Mann geschrienen hat. Ihr Mann lag zu diesem Zeitpunkt in einem Lazarett, wo er 1946 starb. Der Brief kam zurück mit dem Hinweis, die Witwe doch bitte über das Ableben zu informieren.
    Leider können wir nur Bruchstücke lesen, aber vielleicht ist hier ja einer, der da etwas geübter ist.


    [Blockierte Grafik: http://www.djk-ostheim.de/temp/brief.jpg]

  • Ein bisschen Übung hab ich ja - aber das ist ja wirklich ne "Sauklaue" . Ich kapituliere fürs erste.
    Es gibt hier in Kiel einige Rentner, de sowas als Hobby unentgeltlich "übersetzten". Wenn ich die Annonce wiederfinde, schreib ichs dir.
    Ansonsten kannst du auch googeln - es gibt auch "Profis" die das machen für ca. 3 cent pro wort. Ist je ein relativ kurzer Text da kann man sich das vielleicht sogar leisten.
    Oder du wendest dich an den Doktor in HH: http://www.ndrinfo.de/service/…/suettlerlinschrift2.html - der macht das mit seinem Verein "gegen Spende".
    Wenn nicht eilig ist, mail ich das mal meinem Onkel, der kann das meiner Oma mal zum abschreiben geben *g*

  • ... also: Ich bezweifle, dass dies die Oma geschrieben hat. Es scheint ein Brief vom Verletzten zu sein (so steht dort auch die Formel: Oh öffne mir o Königin - kann aber auch aus einem Gebet sein).
    Es ist wirklich schlimm geschrieben in Sütterlin. Da der obere Text quer rüber geht und dann in Spalten übergeht, kann man nur schwer folgen. Wenn ihr schon was raus habt, dann wird es sich mit meine Brocken decken: Es geht los mit sehr prosaischen Vergleichen der Liebe, dem Wunsch treu zu bleiben und zurückzukommen. Der Schreiber möchte nicht vergessen werden. Dann folgen mehr oder weniger ängliche Fragen (wieviel Lippen vor mir hat dein Mund schon geküsst?) es folgt die Offenbarung, dass durch der Andere das ware Glück ist und sich dadurch für den Schreiber der Himmel öffnete usw.


    Habt Ihr die Chance es jemanden Lesen zu lassen? ANsonsten geb ich es mal meiner Mutter zum vorlesen.

  • Zitat

    Original von Andreas Fehrmann
    ... also: Ich bezweifle, dass dies die Oma geschrieben hat. Es scheint ein Brief vom Verletzten zu sein


    Das kann natürlich auch sein. Wir haben angenommen, dass der Brief zurückgeschickt wurde. Auf der Rückseite ist nämlich die Nachricht vom Tode vermerkt. Dann sind das praktisch die letzten Worte eines sterbenden... ;(


    @Leo und Andreas: vielen Dank schon mal für eure Mühen. Ich bin in Altdeutsch (allerdings nur in gedruckter Form) sehr geübt, aber das kann ich gar nicht lesen.

  • Der Text über dem Strich ist eigentlich ziemlich prophan - es ist der Text der "Capri-Fischer", wenn auch mit einigen Fehlern, was ich niemandem zum Vorwurf mache:


    Der Text unter dem Strich lautet wie folgt:



    Scheint wohl auch ein Liedtext zu sein ...?


    Tja ... das war's ... :gruebel:


    Gruß
    Skywise

  • Skywise, du wirst mir unheimlich! Konntest du das etwa lesen???
    Vielen Dank auf jeden Fall. Jetzt wissen wir zumindest, was ihr erster Mann dort aufgeschrieben hat.
    DANKE!

  • Zitat

    Original von Molochos
    Skywise, du wirst mir unheimlich! Konntest du das etwa lesen???


    Ich hab' in der Schule im Rahmen des Kunstunterrichts Sütterlin gelernt. :keineahnung:


    Gruß
    Skywise

  • Zitat

    Original von Skywise
    Ich hab' in der Schule im Rahmen des Kunstunterrichts Sütterlin gelernt. :keineahnung:


    Gruß
    Skywise


    Respekt!

  • ... die "Übersetzung" könnte zeitlich hinhauen. WIKIPEDIA schreibt dazu:
    Geschrieben wurde das Lied im Jahre 1943. Die Wiedergabe des Liedes im Rundfunk wurde verboten, da die US Army 1943 bereits auf Capri gelandet war. Der Text stammt von Ralph Maria Siegel, dem Vater des bekannten Komponisten Ralph Siegel, die Musik schrieb Gerhard Winkler. Die erste Interpretin des Liedes und auch auf der Schellackplatte war die Sängerin Magda Hain. Sie war eine Entdeckung Gerhard Winklers und war bekannt für ihren glockenreinen Koloratursopran. Später hatte sie mit den Winkler-Liedern Komm, Casanova, küß' mich, Möwe Du fliegst in die Heimat, Großmütterlein und Melodie meiner Träume große Erfolge.
    Im Mai 1947 erschien das Lied auf eine Schellackplatte der SBZ-Plattenfirma Amiga mit Kurt Reimann als Sänger. In Westdeutschland wurde es 1949 durch Rudi Schuricke bekannt. In der Schweiz war auch die von der Sängerin Gretl Rat aufgenommene Interpretation populär.

  • Andreas Fehrmann:
    Das zweite Lied gibt mir eher zu denken - vom Stil her würde ich es in eine Operette stecken - ein einfacher Schlager der damaligen Zeit war vom Versmaß simpler gestrickt und auch vom Inhalt her nicht ganz so bedeutungsschwer ... *summ* "Der Onkel Jonathan, der Onkel Jonathan / ist noch verliebter als ein ganz verliebter Auerhahn / dü dü düb düb düdü düb düdüb ..." :D
    Im Text ist die Zeile "Ja das liegt beim Mann ja so im Blut" ziemlich auffällig. In einer Oper würde ich eine solche Zeile nicht erwarten, wohl aber in einem gefälligen Lustspiel oder eben einer Operette. Möglicherweise handelt es sich hier auch um ein Duett, denn das "wieviel schöne Frauen hat dein Mund vor mir geküßt" und das "o öffne mir, o Königin" dürften wohl nicht von derselben Person gesungen worden sein ... oder wir haben hier eine lesbische Liebe :D Wobei das natürlich auch möglich wäre - das "schwule Lied" erlebte in den 20er Jahren eine echte Blütezeit, aber der Nationalsozialismus hat diese ganze Bewegung mit einem Schwung weggespült und nicht wenige der Männer und Frauen, die in den 20er Jahren gleichgeschlechtliche Liebeslieder sangen oder neutrale Liebeslieder, die eigentlich für das andere Geschlecht bestimmt waren, auf möglichst tuntige bzw. burschikose Weise darboten, durften nur wenige Jahre später ihre Lieder dem Wachpersonal der Konzentrationslager vorsingen; von den Autoren solcher Lieder will ich gar nicht erst anfangen. Aber wie gesagt - für einen Schlager der damaligen Zeit halte ich das Lied erst mal nicht.


    Ich hör' mich mal um - vielleicht kommt mir ja noch eine Erleuchtung ... oder einem meiner Bekannten ... :D


    Gruß
    Skywise

  • Okay. Sag' ich's doch ... man muß sich nur ein wenig umhören und an Wissensbrocken entlanghangeln, dann kommt schon was bei rum :D
    Also - es handelt sich tatsächlich um ein Liebesduett, arg verkürzt und mit einigen falschen Worten. Es stammt aus der Operette "Paganini" von Franz Lehár und beschreibt ein Duett zwischen dem Teufelsgeiger und der Fürstin von Lucca, "Sag' mir, wie viel süße rote Lippen hast du schon geküßt".
    Die Operette wurde 1925 uraufgeführt und war vor allem durch den Tenor Richard Tauber sowie einige Rundfunkaufnahmen in den 30er Jahren ausgesprochen bekannt und beliebt geworden. Paßt.


    :done:


    Gruß
    Skywise

  • :respekt: an euch beide, wie ihr das rausgefunden habt...


    Wenn ich mal ein altes schriftstück finde weiss ich ja, an wen ich mich wenden kann ;)

    "Ich eile! Gibt es Jungfrauen zu retten oder Drachen zu erschlagen?"

    Sven Plate (Das Tapfere Schneiderlein)


    Sind wir nicht alle ein wenig [GLOW=limegreen]INSIDE[/GLOW] ?

    Ich grüße alle die gegrüßt werden wollen


    Euer Popelx