Rezension: Der Zauberer von Oz (Hörspiel)

  • Baum, L. Frank: Der Zauberer von Oz (Hörspiel)


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    L. Frank Baum
    Der Zauberer von Oz
    (The Wonderful Wizard of Oz, 1900)
    Aus dem Amerikanischen von Sybil Gräfin Schönfeldt
    Hörspielbearbeitung von Heidi Knetsch und Stefan Richwien
    Sprecher: Christiane Leuchtmann, Heinz Schubert, Veit Schubert, Hans Peter Korff, Martin Seifert u. a.
    Musik von Frank Wulf-Raven und Stefan Wulf
    Titelillustration von Beate Speck-Kafkoulas
    hörverlag, 2005, 2 CDs, ca. 102 Minuten Laufzeit, ca. 12,95 EUR, ISBN, 978-3-89940-540-8


    Von Irene Salzmann


    „Der Zauberer von Oz“ ist das bekannteste Werk – ein Kinderbuch, aus dem schnell eine Serie wurde – von Lyman Frank Baum (1856 – 1919). Es diente als Vorlage für Theaterstücke, Musicals und Hörspiele. Den größten Erfolg feierte der Farbfilm „The Wizard of Oz“ (1939) mit Judy Garland als Dorothy. Das von ihr gesungene Lied „Over the Rainbow“ zählt zu den Klassikern, die immer wieder neu interpretiert werden.



    Ein schlimmer Wirbelsturm trägt Dorothys Haus davon und setzt es in einem unbekannten Land ab – dabei kommt die böse Hexe des Ostens zu Tode. Dorothy ist entsetzt, und obwohl man sie freundlich als Befreierin begrüßt, möchte sie schnellstens zurück nach Hause. Sie folgt dem gelben Weg zur Smaragdstadt, da es heißt, dass nur der mächtige Zauberer von Oz ihr helfen kann.
    Auf ihrer Wanderung schließen sich ihr die Vogelscheuche, die den Zauberer um Verstand bitten möchte, der Blechmann, der sich ein Herz wünscht, und der feige Löwe, der gern mutig wäre, an. Als sie ihr Ziel erreichen, erwartet sie jedoch eine große Enttäuschung, denn der Zauberer will ihnen erst helfen, wenn sie im Gegenzug etwas für ihn tun: Er verlangt, dass sie die böse Hexe des Westens töten.
    Das findet Dorothy zwar schrecklich, aber zusammen mit ihren Gefährten begibt sie sich ins Reich der Hexe. Diese sendet Wölfe, Krähen, geflügelte Affen und andere Tiere aus, um die vier aufzuhalten. Die Vogelscheuche und der Blechmann werden auseinander genommen, der Löwe und Dorothy geraten in Gefangenschaft …



    Praktisch jeder kennt die Geschichte, was sicher vor allem der gelungenen Verfilmung zu verdanken ist. Auch heute noch bezaubern Dorothys Abenteuer Jung und Alt und laden zu einer Reise durch eine phantastische Welt ein. Dass die bösen Hexen sterben, mag grausam scheinen, aber so ergeht es ihnen nun mal in allen Märchen, und das Thema wird nicht unnötig ausgewalzt. Am Ende siegt das Gute, und auf die Helden wartet eine Belohnung. In Folge dürfen auch Kinder ab 7 Jahre dem Hörspiel lauschen.
    Die Inszenierung kann überzeugen. Alle Sprecher erfüllen ihre Rollen, und man kann sich die einzelnen Figuren bildlich vorstellen. Einige werden sich vielleicht noch an die deutsche Folk-Rock-Band Ougenweide erinnern, die in den 1970er Jahren zu den ersten Interpreten des Mittelalter-Rocks gehörte und die auch heute noch auftritt. Ihre Mitglieder Frank Wulf-Raven und Stefan Wulf sorgen für die musikalische Untermalung des Hörspiels.
    Obwohl L. Frank Baum versicherte, dass er lediglich die Gute-Nacht-Geschichten, die er für seine Kinder erfunden hatte, in seinen Büchern niederschrieb, halten sich hartnäckig die Theorien, die in den Charakteren und ihren Erlebnissen eine Allegorie auf das Amerika um 1900 sehen wollen. Seine Serie beeinflusste zahlreiche Schriftsteller und bewog die phantastischen Autoren Philip José Farmer („World of Tiers“, „Die Liebenden“) und Joan D. Vinge („Die Schneekönigin“, „Star Wars – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“), die Reihe um neue Titel zu ergänzen.
    Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen versuchte L. Frank Baum nicht, seine jungen Leser durch moralinsaure Geschichten zu erziehen, sondern bot ihnen einen spannend-phantastischen Stoff zum Träumen. Dabei folgt er den traditionellen Regeln des Märchens. Böse Taten werden bestraft und gute belohnt. Wer einen Wunsch hat, muss eine Aufgabe erledigen oder eine Prüfung bestehen, bevor er bekommt, was er begehrt. Dabei zeigt sich, dass Dorothy, die Vogelscheuche, der Blechmann und der Löwe die Lösung bei beziehungsweise in sich tragen. Um einander zu helfen, wachsen sie über sich hinaus und brauchen den Zauberer gar nicht, der sich am Schluss als Scharlatan zu erkennen gibt: Man benötigt keine Magie, wenn man treue Freunde hat, für die man alles tun würde und umgekehrt.


    „Der Zauberer von Oz“ ist ein zeitloses Märchen, das noch immer fesselt – und die gelungene Hörspielumsetzung ist nicht nur für Kinder ein sehr schönes Mitbringsel!


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    Quelle