Erschreckende Ähnlichkeit
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Zeha Schröder kann dank des Allwetterzoos in seiner neusten Produktion in eine Welt des Jules Verne eintauchen und eine Geschichte über das Attentat auf den Schriftsteller-Star erzählen - mit einer verblüffenden Parallelität.Foto: (f+g)
Münster - „Der weltberühmte Star, Idol einer ganzen Generation, kehrt nach Hause zurück. Vor seiner Tür lungert ein junger Mann herum, stürzt plötzlich auf ihn zu und streckt ihn mit mehreren Schüssen nieder. Anschließend lässt sich der Attentäter widerstandslos festnehmen. Er hat sein Ziel erreicht. Wer jetzt an die Ermordung John Lennons durch Mark Chapman denkt, irrt sich nicht.“ Doch diese Geschichte hat sich vor genau 125 Jahren schon einmal exakt auf diese Weise zugetragen.
Mit dieser Einleitung machen „Freuynde und Gaesdte“ auf ihr neustes Stück aufmerksam, das eine faszinierende Facette auf eine schillernde Persönlichkeit der Geschichte wirft: Jules Verne. Denn erst zu dessen 100. Todestag vor sechs Jahren wurden die näheren Umstände des Attentats von 1886 bekannt. Im Unterschied zu Lennon hat Verne die Attacke leidlich überlebt.
Aber es gibt verblüffende Parallelitäten: Beide Schützen waren extreme Bewunderer ihres Opfers. Bei Verne kommt hinzu, dass der Täter sein eigener Neffe war: Gaston Verne. In den damals verfassten Polizeiprotokollen, die erst vor Kurzem veröffentlicht wurden, wird der wortkarge Täter zu seinen Motiven mit den Worten zitiert: „Angelegenheiten, die zu brisant sind, um sie zu Protokoll zu geben.“
Eine Steilvorlage für Zeha Schröder. Mit Texten von Jules und Gaston Verne konkretisiert er spekulativ die Motive des Attentäters und will sie dabei zugleich aktualisieren. Schon die Zeitgenossen verliehen Jules Verne den Ehrentitel „Erfinder der Zukunft“, weil er eben kein Fantast war, sondern mit Fantasie die Zukunft vorwegzudenken trachtete. Das ist unterhaltsam, kann aber auch beängstigend sein. Auch heute, so Schröder, breche von gefährlicher Handy-Strahlung über Klimawandel bis globalisierter Wirtschaftsverstrickung immer wieder Zukunftsangst aus: „Ich will die Geschichte an einen Punkt bringen, der für uns spannend ist.“
Gespielt wird das Solo im „Aquarium“ des Zoos. Die Fische reagieren dort auch auf Schröders Spiel: „Das gibt jeder Vorstellung den improvisierenden Kick.“ Und die Tiere setzen das Limit: „Um 21 Uhr muss Schluss sein, weil die Fische ab 21.30 Uhr schlafen müssen.“
VON GERHARD H. KOCK, MÜNSTER
Quelle: http://www.ivz-online.de/lokal…eckende_aehnlichkeit.html