Spuk im Pfarrhaus (Folge 2) – Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs

  • Wer nur einen Sherlock Holmes hören möchte, der sich exakt so verhält, wie zu seinen besten Zeiten bei Sir Arthur Conan Doyle, dem rate ich von diesem Hörspiel ab. Sollte jedoch Interesse an einer großartigen Detektivserie, die im 19. Jahrhundert spielt, tolle Charaktere hat und durchgehend unterhaltsam ist, bestehen, so rate ich eindringlich dazu einmal reinzuhören.


    Die Meinungen über die Sherlock Holmes-Serie von Marc Gruppe sind gespalten. Vielfach wird bemängelt, der Bezug zum Original wäre nicht stark genug. Bisweilen wird geschrieben, dass es nicht schlimm wäre, an der Aufgabe „Sherlock Holmes“ neu zu erfinden, zu scheitern.
    Besonders den letzten Punkt finde ich interessant.
    Mir gefällt es ausgesprochen gut eine neue Sherlock Holmes Hörspielserie zu haben, die sich von den großartigen Klassikern des Sir Arthur Conan Doyles absetzt. Denn an deren Brillanz heranzureichen ist meiner Meinung nach sehr schwer. Und genau dieser zwingende Vergleich wird durch eigene Akzente vermieden. Gerade die Unterschiede zum „Original“-Holmes und gleichzeitig diese Nähe reizen mich ungemein. Es bringt frischen Wind in ein angestaubtes Setting.
    Anfängliche Befürchtungen ließen sich zerstreuen. Beispielsweise stand zu Beginn die Frage im Raum, warum es eine weitere Holmes-Hörspielserie geben sollte, wenn es bereits dazu so viele gute Adaptionen auf dem Hörspielmarkt gibt. Die Verbindung zu Conan Doyles Holmes ist stets vorhanden, aber es ist nicht derselbe. Beispielsweise gab es bisher keine Situation, in denen der Hörer völlig überrascht wird, wie der Meisterdetektiv aus den kleinsten Indizien richtige Schlüsse zieht. Vielmehr kann er selbst miträtseln. Das ist eine wunderbare Abwechslung zum Hören und ständigen grübeln: „Was passiert da eigentlich?“ Wenn ich das haben will, gibt es über 50 andere Holmes-Hörspiele die ich mir jederzeit anhören kann. Natürlich habe ich nichts dagegen, solche Momente auch in dieser Serie zu hören.


    Wie bereits in der ersten Folge gibt es ein unheimliches Intro ohne Holmes und Watson. Ich mag solche „in media res“ Anfänge. Im Anschluss beginnt Dr. Watson seine Erzählung und erklärt dem Hörer, warum er mit seinem Freund aufs Land fährt: Eine unheimliche Geistergestalt wird vermutet. Das ungewöhnliche Duo ist auf der Suche nach einer natürlichen Erklärung. Dabei erleben sie allerlei Unheimliches, sodass Watson zwischenzeitlich nicht mehr sicher ist, eine natürliche Ursache finden zu können.


    Bei den Sprechern gibt es absolut keinen Grund zur Klage. Sie sind allesamt hervorragendend gecasted worden. Lutz Riedels Leistung findet am Ende des Hörspiels seinen Höhepunkt, ebenso die von Tobias Nath. Ganz großes Kino!


    Musikalisch und geräuschemäßig wird der Hörer vom typischen Titania Medien Niveau verwöhnt.


    Fazit
    Nach bisher zwei gehörten Folgen der Serie „Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“ sagt mir besonders die Vielfalt zu. Die ersten beiden Abenteuer sind sehr unterschiedlich und jedes auf seine Art und Weise gute Unterhaltung.
    Exakt der Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle wird nicht geboten. Auch kein schräger Kauz wie in Guy Richies neuesten Verfilmungen. Es handelt sich um einen hervorragenden Detektiv der mit seinem guten Freund scheinbar unerklärlichen Rätseln auf den Grund geht. Auf mich wirkt dieses Hörspiel wie „Die drei ???“ für Erwachsene: ein mysteriöses Thema mit einem überraschenden Ende. Empfehlenswert!