Thalias Werke...

  • Da mich unser hochgeschätzter Admiral dazu ermuntert hat, hier mal meine "Werke" zu veröffentlichen, werd ich das nun auch machen. 8)


    Haltet euch mit Kommis bloss nicht zurück :mrgreen:


    Und wer konstruktive Kritik hat, immer her damit. Ich versuche immer, mich zu verbessern und eine ehrliche Kritik kann dabei nur helfen.


    So, genug der Vorrede, ich fang einfach mal an und stell eine Kurzgeschichte aus meiner HP-Fanfiction-Sammlung rein.

  • Disclaimer: Die Figuren der Geschichte gehören nicht mir, sondern der Autorin Joanne K. Rowling. Ebenso gehört der Songtext nicht mir, sondern der Sängerin Anouk. Ich leihe mir die Figuren und den Text nur aus und habe nicht die Absicht, damit Geld zu verdienen. Die Handlung der Geschichte ist mein Eigentum und dient allein der Unterhaltung.




    Hope, ist’s not too late


    Songfic zu „Jerusalem“ von Anouk



    Grimmig sah Severus Snape dem aufgeschreckt davon laufenden Erstklässler hinterher. Missmutig besah er sich nun das Muggelgerät, welches er dem vorwitzigen Ravenclaw-Jungen abgenommen hatte. Wie hatte der Junge es noch gleich genannt? Ah ja. Ein MP3-Player – batteriebetrieben, weshalb er auch innerhalb der Mauern Hogwarts funktionierte.


    Severus schnaubte abfällig. „Muggeltechnik!“, knurrte er, erbost über die zunehmende Dreistigkeit seiner Schüler. Wie konnten sie es wagen, solche Dinge in seine heiligen Kerkerräume zu bringen?!


    Dennoch... Das kleine Gerät faszinierte ihn – wenn auch wider Willen. Severus betrachtete den MP3-Player noch einen Augenblick lang missmutig-interessiert. Später, in seinen Räumen, würde er sich eingehender damit beschäftigen. Entschlossen steckte der Zaubertränkemeister das handlich kleine Ding ein. Und, als wäre nichts geschehen, setzte der gefürchtetste Lehrer Hogwarts seine Kontrollrunde fort.




    Es war bereits sehr spät in der Nacht, als Severus endlich seinen Tag beenden konnte. Zu guter Letzt hatte ihn auch noch unvermutet der dunkle Lord zu sich gerufen – nur, um erneut seine Treue und Loyalität unter Beweis zu stellen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte der dunkle Lord seine meisterhaft versteckten, wahren Beweggründe erkannt...


    Severus streifte angewidert den Todesser-Umhang ab und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Die Maske folgte, trudelte sacht gen Boden. Während er, beinahe schon mechanisch, seine Wunden versorgte, quälten ihn wie schon so oft zuvor die Gedanken, die er vor dem dunklen Lord stets verborgen hielt. Um seines Lebens willen, um der Sache willen – dem finalen Kampf gegen den mächtigsten aller Schwarzmagier.


    Gedanken, die um seine Angst, aufgedeckt zu werden, kreisten. Gedanken, wie er es auch in Zukunft schaffen sollte, die Pläne des Ordens vor den suchenden und ewig misstrauischen Augen zu verbergen.


    Der Tränkemeister setzte sich leise seufzend auf das Bett. Müde ließ er sich in die Kissen sinken. Alles in ihm schrie danach, einfach einzuschlafen, bis zum Morgen alles zu vergessen. Doch etwas in seiner Robe drückte unsanft gegen die schmerzenden Rippen und so setzte er sich ächzend wieder auf, um den Störenfried zu entfernen.


    Als Severus das Ding schließlich in den Händen hielt, starrte er erst nur verständnislos darauf. Bis ihm die Begebenheit mit dem Ravenclaw-Winzling wieder einfiel. Der Tränkemeister schnaubte, halb amüsiert, halb verärgert. Es zeugte wahrlich nicht von der vielgerühmten Weisheit des Hauses Ravenclaw, ein derartiges Muggelgerät ausgerechnet zu einer Strafstunde bei ihm mitzubringen!


    Doch Severus konnte – zumindest vor sich selbst – nicht bestreiten, dass ein Gerät, das ohne Zauber Musik erzeugen konnte, ihm durchaus eine gewisse Faszination abverlangte.


    Neugierig besah er sich den Player etwas genauer. Skeptisch registrierte er die winzigen Druckknöpfe, die offensichtlich für die Bedienung gedacht waren. Er versuchte aufs Geratewohl einen der Knöpfe. Vor Überraschung ließ er den Player beinahe fallen, als nun aus den winzigen Hörstöpseln tatsächlich leise Musik erklang.


    Neugierig hielt Severus sich einen der Stöpsel ans Ohr und lauschte den ersten, kraftvollen Akkorden. Was er hörte, gefiel ihm bereits ausgezeichnet – doch dann ertönte erst eine weibliche Stimme mit den ersten Worten des Textes. Fasziniert lauschte er der melodischen Stimme.



    Sir, can you tell me how to get to Jerusalem
    'cause I have kinda lost my way
    Sir will you help me get there as fast as I can
    tomorrow might be too late


    “Tatsächlich”, dachte Severus zynisch. “Morgen könnte es zu spät sein...”


    'Cause things ain't what they used to be
    My love for life is gone you see
    Am I fighting things I cannot see
    People always tellin' me how sweet and simple life could be
    They say you might as well live before you die


    “Meine Liebe ist gegangen...”, murmelte er betroffen. „Und ich kämpfe gegen Dinge, die ich nicht sehen kann, die niemand sehen kann.“


    But one thing I know for sure
    I am a danger to myself, how come
    Yeah one thing I know for sure
    I need some guidance, to get me out of this hellhole


    Severus’ Gesicht verzog sich erneut zu einer zynischen Grimasse.


    Jerusalem, can you help me find my way back to Jerusalem, yeah


    It took me quite a while to get into Jerusalem
    'Cause I had kinda lost my way
    I want to save me from myself so here I am
    I hope it's not too late


    Der Tränkemeister nickte nachdenklich. Es hatte ihn unendlich viel Zeit, Mühe, Selbstbeherrschung und vor allem Kraft gekostet, zur rechten Hand des dunklen Lords zu werden. Und er wollte nichts mehr, als endlich Frieden.


    'Cause things ain't what they used to be
    My love for life is gone you see
    Am I fighting things I cannot see
    I am so afraid to love
    'Cause of the way I've been hurt before
    I think by now it's time for me to leave


    Severus schloss gequält die Augen. „Lily...“ Seine erste, einzige, große Liebe.
    Schon vor ihrem Tod war sie in Wirklichkeit immer unerreichbar für ihn gewesen. Und weil er die Schuld an ihrem Tod trug, weil er diese Last jeden Tag, jede Nacht mit sich schleppte – das war der Grund, warum er nicht liebte. Nicht lieben konnte. Wie sollte er auch die Verantwortung für ein weiteres Leben tragen können?


    But one thing I know for sure
    I am a danger to myself, how come
    Yeah one thing I know for sure
    I need some guidance, to get me out of this hellhole


    Jerusalem, can you help me find my way back to Jerusalem
    Jerusalem, can you help me find what I have lost


    “Was ich verloren habe...”, murmelte Severus müde und voller Trauer. Er schüttelte unbewusst den Kopf. „Das kann niemals wiedergefunden werden.“


    Things ain't what they used to be
    My love for life is gone you see
    Am I fighting things I cannot see
    I don't wanna die this way
    Wishing that I could turn back time
    Wasted time, there is work to be done


    Severus lächelte traurig. Oh ja, wie oft hatte er sich schon gewünscht, die Zeit zurück drehen zu können...


    But one thing I know for sure
    I am a danger to myself, how come
    Yeah one thing I know for sure
    I need some guidance, to get me out of this hellhole


    “Nur, dass mir aus dieser Hölle niemand mehr heraus helfen kann... Dafür ist es schon lange zu spät...“


    Jerusalem, can you help me find my way back to Jerusalem
    Jerusalem, can you help me find what I have lost, yeah yeah
    Alright...


    Die Musik wurde leiser, verstummte schließlich ganz. Doch ihre Wirkung hielt noch lange an. Severus saß an diesem Abend noch sehr lange Zeit einfach nur da, ans Betthaupt gelehnt. Und als er sich letztlich doch zum Schlafen nieder legte, lag zum ersten Mal ein fast friedlich zu nennender Ausdruck auf seinem Gesicht.

  • @ adunsch



    mal ne story schreiben... :mrgreen:


    Bei welchem der über 70 Kapitel (á mindestens 1,5 Word-Seiten) möchtest du denn anfangen?? :lol:


    Ich stell dir mal ein bissel was zum Probelesen rein, die gesamte Story ist für hier aber ein wenig zu umfangreich, da inzwischen über 70 Kapitel und immer noch nicht fertig. Aber du kannst dir die Storys von mir ja auch im House-Forum angucken, ich schreibe da unter dem Nick Bear. Guckst du hier


    Hier zum Reinschnuppern Auszüge aus "PPTH All day to day"



    "Der Patient ist eine 16-jährige Weiße, die heute Morgen zuhause ohne Vorwarnung bewusstlos zusammengebrochen ist und seither auch das Bewusstsein nicht wiedererlangt hat. Kurz nach der Ankunft in der Notaufnahme setzte außerdem das Herz aus. Nach Gabe von 10 Milligramm Adrenalin intravenös setzte die Herztätigkeit wieder ein. Die Untersuchungen ergaben keine auffälligen Werte oder sonstigen Normalitäten. Trotzdem wacht das Mädchen nicht aus ihrer Bewusstlosigkeit auf."


    Cameron setzte sich etwas verlegen an den Tisch zu den anderen Teammitgliedern. Nur House stand wie üblich an den Schreibtisch gelehnt und sah auffordernd zum Team herüber. Er ließ seinen Stock mit einem lauten Knall auf den Boden aufschlagen und bemerkte erfreut Chase' Zusammenzucken. "Guten Morgen, auch endlich wach?" Er sah die Teammitglieder der Reihe nach an. Chase, Foreman, Wilson und Cameron. Sie bildete sich ein, dass sein Blick besonders lange auf ihr ruhte und spürte verräterische Röte aufsteigen. Schnell wandte sie den Blick ab und sah zur Tafel. Momentan noch leer und weiß mitten im Raum stehend schien sie darauf zu warten, mit Symptomen und Verdachtsdiagnosen beschriftet zu werden. "Differentialdiagnose?", wollte House wissen. Chase dachte sichtbar angestrengt nach und meinte schließlich zögerlich "Ich denke, es könnte ein Gehirntumor sein." House verdrehte entnervt die Augen. "Meine Güte, Wombat, Sie sollten wirklich nicht so viel nachdenken – es könnte mal eine echte Diagnose rauskommen!!", ätzte er den Australier an und warf eine Vicodin ein. Chase zog unwillkürlich den Kopf ein und hielt die Klappe. "Natürlich ist es was vom Gehirn!", schimpfte House und humpelte zur Tafel. Rasch schrieb er mit dickem Marker drei Begriffe auf.


    "Symptome" Er deutete auf die Überschrift. "Kreislaufkollaps" – das zweite Wort auf der Tafel – "und Herzstillstand" er knallte mit dem Stock auf den dritten Begriff. Schwungvoll drehte er sich zu seinem Team um und setzte eine erwartungsvolle Grimasse auf. "Was haben die Tests ergeben?", drehte er sich unerwartet zu Cameron um. "Nichts Auffälliges – wie ich vorhin übrigens schon erwähnt hatte.", gab die junge Ärztin gelassen zurück. Enttäuscht, weil er sie nicht hatte erschrecken können, äffte er Cameron nach "Nichts Auffälliges!" Er drehte sich auf dem Fuß herum und schrieb "Keine auffälligen Testergebnisse" auf die Tafel. Allison verdrehte die Augen, enthielt sich aber eines Kommentars.


    "Weißt du Greg", meldete sich Wilson nachdenklich zu Wort, "Chase könnte recht haben mit seiner Vermutung." Der Diagnostiker schlenkerte Grimassen schneidend seinen Kopf zu Wilson herum. "Und waruuuum?" zog er das Wort übertrieben fragend in die Länge.


    "Nun ja, es könnte tatsächlich ein Gehirntumor sein", antwortete Wilson. "Langweilig!", rief House und schnitt Wilson eine weitere Grimasse. "Na schön, du Schlaumeier – was dann?", gab Wilson augenverdrehend auf. "Drogen!" Triumphierend sah der Diagnostiker sein Team an. "Drogen?" Nicht nur Wilson klang verblüfft. Auch Cameron zweifelte an der Theorie des Älteren. "Die Mutter versicherte glaubhaft, dass ihre Tochter keine Drogen genommen hätte und selbst wenn sie gelogen hätte", spielte sie auf Houses Grundsatz an, "hätte uns das Drogenscreening gezeigt, was sie genommen hat. Es können keine Drogen gewesen sein." Wieder ließ House seinen Stock lautstark auf den Boden knallen. "Es können keine bekannten Drogen gewesen sein", präzisierte er Camerons Aussage. "Aber schön", er drehte den Stock gelangweilt in den Händen, "wenn euch ein langweiliger Gehirntumor lieber ist…" Er stand auf und stellte sich vor die Tafel.


    Ein paar Minuten geschah gar nichts. Irritiert räusperte sich Foreman. House fuhr scheinbar erschrocken herum. "Was? Sie sind ja immer noch hier?" Auf die verwirrten Blicke seines Teams hin zog er eine Grimasse. "Na los, wiederholen Sie die Tests, machen Sie ein MRT, ein CT, was weiß ich!" Unwillig wedelte er mit der Hand. "Aber verschwinden Sie!"
    Eilig machten sich Foreman, Chase und Cameron aus dem Staub. Nur Wilson blieb seelenruhig sitzen. "Was ist?!", nörgelte House, als er James nach wie vor im Sessel lehnen sah. "Ich warte.", antwortete sein Freund gelassen. "Worauf??" House hob fragend die Augenbrauen.


    Wilson stand gelassen auf und stellte sich neben House an die Tafel. "Auf eine Antwort von dir." meinte er schließlich. "Was für eine Antwort?" Die Augenbrauen wanderten noch ein Stückchen höher. Wilson klopfte ihm überraschend auf die Schulter und House zuckte schmerzhaft zusammen. Wilson trocken. "Die Antwort darauf". "Auuuuutsch.", machte House übertrieben wehleidig und sah Wilson anklagend an. "Wieso machst du das, Pappi???", jammerte er mit kindlicher Stimme. Wilson hob die Hand und griff Richtung Gregs Schulter. "Stop, okay, ist ja schon gut!"; wehrte House lachend ab. "Seit wann hast du zu den Sadisten übergewechselt…?" Wilson zuckte die Schultern. "Anders kommt man bei dir ja nicht weiter.", meinte er ungerührt. Gregory massierte sich die schmerzende Schulter. "Autsch." Er war einen gespielt bösen Seitenblick auf seinen besten Freund. Der seufzte auf. "Wo hast du denn dieses Mal geschlafen?" Amüsiert sah Wilson Greg an.


    "Im Sessel", gab Greg schief grinsend zu. Sein Freund hatte wie üblich den Nagel auf den Kopf getroffen. James lachte. "Los, zieh dein Hemd aus." House verschluckte sich fast an der Vicodin, die er eben wie ein Smarties in die Luft geworfen und mit dem Mund gefangen hatte. "Meine Güte, was hast du denn vor", fragte House betont tuntig, als er sah, wie Wilson sich die Ärmel aufkrempelte. "Soll ich dir die Verspannungen jetzt raus massieren oder nicht?", konterte sein Freund ebenso tuntig und krempelte den zweiten Ärmel auf. House grinste breit und beeilte sich, wie verlangt sein Hemd auszuziehen.


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    Missmutig rollte House seinen Stock zwischen den Händen. Sein Bein machte ihm wieder einmal schmerzhaft zu schaffen. Nachdem Wilson aber schon bei der letzten Vicodin schief geschaut hatte, wollte er mit der nächsten lieber warten, bis er wieder allein war. Er hatte keine Lust, dass Wilson ihm schon wieder eine Predigt über seinen Tablettenkonsum hielt.


    "Also, was haben wir?" Gereizt sah Greg in die Runde seines Teams. Wilson zog fragend eine Braue hoch, enthielt sich aber eines Kommentars. Das wollte er sich für später aufheben – für ein anscheinend dringend nötiges Gespräch unter vier Augen.


    Die Teammitglieder tauschten ein kurzes Augenrollen untereinander. House war ja wieder mal besonders unausstehlich – wie ungewöhnlich… Foreman war schließlich der Erste, der sich zu Wort meldete. "Der Drogentest zeigt – wie alle anderen Tests ebenfalls – auch bei der Freundin keine Ergebnisse. Das EEG zeigt jedoch die gleiche Anomalie." House zog eine fragende Miene. "Und?" Cameron räusperte sich. "Im Grunde genommen weisen beide Patienten exakt die selben Testergebnisse auf" Chase wirbelte nachdenklich einen Stift zwischen seinen Fingern. "Mit dem Unterschied, dass die eine einen Herzstillstand hatte und reanimiert werden musste, während die andere nur somnolent ist." House verdrehte die Augen als Antwort. "Die Gemeinsamkeit liegt also nur im EEG-Ergebnis", fasste Wilson zusammen. "Was sagt uns das?" House schrieb groß "EEG" auf das Board und begann, wortlos mit seinem Tennisball zu spielen. "Was nun?", fragte Cameron nach ein paar Minuten zögernd. "Finden Sie heraus, was genau die Mädchen eingeworfen haben", antwortete House ungewohnt ruhig und ohne Grimassen. Verwirrt sahen sich die im Raum anwesenden Ärzte an. So ernst kannten sie House sonst kaum! Rasch überwanden Cameron, Chase und Foreman die Überraschung über ihren Chef und standen auf, um die aufgetragene Aufgabe anzugehen.


    Wilson blieb wieder sitzen. Er wartete darauf, bis Chase als letzter den Raum verlassen und die Bürotür hinter ihm geschlossen hatte, bis er zu seinem Freund sprach. "Greg, was ist los mit dir?" House schüttelte mit einer Mischung aus müdem und grimmigem Gesichtsausdruck den Kopf. "Dein Fuß", seufzte James, "Richtig?" Ohne Antwort ließ sich House sichtbar erschöpft auf die Couch sinken und fing an, seinen kranken Fuß zu massieren. "Was willst du, Wilson?", fragte er nach ein paar Minuten Schweigen mit matt geschlossenen Augen.


    James seufzte. "Mit dir reden, Greg." Er setzte sich in den Schreibtischsessel und rollte damit neben seinen Freund auf der Couch. "Reden? Worüber?" Wilson beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Knien ab. "Dir geht es wieder schlechter, nicht wahr?" House ließ unwillig aufatmend den Kopf in den Nacken fallen. "Verdammt Wilson, mach kein Drama draus!" James legte den Kopf schief. "Du weißt, dass du mit Physiotherapie viel erreichen könntest", erwiderte er ungerührt. "Mehr als mit den Tabletten, meinst du?", fragte Greg unerwartet bitter. Wilson zögerte mit seiner Antwort. "Nicht unbedingt. Die Schmerzen selbst werden nicht leichter werden. Aber durch eine Bewegungstherapie könnten die Anfälle seltener werden." Greg verzog leicht das Gesicht. "Ich will aber nicht wie eine bescheuerte Ballerina rumhopsen!" James lachte herzlich. "Du als Ballerina, das kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen!". Er wurde wieder ernster. "Komm, Greg. Versuchs wenigstens." Er hob die Hände. "Wenn es dir nichts bringt, red ich dich nie wieder auf das Thema an, okay?" House sah seinen Freund abschätzend an. "Ist das ein Versprechen?", ätzte er sarkastisch. Wilson nickte. "Mein voller Ernst. Wenn es dir durch die Übungen nicht innerhalb eines Monats besser geht, werde ich dich nicht mehr darauf ansprechen." Wilson hob eine Hand wie zum Schwur und hielt sie House zum Einschlagen hin. Greg verdrehte die Augen und schlug ein. "Aber du machst mit!", forderte er grinsend und hielt Wilsons Rechte fest. "Was??", Wilson war überrascht. "Ich soll die Therapie mit dir mitmachen? Warum das??" Greg hielt immer noch Wilsons Hand fest. "Ganz einfach, das ist meine Bedingung – und dir könnte ein bisschen Bewegung ja schließlich auch nicht schaden!" Anzüglich grinsend sah Greg auf James kleines Bäuchlein, das sich unter dem Sakko leicht abzeichnete. Wilson verdrehte wortlos die Augen. "Also, was ist? Gilt der Deal?" hakte House nach, immer noch unerbittlich James' Hand haltend. Wilson lachte gezwungen und sah auf sein kleines Bäuchlein hinunter. "Wo du recht hast, hast du recht – leider!", gab er schließlich gequält lächelnd zu. "Der Deal gilt." Greg grinste breit, schüttelte – wie um ihren Pakt zu beschließen – noch mal Wilsons Hand und gab seinen Freund dann frei. Der stand mit einem Kopfschütteln auf. "Worauf habe ich mich da nur eingelassen?", fragte er sich in Gedanken und verließ nach einem kurzen Gruß das Büro.



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    Cameron schreckte hoch. Einen Moment lang war sie verwirrt, wusste nicht was los war, wo sie sich befand. Dann fiel ihr Blick auf die Apparaturen und medizinischen Geräte und sie stöhnte frustriert auf. Sie war doch tatsächlich über ihrer Arbeit im Labor eingeschlafen!! "Verdammt, was soll das?!", schimpfte sie leise mit sich selbst und wandte sich zu einem der Geräte.


    "Selbstgespräche sollen der erste Schritt auf dem Weg zum Wahnsinn sein, hab ich gehört", spöttelte hinter ihr eine leise Stimme. Zu Tode erschrocken fuhr Cameron hastig herum und griff sich an den Hals. "Eric!!" Sie ließ erleichtert aufseufzend den Kopf sinken. "Himmel, hast du mich erschreckt!", Sie sah ihn missbilligend an. "Hättest du nicht klopfen können?", tadelte sie ihren Kollegen leise, noch immer um einen regelmäßigeren Herzschlag bemüht. Doch ihr Herz wollte nicht aufhören, weiter so schnell zu schlagen. "Ich habe geklopft", verteidigte sich Foreman grinsend, "Du bist davon aufgewacht", setzte er ein noch breiteres Grinsen verkneifend hinzu. "Oh..!" Allison spürte, wie ihr heiß wurde und unaufhaltsam die Röte ins Gesicht schoss. "Mmh, na dann…" Sie bemühte sich um eine unbeteiligte Miene und drehte sich wieder zu den Instrumenten um. Foreman lachte leise und trat neben sie. "Hey, Cam, hast du wirklich geglaubt, du wärst die Einzige, die hier unten schon mal eingepennt ist?", versuchte er sie über ihre Peinlichkeit hinweg zu trösten. Allison sah ihn überrascht an. "Was? Wer…?", sie verstummte, um nicht in noch ein Fettnäpfchen zu latschen. Ihr Kollege lachte gutmütig. "Meine Güte, das kann ich schon gar nicht mehr zählen, aber bestimmt nicht nur ein Mal!" Cameron konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie sich Foreman friedlich schlummernd an dem Labortisch vorstellte. "Na siehst du?", neckte Eric sie sanft. "Und wenn man bedenkt, wie lange du schon hier bist, ist es auch noch nicht einmal ein Wunder", meinte er trocken und deutete auf die große Wanduhr.


    Cameron warf einen flüchtigen Blick hin zur Uhr und schnappte überrascht nach Luft. Sie war schon seit mehr als sechs Stunden im Labor – es war beinahe 22 Uhr. Das letzte Mal als sie auf die Uhr gesehen hatte, war es erst acht gewesen, aber sie war sich sicher, nicht länger als höchstens eine halbe Stunde verschlafen zu haben. "Wenigstens etwas", dachte sie bei sich und verließ mit Foreman das Labor.


    Auch Chase machte sich auf den Heimweg, er hatte seit der Besprechung nichts anderes gemacht, als im Internet und den verschiedenen Fachthemenbüchern nach den Symptomen der beiden Mädchen zu suchen. Erschöpft legte er seinen Kittel ab und zog den Mantel über. Beim Verlassen des Krankenhauses warf er noch einen kurzen Blick auf das Fenster vom Besprechungsraum. Wie üblich brannte dort noch Licht. Vermutlich grübelte House noch immer über den Fall und würde ihnen dann morgen Früh triumphierend die Lösung präsentieren. Chase seufzte leise und ging weiter zu seinem Auto.


    Wilson schaute auf dem Heimweg noch kurz bei House vorbei. Wie üblich saß der Mediziner noch immer in seinem Büro und starrte grübelnd auf die Tafel. "Hey, willst du nicht auch mal Feierabend machen?", fragte Wilson behutsam seinen Freund von der Tür aus. House reagierte nicht. Wilson seufzte leise und ging in das Büro hinein. Er schnappte sich einen Sessel und setzte sich hin. Schweigend wartete er einige Minuten. "Gehen wir noch auf einen Drink?", fragte House plötzlich unvermittelt. "Auf einen Drink??", fragte Wilson irritiert. "Jetzt noch?" House sah kurz auf seine Uhr. "Mhhm, du hast Recht." Er sah zu Wilson, ließ seinen Blick über ihn wandern. Wilson war verwundert, aber er wartete darauf, dass House selbst sagte, was er nun schon wieder ausheckte. Der wölfische Blick von House machte ihn jedoch leicht unruhig. "Couch – Whisky – cooler Film – bei mir?" war Gregorys knapper Vorschlag. Wilson lachte leise. Das war wieder mal typisch Greg. "Klingt gut", ging er auf den Vorschlag eines gemeinsamen Abends vor der Glotze ein. "Aber du sorgst auch für Popcorn!" Greg grinste und gemeinsam verließen sie das Krankenhaus.




    Etwas später, bei House:


    Genüsslich schnupperte Wilson an dem Wein, den Greg ihm in einem bauchigen Glas und der knappen Erklärung, dass kein Whisky mehr da sei, gegeben hatte. Der Wein roch nach einer vielfältigen Mischung von kräftigen Aromen, leicht erdig. Vor Wilsons Augen entstand unvermittelt das Bild eines Rubins, als er von dem schweren Rotwein kostete. "Mhhmm.", bekundete er genießerisch seinen Gefallen an dem Wein. House grinste knapp. "Ich sagte doch, dass das ein gutes Tröpfchen ist", stichelte er amüsiert. Wilson ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und stopfte sich stattdessen noch einen weiteren Polster in den Rücken. Mit geschlossenen Augen, halb sitzend, halb auf der Couch liegend, nahm er einen weiteren Schluck von dem Wein.


    Greg stellte ihm unsanft eine Schale voll Popcorn vor die Nase und freute sich über das leichte Zusammenzucken seines Freundes. "Hey, du wirst doch wohl nicht jetzt schon schlapp machen!", beklagte er sich gespielt beleidigt. "So lange, wie du zum Filmeinlegen brauchst, muss man ja nebenher einschlafen!", konterte Wilson schlagfertig und bediente sich aus der Schüssel. Greg lachte und schob das Video in den Recorder. Kurz darauf war das Wohnzimmer erfüllt von Explosionen, Schüssen, Schreien und Flüchen aus dem Actionfilm.





    Am nächsten Morgen:


    Wilson schob mit schwerem Schädel und müde den Arm auf seinem Bauch beiseite. Er stand, noch halb im Schlaf, von der Couch auf und stakste mit steifen Beinen Richtung Bad. Noch in der Tür stockte er. Ein Arm auf seinem Bauch???? So schnell es sein benebelter Kopf zuließ stolperte er zurück ins Wohnzimmer. Wo House nun allmählich ebenfalls wach wurde. "Verdammt!", fluchte Wilson hilflos. Unsicher, ob er sich nun ärgern oder darüber amüsieren sollte, dass Greg und er wie die Schuljungen auf der Couch vor dem Fernseher eingeschlafen waren. "Dir auch einen wunderschönen guten Morgen", knurrte Greg müde und mit verknautschtem Gesicht zurück. Wilson entschloss sich endgültig für die humorvolle Sichtweise und lachte. "Normalerweise steig ich nach meinen auswärtigen Übernachtungen ja gemeinsam mit dem Bettpartner unter die Dusche, aber in diesem Fall…." Den Rest seiner Worte erstickte das von Greg geworfene Kissen. Grinsend nahm James den Polster und warf ihn zurück. "Ich geh dann mal zuerst", meinte er belustigt und verschwand zum zweiten Mal Richtung Bad.

  • Und noch eine Leseprobe, diesmal was Eigenes: :arrow:



    Die Bremsen kreischten ohrenbetäubend auf, als der ICE in den Bahnhof einfuhr. Ein letzter Ruck, dann stand der Zug. Der Geruch nach Verbranntem stieg den Wartenden in die Nase, während unter den Waggons weißer Dampf hervor quoll und sich rasch in der kühlen Luft verlor.
    Zischend öffneten sich die automatischen Türen der Waggons und im Nu war der Bahnsteig von Menschen überfüllt. Wo man hinsah, hastende Pendler, gestresste Geschäftsleute, staunende Touristen, rührende Abschiedsszenen und begeisterte Willkommensrufe.


    Nora schenkte all dem nicht viel Aufmerksamkeit. Sie konzentrierte sich darauf, in dem Gewimmel zu den Erste Klasse – Wagen am Ende des Zuges zu gelangen. Und das, ohne den stets gegenwärtigen Langfingern eine Chance auf den Inhalt ihres Gepäcks zu verschaffen.


    Schließlich hatte sie es geschafft und konnte ohne weitere Hindernisse in den Intercityzug einsteigen. Ihr Abteil musste sie ebenfalls nicht lange suchen, es befand sich im vom Zugende aus gesehen dritten Waggon. Rasch verstaute Nora ihren Koffer im Gepäckfach über den Sitzen. Die Einkaufstüten mit den Sachen aus der Boutique legte sie ebenfalls ins Gepäckfach. Die Aktentasche mit dem Laptop und ihren Notizen stellte sie auf einen der Sitze im Abteil, ebenso die Papiertragetasche aus dem Einkaufszentrum am Bahnhof.


    Im Zug war es fast schon unangenehm warm, wie immer eindeutig überheizt. Nora zog rasch den halblangen schwarzen Mantel aus und hängte ihn an einen der Kleiderhaken neben der Abteiltür. Dabei stolperte sie fast über eine der eisernen Querverstrebungen der Sitzreihen. „Nicht gerade die intelligenteste Art der Einrichtung“, murmelte sie ungehalten.
    Sie öffnete das Fenster einen Spalt, um der vorherrschenden Hitze wenigstens etwas entgegenzuwirken. Dann setzte sie sich wieder hin, holte ihren Laptop aus der Aktentasche und begann, ihre Notizen abzuarbeiten.



    Zwei Stunden später klappte Nora das Notebook erleichtert aufseufzend zu. Sie mochte ihre Arbeit als selbstständige Webdesignerin wirklich, liebte es, neue Spielereien für eine Page auszutüfteln, die Seiten ihrer Kunden auf den aktuellsten Stand zu bringen oder sich mit Hackern zu messen, wenn diese wieder einmal einen Angriff auf eine der Firmenseiten starteten. Aber bei diesem Geschaukel konnte man dabei glatt seekrank werden!!! Dabei war nicht einmal der Zug selbst für das Gerüttel verantwortlich, das wusste sie. Es waren die Gleise, die in dem Gebiet von Wien bis Linz sozusagen nur noch Schrottwert hatten. Ein Wunder, dass auf dieser Strecke bisher noch nie ein Unglück geschehen war.


    Erleichtert, dass sie diese Strecke hinter sich und nun laut ihren bisherigen Erfahrungen eine ruhige Restfahrt nach Passau vor sich hatte, verstaute sie den Laptop wieder in der gepolsterten Vertiefung der Aktentasche. Danach nahm sie die Papiertüte vom Bahnhof zur Hand, ließ das kleine Tischchen am Fenster in der Halterung einrasten und stellte Kekse und Orangensaft darauf ab. Dann holte sie ihren Mp3-Player aus der Aktentasche, stöpselte sich die Hörer in die Ohren und startete ihre Lieblingsmusik. Schließlich hatte Nora es sich zufrieden stellend gemütlich gemacht und vertiefte sich in die am Bahnhof gekaufte Romanze, die sie als letztes aus der Tasche zog.



    Der Mann beugte sich zu ihr herab, sah sie aus glutvollen Augen an und fragte sie: „Darf ich bitte die Fahrkarte sehen?“


    „Darf ich bitte die Fahrkarte sehen?? Das ergibt doch keinen Sinn“, dachte Nora verwirrt, ehe sie aufsah und den Schaffner erblickte. „Ach so.“, murmelte sie und begann verlegen, nach ihrem Ticket zu kramen.




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    einige Kapitel später kommt folgende Szene:


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    Plötzlich gab es ein hartes Rucken. Nicht wirklich schlimm, doch stark genug, um Nora in die Seitenpolsterung ihres Sitzes zu pressen.
    Mehr verwundert als erschrocken blickte sie von ihrer Reiselektüre auf und aus dem Fenster.
    Nichts zu erkennen, daher stand sie auf, schob das Fenster herunter und blickte hinaus. Links, in Fahrtrichtung nichts Besonderes, ein Hochwasser führender Fluss und die darüber führende Eisenbahnbrücke, rechts…


    Ein weiterer, viel heftigerer Ruck riss Nora von den Beinen und schleuderte sie wie eine Puppe zu Boden, unter die linke Sitzreihe des Abteils. Instinktiv schützte sie mit ihren Armen ihr Gesicht, trotzdem schlug sie mit dem Kinn kräftig gegen die stählerne Verstrebung der Sitze. Einen Moment lang sah sie Sterne.
    Und im nächsten schien die Welt zu explodieren.


    Das Kreischen von reißendem Stahl erklang, als die Räder des Waggons aus den Schienen sprangen. Die Bremsen kreischten auf und panische Schreie erklangen, als die Insassen des Zugs wurden wie die Bauklötze durcheinander geworfen wurden.
    Nora klammerte sich verzweifelt an die Verstrebung, doch auch das konnte nicht verhindern, dass sie hin und hergeschleudert wurde, es war eine Achterbahnfahrt in der Hölle.


    Die drei letzten der 24 Waggons des ICE waren aus den Schienen gesprungen, wurden trotz heißlaufender Bremsen wie bockende Kinder von der Lok weiter voran gezogen, auf die Brücke zu.


    Den Fahrgästen schien es, als würde ein Stoß nur enden, um vom nächsten abgelöst zu werden, sie wurden der Schwerkraft zum Trotz von ihren Plätzen gerissen, durch die Abteile, zu Boden, gegen Wände geschleudert, eine nicht enden wollende Höllenfahrt.


    Dann, für einen winzigen Augenblick, herrschte Ruhe.
    Wie schwerelos wurden Nora und die anderen Passagiere gegen die oberhalb liegenden Flächen der Waggons gepresst, wie von einer unsichtbaren Hand dort festgehalten.
    Und dann kam der Aufprall.

  • Zitat von "Zek"

    Das ist ja mal eine gute Idee, einen Song so einzubinden. Von den meisten kennt man (ich) ja den Text gar nicht richtig. Harry Potter kenne ich zu wenig, um das richtig beurteilen zu können. Idee ist auf jeden Fall super.


    Gratulation! Interessanter Text. Ich schliess mich Zek an, ich finde dass eine spannende Idee, einen Song in einen Text zu integrieren.

  • Zek: Wie gern würde ich das Lob für die Idee, einen Song in eine Geschichte einzubinden allein einheimsen... Aber dummerweise bin ich da gar nicht draufgekommen, sondern lange vor mir ein anderer Fan (nehm ich mal an *g*) - Songfics sind in den meisten Fanforen mittlerweile sogar ein ziemlich fixer Bestandteil neben den üblichen Fanfictions, Shortcuts und Gedichten.


    Das mit den Songtexten ist so eine Sache... Die meisten Songtextforen haben mittlerweile wieder dichtgemacht, weil der Text ja ebenfalls unter das Urheberrecht fällt. Wenn solche Foren dann auch noch Geld für den Download der Texte verlangen, dann ist das eindeutig ein Verstoß gegen das Urheberrecht. Soweit ich weiß (ich hab mich ein wenig informiert und hoffe wirklich, dass ich da nichts überlesen oder falsch interpretiert habe), darf man den Text jedoch unter Angabe des Künstlers bzw. Autors - sozusagen als Zitat - verwenden.


    @adunsch: Wie gesagt, das sind nur Auszüge *g* Aber danke für dein Lob, ich freu mich wirklich aufrichtig drüber!

    Das waren übrigens Auszüge aus den ersten dreißig Kapiteln der Fanfiction. Heut stell ich mal ein paar von weiter "hinten" online. Den Disclaimer, den ich beim ersten Post der House-FF vergessen hab, hol ich hiermit nach: Die Figuren aus House, M.D. gehören nicht mir, sondern den Produzenten der Serie und ich verdiene (immer noch :mrgreen: ) kein Geld damit. Der Inhalt der Story und alle eigenen Figuren sind mein geistiges Eigentum.



    Auszüge Fanfiction:


    Wilson konnte die Straße kaum noch sehen, mit heftigen Böen trug der Wind den dicht fallenden Schnee waagrecht vor sich hin, sodass die Sicht sich immer wieder rapide verschlechterte. Teilweise war kaum noch die Motorhaube des Wagens zu erkennen, so schlimm war der starke Schneefall. Und wie hätte es anders sein sollen? – Die Straße war natürlich kaum bis gar nicht geräumt. Er kam sich allmählich vor, als würde er mit seinem Auto auf der Schneefahrbahn rodeln, das schwere Fahrzeug reagierte nur unwillig auf die Steuerung und die Räder verloren immer wieder für kurze Schreckmomente den Halt und drehten durch.


    Mittlerweile bereute Wilson es stark, diese "Abkürzung" gefahren zu sein, wenn er auf der Hauptstraße geblieben wäre, wäre er jetzt vielleicht schon am Ziel. Verärgert schaltete er den Scheibenwischerintervall höher, doch auch dadurch verbesserte sich die Sicht nur kaum merklich. Eigentlich war es egal, ob er den Scheibenwischer auf höchster Stufe laufen ließ oder ihn gleich ganz ausschaltete. Kaum hatten die Wischerblätter die Windschutzscheibe vom Schnee befreit, trug der Wind auch schon die nächste Schicht auf das Auto auf.


    Er schaltete auf den niedrigsten Gang hinunter. Selbst Schritttempo war bei diesen Wetterverhältnissen im Grunde genommen schon reinster Wahnsinn, doch er befürchtete, nicht mehr loszukommen, wenn er jetzt stehen blieb. Also kämpfte er sich weiter durch das Schneechaos hindurch. Das Schild, das vor den folgenden Doppelkurven warnte, sah er unter der dicken Schneeschicht nicht…



    "Scheiße!", fluchte er erschrocken, als der Wagen plötzlich seitlich ausscherte und das schwere Gefährt unaufhaltsam seitwärts wegrutschte. "Oh.. verdammt!" Er versuchte, nicht in Panik zu geraten, versuchte gegenzulenken, den schneller werdenden Wagen zu verlangsamen. Doch selbst die starke Motorbremswirkung des ersten Gangs reichte nicht aus, um den über eine Tonne schweren Geländewagen langsamer werden zu lassen. Unaufhaltsam, sich langsam, fast gemächlich um die eigene Achse drehend, torkelte das Fahrzeug wie ein betrunkener Balletttänzer über die schneebedeckte Fahrbahn.


    Er hatte keine Ahnung, ob er sich überhaupt noch auf der Straße befand, oder ob er nicht schon längst von der Fahrbahn abgekommen war und in der Pampa umherrutschte. Durch den heftigen Schneefall und den Wind, der die Flocken wild herumwirbelte, hatte er schon lange die Orientierung verloren. Dass der schwere Wagen noch immer wie ein Spielzeugboot im Wasser drehte und schlingerte, trug nicht gerade dazu bei, die Orientierung zurück zu gewinnen.


    Er hatte keine Gedanken mehr außerhalb des Wagens, außerhalb dieser Situation. Er konnte nur noch daran denken, das bisschen Kontrolle, das er noch über seinen Wagen hatte, nicht zu verlieren. Er konzentrierte sich voll und ganz auf das Hier und Jetzt und bemühte sich darum, den Jeep wieder unter seine Kontrolle zu bringen.


    Am Rande seines Blickfelds bemerkte er etwas kurz aufblitzen, etwas Oranges oder Gelbes. Eine Schneestange! Sofort versuchte er, darauf hin zu steuern. Wo eine Schneestange war, konnte eine zweite nicht weit weg sein, und wo zwei Schneestangen waren, war auch eine Straße.


    Träge reagierte die Steuerung auf seine vorsichtigen Lenkbewegungen und sofort stellte sich das Fahrzeug erneut quer. Seitlich rammte der Jeep die hölzerne Markierungsstange und er hörte neben seinem Fenster das charakteristische Knacken von brechendem Holz. "Verdammt!" Er bemühte sich, keine Panik aufkommen zu lassen, doch allmählich bekam er echte Angst. Er konnte hier draußen sterben, konnte in seinem Auto verunglücken und erfrieren, und niemand würde es merken. Niemand würde es wissen, denn selbst wenn jemand so verrückt und lebensmüde war wie er und diese verdammte Abkürzung fuhr, so würde der Schnee seine Spuren sofort wieder überdeckt haben.


    Frustriert klammerte er sich am Lenkrad fest. Er merkte, dass die Straße wieder in ein Gefälle überging und bemühte sich krampfhaft darum, den Wagen in der Spur zu halten. Das völlig mit Schnee bedeckte Schild warnte unsichtbar vor der nächsten Kurve, einer Haarnadelkurve mit starkem Gefälle…


    Ohne es zu wissen, hatte er die letzten beiden Kurven einfach querfeldein hinter sich gebracht, war wie durch ein Wunder an keinen der zahlreichen Bäume geprallt. Doch mit dieser Glückssträhne war es nun endgültig vorbei…



    Plötzlich erschütterte ein harter Schlag das Fahrzeug und der schwere Wagen beschleunigte rasant. Er wurde nach vorn in den Gurt geworfen, der Jeep schlitterte unkontrolliert einen steilen Hang hinunter. Erschrocken schrie er auf. Schlingernd und von heftigen Stößen durchschüttelt raste der Geländewagen den Abhang hinunter, inmitten schwarzer Wirbel von tausenden Schneeflocken. Reflexartig riss er die Arme vors Gesicht, als er den Schemen aus dem Dunkel vor der Windschutzscheibe sah. Nur eine Sekunde später – der Aufprall.



    -----



    Benommen blinzelte Wilson durch die immer noch vor dem Kopf verschränkten Arme. Blut lief ihm aus einer Platzwunde auf der Stirn und klebrig in die Augen. Er machte eine unwillkürliche Bewegung, um es wegzuwischen. Scharfer, beißender Schmerz schoss in seinen linken Arm und er schrie gequält auf. "Gott!", stöhnte er, halb schluchzend vor Schmerz und Angst. Durch die Wucht des explodierenden Airbags hatte er sich den Arm heftig geprellt, doch er hatte ihn auch vor schlimmeren Verletzungen bewahrt.


    Mühsam und unter starken Schmerzen befreite er sich vom Sicherheitsgurt und der nun leeren Airbag-Hülle. Ein schmerzvolles Stöhnen entglitt ihm, als er sich vorsichtig einen Überblick der Lage verschaffte. Der Motor des Jeeps lief wundersamerweise noch, doch sämtliche Hoffnungen auf ein Weiterfahren waren rasch beseitigt, als sein Blick auf die völlig demolierte Kühlerhaube fiel. Mit diesem Auto würde er nirgends mehr hinfahren…



    Er warf einen raschen Blick auf die Tankanzeige. Halb leer – oder halb voll, je nachdem, wie man es betrachten wollte. Sein Gehirn schaltete sich langsam wieder ein und er begann, rational zu überlegen. Wenn der Kühler selbst bei dem Crash unbeschädigt geblieben war und die Maschine nicht heißlaufen konnte, konnte er den Motor theoretisch die ganze Nacht durchlaufen lassen. Dann würde er zumindest schon mal nicht erfrieren. Soweit er durch das dichte Schneetreiben sehen konnte, waren die Scheinwerfer vorne beim Aufprall wohl zerbrochen. Aber zumindest eine der beiden Rückleuchten warf einen schwachen rötlichen Schein in den Schnee hinter dem Fahrzeug. Die Frage war nur, ob dieses winzige Leuchten überhaupt auffallen würde, falls sich tatsächlich jemand in diese gottverlassene Gegend verirren sollte. Er schaltete probeweise die Nebelschlussleuchten an, und sofort intensivierte sich der rötliche Schein. "Gottseidank, wenigstens etwas", murmelte er für den Moment zufrieden. Im mageren Licht der Innenbeleuchtung und unter zu Hilfenahme des teilweise zersprungenen Innenspiegels machte er sich daran, die Platzwunde an seinem Kopf zu untersuchen. Die Wundränder waren bereits verklebt und die Wunde blutete nicht mehr. Schon mal positiv, jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass nicht noch mehr Dreck als der feine Staub aus dem Airbag in die Wunde hineinkam. Mühsam zerrte er aus dem leicht verzogenen Handschuhfach das Erste-Hilfe-Paket. Fachmännisch war der provisorische Verband um seine Stirn am Ende wohl eher nicht zu nennen, aber immerhin hielt er. Um den verletzten Arm zu entlasten und zu schonen, knüpfte er mit der unverletzten Hand und seinen Zähnen eine Schlinge, in die er vorsichtig den linken Arm bettete.


    Er entdeckte noch weitere, größtenteils kleine Schnittverletzungen an seinen Händen und Beinen. Anfangs fand er nirgends Scherben, doch schließlich bemerkte er, dass bei der vom luftleeren Airbag verdeckten Armatur fast die gesamte gläserne Schutzabdeckung fehlte. Entsetzt stellte er fest, dass sich durch sämtliche Scheiben große Sprünge und Risse zogen, selbst die Heckscheibe war nicht unversehrt geblieben. Ein langer, dünner Riss zog sich über die gesamte Wagenbreite. "Oh mein Gott…", murmelte er betroffen und zugleich erleichtert. Die Scheiben waren zwar gesprungen und beschädigt, doch es war keine einzige komplett gebrochen.


    Aus dem Erste-Hilfe-Kasten zog er einige silber-goldene Rettungsdecken heraus. Eine wickelte er sich unter mühsamen und schmerzhaften Verrenkungen um seinen Unterkörper und die Beine, eine zweite um seinen Oberkörper. Eine dritte Folie breitete er einmal gefaltet wie einen Kapuzenumhang um seinen Kopf und Oberkörper. Derart von Kopf bis Fuß in die knisternde Wärmeisolierung gehüllt und vor dem Auskühlen geschützt blieb ihm nur noch eines zu tun: Zu warten.




    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich langsam quälender Durst bemerkbar machte. Er wusste, dass er noch eine Literflasche Cola in seinem Rucksack mitgenommen hatte. Suchend sah er sich im dämmrigen Licht in den Jeep um. Schließlich entdeckte er ihn, er lag halb verborgen unter dem verbogenen Beifahrersitz. "Großer Gott...", flüsterte er beim Anblick des aus der Halterung gerissenen Beifahrersitzes fassungslos. Je mehr Schäden er am Fahrzeug bemerkte, desto mehr wunderte er sich darüber, dass er überhaupt noch am Leben war und dass der Motor noch immer reibungslos lief. Wäre jemand an seiner Seite gesessen, so wäre derjenige jetzt vermutlich tot oder zumindest schwer verletzt. Wilson schauderte.


    Nachdem er den ärgsten Durst mit ein paar Schlucken der süßen Flüssigkeit gestillt hatte, lehnte er sich wieder in den merkwürdigerweise völlig unbeschädigten Fahrersitz zurück. Wieder blieb ihm nichts anderes zu tun als zu warten. Er kämpfte gegen die Müdigkeit an, eine Folge der Erschöpfung und der Anspannung. Doch auch der Kohlenmonoxidspiegel im Fahrzeug war in den letzten Stunden stark angestiegen und benebelte sein Gehirn. Durch den Unfall war die Lüftung beschädigt worden, so dass kein frischer Sauerstoff von außen in das Auto hereinkam und auch die ausgeatmeten Gase nicht entweichen konnten. Er wusste nichts von dieser lautlosen Gefahr, doch ihm war bewusst, dass er nicht einschlafen durfte, dass er wach bleiben musste um hier nicht zu sterben. Er kämpfte lange gegen Müdigkeit und Erschöpfung an, doch schließlich verlor er den Kampf gegen die Erschöpfung. Er döste langsam ein, während der Schnee weiter in dichten Wolken fiel und damit begann, das Auto zu bedecken…



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    Brenda rieb sich müde die Augen. Sie saß nun schon seit mehr als fünf Stunden an diesem verdammten Funkgerät. Fünf lange Stunden, in denen Haustiere vermisst wurden, Kinder ausbüxten, um Schlitten zu fahren, Unfälle gemeldet wurden. Der Funkverkehr rauschte stetig dahin. Nur vom Schneemobil war nichts mehr zu hören. Nichts, seit Jimmy McLeod durchgegeben hatte, dass sie den Sheriff und diesen vermissten Arzt gefunden hatten. Seitdem war sie nicht mehr vom Funk wegzubringen gewesen. Nicht einmal, um eine Toilettenpause einzulegen oder etwas zu sich zu nehmen. Solange Tommy nicht sicher im Krankenhaus von Lake Inn angekommen war, würde sie auch weiterhin sitzen bleiben. Verdammt, Tom Walters war ihr Cousin, entfernt zwar nur, aber dennoch Familie. Und abgesehen davon war er ein verdammt netter Kerl und sie mochte ihn nicht nur, weil sie verwandt waren. Brenda blinzelte und warf einen Blick aus dem Fenster seitlich von ihr. Immer noch wütete der Blizzard, tobten die Elemente.


    "Zentrale für Snow-Patrol, Zentrale bitte kommen!" Brenda zuckte heftig zusammen, doch sofort griff sie nach dem Mikro. "Hier Zentrale, Snow-Patrol kommen!" Brenda drückte unbewusst die Daumen, dass es eine gute Nachricht sein würde. Claire meldete sich mit müder Stimme. "Snow-Patrol, wir sind noch etwa fünf Meilen entfernt. Geschätzte Ankunft in etwa zwanzig Minuten. Kannst du im Spital Bescheid geben, Brenda?"


    Brenda erlaubte sich einen stummen Dankseufzer. "Wird erledigt, Claire. Wie geht es dir und Jim?" Die Ärztin an Board der Schneekatze lachte leise ins Mikro. "Müde, aber okay. Ich halte mich durch eure Funksprüche wach. Jim schläft hinten seit zwei Stunden." Brenda grinste. Sie konnte sich vorstellen, was Claire meinte, einige der Funkmeldungen waren mehr als nur komisch gewesen. "Halt durch, Claire, dann warte ich mit heißem Kaffee und einem dicken fetten Steak auf euch."


    Dr. McLeod lachte leise. "Ein Bett wäre mir lieber, aber ich muss ja ohnehin nehmen, was ich kriegen kann", scherzte sie müde. Allmählich machten sich die Strapazen der Rettungsaktion bemerkbar, und auch sie konnte sich nicht ewig auf ihre Kraftreserven verlassen. "Zentrale verstanden.", gab Brenda, trotz ihrer Besorgnis schmunzelnd zurück. Doch sie beschloss, im Krankenhaus noch zwei zusätzliche Betten vorbereiten zu lassen. Sie hatte eine Ahnung, dass sie sie benötigen würden.


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    Lake Inn, Hospital:


    Oberschwester Marylou legte auf und presste die Lippen besorgt aufeinander, was ihr ein bisschen das Aussehen eines angriffslustigen Pitbulls verlieh. Marylou Adams war eine energische, resolute Mittfünzigerin. Und Sie war dunkelhäutig. Sie wirkte wie eine typische Voodoo-Mamma aus einem dieser bescheuerten Filme, doch in Wirklichkeit war sie seit mehr als zwanzig Jahren aus vollem Herzen Krankenschwester und eine Seele von Mensch. Doch wehe, wenn man sie reizte, dann konnte sie tatsächlich beängstigende Ähnlichkeit mit einem wütenden Pitbull entwickeln.


    Sie war bei den meisten beliebt, bei einigen wenigen gefürchtet und ausnahmslos jeder in dem kleinen Krankenhaus hatte Respekt vor ihr. Sie war eine beeindruckende Erscheinung, die durch die Schwesterntracht nichts an Bedeutung verlor.


    Marylou atmete tief ein und machte sich an die Arbeit. In zwanzig Minuten mussten zwei weitere Betten bereit stehen. Rasch rief sie zwei der jüngeren Hilfsschwestern zu sich und machten sich mit ihnen auf den Weg zu den Zimmern.



    20 Minuten später, Kurz vor der Stadtgrenze:


    Claire schloss für einen winzig kurzen Moment erleichtert die Augen. Eine einzelne Träne rollte ihr über die Wangen, als sie endlich das Schild mit dem Willkommensgruß für Lake Inn passierten. Sie hatten es geschafft. Neue Energien durchfuhren sie und lenkte das überbreite Gefährt konzentriert durch die engen Straßen zum Krankenhaus.



    Krankenhaus, Notaufnahme:


    Ein halbes Dutzend Ärzte, Pfleger und Helfer stand angespannt hinter den Glastüren der Notaufnahme. Vier Krankentragen standen ebenfalls bereit. Einer der Pfleger ging nach draußen und zündete sich eine Zigarette an. Gierig zog er an dem Glimmstängel, während er nach wie vor weiter nach der Schneekatze Ausschau hielt. Plötzlich legte er den Kopf schief. Er hörte etwas. Die Zigarette fiel achtlos zu Boden. "Sie kommen!", schrie er den anderen zu. Tatsächlich bog nur ein paar Sekunden später Claire mit dem Schneemobil um die Ecke. Sie ließ das Mobil ein Stück an der Notaufnahme vorbeirollen. Noch ehe die breiten Räder ganz standen, wurden die Hecktüren aufgerissen und ein Team von Helfern kletterte hinein.


    Zu Tode erschöpft ließ Claire den Kopf in den Nacken fallen. Sie bekam kaum noch mit, wie auch die Fahrertür neben ihr aufgerissen wurde. Wie durch Nebel hörte sie die Stimmen, die auf sie eindrangen, spürte, wie sie sachte aus dem Fahrzeug gehoben und auf eine der Tragen gelegt wurde. Sie lächelte erleichtert und schloss endlich beruhigt die Augen. Sie hatten es geschafft.


    Auch Jimmy McLeod wurde – seines schwachen Protests zum Trotz – auf eine der Tragen gelegt. Zwei der Pfleger kontrollierten seine Lebenszeichen, während er wie unbeteiligt dem Geschehen zusah. Wenige Meter neben ihm waren die Ärzte und Pfleger mit den beiden Männern beschäftigt. Er konnte weder den Onkologen noch seinen Freund erkennen, so dicht standen die Ärzte um die beiden Betten gedrängt. Ein Ruck ging durch seine Trage und die beiden Pfleger rollten ihn zum Lift. Bevor die Türen sich schlossen, hörte er noch leise den Aufruhr in der Notaufnahme.

    "Herzstillstand! Ich brauche hier einen Rea-Wagen, verdammt!!"

  • Ich muss dir ein Kompliment machen bezüglich deiner Sprachfähigkeiten. Mich hat es schon von Anfang an sehr fasziniert, wie du mit der deutschen Sprache umgehen kannst. Dein Schreibstil ist sehr flüssig und dynamisch, was zum Ergebnis führt, dass deine Texte sehr schnell und interessant zu lesen sind. Dein Gefühl für die Wortwahl, deine Sprachkenntnisse und das Gefühl für die richtige Interpunktion zeichnen deine Fähigkeiten aus. Ich hoffe für dich, dass du auch weiterhin dein Schreibtalent trainierst und dich auch in experimentelle und schwierige Sphären des Schreibens wagst, was dir nur zu Gute kommt.

  • Zitat von "Dirk Pitt"

    Ich muss dir ein Kompliment machen bezüglich deiner Sprachfähigkeiten. Mich hat es schon von Anfang an sehr fasziniert, wie du mit der deutschen Sprache umgehen kannst. Dein Schreibstil ist sehr flüssig und dynamisch, was zum Ergebnis führt, dass deine Texte sehr schnell und interessant zu lesen sind. Dein Gefühl für die Wortwahl, deine Sprachkenntnisse und das Gefühl für die richtige Interpunktion zeichnen deine Fähigkeiten aus. Ich hoffe für dich, dass du auch weiterhin dein Schreibtalent trainierst und dich auch in experimentelle und schwierige Sphären des Schreibens wagst, was dir nur zu Gute kommt.


    Ich bin einfach nur :shocked: :shocked: :shocked: sprachlos...


    Nein, im Ernst, danke, danke, danke!!! :-D So ein ausführliches Feedback hab ich noch nie bekommen, da lebt die Schriftsteller-Seele doch so richtig auf! :-D




    Zitat von "VelBer"

    Von Dr House hab ich zwar nich so viel Ahnung, aber die HP Fanfiktion fand ich toll und auch dein eigenes. Es würde mich freuen, wenn du noch mehr HP Fanfiktion Posten würdest. :)


    Dein Wunsch ist mir natürlich Befehl, VelBer! :) Ich hab eh noch einige HP-Fanfics auf Lager, die stell ich dann für dich noch online.

  • So, hier für VelBer neuer HP-Stoff! :mrgreen:


    Ausnahmsweise mal eine komplette Story, weil sie (für meine Begriffe) "relativ" kurz ist...





    Alte Feinde - Neue Freunde?


    1 - Schlaflos


    Harry wälzte sich zum wiederholten Mal unruhig in seinem Bett herum. Im Schlafsaal war es bis auf das vereinzelt erklingende Schnarchen und die gleichmäßigen Atemzüge seiner Mitbewohner ruhig. Durch die Fenster drang hell schimmernd das Licht des vollen Mondes aus der kalten Novembernacht herein. Wieder drehte er sich, versuchte eine angenehme Position zu finden. Doch an Schlaf war nicht zu denken.


    Harry seufzte frustriert auf. Dabei gab es doch nicht einmal etwas, was ihn großartig beschäftigen würde! Schön, der Unterricht im fünften Jahr hatte deutlich an Tempo zugenommen, besonders was den Umfang des Stoffes betraf. Aber das war doch kein Grund für schlaflose Nächte!! Neben ihm schnarchte Ron kurz besonders laut auf, um dann leise murmelnd weiter zu schlafen. „Toll.“, dachte Harry sarkastisch. „Der schläft wie ein Baby – und ich?“


    Nach einer weiteren halben Stunde schlaflosen Herumwälzens gab Harry schließlich auf. Er nahm seine schon leicht verbogene Brille vom Nachttisch, stand leise auf und tapste barfuss und im Pyjama in den Gemeinschaftsraum hinunter.


    Im Kamin des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes glomm das Feuer nur noch schwach vor sich hin, von der prasselnden Wärmequelle des Abends war kaum noch etwas zu erkennen. Harry fröstelte in seinem dünnen Pyjama. Gerade, als er das Feuer ein wenig anfachen wollte, um wenigstens ein bisschen Wärme zu bekommen, erschien direkt neben ihm mit einem leisen „Plopp“ eine winzige Gestalt. „Harry Potter, Sir!“, rief die Erscheinung erschrocken und verneigte sich sofort, so tief, dass seine übereinander gestapelten Hüte am Boden arg zusammen gestaucht wurden. „Hallo Dobby.“, gab Harry nach der ersten Schrecksekunde müde lächelnd zurück. „Ist alles in Ordnung, Mister Harry Potter, Sir?“ Der Hauself betrachtete den schwarzhaarigen Jungen besorgt und legte den Kopf dabei derart schief, dass seine Hüte bedenklich zu rutschen begannen. „Jaah... kann nur nicht richtig schlafen.“, gähnte Harry und rieb sich matt das Gesicht. „Soll Dobby für Mister Harry Potter einen Schlaftrunk holen, Sir?“


    Harry schüttelte unwillig den Kopf. „Nein danke, Dobby.“ Er sah den Elfen nachdenklich an. „Und wieso redest du mich auf einmal wieder mit Mister an?“ Der Elf sah ihn entsetzt an und jammerte sofort los. „Oh, böser Dobby, böser Dobby! Dobby wird das nicht wieder tun, Mister Potter, Mister Harry...“ Seine Augen wurden schlagartig noch größer und er schlug sich panisch mit der dürren, langfingrigen Hand vor den Mund. „Dobby hat es schon wieder getan, böser Dobby! Dobby muss sich bestrafen...“


    Harry hielt den Hauselfen rasch fest, damit er sich nicht irgendwo den Kopf anrennen oder sich auf irgendeine andere Art bestrafen konnte. „Halt, Dobby!“, rief er besorgt, um dann etwas strenger hinzu zu fügen: „Ich verbiete dir, dich zu bestrafen. Weder jetzt noch später darfst du dich bestrafen, wenn du mich auf irgendeine andere Art als mit ‚Harry’ ansprichst, verstanden?“ Die Augen des Hauselfen füllten sich mit Tränen. „So gütig ist Mis... Harry zu mir, zu einem einfachen Hauselfen, so gut, so nett! Dobby hat das gar nicht verdient, Sir.“


    Harry schüttelte müde den Kopf. „Du bist echt ein Unikat, Dobby.“, meinte er grinsend. Wieder fröstelte ihn, und rasch schlang er seine Arme um sich und rückte ein wenig näher ans schwach glimmende Feuer heran. „Harry Potter ist kalt, Sir?“ Dobby wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern entfachte mit Hilfe seiner Elfenmagie das Kaminfeuer neu. „Danke, Dobby.“ Harry war mittlerweile doch schon ziemlich durchgefroren und genoss nun dankbar die ausstrahlende Hitze des Feuers. „Darf Dobby Harry Potter noch etwas bringen, Sir?“ Harry schaute geistesabwesend aus dem Fenster. Ihm kam ein Gedanke. Verrückt, ja, aber... „Du könntest schon etwas für mich tun...“, begann er zögernd. Der Hauself sah begeistert zu ihm auf und stellte sich sofort dienstbereit vor ihn hin. „Aber das ist kein Befehl, ja? Nur wenn du es tun willst.“ Der Elf sprang eifrig auf und ab. „Dobby will! Dobby will Mis- ... Harry Potter zu Diensten sein, es ist eine Ehre für Dobby!“


    Harry seufzte. „Könntest du mir aus dem Schlafsaal ein paar warme Sachen zum Anziehen bringen? Und meinen Tarnumhang? Aber so, dass niemand es hört! Kannst du das machen?“ Dobby wirkte beinahe beleidigt. „Natürlich, Harry Potter, Sir! Das ist eine Kleinigkeit für einen Hauselfen wie Dobby!“ Im nächsten Moment war er auch schon verschwunden, sodass Harry nur überrascht blinzeln konnte. Nicht einmal gehört hatte er etwas!


    Kaum fünf Minuten später erschien der Hauself wieder, genauso lautlos, wie er verschwunden war, jedoch beinahe unter einem Berg von Kleidung verborgen. Harry bedankte sich überschwänglich bei ihm und zog sich sofort um. Das Feuer im Gemeinschaftsraum strahlte zwar inzwischen wieder genügend Wärme aus, um auch im Schlafanzug nicht mehr zu frieren, doch beim Blick aus dem Fenster war Harry eine Idee gekommen. Ein Spaziergang an der frischen Luft sollte doch angeblich gegen Schlaflosigkeit helfen. Und frischere Luft als in einer Novembernacht konnte es ja wohl kaum noch geben, oder?





    2 - Schneespaziergang


    Bemüht, keine Geräusche zu verursachen, schlich Harry auf Zehenspitzen durch das Schloss. Zur Sicherheit hatte er sich zusätzlich noch in den Tarnumhang gehüllt. Nur mit dem Licht seines Zauberstabs tastete er sich langsam zum großen Schlossportal vor.


    Wenig später hatte er es tatsächlich geschafft und spazierte – immer noch unter dem Tarnumhang – in Richtung des Quidditchfeldes. Es war wirklich eisig kalt in dieser Nacht, und die sanft fallenden Schneeflocken reflektierten glitzernd das fahle Licht des Mondes. Irgendwie wirkte die verschneite Landschaft nicht, wie vom Fenster aus, ruhevoll und majestätisch, sondern auf eigenartige Weise einsam und verlassen. Harry begann sich zu fragen, ob dieser Spaziergang wirklich so eine gute Idee gewesen war. Trotzdem, nachdem er nun schon den Elfen dazu gebracht hatte, ihm zu diesem Mondscheinspaziergang zu verhelfen, da wollte er diese seltene Gelegenheit auch nutzen.


    Er zog seinen Schal unter dem Tarnumhang etwas enger, stopfte Hände und Zauberstab in die Jackentaschen und stapfte durch den Schnee. Für einen eventuellen Betrachter wäre es wohl eine eindeutig merkwürdige Szenerie gewesen. Niemand zu sehen und dennoch immer neue Fußspuren auf dem verschneiten Weg.


    Beim Quidditchfeld angekommen blieb Harry erstmal stehen. Knapp hinter dem Spielfeld verlief die magische Apparier-Grenze, so weit wollte er nicht gehen. Es war nicht so, dass er sich fürchtete oder besser gesagt, befürchtete, sofort beim Überqueren der magischen Grenze von Todessern überfallen zu werden, aber... Vorsicht war einfach besser. Ganz abgesehen davon gab es sicher irgendeinen Alarmzauber, der anschlug, wenn diese Grenze des Nachts überschritten wurde.


    Harry machte es sich also beim Quidditchfeld bequem – so bequem es eben ging. Er setzte sich auf einen schneebedeckten Baumstumpf und streifte die Kapuze des Tarnumhangs ab. Er musste grinsen, als er an sich herunter sah. Oder eher, nicht an sich herunter, sondern direkt durch ihn durch auf den platt gedrückten Schnee am Baumstumpf.


    Eine Weile saß Harry einfach nur so da, beobachtete, wie sein Atem in weißen Wölkchen durch die Nacht davon schwebte. Wie das Licht des Mondes sich in den Schneeflocken auf tausende Arten bunt glitzernd brach und für ein beständiges Funkeln sorgte. Leise hörte er, wie die Peitschende Weide ihre Äste schüttelte und sich so von den drückenden Schneelasten befreite. Weit entfernt, aus dem Verbotenen Wald, drang ein hohes, anhaltendes Jaulen auf das Gelände und aus Hagrids Hütte konnte er Fang mit einem ängstlichen Kläffen antworten hören.


    Harry merkte, dass er schon mit einer feinen Schicht Schnee bedeckt war und stand auf. Rasch schüttelte er den Umhang aus und setzte die Kapuze auf, so dass er wieder vollends unsichtbar war. Dann machte er sich auf den Rückweg zum Schloss. Durch das lange Sitzen auf dem kalten Baumstumpf war er völlig steif vor Kälte und fror heftig. Zähneklappernd stapfte er durch die weiß glitzernde Pulverschicht den Weg entlang. Den Blick hielt er auf den Boden gerichtet, um nicht über irgendeine Unebenheit zu stolpern. Er sah etwas, was er im ersten Moment für eine besonders große Wurzel hielt und wollte schon darüber steigen, als er unbewusst erstarrte und innehielt.


    Suchend sah er sich um. „Kein Baum...“, murmelte er irritiert. Er sah sich die Wurzel ein wenig näher an, doch der Mond schien ihm einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen und verschwand hinter einer Wolke. Rasch zog Harry seinen Zauberstab und flüsterte „Lumos!“ Die vermeintliche Wurzel entpuppte sich als ein fast schon eingeschneiter, mannsgroßer Umriss.


    Ein ungutes Gefühl stieg in Harry auf. Dieser Umriss hatte verflixt große Ähnlichkeit mit einem Menschen! Harry kniete sich hin, wischte mit der freien Hand rasch den Schnee beiseite. „Bei Merlin!“, murmelte er entsetzt. Es war tatsächlich ein Mensch! Doch er lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite, so dass er das Gesicht nicht erkennen konnte. Vorsichtig drehte Harry den Mann um. Und nun stockte ihm wirklich der Atem. Vor ihm lag niemand Geringeres als sein Feind – Severus Snape!




    3 - In den Kerkern


    Im ersten Moment wich Harry zu Tode erschrocken zurück. Prompt verlor er das Gleichgewicht und fiel auf sein Hinterteil. Gefasst darauf, jede Sekunde von dem verhassten Zaubertränkelehrer angebrüllt zu werden, blieb er sitzen. Doch nichts geschah. Nur eine neue Schicht feiner, weißer Flocken begann erneut, den Körper des Mannes zu verhüllen. Harry wartete einige bange Minuten, doch nichts geschah. Schließlich siegte doch seine Neugier, und er krabbelte vorsichtig, jederzeit darauf gefasst, zu flüchten, wieder näher an seinen Professor heran.


    Harry musterte den Tränkemeister. Das Gesicht war blass wie immer, doch eine große Wunde, an deren Rändern das Blut bereits eingetrocknet war, zierte die Stirn. Bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass auch der Umhang des sonst so korrekt gekleideten Mannes zahlreiche Schnitte und Risse aufwies, teilweise dunkel gefärbt. In Harry keimte Sorge auf. Das waren Verletzungen! Gehetzt überlegte er, was er tun sollte. Hilfe holen? Er war sich nicht sicher, ob er den Tränkemeister wieder finden würde.


    Als Snape leise stöhnte, erschrak Harry zum zweiten Mal in dieser Nacht fast zu Tode. Doch rasch hatte er sich wieder gefasst. „Pro- Professor Snape...?“


    Severus kam allmählich wieder zu sich, doch die Erinnerung kehrte nur ebenso langsam wieder. Das Apparieren hatte wohl seine letzten Kraftreserven aufgebraucht. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, als er eine Stimme vernahm. Hektisch sah er sich um, doch er konnte niemanden entdecken. Stöhnend sank er wieder in den Schnee zurück und schloss die Augen.


    Harry zuckte zusammen, als der Professor sich hektisch um- und direkt durch ihn hindurch sah! „Ich Idiot!“, schimpfte er sich in Gedanken, riss sich den Umhang herunter und stopfte ihn unter den Reißverschluss seiner Jacke. „Professor Snape, ich bin hier.“ Harry hielt den Zauberstab hoch, so dass das Licht auf sie beide fiel.


    Severus fuhr mit gezücktem Zauberstab herum. „Potter!“ Durch die schnelle Bewegung riss die Wunde an seiner Seite erneut auf und er spürte, wie das Blut über seine malträtierte Seite sickerte. Nur mühsam verbiss er sich ein erneutes Stöhnen. „Was tun Sie hier, Potter?“, stieß er kalt hervor, doch in seiner Stimme klang genug Schmerz und Qual mit, um seinen Worten alle Schärfe zu nehmen.


    „Was ist mit Ihnen passiert, Professor?“, ignorierte Harry besorgt seine Frage. „Sie sind verletzt!“ Severus presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und atmete konzentriert gegen den Schmerz an. „Sie haben ein wirklich außergewöhnliches Auffassungstalent, Mister Potter.“, ätzte er sarkastisch. Harry ließ sich durch seinen Ton jedoch nicht länger einschüchtern. Er kniete sich noch ein wenig näher an seinen Zaubertränkelehrer, was dieser mit einem abweisenden „Was soll das werden, Mister Potter?“ kommentierte. „Na, ich will Ihnen aufhelfen!“, gab Harry knapp zur Antwort. „Oder schaffen Sie es allein?“


    „Das will ich doch sehr hoffen“, knurrte Severus unwillig und begann sich vorsichtig – sehr vorsichtig – aufzurichten. Schließlich, nach einigen langen Minuten, stand der Potion Master. Äußerst unsicher und schwankend, aber dennoch aus eigener Kraft aufrecht. Mit deutlich zu sehender Mühe machte er einen Schritt vorwärts. Dann noch einen. Beim nächsten gaben Snapes Beine plötzlich nach, und er wäre zu Boden gesackt, wenn Harry ihn nicht sofort aufgefangen hätte. „Schaffen Sie es bis zum Schloss, wenn ich Ihnen helfe?“, fragte er besorgt.


    Severus blickte ihn finster an. „Es gibt nicht gerade viele Alternativmöglichkeiten“, bemerkte er zynisch. Harry legte sich den linken Arm des Professors über die Schulter, um ihn besser stützen zu können. „Ich könnte Madame Pomfrey holen“, schlug er vor. „Oder Professor Dumbledore.“ Snape versteifte sich merklich. „Auf keinen Fall!“, zischte er in einem Ton, der klar machte, dass es hierzu keine Diskussion geben würde. Harry nickte. „Okay. Dann müssen wir es eben allein schaffen.“


    Vorsichtig und langsam, einen unsicheren Schritt nach dem anderen, näherten sie sich dem Schlossportal. Harry keuchte, allmählich ging ihm die Kraft aus. „Professor...?“ Die unausgesprochene Frage nach dem Wohin hing ein paar schweigsame Minuten zwischen ihnen. “Nicht in den Krankenflügel.”, kam dann, seltsam leise und hörbar erschöpft, Snapes Antwort.


    Harry konnte zwar nicht verstehen, warum Snape sich derart dagegen wehrte, von Poppy versorgt zu werden, doch er respektierte den Wunsch des Professors. Ohne zu zögern schlug er deshalb am großen Schlossportal den Weg zu den Kerkern ein. „Dann werde ich Sie bis zu Ihren Räumen begleiten.“


    Wenig später standen sie vor der Tür zu den Privaträumen des Tränkemeisters. Severus murmelte das Passwort, und die Tür öffnete sich leise knarrend. Harry geleitete seinen Lehrer bis zur Couch, wo er ihn so vorsichtig wie möglich absetzte. Vor Anstrengung keuchend ließ er sich ungefragt vor ihm auf dem Boden nieder. „Das wäre geschafft!“, schnaufte er erleichtert, was ihm einen finsteren Blick einbrachte. Entschuldigend zuckte er die Schultern. Für mehr Höflichkeit hatte er momentan einfach keine Luft.


    Eine Weile saßen beide einfach nur da, bis Harry bemerkte, dass Snape leicht zu zittern begann. „Verdammt, das hab ich ja ganz vergessen!“, dachte er erschrocken. „Sie sollten aus den feuchten Sachen raus, Professor.“, machte er den Tränkemeister vorsichtig auf dessen tropfnasse Kleidung aufmerksam. „Ach, tatsächlich?“, kam postwendend die ironische Antwort. „Ohne Ihre unschätzbare Hilfe wäre ich wohl nicht auf diesen Gedanken gekommen...“ Zynisch verklangen seine Worte im Raum. Doch auch, wenn Severus es niemals zugegeben hätte, er hatte bisher tatsächlich nicht daran gedacht, sich seiner durchnässten Sachen zu entledigen. Mühsam richtete Severus sich nun etwas auf und versuchte, sich aus dem Umhang zu winden.


    Harry sah dem sichtbar schmerzvollen Unterfangen einige Zeit unbehaglich zu, bis er es schließlich doch nicht mehr aushielt. „Professor, Sie haben Schmerzen – lassen Sie mich Ihnen doch helfen. Bitte.“ Der Tränkemeister sah ihn giftig an. „Sie wollen mir helfen, Potter?“ Er hatte es nun endlich geschafft, sich aus dem Umhang zu winden. „Ich brauche Ihre Hilfe nicht!“


    „Natürlich will ich Ihnen helfen!“, schnappte Harry nun doch ärgerlich zurück. „Oder glauben Sie, dass ich einen Aufenthalt in Askaban bevorzuge? Was glauben Sie, wer dafür verantwortlich gemacht wird, wenn Sie hier in Ihren Räumen tot aufgefunden werden?“


    Snape sah ihn ehrlich irritiert an. „Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie für meinen Tod – der hier übrigens in keinster Weise zur Debatte steht – verantwortlich gemacht werden könnten?“ Harry zuckte scheinbar gelangweilt die Schultern. „Draußen würde man wohl eher Todesser vermuten, aber hier drin? Sie und ich sind nicht unbedingt gerade das, was man beste Freunde nennt...“


    Es folgte eisiges Schweigen. Harry rekapitulierte, was er eben gesagt hatte. Zu Snape, bei Merlin! Der Tränkemeister würde ihm den Kopf abreißen – sobald er wieder in der Lage dazu war. Doch dann erklang ein Geräusch, welches derart untypisch für die Kerkerräume war, dass Harry es im ersten Moment nicht einmal erkannte.


    Snape lachte. Harrys Gesicht wurde zu einem einzigen Fragezeichen. Snape und lachen? Lachen? Snape?!? Und es war nicht einmal ein hämisches, zynisches oder sarkastisches Lachen – nein, es wirkte ehrlich amüsiert. Wenn auch offensichtlich ein wenig schmerzhaft, denn unvermutet ging das Lachen in ein leises Stöhnen über.


    Harry wollte aufspringen, etwas sagen, doch Snape schnitt ihm mit einem warnenden Knurren das Wort ab. „Bringen Sie mir einfach nur den Trank von dort drüben. Drittes Fach, die blaue Flasche.“, wies er ihn mit knappem Ton an. Harry stand seufzend auf und holte das Gewünschte. „Bitte, Professor.“ Er reichte seinem Lehrer die bläulich schimmernde Ampulle. Snape brach unbeholfen das Siegel und entkorkte die Flasche. Als er den Inhalt geleert hatte, lehnte er sich vorsichtig zurück und wartete mit geschlossenen Augen darauf, dass die Wirkung des Schmerzlinderungstranks eintrat.


    Nach ein paar Minuten schlug er die Augen wieder auf. „Sie sind ja immer noch da, Mister Potter.“, stellte er müde fest. Harry betrachtete ihn unsicher. „Soll ich gehen, Professor Snape?“ Der Tränkemeister blieb die Antwort schuldig, was Harry als Aufforderung zu bleiben auffasste.


    Wieder blieb es einige Minuten still. „Brauchen Sie noch einen anderen Trank, Professor...?“ Harry hasste es, zum Zusehen verurteilt zu sein. Gut, er hätte nie geglaubt, dass er einmal freiwillig, ohne mit gezücktem Zauberstab dazu gezwungen zu sein, ausgerechnet Severus Snape helfen würde, doch irgendwie schien der Hass auf seinen Zaubertränkelehrer in den hintersten Winkel seines Bewusstseins verschwunden zu sein. Er verspürte etwas, was ihn dazu brachte, helfen zu wollen. Nicht Mitleid oder der Wunsch nach Überlegenheit, weil Snape verletzt war und sich deswegen in einer unterlegenen Position befand. Nein, es war eher so etwas wie tief gehender Respekt. Es war klar, woher Snape all diese Wunden und Verletzungen hatte. Und wenn er daran zurück dachte, wie sich der Crucio anfühlte, was er mit einem bewirkte, dann empfand Harry nur noch große Achtung vor dem Mann, der nicht nur aus eigener Kraft zurück nach Hogwarts appariert war, sondern auch noch die Distanz zwischen der Apparier-Grenze und dem Platz, an dem er ihn aufgefunden hatte, überwunden hatte. Mit all diesen Verletzungen. Harry war sich sicher, dass er nicht einmal noch das Apparieren überstanden hätte, ohne sich dabei in alle Himmelsrichtungen zu zersplintern.



    „Meine Güte, Potter. Sie haben wohl wirklich einen Helferkomplex.“, ätzte Severus wider Willen erleichtert. Harry seufzte. „Stimmt irgendwie...“, murmelte er leise. Jedoch nicht leise genug, als dass es Snape nicht gehört hätte. „Stimmt irgendwie?“, wiederholte er leicht belustigt. Harry zuckte die Achseln. „Vermutlich würde ich am Ende sogar Voldemort selbst anbieten, die Wunden zu versorgen, die vorher die Auroren verursacht haben...“, flachste er.


    Wieder ertönte Snapes leises Lachen, das rasch in einen neuerlichen Schmerzenslaut endete. Unruhig stand Harry da, nicht schlüssig, was er tun sollte. „Ach was soll’s.“, dachte Severus müde, „Falls nötig, kann ich ihm ja einen Vergessenszauber verpassen...“ Er sah den jungen Zauberer nicht an. „Der zweite Raum rechts ist das Badezimmer. Im Schrank links, in der zweiten Lade, Murtlap-Essenz und Heilpaste, dritte Lade, Verbandsmaterial.“, rasselte er mit heiserer Stimme herunter.


    Harry stand einen Moment wie erstarrt da, er konnte es kaum glauben. Snape nahm tatsächlich seine Hilfe an? Er schüttelte die Erstarrung ab und eilte in den besagten Raum. Dank der detaillierten Beschreibung fand er schnell, was Snape verlangt hatte und lief mit den Sachen zurück in den Wohnraum.


    Snape atmete flach. Trotz des Linderungstranks waren seine Schmerzen stärker geworden. Anscheinend die Nachwirkungen der zahllosen Crucio-Flüche. Vielleicht war sein Körper allmählich aber auch einfach nur immun gegen den Linderungstrank. Oft genug zu sich genommen hatte er ihn ja in den letzten Monaten, dachte Snape zynisch.


    Da der Lehrer nun doch seine Hilfe angenommen hatte, verbot sich Harry jede Zurückhaltung und ging Snape an die Wäsche – im wahrsten Sinn des Wortes. Mit Hilfe seines Zauberstabs und eines gemurmelten Auflösezaubers trennte er die Nähte des Hemds sauber auf. Snape stöhnte leise auf, als Harry nun vorsichtig die einzelnen Stoffbahnen des Bekleidungsstücks entfernte. „Tergeo“, murmelte Harry nun, und das eingetrocknete Blut auf Snapes nun blossem Oberkörper verschwand spurlos. Der Junge atmete zischend aus, als er die vielen frischen und auch alten Wunden und Verletzungen sah. „Sie sind wirklich Voldemorts liebster Prügelknabe, stimmts?“, meinte er kopfschüttelnd und machte sich daran, die frischesten Wunden zuerst zu versorgen. „Darauf erwarten Sie doch nicht im Ernst eine Antwort?“, schnaubte Snape schärfer als gewollt und stöhnte gleich darauf gequält auf, als Harry vorsichtig die Wunde an seiner Seite behandelte. Harry stutzte. So fest hatte er bestimmt nicht draufgedrückt. Er sah sich die Wunde etwas genauer an. „Oh... verdammt.“ – „Was, verdammt?“, hakte Snape matt nach. „Mindestens drei Rippen gebrochen... Sie haben nicht zufällig auch Skele-Wachs auf Lager?“




    4 - Zaubertrankunterricht


    Eine knappe Stunde später ließ Harry sich erleichtert auf der leeren Couch im Gemeinschaftsraum der Gryffindors nieder. Er hatte Snapes schlimmste Wunden nach dessen Anweisungen versorgt und den erschöpften Zaubertränkelehrer dann allein gelassen. Harry selbst war derart müde, dass die Schlaflosigkeit, die ihn nur wenige Stunden vorher geplagt hatte, völlig vergessen war. Seine Augen wurden schwer, als er dem flackernden Feuer zusah, und so schlief Harry in dieser Nacht auf dem großen Sofa im Gemeinschaftsraum.


    Als er am Morgen in seinem Himmelbett wach wurde, blinzelte Harry erst einige Male verwirrt. „Oh.“, meinte er dann etwas enttäuscht. „Was ist?“, fragte Ron neben ihm neugierig. „Ach nichts“, wiegelte Harry ab und setzte seine Brille auf. „Hab nur was Komisches geträumt – ich dachte im ersten Moment, dass es wahr gewesen wäre.“ Ron grinste. „War’s wenigstens ein schöner Traum?“ Harry lachte. „Na ja, seltsam trifft es wohl eher...“



    Nachdem Harry in der ersten Stunde – Verwandlung bei Professor McGonagall – mehrmals von ihr ermahnt worden war „Mr. Potter! Wenn Sie meinen Unterricht auch nicht sonderlich interessant finden, so muss ich Sie doch dringend darum ersuchen, mir Ihre Langeweile nicht durch derart häufiges Gähnen zu offenbaren!“ hatte er etwas von „Schlecht geschlafen“ genuschelt und sich vorgenommen, vor der Zaubertränkestunde auf jeden Fall noch einmal kurz einen Waschraum aufzusuchen und sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er wagte gar nicht daran zu denken, was Snape mit ihm anstellen würde, wenn er im Zaubertränke-Unterricht zu gähnen begann!


    Nach der dritten Stunde war es dann soweit. Zaubertränke stand auf dem Stundenplan. Harry betrat den düsteren Kerkerraum mit einem äußerst mulmigen Gefühl im Magen. Doch anders als sonst, ließ Snape ihn dieses Mal völlig links liegen. Er stürmte wie immer in den Klassenraum, doch selbst seine Ankündigung „Heute werden wir einen Gripsschärfungstrank brauen, dessen Wirkung bei den meisten Anwesenden wohl dringend benötigt würde...“ war dieses Mal nicht mit einem boshaften Wink auf Harry begleitet. Stattdessen ließ der Tränkemeister wortlos mit einem Schwenker seines Zauberstabs die Zutaten auf der Tafel erscheinen. „Sie haben eine Stunde Zeit.“


    Zuerst noch ein wenig ungläubig, doch dann immer erfreuter über den ungewöhnlich reibungslosen Start der Stunde holte Harry sich rasch die notierten Zutaten aus dem Vorräteschrank. Dann machte er sich – zum ersten Mal ungestört – zuversichtlich an die Zubereitung des heutigen Tranks.


    Kurz vor Ende der gesetzten Frist fügte er hochkonzentriert den fein gehackten getrockneten Nieswurz seinem Gebräu zu. Gespannt betrachtete er, wie die Farbe des Tranks von Rot-Braun auf Rot-Orange wechselte. „Rot-Orange?“, murmelte er betroffen. Der Trank sollte eigentlich Orange sein! Hastig sah er sich die Zutatenliste noch einmal genauer an. „Oh nein!“ Harry sprang auf, lief zum Vorratsschrank und entnahm ein Büschel Zinnkraut. Als er damit zu seinem Kessel zurückkehren wollte, rutschte ihm das Herz in die Hose – Snape stand vor seinem Platz und sah in den Kessel.


    Als der Zaubertränke-Lehrer jedoch ohne ein Wort weiter ging, schaute Harry ihm erst nur völlig verblüfft hinterher. Seit wann gab’s denn das? Snape, der an seinem Kessel vorbei ging, ohne ihm irgendwelche sarkastischen oder beleidigenden Kommentare an den Kopf zu werfen? Verwirrt ging Harry zu seinem Platz und gab die letzte Zutat ins Gebräu. Zufrieden betrachtete er, wie sein Trank genau die richtige Farbe annahm.


    „Beenden Sie Ihre Arbeit jetzt.“, kam nun auch schon Snapes Anweisung. „Ich sagte Jetzt, Miss Patil.“ Harry verkorkte bereits ein Fläschchen mit einer Probe seines Tranks und brachte es nach vorn zum Lehrerpult.


    „Während ich mir Ihre Proben ansehe – was zweifellos nicht allzu lange dauern wird – lesen Sie die Seiten 456 bis 465 in Ihrem Lehrbuch und schreiben einen Aufsatz über die sinnvolle Anwendung des im Buch erwähnten Tranks.“ Snapes Stimmte schnarrte wie eh und je durch das gesamte Klassenzimmer und sorgte für sofortige Stille, die einzig vom Rascheln der nun aufgeschlagenen Bücher unterbrochen wurde.


    Harry blätterte im Buch auf Seite 456. „Blutregenerationstrank und Wundsäuberungstrank“, las er, stutzte und sah sich die Wirkungsweise etwas genauer an. „Moment mal“, dachte er verwirrt. „Das ist doch genau das Zeugs, das ich Snape in meinem Traum geben musste...?“


    „Potter!“ Harry fuhr erschrocken zusammen. „Ja, Sir?“ Er sah den Tränkemeister beunruhigt an. Hatte er den Trank etwa doch vergeigt? „Es ist nahezu unfassbar...“, begann Snape in seiner gewohnt höhnischen Art. Harry wurde die Kehle eng. Er war sich so sicher gewesen! So sicher, dass er alles richtig gemacht hatte, dass er die Zutaten in der richtigen Reihenfolge und Art hinzugefügt hatte.


    „Nun, wirklich. Ich muss zugeben, dass ich nicht mit einem Erfolg ausgerechnet von Ihrer Seite gerechnet habe, Mister Potter. 10 Punkte für Gryffindor, für den einzig gelungenen Gripsschärfungstrank der gesamten Klasse. Mr. Malfoy, ich bin enttäuscht.“ Damit beendete Snape die Stunde und rauschte aus dem Klassenzimmer.


    Harry saß sprachlos da, vor Verblüffung nicht imstande, sich zu bewegen. Ron tanzte um ihn herum und holte ihn mit wildem Schulterklopfen aus seiner Erstarrung. „Wahnsinn!!! Gryffindor hat Punkte bekommen – von SNAPE!!!!!“



    Abends saß Severus Snape in seinem Wohnraum, wo er noch am Morgen die blutbesudelten Überreste seines Hemds gefunden und entsorgt hatte. Er besah seine Wunden noch einmal, doch der Potter-Junge hatte wirklich sauber gearbeitet. Eines der seltenen Lächeln huschte über das Gesicht des Tränkemeisters. Wenn er es auch sonst nicht über sich brachte, ein „Danke“ auszusprechen, so war er sich doch sicher, dass sein „Danke“ angekommen war...