Gruselkabinett Nr. 79 - Lodoiska

  • Mit „Lodoiska“ gibt es eine weitere Vampirgeschichte im Gruselkabinett. Der Originaltitel der Erzählung bringt alles auf dem Punkt und verrät auch sehr viel: „Der Vampyr oder: Die Todtenbraut“. Der neu gewählte Titel ist der Name der zentralen Figur des Hörspiels, die „mysteriöse Frau in Trauerkleidung“. Sie stellt eine Bedrohung für die Familie Lobenthal dar, die jedoch nichts davon ahnt. Das großartige an der Handlung ist, wie durch Vorkenntnis von diversen Vampirgeschichten, böse Vorahnungen beim Hörer erzeugt werden können, die sich nicht bewahrheiten oder einfach etwas anderes Schreckliches passiert. Es wird ebenfalls Bekanntes auf anderen Vampirgeschichten aufgegriffen: zum Beispiel, dass ein Vampir in das eigene Haus eingeladen wird (aus Dracula). In „Lodoiska“ wird jedoch nie erwähnt, dass es eine wichtige Voraussetzung für einen Vampir sein könnte. Gespielt wird ebenfalls sehr gut mit den Vorahnungen einiger wichtiger Figuren. Diese wollen dann handeln, doch trotz der Vorahnung, rennen sie in ihr Verderben, was es umso tragischer macht.


    Meine Lieblingsvampirgeschichte im Gruselkabinett bleibt „Die Familie des Vampirs“. So beklemmend und fürchterlich empfinde ich sie. Der Rezensionsgegenstand weist gewisse Parallelen auf. Es werden zwei Familien bedroht und ausgelöscht, aber es sind andere Ursachen. In beiden Hörspielen endet die Geschichte tödlich und ursächlich dafür ist eine Liebesgeschichte. Während in „Die Familie des Vampirs“ sich der Protagonist zu wehren weiß und nichts Verwerfliches getan hat, sieht es in „Lodoiska“ nicht so glücklich aus. Lodoiska handelt ursprünglich aus Liebe und dies wirft einen interessanten Aspekt auf die Geschichte: Sie warnt einige Personen vor sich selbst sehr deutlich, mit dem Hinweis, dass sie nur so am Leben blieben. Es gibt wie bei vielen romantischen Vampirgeschichten eben nicht nur den durch und durch bösen Vampir.


    Dieses Hörspiel kommt ohne Gruseleffekte aus und versucht den Hörer durch die Dramatik der Geschichte und Traurigkeit Lodoiskas zu fesseln. Darüber hinaus sind die Sichtweisen der Familie Lobenthal mitsamt ihres Aufpassers Werner sehr nachvollziehbar geschildert, ebenso wie die von Lodoiska. So fällt es dem Hörer nicht leicht, wenn nicht sogar unmöglich, sich für eine Seite zu entscheiden. Ein interessanter Konflikt.


    Bei den Sprechern macht Titania Medien im Prinzip nie etwas falsch. Hasso Zorn ist einmal mehr (und sehr gut) als Erzähler dabei. Mein Highlight der Folge ist Sascha Wussow als Alfred Lobenthal, dessen Stimme ich sehr gerne lausche. Die beiden Kinder werden hörbar von Kindern gesprochen, weshalb ihre Leistung nicht an die erwachsenen Profis heranreicht. Insgesamt bin ich mit der Riege sehr zufrieden, denn alle sprechen hervorragend (bis auf die Kinder – die sind „nur“ gut).
    Zu den Sprechern gesellen sich tolle Musikstücke und stets passende Geräusche, wie es sich für ein gutes Hörspiel gehört.


    Fazit
    Insgesamt vermochte mich das Hörspiel nicht so stark zu fesseln oder gruseln wie das Erstlingswerk (Folge 3) „Die Familie des Vampirs“. „Lodoiska“ ist eine sehr groß angelegte Liebesgeschichte, der viel Raum (Spielzeit) gegeben wird. Nichtsdestotrotz ein gutes Hörspiel mit tollen Sprechern, Soundeffekten und Musikeinlagen.