Sind Science-Fiction-Autoren Hellseher?

  • Von Lena Puttfarcken 14. November 2014 - 17:39 Uhr


    Viele technische Geräte, die in Science Fiction beschrieben werden, sind später tatsächlich in der einen oder anderen Form entwickelt worden. Das mutet fast wie Hellseherei an. Tatsächlich aber liegt es an ganz anderen Fähigkeiten der Autoren.


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    Klappbares Mobiltelefon? In der Fernsehserie Star Trek hat Captain Kirk, alias William Shatner, schon ein Fantasiegerät, das noch schwerfällig Communicator hieß.


    Stuttgart - Die Kommunikation umfasst Bild und Ton“, heißt es in dem Bericht. „Sie können die Person, mit der Sie telefonieren, sowohl hören als auch sehen. Der Bildschirm dient nicht nur dazu, um die Leute zu sehen, die Sie anrufen, sondern auch, um Dokumente und Fotos zu prüfen oder ein Buch zu lesen.“ Das ist nicht etwa der Werbetext für ein Smartphone, sondern ein Auszug eines Essays aus dem Jahr 1964. Er stammt von Isaac Asimov, dem Autoren von „I, Robot“, der sich vor fünfzig Jahren überlegte, was er auf der Weltausstellung 2014 zu sehen bekäme. In dem Essay schreibt er außerdem über Energieversorgung, Autos und Roboter. Letztere „werden existieren, auch wenn sie weder verbreitet noch ausgereift sind. Anwendung finden sie unter anderem in der Gartenarbeit.“ Was Asimov wohl zu Mährobotern gesagt hätte?


    Isaac Asimov ist nicht der einzige Science-Fiction-Autor, der Vorhersagen über die Zukunft getroffen hat, die später eingetreten sind. Einer der frühesten Vertreter dieses Genres war Jules Verne. In „Von der Erde zum Mond“ beschrieb der Autor hundert Jahre vor der Mondlandung der Mission Apollo 11 wie eine solche Reise aussehen könnte. Er lag mit vielen Vermutungen richtig – zum Beispiel damit, dass die Rakete von Florida aus starten würde.
    Die Literatur sah nicht voraus, wie viel gespeichert wird


    Aber auch wenn sich Vorausdeutungen durch Literatur und Filme der Science Fiction ziehen, kann man die Autoren nicht als Wahrsager bezeichnen. Andreas Böhn, Literaturwissenschaftler am Karlsruher Institut für Technologie, beschäftigt sich schon länger mit der Frage, ob Science Fiction die Wirklichkeit beeinflussen kann. „Es ist ganz natürlich, dass zutreffende Voraussagen in der Öffentlichkeit eher beachtet werden als solche, die nicht eingetroffen sind“, erklärt er. Manche Entwicklungen dagegen wurden gar nicht vorausgesehen – wie die Miniaturisierung in der Computertechnologie. Niemand in der Science Fiction hatte geahnt, dass es so wichtig werden würde, viele Daten auf wenig Raum zu speichern.


    Vom 19. Jahrhundert bis heute hat sich auch die Erwartung an Science Fiction geändert. Während Jules Verne künftige Techniken beschreiben wollte, handeln die Geschichten heute hauptsächlich vom Verhältnis der Menschen zu technischen Neuerungen. Ein Beispiel der vergangenen Jahre sind die „Tribute von Panem“, die in einem endzeitlichen Amerika spielen. In der Buchreihe wird die Gesellschaft kontrolliert, indem Kinder aus dem ganzen Land in eine Arena geschickt werden, um dort gegeneinander bis zum Tod zu kämpfen. Der Erfolg der Bücher und Kinoverfilmungen löste eine Welle an Dystopien, negativen Zukunftsvisionen, aus.
    Dystopien beschreiben ein neues Verhältnis zur Technik


    Im Unterschied zu Vernes Geschichten will diese düstere Art von Science Fiction nicht beschreiben, wie es in 100 oder 200 Jahren auf der Erde aussieht. „Dystopien beschreiben eine grundsätzliche Änderung in unserem Verhältnis zur Technik“, sagt Böhn. Die Geschichten spiegeln wider, dass die Menschen der Technik nicht mehr blind vertrauen. Science Fiction lädt zum Träumen ein und hat schon den einen oder anderen Wissenschaftler in seiner Arbeit inspiriert. Sie dient aber nicht dazu, die Zukunft vorauszusagen. Wenn ein Autor mit seiner Vorhersage richtig lag, dann hatte er keine hellseherischen Fähigkeiten. Er wusste vielmehr die Fortschritte in der Technik zu deuten.


    Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung…fb-9c48-4917b8c735b5.html

  • Gerade was den Star Trek Communicator angeht, ist dieser verglichen mit heutigen Standarts veraltet. Die derzeitigen Smart-Phones können mehr. Für mich ist es daher immer sehr interessant zu sehen wie damals vermeintliche Sci-Fi von der Gegenwart überhohlt wurde bzw. wird.


    Aber den Bezug und latenten Hype in dem Artikel um die "Tribute von Panem" finde ich redundant; als wenn das jetzt die erste große Dytopie wäre. Man denke nur an "Metropolis" oder "12 Monkeys" welche ich Setting der Story viel interessanter und realitätsnäher finde als der doch etwas polemische Plot kämpfender Jugendlicher in einer Arena - außerdem erinnert das ein wenig an "Running Man".

  • Ich gebe Kristof recht. Gerade das zitieren von Einzelbeispielen (Geräten und Trends) verleitet zur Annahme des Voraussehens. Aber das sind genau solche Zufallstreffer wie Horoskope oder andere Weisssagungen aus Kugeln oder anderen Medien. Prozentual trifft eben immer mal was zu. Davon leben sogar Wünschelrutengänger. Aber eben nur die Treffer werden publiziert. Die mindestens 90 bis 95 % die daneben liegen, darüber redet keiner.


    Schon in den 70er Jahren habe ich vom Klonen von Menschen und Tieren in SciFi gelesen. Aber das war eben nur EINE zutreffende Weiterentwicklung der Gedanken der ersten theoretischen Fachartikel der damaligen Zeit.


    Ich sammle auch schon viele Jahre neben Jules Verne auch SciFi aus vergangenen Jahrzehnten. Die Jetztzeit erkenne ich in keinem Buch wieder. Deutlich wird es vor allem in den Werken der 50er bis 70er Jahre. Da spielte die Zukunft immer im Jahr 2000. Also eigentlich müsste ich jetzt vom Mond oder von anderen Planeten mit euch Kontakt aufnehmen - die Um-Siedlungswelle währe schon im vollen Gange ...