Beiträge von Norbert

    Hab's gefunden: Danziger Zeitung 7. Januar 1891, Abendausgabe. Einiges ist merkwürdig, z.B. warum hat Verne den Brief erst nach der Veröffentlichung in Deutschland selber veröffentlicht? Oder, stand der Zusatz mit Tissot wirklich in dem Brief? Oder, wenn der Westpreuße so saugrob geantwortet hat, warum erwähnt er das selbst nicht ?

    Ich würde stark dafür plädieren, den Zeitungsartikel in eine Nautilus XX aufzunehmen!Danziger Zeitung, 7. Jan. 1891, Abendausgabe, S. 1(4).pdf

    Hans Fromm: »Bibliographie deutscher Übersetzungen aus dem Französischen 1700-1948« Band 6, S. 208 ff. Verlag für Kunst und Wissenschaft, Baden- Baden 1953.
    [Zu dieser Ausgabe: Streifzüge durch die deutsche Vernistik. Einleitung des Herausgebers. Jules Verne: Werke, S. 51]


    Wolfgang merkte hierzu an, dass man bzgl. "Wurzelsuche" dort auch nicht fündig wird. Oder in anderen Worten, Fromm geht nicht wieter zurück als bis zu Hartleben.


    LG
    Norbert

    Es ist sicherlich so, dass jedes einzelne dieser Romanhefte für sich genommen literarischer Schund ist. Aber in Summe, als "sozialhistorisches" Vermächtnis sind diese Hefte von großer Bedeutung und deshalb bewahrenswert. Stellt Euch doch mal vor, es gäbe ein Gesetz, sämtliche Seifenopern nach sagen wir mal 50 Jahre zu löschen. Was hätten dann unsere Nachfahren in hundert Jahren für ein Bild von der gegenwärtigen Fernsehkultur?
    Dass auch Jules Vernes Werke als thematischer Steinbruch herhalten mussten, ist Kollateralschaden einer Medienrevolution der damaligen Jahrhundertwende und ein Ausdruck dafür, dass seine Romane im Olymp der Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts angekommen waren.


    Meine felsenfeste Meinung: Unschätzbare Zeitdokumente!
    Liebe Grüße
    Norbert

    Sind die Manuskripte eigentlich irgendwo online verfügbar? Sonst müssten wir wohl Volker Dehs fragen, ob er an den betreffenden Stellen mal nachschauen könnte – falls dieses spezielle Manuskript erhalten ist und er Zugriff darauf hat, bzw. auf einen Scan, wovon ich eigentlich ausgehe. Oder hat sonst noch jemand Zugriff darauf?


    Hallo Stahlelefant,
    fast alle Manuskripte von Jules Verne sind online einsehbar. Vor einigen Jahren brauchte man noch ein Paßwort, später waren vorübergehend die meisten frei verfügbar, heute muss man online irgend so ein Formular ausfüllen. Da ich Französisch nicht beherrsche, kann ich Dir leider nicht erklären, wie es geht. Vielleicht ist es auch ganz simpel. Aber wenn Du mich nicht bei unseren französischen Freunden verrätst, könntest Du die "Sicherheitslücke" nutzen, solange sie noch offen steht:


    https://catalogue-bm.nantes.fr…=h::Nantes_173&highlight=


    Es ist jedoch kein Vergnügen, JVs Handschrift zu entziffern, wenn Du nicht fließend französisch sprichst. Viel Vergnügen!


    Norbert

    Ich finde den Beitrag ebenfalls super gelungen. Als Einleitung zum Jubiläumsjahr der Mondromane wird einer breiten Leserschicht die wissenschaftshistorische Leistung Jules Vernes eindringlich vor Augen geführt. Solche Aufsätze von Koryphäen wie Professor Küveler sind Reklame par ecxellence.Viele Artikel zu den Mondromanen, die außerhalb des "Jules-Verne-Zirkels" verfasst werden, sind quasi nur als Ausgangsbasis für Textaufgaben konzipiert, mit denen eine gymnasiale Physik-Oberstufe malträtiert wird. Hier aber wird allgemeines Interesse geweckt!
    Nur ein paar wenige Kleinigkeiten waren dabei, die jedoch aus "populärwissenschaftlichen" Gründen durchgehen dürfen, mich persönlich aber störten, so zum Beispiel "das rotglühende Projektil": Aluminium kann im Gegensatz zu Eisen nicht rot glühen, weil seine Schmelztemperatur nur 930°K beträgt. Die thermische Strahlung liegt noch im Infrarot-Bereich. Im Verneschen Original hat der Bolide Feuer gefangen, was vielleicht sogar eher möglich gewesen wäre. Da müsste man einen Chemiker fragen.

    Ich habe aus gegebenen Anlass gerade die beiden Bände Von der Erde zum Mond und Die Reise um den Mond aus dem Kinderbuch Verlag Berlin vorliegen. Also, mir gefallen darin die Illustrationen von Alfred Will und mehr noch die von Eberhard Binder. Sie sind - natürlich zielgruppenabhängig - kindlich-frech und haben sehr wohl Bezug zum Text.
    Bei den frühen Weichert-Bänden halte ich die Frontispize für nicht so sehr gelungen. Im Gegenteil dazu finde ich Weichert-Einbände von Hermann Tischler nicht schlecht.
    Aber wie heißt es so schön, "Geschmack macht einsam"

    Vielleicht noch zur Veranschaulichung, wie damals die Verlage tickten: Man muss sich Hartlebens Prachtausgaben so vorstellen wie ein Sammelalbum. Es war so: Zeitgleich mit den kleinformatigen Ausgaben erschienen die Abenteuerlichen Reisen von Julius Verne als sog. Lieferungen, also lose geheftet zu je 32 Seiten, beginnend am 1. November 1873. Jeden Monat erschienen 3 Lieferungen. Der Inhalt insgesamt hatte die bekannte Reihenfolge: Mondromane, Mittelpunkt, 20.000 Meilen, und 80 Tage. Die Druckerei, meiner Meinung nach Grimme und Tröme in Leipzig,*) druckte also fleißig nach und nach nicht in "Buchmengen" sondern an den Erfordernissen der Kolportage ausgerichtet. D.h. die 2 ersten Lieferungen, die zum Kundenfang benötigt wurden, hatten bestimmt eine höhere Auflage als die weiteren. Im Oktober 1874 war es so weit, dass Hartleben die erste Serie abgeschlossen hatte, und nun ließ er die Druckbogen, die er zurückgelegt hatte, in Einbände "verpacken", es entstanden die Prachtausgaben mit dem bekannten blauen Karmin-Schnitt. Außerdem verkaufte er auch Einbanddecken, für die Leute, die regelmäßig und fleißig die Lieferungen erworben hatten, und sie nun binden lassen wollten. Dazu gingen zum Buchbinder um die Ecke entweder mit der zusätzlichen Einbanddecke unterm Arm, oder überließen ihm, wie er den Einband gestalten wollte. Aber letzteres haben Bernhard und Andreas ja schon beschrieben.
    Ich habe das Ganze deshalb so ausgemärt, um zu demonstrieren, dass ein Buchblock (also das bedruckte Papier) im Prinzip nichts mit dem Einband zu tun hatte. Da waren jeweils andere Firmen, ja andere Gewerbe, zu gange, die sich untereinander argwöhnisch beäugten, dass der andere nicht in sein Gefilde eindringt.
    Ach so, wenn Du mich nach der Auflagenhöhe fragst: Bei Hetzel waren es immer 1000 Stück pro Auflage, also wird es bei Hartleben ähnlich gewesen sein.
    *) Mein Exemplar der Mondromane mit dem Jahr 1874 als Auflagejahr hat jedenfalls Grimme & Trömel angegeben.


    Herzliche Grüße und danke für Dein Interesse
    Norbert

    Ich hab mal in meinem identischen Exemplar den Text verglichen: Es ist der originale Hartleben-Text der Ausgabe "Bekannte und unbekannte Welten...". Also eigentlich ein Hartleben mit neuen Illustrationen (die ich übrigens auch für sehr gelungen halte).


    ... die Vorlage ist eindeutig, da hast Du recht, aber mit redaktionellen Kürzungen, zumindest im dritten Kapitel :):. Und dann sind auch noch ideologiebedingt christliche Begriffe eliminiert worden, wie z.B. "religöser Strenge" (Kap. 3) und "Gott würde das übrige tun" (Kap. 8, weiter hab ich nicht verglichen). Das war man (damals) der Sozialdemokratie wohl schuldig.

    Herzlichen Glückwunsch, Maschu1! Dass die Redaktion der Didaskalia den Artikel abschreibt, war ja fast schon zu erwarten gewesen. Diesmal waren sie noch schneller als bei der „Fünfwöchentlichen Luftreise“. Zusammen mit Predantus’ Erstfund gibt es für den möglichen Ausgangstext für Ein Drama in den Lüften also schon zwei deutschsprachige Quellen.
    Das Original stammt von Thomas Hood, dem Herausgeber des englischen New Monthly Magazines. Dort findet er sich im Herbst 1841 unter dem Titel „A Tale of Terror“. Wenn also Hood die Vorlage für Verne geliefert hat, was ich stark annehme, dann fehlt eigentlich nur noch die adäquate französische Übersetzung in den Jahren zwischen 1841 und 1855.
    Zu Thomas Hood siehe wiki,
    der Artikel „A Tale of Terror“ findet sich unter
    http://books.google.ru/books?i…20terror%20editor&f=false


    Liebe Grüße
    Norbert

    Wenn ich auch mit fabulieren darf:
    Es gibt ein frz. Werk: Les Ballons et les voyages aériens von Fulgence Marion. Das stimmt verblüffend bzgl. Erzählreihenfolge mit Un drame dans les airs überein. Zum Beispiel die Aufzählung der verschiedenen Unfälle bei Verne mit dem Kapitel Necrologie bei Marion. Der Haken ist leider der, das Buch erst 1867 erschien. Aber vielleicht haben beide eine noch ältere gemeinsame Quelle?
    LG
    Norbert
    PS: Die Quelle nur bei dem einen Vorfall von Charles Green zu suchen, ist mir nicht ganz geheuer ?(

    Mein Exemplar von Die Reise um den Mond ist blau eingebunden, und der Schriftzug auf dem Rücken des SU ("Verne, Die Reise um den Mond") läuft von oben nach unten. So wie bei deinem roten Exemplar. SU und Einbandfarbe korrelieren wohl doch nicht miteinander. Vergleich mal deine Titelseite, ob die gleich oder unterschiedlich ist. Es gibt übrigens, zumindest für den Hatteras, einen SU mit noch ganz anderem Rücken (drittes Bild). Ob es innerhalb der Reiseerzählungen für denselben Titel SUs sowohl von Max Wulff als auch von Hermann Tischler gibt, und wenn, ob das für alle zwanzig Bände gilt, kann ich leider nicht entscheiden, dies müsste aber leicht möglich sein, wenn sich noch andere Sammler melden würden. Z. B. hat mein "Südstern" einen SU mit Tischler-Illustration.
    Aber es stimmt, eine systematische Untersuchung zu den Einbandvarianten der "Reiseerzählungen" fehlt noch.
    Herzliche Grüße
    Norbert
    P.S.: Bei der Reise zum Mittelpunkt kann man rechts oben mit viel Phantasie M. Wulff lesen.

    Andreas schreibt: "... dafür das der Autor nicht aus der "Verne-Szene" kommt, finde ich es a) toll das jemand solch eine Detailgeschichte recherchiert und b) dies auch noch publiziert."
    Damit hat Andreas natürlich recht. Weh getan hat mir nur die Satzeinleitung "Entdeckt haben das Büchlein ...", denn es gehört doch (irgendwie) zum Gesamtwerk eines der meistgelesen Schriftstellers der Welt. Man braucht es also nicht "zu entdecken". Dass die Recherche keinen Tiefgang hat, ist verzeihlich, vielleicht gibt es nach dem Erscheinen der NAUTILUS noch eine Fortsetzung des Zeitungsartikels. Übrigens wurden die Hintergründe in der französischsprachigen Verne-Forschung schon 1988 publiziert.
    Es ist halt schade, dass der Zeitungsartikel nur auf dem Nachdruck (Pawlak) einer Übersetzung (Hartleben) beruht. Im frz. Original steht "Mundelkingen", was Munderkingen schon näher kommt, und das Flüsslein ist im Original die "Lauchat". Es wurde erst durch die Hartleben-Übersetzung zu "Bauchart".
    Und dass es Jules Verne völlig wurscht war, was 1876 in Ulm passierte, hatte ich ja schon geschrieben.


    ;); Vielleicht habt ihr gemerkt, dass hier kräftig Werbung für die nächste Ausgabe der NAUTILUS gemacht wird! Der Salzwasser-Verlag soll nicht so allein dastehen :):
    Herzliche Grüße
    Norbert

    Leider habe ich die Ausgabe vom Verlag Neues Leben nicht, so dass ich mich nur auf die von Poldi gescannte Seite beziehen kann. Aber sie enthält, da stimme ich Stahlelfant zu, viel mehr Gemeinsamkeiten mit der Hartleben-Übersetzung als mit der von Weichert. Laut der Science Fiction-Bibliographie für die DDR von Olaf Spittel erschien sie 1975, das war 5 Jahre vor dem Kontakt von Jürgen Bodt mit Manfred Hoffmann, der als Bearbeiter angegeben ist. In der in NAUTILUS Nr. 9 abgedruckten Liste von Jürgens Beiträgen zum "DDR-Literatur-Schaffen" ist Fünf Wochen im Ballon logischerweise dann auch nicht dabei.
    Andreas, Du schreibst ja, dass einige Vorlagen von NL auch von Hartleben stammen. Wäre vielleicht mal ein kurzer Beitrag wert, was von Hartleben und was von Weichert stammt ?( ?