Beiträge von Marduk

    Auch ich bin von den Schmuckausgaben außerordentlich begeistert!

    Und würde mich natürlich freuen, wenn der Coppenrtah Verlag noch weitere Werke Vernes in dieser Art folgen lassen würde.


    Apropos: Was wären denn Eure Favoriten für weitere Schmucksausgaben?


    Ich könnte mir "Fünf Wochen im Ballon", "Die Kinder des Kapitän Grant", "Der Kurier des Zaren" und "Die 500 Millionen der Begum" vorstellen, da sich hierfür sicherlich einige historische Accessoires/Vorlagen finden lassen, die zu den jeweiligen Handlungen passen würden.

    Also mich stören weder" altertümliche" noch "altertümelnde" Wörter in einer Übersetzung.
    Wir reden hier über einen Klassiker der Literatur! Und dieser darf gerne auch den Charme eines Klassikers behalten. Bei einem zu modernen Stil würde dieser komplett verloren gehen, was ich als sehr schade empfinden würde.


    Ich lege ebenfalls viel größeren Wert auf eine vollständige und möglichst nahe am Original bleibende Übersetzung.

    Von den Jules-Verne-Romanen, die nach seinem Tod erschienen und von Michel Verne umgeschrieben und überarbeitet worden sind, sind bisher nur "Die Jagd auf den Meteor" und "Wilhelm Storitz' Geheimnis" in Deutsch erschienen. Was ist denn mit den anderen Original-Jules-Verne-Romanen (En Magellaine; Le Beau Danube jaune; Le Volcan d'or und Le Phare du bout du monde)?
    Weiß jemand vielleicht, ob eine deutsche Übersetzung dieser Werke geplant oder absehbar ist?

    Ich habe inzwischen auch mal gegoogelt... ;);
    Meine "verdächtigen" Tiere waren Panther, Löwen, Bisonochsen...


    Panther (Gattung Panthera) ist in dem Sinne ja nur eine Sammelbezeichnung. Dazu zählt man u.a. auch den in der Himalaya-Region vorkommenden Schneeleoparden; genauso wie den in den subtropischen Gebieten Indiens (somit südlich des Himalaya) vorkommenden Leopard.


    Tiger kommen unstrittig in Indien vor.


    Aber Löwen? Die bringt doch jeder Normalsterbliche ausschließlich mit Afrika in Verbindung, oder?
    Aber siehe da: Im Gir-Nationalpark in Indien gibt es eine kleine Population des asiatischen Löwen. Wieder was dazu gelernt...
    Wobei der Bestand des asiatischen Löwen aber schon längere Zeit sehr stark dezimiert war und - meiner Meinung nach - zum Zeitpunkt der Romanhandlung auch nicht mehr ein für Indien typisches (Raub-)tier darstellte.


    Löwen und Tiger gehören auch zur Gattung der Panthera, werden von Verne in dem genannten Zitat aber explizit erwähnt, während er die anderen Großkatzen nur allgemein als Panther benennt.



    Was es in Indien aber definitiv nicht gibt sind die Bisons.


    Dein Vergleich der Romanfassung mit dem Manuskript ist sehr interessant!

    Verstärkt aufgefallen ist es mir gerade beim "Stahlelefanten", den ich momentan lese.
    Die Jagd-Abenteuer nehmen doch einen Großteil des Romans ein und es werden da Tierarten genannt und gejagdt, die in Indien in natura nicht vorkommen.


    Ich habe mal folgendes Beispiel herausgesucht:
    - Der Stahlelefant, 2.Band, Kapitel 3:
    „Hier [südlich des Himalaya] tummeln sich in Menge die Bisonochsen, Büffel, Zebus, Eber und Antilopen, welchen Löwen, Tiger und Panther unablässig nachstellen.“


    Weitere Beipiele aus anderen Romanen wären:
    - Der Südstern, Kapitel 7:
    „Pharamond Barthès war höchst befriedigt von seinem Jägerleben und dessen Abenteuern [in Südafrika]. Er hatte schon drei Löwen, sechzehn Elephanten, sieben Tiger und eine Unzahl Giraffen und Antilopen erlegt, ohne das eßbare Wild zu rechnen.“


    - Der Südstern, Kapitel 18:
    „Vor jeder Belästigung in seinem ganzen Gebiete sicher, zog ich nun vorgestern aus, um Tiger und Strauße zu jagen. Einen Tiger hatte ich das Glück, vergangene Nacht zu erlegen und es sollte mich wundern, wenn Du den Lärm, der jenem Zweikampfe voranging, nicht vernommen hättest. Stelle Dir vor, daß ich neben dem Körper eines vorher getödteten Büffels eine Schutzhütte errichtet hatte, in der gegründeten Hoffnung, einen Tiger im Laufe der Nacht heranschleichen zu sehen.“


    „Du wirst auch meinen Tiger sehen, das schönste Thier, welches ich seit meiner Ankunft in Afrika erlegt habe.“


    - Der stolze Orinoco, 1.Band, Kapitel 4:
    „Der Sergeant hatte seinen Verstoß gegen die Disciplin diesmal indeß nicht zu beklagen. Die großen und kleinen Katzenarten, die Jaguare, Tiger, Löwen, Ozelote und Wildkatzen, kommen meist nur in den dichten Urwäldern am Oberlaufe des Stromes [Orinoco] vor.“


    - Der stolze Orinoco, 1.Band, Kapitel 8:
    „Ferner bemerkte man mehrere Paare von Raubthieren, die in Venezuela heimisch sind, nämlich Jaguare, Pumas, Tiger, Ocelote, die alle hier nicht minder gefährlich waren, als wenn sie frei im Walde oder auf der Ebene umherstreiften.“



    Wie gesagt, meine erste Überlegung war, dass der Übersetzer halt nicht korrekt gearbeitet hat. Aber bei dieser Häufung - und unter Berücksichtigung deiner Anmerkungen, Andreas - war dann wohl unser aller Lieblingsautor bei den Tieren etwas großzügig, um es mal so auszudrücken. ;);

    Mir ist aufgefallen, dass Verne u.a. immer sehr detailliert auf die Tierwelt der Region eingeht, in welcher der jeweilige Roman spielt.
    Irritierend finde ich in diesem Zusammenhang, dass stets "Tiger, Löwen, Panther und Geparden..." zusammen erwähnt werden, völlig unabhängig davon, in welcher Region der Roman spielt und diese Tiere in der Natur nie zusammen in einem Lebensraum vorkommen.


    Hat jemand hierzu eine Erklärung? Die Lebensräume und Verbreitungsgebiete der Großkatzen dürften doch im 19.Jh. bekannt gewesen sein...
    Oder liegt es vielleicht am Übersetzer, der an diesen Stellen in den Romanen nicht genau gearbeitet hat?

    Ein Bekannter von mir hatte bezügl. der geplanten Bücher dieser Sammleredition direkt Weltbild angeschrieben; gerade weil er dazu nichts auf der Homepage etc. finden konnte.


    Ich zitiere gerade mal aus der Antwort-Mail von Weltbild:


    "... Bei der Serie "Illustrierte Abenteuer-Klassiker" handelt es sich um eine
    ganz neue Reihe, deren Bände nach und nach produziert werden.


    Aktuell stehen 5 Titel fest:
    001 Die Schatzinsel - Robert Louis Stevenson
    002 Die drei Musketiere - Alexandre Dumas
    003 Die Lederstrumpf Erzählungen – James Fenimore Cooper
    014 Robinson Crusoe – Daniel Defoe
    015 Cäsar Cascabel – Jules Verne


    Für die nachfolgenden Lieferungen stehen zum Teil die Titel und die
    Reihenfolge noch nicht fest. Da die neuen Bände der Sammlereditionen
    jeweils ca. monatlich erscheinen erfolgt die Ergänzung unserer Listen
    dementsprechend schrittweise.


    Selbstverständlich haben Sie die Möglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt
    eine aktuellere Titelauflistung der Edition anzufordern."

    Wenn ich das richtig mitbekommen habe, erscheint bei Weltbild eine neue Sammleredition mit dem Titel "Illustrierte Abenteuer-Klassiker". Als Band 15 ist "Cäsar Cascabel" von Jules Verne geplant.


    Insgesamt stehen erst 5 Titel fest.
    Man möchte bei Weltbild wohl erstmal abwarten, wie sich die Reihe verkauft....


    Bd. 01 Die Schatzinsel - Robert Louis Stevenson
    Bd. 02 Die drei Musketiere - Alexandre Dumas
    Bd. 03 Die Lederstrumpf Erzählungen – James Fenimore Cooper
    Bd. 14 Robinson Crusoe – Daniel Defoe
    Bd. 15 Cäsar Cascabel – Jules Verne

    Zitat

    In den Abschnitt hast Du beim ersten Posting mit dem "sinngemäß" natürlich so allerhand hinein interpretiert.

    Asche auf mein Haupt!


    Als ich meinen Beitrag schrieb, habe ich nur in meinen "Lese-Erinnerungen" gekramt. Die Textstelle hatte ich dann erst auf deine Bitte hin nachträglich gesucht. Von daher war meine ursprüngliche Aussage auch keine direkte Interpretation dieser.
    Ich korrigiere mich aber diesbezüglich gerne!!!

    Zitat

    Was man Verne vorwerfen kann in diesem Fall, ist das die kriegerische Auseinandersetzung mit Hilfe eines Missionars bzw. maßgeblich durch ihn gestützt oder gar angeführt stattfindet. Anderseits spricht er da auch nur wieder Realitäten aus...

    Genau das ist einer meiner Hauptkritikpunkt des Romans.
    Wenn du die Aktionen Oberst von Kermors (und nicht nur seine) als damalige "Realitäten" sieht, so kann ich dir nur zustimmen.
    Ich hatte aber beim Lesen den Eindruck, das Verne die Figur des Oberst aber in irgendeiner Weise idealisieren wollte, sprich: Oberst von Kermor, ein pflichtbewusster französischer Offizier, sagt sich aufgrund familiärer Schicksalsschläge von Gewalt und Tod los, wählt eine Art eigene Verbannung in Übersee, um dort den Eingeborenen als Missionar (friedlich; also genau das Gegenteil seines bisherigen Lebens!) Gutes zu tun (wie auch immer das unter den Aspekten der damailgen Zeit zu sehen hat).
    Und genau dies gelingt Verne in meinen Augen nicht! Weil Oberst von Kermor im Gebiet seiner Mission sich das Recht raus nimmt, weiterhin über Leben und Tod der Eingeborenen zu entscheiden. Es unterhält als Missionar eine hundert Mann starke und mit modernsten Handfeuerwaffen ausgerüstete Truppe! Damit hatte der Oberst fast schon diktatorische Züge angenommen und bei mir als Leser sämtliche Symphatiepunkte verloren. Und das war glaube ich nicht die Absicht Vernes...

    Zitat

    stellst sich mir erst mal so die Frage welche deutsche Fassung Du gelesen hast? Das könnte nämlich auch eine Rolle spielen in den Inhalten....

    Ich habe die Textfassung von der Digitalen Bibliothek-CD gelesen; müsste somit der Hartleben-Text sein.


    Zitat

    Die Ungereimtheiten bei der Lebensgeschichte von Jeanne waren mir auch irgendwie aufgestossen. Ich meine aber bei genauerem Nachlesen die Zusammenhänge verstanden zu haben - ich glaube die "Daten" sind sogar über zwei Abschnitte im Buch verteilt und fügen sich erst dann zusammen wenn man sie miteinander in Vergleich setzt. Hab ich jetzt irgendwie so in Erinnerung.

    Nun habe ich mich doch noch einmal hingesetzt und die betreffenden Textstellen rausgesucht:


    "Zwei bis drei Wochen vor der 1870er Kriegserklärung hatten Familienverhältnisse Frau von Kermor genöthigt, nach Martinique zu reisen. Hier erblickte Jeanne das Licht der Welt. Trotz des Kummers, der ihn über den Verlauf des Feldzuges bedrückte, freute sich der Oberst doch herzlich über die Geburt dieses Kindes. Hätte ihn die Pflicht nicht zurückgehalten, so wäre er zu Gattin und Kind nach den Antillen geeilt, um beide nach Frankreich heimzuholen." (2.Band, 1.Kapitel)


    "Er [Oberst von Kermor] kannte Jeanne ja nicht einmal, da er Martinique kurz vor ihrer Geburt hatte verlassen müssen." (2.Band, 13.Kapitel)


    Für mich las es sich so, dass nur die schwangere Frau von Kermor nach Martinique gefahren ist (nur sie wird explizit erwähnt) und der Oberst aufgrund des Krieges in Europa blieb (1.Zitat). Im 2.Zitat ist der Oberst definitiv von Martinique nach Europa zurück gekehrt.


    Aber - ich gebe dir Recht Bernhard - es muss sich nicht unbedingt ausschließen, dass der Oberst seine Frau nach Martinique gebracht hat und dann allein zurückgefahren ist.
    Bei der Geburt von Jeanne war er aber auf keinen Fall dabei. :):

    Zitat

    Die Kritiken an Vernes Äußerungen über Ureinwohner muß man differenzierter betrachten. Verne stützt sich hierbei im Normallfall auf zeitgenössische Quellen und Berichte, und die waren aus unserer heutigen Sicht genauso wenig objektiv - wie hätte er also etwas anderes schreiben können? Bzw. Wo hat er sinngemäß geschrieben nicht missionierte Indianer gehören ausgerottet? das hätte ich gerne mal belegt, v.a. um es mit dem französischen Originaltext zu vergleichen. Wenn die Aussage so nämlich stimmt, dann sind dies oft Formulierungen der Übersetzung und nicht was JV tatsächlich geschrieben hat....


    Gruß


    B.

    Ich kann hierzu folgende Textstelle anführen:


    "Seine [Pater Esperante alias Oberst von Kermor] Begleitmannschaft bestand aus hundert Guaharibos, die für der Gebrauch moderner Feuerwaffen besonders eingeübt waren. Die wackern Leute wußten, daß sie gegen die Quivas, ihre langjährigen Feinde, in den Kampf gingen, doch nicht allein, um diese zu zersprengen, sondern sie bis auf den letzten Mann auszurotten." (2. Band, 12. Kapitel)


    Ein Verbreiter der christlichen Nächtenliebe führt seine Gemeinde (bereits missionierte Indianer) mit überlegener Waffengewalt, gegen einen andern, noch nicht bekehrten Indianerstamm, um diese "auszurotten"; und als Motiv führt er u.a. eine alte Indianerfeindschaft an.


    Wie gesagt, auch ich weiß, dass man nicht jede Äußerung und Wertung Vernes bezüglich der jeweiligen Urbevökerung mit unseren heutigen Maßstäben messen kann und darf, zumal er seine Informationen auch nur aus zweiter oder dritter Hand hatte. Aber auch andere Schriftsteller der damaligen Zeit (z.B. Karl May) hatten bereits eine differenzierte Ansicht und Einstellung und waren nicht in der kolonistisch geprägten Denkweise der Jahrhundertwende gefangen bsp. haben dieser sogar entgegen gewirkt. Gerade in "Der stolze Orinoco" wird diese reaktionäre Denkweise aber meiner Meinung nach sehr vordergründig und plakativ verwendet, wenn Verne von der katholoischen Missionierung als einzige Chance für die Indianer spricht, der Verelendigung und "Entartung" zu entkommen und den Missionären dafür jedes Mittel zugesteht.

    So, nachdem ich nun weitere Romane Vernes gelesen habe, muss ich leider auch "Der stolze Orinoco" in meine "Negativ-Liste" aufnehmen. :(:


    Es gibt für mich gleich mehrere Kritikpunkte:
    - Der Roman hat dasselbe Manko wie "Die Propellerinsel": er ist zu lang. Die unendlichen Reisebeschreibungen - gerade im
    1.Band - sind auf die Dauer ermüdend.
    - Mir sind gleich mehrere inhaltliche Fehler aufgefallen, die man so bei Verne nicht gewohnt ist.
    Nur als Beispiel: War Jeannes Vater nun bei ihrer Geburt in der Karibik dabei oder befand er sich auf Grund des Krieges in Europa?
    - Vernes Charakterisierung der südamerikanischen Indianer ist - auch unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse - in keinster Weise akzeptabel. Sinngemäße Aussagen wie: alle Indianer, die sich der Zivilisation, d.h. der Missionierung widersetzen, gehören ausgerottet, sind doch sehr befremdlich. (Eine ähnliche, undifferenzierte Haltung gegenüber den Eingeborenen ist mir bereits in Vernes Roman "Mistress Branican" negativ aufgefallen. Hier vor allem der angebliche Kanibalismus der Aborigines.)

    Den von Andreas genannten Punkten schließe ich mich 100%ig an! :thumbsup:


    … und der Atlas liegt bei mir immer griffbereit, wenn ich ein Buch von Jules Verne lese. Gerade das Verfolgen der Reiserouten der Protagonisten macht doch einen erheblichen Reiz der Bücher aus.


    Bzgl „Vorort-Recherche“:


    Diese habe ich praktisch – wenn auch unbeabsichtigt – anders herum betrieben. :):
    Nach einem längeren Schottland-Urlaub habe ich erst danach die Bücher von J.Verne, die in Schottland spielen („Schwarz-Indien“, „Der grüne Strahl“ und „Reise mit Hindernissen…“), gelesen. Dadurch, dass man die Gegenden bereits selber bereist hat, bekommt man auch einen ganzen anderen, intensiveren Bezug zu den Romanen. Der Vergleich der Beschreibungen Vernes mit seinen
    eigenen Eindrücken ist sehr reizvoll. Und gerade auf Schottland bezogen stellt man fest, dass sich soviel in der Zwischenzeit gar nicht verändert hat...
    :):