Beiträge von Predantus

    Beim Lesen meiner Collction Verne bin ich zwar erst bei Band 68 (Die Propeller-Insel - Bd. 2) angelangt und es ist noch etwas Zeit bis zu den Bänden 77 und 78, die den Roman "Das zweite Vaterland" bilden, dennoch frage ich mich jetzt bereits folgendes:
    "Das zweite Vaterland" ist ja eine Fortsetzung des "Schweizer Robinson" von Wyss. Nun würde mich mal interessieren, ob es eigentlich zwingend notwendig ist, den Wyss vorher zu lesen oder kann man drauf verzichten? Eventuell ist es vielleicht nicht zwingend notwendig aber doch hilfreich und damit empfehlenswert. Wie habt ihr es gehandhabt?
    Mir liegt übrigens die zweibändige Reuleaux-Ausgabe des "Schweizer Robinson" aus Zürich von 1895 vor.

    Danke Bernhard für die Infos. Sowas in der Art hatte ich mir auch schon gedacht, aber hier ist es mir irgendwie ganz besonders aufgefallen. Und besonders die Angabe von 1871 im Handbuch hat mich dann gänzlich verwirrt. :)

    @ Poldi, naja, Kar May Filme und Karl May-Bücher sind was völlig verschiedenes, die nicht wirklich viel miteinander zu tun haben. Vielleicht solltest du als Verne-Fan mal versuchen, "Der blaurote Methusalem" zu lesen. Dieser May-Band hat mich von allem am meisten an Verne erinnert. Ist einer von den sogenannten Jugendromanen von May und ist nicht in der Ich-Form geschrieben. Sollte dir dieser band gefallen, kannst du als nächstes "Die Sklavenkarawane" lesen, wo du viele Parallelen zu "Ein Kapitän von 15 Jahren" finden wirst, wenn es um die Beschreibung des Sklavenfangs in Afrika geht. Empfehlenswert ist es bei beiden Büchern nicht die grünen Bände aus dem Karl May-Verlag zu nehmen, denn die sind stark bearbeitet und gekürzt. Empfehlenswert wären eher die Weltbild-Bände oder aus dem Parkland-Verlag. Aber vorsicht, zumindest im Parkland-Verlag wurde der Methusalem-Band unter dem ehemaligen Originaltitel "Kong-Kheou, das Ehrenwort" vertrieben.

    Beim Lesen aller Bände meiner "Collection Verne" aus dem Hartleben-Verlag, habe ich mit jetzt mit dem Band 67, daß ist Band 1 von "Die Propeller-Insel" begonnen. Nach dem ersten sechs Kapiteln stell sich mir nun aber die Frage, in welche Zeit man die Geschichte ungefähr ansiedeln kann. Der Beginn klingt ja, von den geschilderten Verhältnissen in den USA ausgehens, als würde die Geschichte in den 70er oder 80er Jahren des des 19. Jahrhunderts spielen. Und nach einem Blick ins "Jules Verne Handbuch" erfahre ich auch, daß dort als Handlungszeitraum 1871 angegeben wird. Das allerdings kann nicht stimmen. Die Frage tauchte bei mir auf, als ich folgende Stelle im 4. Kapitel (Seite 68 in der "Collection Verne") las:


    "Welche Nationalität diese Flagge bezeichnet, vermögen unsere Pariser nicht zu ergründen. Auf den ersten Blick scheint es die amerikanische Flagge mit den wagerechten rotweißen Streifen zu sein; die obere innere Ecke enthält aber statt der siebenundsechzig Sterne, die zu jener Zeit am Firmament des Staatenbundes funkeln..."


    Da es bis heute nur 50 Sterne sind, gehe ich mal davon aus, daß Verne den Roman bewußt als in der Zukunft spielend angelegt hat und die im Handbuch genannte Jahreszahl 1871 völliger Humbug ist, zumal ich beim Durchblättern des Bandes auf dort genannte geschichtlichee Zahlen aus den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts gestoßen bin. Bliebe also nur noch, daß es sich bei den "siebenundsechzig Staaten" vielleicht um einen Fehler in der Hartleben-Ausgabe handeln könnte. Also habe ich nach dem Diogenes-Band "Die Insel der Milliardäre" gegriffen. Doch auch dort ist 67 Sternen = Staaten die Rede. Des weiteren wird im Folgekapitel des Bandes die Insel Standard-Island auch nebenbei als eine der bedeutendsten Leistungen der Menschheit des 20. Jahrhunderts bezeichnet.


    Wird also im Verlauf der Geschichte noch irgendwann eine konkrete Jahreszahl für die handlung genannt werden oder kann man da nach eigenem Gutdünken spekulieren?

    So weit ich weiß, wurde er seinerzeit von seinem Verleger als der bessere Jules Verne oder so ähnlich vermarktet. Kann aber auch sein, daß er sich selber als der bessere Verne bezeichnet hat. Jedenfalls irgendetwas in die Richtung. So steht es glaube ich auch in wenigstens einem der von mir aufgezählten Bücher. Habe jetzt leider keins davon zur Hand um nachsehen zu können. Auf jeden Fall würde ich mir wünschen, daß es von ihm noch mehr bei uns zu lesen gäbe, zumal ein Großteil der Werke irgendwie zusammenzugehören scheint.

    Wie gesagt, Paul d'Ivoi ist ein Zeitgenosse von Verne und seine Bücher sind denen von Verne sehr ähnlich. Besonders "Die fünf Sou des Herrn Lavarede" und "Korsar Triplex" fand ich sehr lesenswert. "Die Diana von den Inseln" ist auch nicht schlecht, aber das schwächste der Bücher, die ich gelesen habe. Diese drei Bücher aus dem Verlag Neues Leben sind über ebay oder zvab sehr leicht zu bekommen und nicht teuer. "Das Geheimnis der Glaskugeln" dagegen ist leider Schweineteuer, weshalb ich es auch noch nicht in die Finger bekommen habe. Liegt leider daran, daß, als die Ausgabe damals in den Ramschecken der Kaufhäuser gelegen hat, diese keiner gekauft hat und fast die gesammte Auflage im Reißwolf gelandet ist, so daß leider nicht mehr so viele Exemplare im Umlauf sind.
    Und wie schon gesagt, so wie es aussieht, sind diese vier Bände die einzigen, die je im deutschen Sprachraum erschienen sind, während er in anderen europäischen Ländern (außer natürlich Frankreich), besonders in Holland, gut bekannt zu sein scheint.

    Auch wenn es sich hier eigentlich um ein Verne-Forum handelt, bin ich hier mit meiner Frage sicherlich gut aufgehoben. Den meisten Verne-Lesern dürfte ja auch der Name Paul d’Ivoi bekannt sein, der ja vielfach als Verne-Rivale bezeichnet wird und dessen Bücher, die unter dem Obertitel „Voyages excentriques“ erschienen sind, denen von Verne sehr gleichen. Doch während die Bücher von Paul d’Ivoi in anderen Ländern durchaus weit verbreitet sind, scheint in Deutschland nur relativ wenig von ihm erschienen zu sein. Gibt es wirklich nur jene vier Bücher in deutscher (leider auch noch gekürzter) Übersetzung, welche seinerzeit im Verlag Neues leben erschienen sind?
    - Die fünf Sou des Herrn Lavarede
    - Die Diana von den Inseln
    - Korsar Triplex
    - Das Geheimnis der Glaskugeln


    Kennt jemand eventuell noch weitere, ältere Übersetzungen? Wer weiß mehr über den Autor und weshalb sein Werk in Deutschland nur so spärlich veröffentlicht wurde?

    @ Poldi, Jules Verne als direktes Vorbild findest du bei der derzeit laufenden Serie zum ersten mal in diesem Umfang, wobei natürlich auch andere Quellen mit eingeflossen sind, wie z.B. der Film "Das große Rennen rund um die Welt". Ansonsten sind es mehr kleine Anspielungen, die mal hier und da vorkommen, aber nicht über eine ganze Serie hinweg. Natürlich findet man solche Anspielungen auch bei den Abrafaxen, doch ich setze mich da mehr mit den Digedags auseinander. Aber auch bei den Digedags sind es meist nur solche Anspielungen, wie ich sie in meinem Artikel angedeutet habe, aber keine wirklichen Adaptionen. Manchmal erinnert aber auch nur der Titel an Verne, wie z.B. Heft 65 von 1962 "Als Kuriere der Zarin" ohne das der Inhalt wirklich etwas mit Verne zu tun hat, außer eben der Schauplatz Sibirien. Und in der damals abschließenden Orient-Serie (Hefte 212 – 223) taucht z.B. ein französischer Aeronaut auf, der von David Niven, in der Rolle des Phileas Fogg inspiriert worden ist. Aber all solche Anspielunge aufzuzählen würde hier natürlich den Rahmen sprengen. Auch ist Verne nur eine von vielen Quellen für das Heft, dessen Autor Lothar Dräger ein begesiterter Leser bürgerlicher Trivialliteratur war, und im damit aus einen schier unerschöpflichen Pool schöpfen konnte. Es ist also nicht einfach, dir auf eine so simple Frage auch eine präzise Antwort geben zu können, die dich wirklich zufriedenstellen kann.

    Zitat

    Original von Poldi
    Wie man sieht, erfreut sich die CD-ROM größter Beliebheit! :] :applaus:


    Ich hätte es ja auch aus der Papierversion des Buches abschreiben können, doch das wäre mir zu viel gewesen. Zum zitieren und suchen ist die CD natürlich unübertroffen, aber lesen werde ich weiterhin nur die Papiervariante. Ausnahmen sind sicher die nicht in Buchform veröffentlichten Arbeiten. :)

    Und nochmal Kapitel 39, wenn auch nicht Saurier, so doch Urzeittiere:


    Das zerstreute Licht gestattete in der Tiefe der Waldung die geringsten Gegenstände zu sehen. Ich glaubte zu sehen ... Nein, wirklich, mit eigenen Augen sah ich ungeheure Gestalten unter den Bäumen sich bewegen! Wirklich, es waren Riesenthiere, eine Heerde Mastodone, nicht fossil, nein, leibhaftige, gleich denen, deren Reste 1801 in den Sümpfen des Ohio aufgefunden wurden!
    Ich gewahrte diese großen Elephanten, deren Rüssel unter den Bäumen wühlten gleich wimmelnden Schlangen. Ich hörte sie mit ihren langen Haaren die alten Stämme anbohren. Die Zweige krachten, und das massenweis herabgerissene Laub verschwand in den weiten Rachen dieser Ungeheuer.
    Diesen wilden Bewohnern waren wir also, einsam mitten im Schoße der Erde, Preis gegeben!
    Mein Oheim schaute hin.
    »Auf! sagte er auf einmal, und faßte mich beim Arm, vorwärts, vorwärts!
    - Nein, rief ich, nein! Wir sind waffenlos! Was sollen wir mitten in der Heerde von Riesenthieren anfangen? Kommen Sie, Oheim, kommen Sie! Kein menschliches Geschöpf kann ungestraft den Zorn dieser Ungeheuer herausfordern.
    - Kein menschliches Geschöpf! erwiderte mein Oheim mit leiser Stimme. Du irrst, Axel. Schau, schau nur, dort unten! Es dünkt mir, da seh' ich ein lebendes Wesen! ein Unsersgleichen! einen Mann!«
    Ich blickte hin, zuckte die Achseln, entschlossen, die Ungläubigkeit bis zum Aeußersten zu treiben. Doch, ich mußte mich durch den Augenschein überführen lassen.
    Wirklich, nicht eine Viertelmeile weit, an den Stamm eines enormen Kauris gelehnt, war ein menschliches Wesen, ein Proteus jener unterirdischen Gegenden, ein neuer Sohn des Neptun, welcher diese zahllose Heerde von Mastodoten hütete!
    Es war kein Fossil, wie jener Cadaver im Gebeinfeld, sondern ein Riese, der diesen Ungeheuern zu gebieten verstand. Seine Größe betrug über zwölf Fuß. Sein Kopf, so groß wie der eines Büffels, verschwand im Gebüsch eines wilden Haupthaars. Er schwang in der Hand einen ungeheuren Baumzweig, einen würdigen Hirtenstab des Schäfers der Urzeit.
    Wir waren unbeweglich, voller Bestürzung, stehen geblieben. Aber man konnte uns bemerkt haben, wir mußten entfliehen.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, rief ich, und zog meinen Oheim mit mir, welcher zum ersten Male mir nachgab!
    Nach einer Viertelstunde befanden wir uns außer dem Gesichtskreis dieses fürchterlichen Feindes.
    Und jetzt, da ich ruhig daran denke, jetzt, da mein Geist wieder Besonnenheit gewonnen hat, da Monate seit der übernatürlichen Begegnung verflossen sind, was soll ich denken, glauben? Nein! Unmöglich! Es war Sinnentäuschung, was unsere Augen sahen, ist nicht in Wirklichkeit so gewesen! In dieser unterirdischen Welt existirt kein menschliches Geschöpf! Eine Generation von Menschen, welche diese Höhlen im Schoße des Erdkörpers, ohne Verbindung mit der Oberwelt, bewohnte, ist vollständiger Unsinn!
    Eher ließe ich die Existenz eines Thieres gelten, dessen Bau dem menschlichen ähnlich ist, eines Affen der Urzeit, eines Protopitheken. Aber dieser übertraf an Wuchs alle bekannten Maße! Gleichviel! Ein Affe, so unwahrscheinlich auch, ein Affe mag's sein; aber ein lebendiger Mensch nie!
    Inzwischen hatten wir den klaren und hellen Wald verlassen, stumm vor Erstaunen, gedrückt von Bestürzung. Wir liefen wider Willen. Unser Instinct leitete uns dem Meer Lidenbrock wieder zu, und ein Gedanke brachte mich wieder auf praktischere Beobachtungen.

    Dank der CD braucht man den entsprechenden Text ja nicht mehr per Hand aus dem Buch abtippen. Nachzulesen im Kapitel 33:



    Dienstag, 18. August. Es naht der Abend, oder vielmehr die Zeit, wo der Schlaf auf unsere Augenlider drückt, denn auf diesem Ocean giebt's keine Nacht, und das unversöhnliche Licht ermüdet unablässig unsere Augen, als wenn wir unter der Sonne des nördlichen Eismeeres führen. Hans steht am Steuer, und während er wacht, schlafe ich.
    Zwei Stunden hernach weckt mich eine fürchterliche Erschütterung. Das Floß wird mit unbeschreiblicher Gewalt emporgehoben und zwanzig Toisen weggeschleudert.
    »Was giebt's? rief mein Oheim. Sind wir aufgefahren?«
    Hans weist mit dem Finger auf eine zweihundert Toisen entfernte schwärzliche Masse, die abwechselnd auf- und niedertaucht. Ich blicke hin und schreie auf:
    »Es ist ein riesenmäßiges Meerschwein ...
    - Ja, versetzte mein Oheim, und dort eine Meereidechse von seltener Größe.
    - Und weiter hinaus ein ungeheuerliches Krokodil! Sehen Sie seine große Kinnlade und die Reihen Zähne, womit es gewaffnet ist! Ah! es verschwindet!
    - Ein Wallfisch! ein Wallfisch! rief darauf der Professor. Ich sehe seine ungeheuren Flossen! Sieh den Strahl von Wasser und Luft, den er ausstößt!«
    Wirklich, man sah zwei Strahlen zu beträchtlicher Höhe über's Meer emporschießen. Staunen, Bestürzung, Entsetzen ergriff uns beim Anblick dieser Heerde Seeungeheuer. Sie sind von übernatürlicher Größe und das kleinste derselben würde mit einem Biß das ganze Floß zertrümmern.
    Hans will das Segel zur schleunigen Flucht aus der gefährlichen Gegend richten; aber er sieht auf der andern Seite nicht minder furchtbare Feinde: eine vierzig Fuß große Schildkröte und eine dreißig Fuß lange Schlange, die den Kopf aus den Wogen emporstreckt.
    Flucht ist unmöglich. Die Ungethüme kommen nahe, kreisen um das Floß mit einer Schnelligkeit daß ein Eilzug der Eisenbahn ihnen nicht gleich käme; sie ziehen concentrische Kreise um dasselbe. Ich ergreife meinen Karabiner. Aber was konnte eine Kugel für eine Wirkung auf die Schuppen machen, womit der Körper dieser Thiere gedeckt ist?
    Wir sind stumm vor Schrecken. Da kommen sie schon heran! Auf der einen Seite das Krokodil, auf der anderen die Schlange. Die übrigen sind verschwunden. Ich will Feuer geben. Hans hält mich durch ein Zeichen zurück. Die beiden Ungeheuer schießen fünfzig Toisen vom Floß entfernt vorüber, stürzen sich aufeinander, so daß sie in ihrer Wuth des Kampfes uns nicht gewahren.
    Hundert Toisen vom Floß entfernt entspinnt sich der Kampf. Wir sehen deutlich die beiden Ungeheuer mit einander ringen.
    Aber mir kommt's vor, als kämen jetzt die anderen Thiere herbei, um Theil an dem Kampf zu nehmen, das Meerschwein, der Wallfisch, die Eidechse, die Schildkröte. Ich sehe sie jeden Augenblick dabei, zeige sie dem Hans. Der schüttelt aber den Kopf verneinend.
    »Tva, sprach er.
    - Was! Zwei? Er behauptet, nur zwei ...
    - Er hat Recht, rief mein Oheim, der das Fernrohr stets vor den Augen hatte.
    - Das wäre!
    - Ja! Das erste dieser beiden Ungeheuer hat die Schnauze eines Meerschweins, den Kopf einer Eidechse; die Zähne eines Krokodils, das hat uns getäuscht. Es ist das fürchterlichste der vorsündfluthigen Reptilien, der Ichthyosaurus!
    - Und das andere?
    - Das andere ist eine Schlange unter der hüllenden Schale einer Schildkröte, des ersteren furchtbarer Feind, der Plesiosaurus!«
    Hans hatte Recht. Nur zwei Ungeheuer sind's, welche so die Oberfläche des Meeres beunruhigen, und ich habe vor den Augen zwei Seereptile der Urzeit. Ich sehe das blutige Auge des Ichthyosaurus, so groß wie ein Menschenkopf, das von der Natur mit einem äußerst starken optischen Apparat versehen ist, so daß es dem Druck der Wasserschichten in der Tiefe widerstehen kann. Man hat dieses Thier mit Recht den Wallfisch der Saurier genannt, denn es ist eben so rasch und groß. Es mißt nicht weniger als hundert Fuß, und ich kann auf seine Größe schließen, wenn es seine Schwanzflossen vertikal über die Wellen herausstreckt. Seine enorme Kinnlade zählt, nach Angabe der Naturforscher, nicht minder als hundertzweiundachtzig Zähne.
    Der Plesiosaurus, eine Schlange mit cylinderförmigem Leib und kurzem Schwanz, hat Tatzen, die wie Ruder geformt sind. Sein Leib ist ganz mit einer Schildkrötenschale bekleidet, und seinen biegsamen Schwanenhals kann er dreißig Fuß aus dem Wasser herausstrecken.
    Diese beiden Thiere bekämpfen sich einander mit unbeschreiblicher Wuth. Sie regen das Wasser berghoch auf bis zu unserem Floß hin, so daß wir zwanzigmal in Gefahr kommen umzuschlagen. Man hört ein wunderhaft starkes Zischen. Die beiden Thiere verwickeln sich in einander, so daß man sie nicht unterscheiden kann. Von der Wuth des Siegers ist Alles zu fürchten.
    Eine, zwei Stunden verlaufen, und der Kampf dauert mit gleicher Hitze fort. Die Kämpfenden kommen dem Floß bald näher, bald entfernen sie sich. Wir halten uns unbeweglich, zum Feuern fertig.
    Plötzlich verschwinden sie beide im Schooße der Wellen. Wird der Kampf in der Tiefe beendigt werden?
    Auf ein Mal schießt ein ungeheurer Kopf aus dem Wasser empor, der Kopf des Plesiosaurus. Das Ungeheuer ist tödtlich verwundet. Ich sehe nicht mehr seine ungeheure Schildhülle. Nur sein langer Hals ragt empor, duckt sich, richtet sich wieder auf, krümmt sich, geißelt die Wogen wie eine riesige Peitsche und windet sich, wie ein zerschnittener Wurm. Das Wasser spritzt weit ab, benimmt uns die Aussicht. Aber bald geht der Todeskampf des Reptils zu Ende, seine Bewegungen werden schwächer, seine krampfhaften Verdrehungen hören auf, und das lange Stück der verstümmelten Schlange ragt wie eine träge Masse über den ruhigen Fluthen.
    Hat sich der Ichthyosaurus wieder in seine Höhle in der Tiefe zurückgezogen, oder wird er wieder auf der Oberfläche des Meeres zum Vorschein kommen?