Williams will es noch einmal allen beweisen

  • Frank Williams will beweisen, dass sein Team auch ohne BMW und mit kleinerem Budget Erfolg haben kann - Präsentation des neuen FW28 heute Nachmittag


    (F1Total.com) - Heute Nachmittag stellt Williams in der Fabrik in Grove den neuen FW28 vor, mit dem Nico Rosberg und Mark Webber in der kommenden Saison möglichst wieder Siege einfahren sollen. Für das britische Erfolgsteam vergangener Tage stellt diese Präsentation einen Neustart wie nach dem Drücken des Reset-Buttons dar - mit neuem Motorenhersteller, neuem Reifenpartner und neuen Fahrern.


    Am einschneidendsten hat sich in den vergangenen Monaten die Trennung von BMW ausgewirkt, denn Williams hat mit dem deutschen Automobilhersteller nicht nur einen konkurrenzfähigen Motor, sondern auch einen signifikanten Beitrag zum Jahresbudget verloren. Zwar wird dieser Verlust durch die Entschädigungszahlungen aus der "Buttongate"-Affäre und dank einiger neuer Geldgeber einigermaßen kompensiert, ganz so locker wie in der Vergangenheit sitzen die Euros in Grove aber nicht mehr.

    Williams macht wieder einen sehr motivierten Eindruck


    Patrick Head, mit 30 Prozent an Williams beteiligt, hat diesbezüglich erst kürzlich offen zugegeben, dass er und sein 70-Prozent-Partner Frank Williams ihre Gürtel nun ein wenig enger schnallen müssen, doch die Trennung von BMW hatte auch einen positiven Effekt: Die knapp 500 Mann starke Operation ist motivierter denn je, weil man die zahlreichen Skeptiker, die schon den Totalabsturz prophezeien, eines Besseren belehren will.


    "Wir haben sie alle schon einmal geschlagen", erklärte "Rollstuhlgeneral" Frank Williams im Interview mit 'autosport.com', "und wir werden sie wieder schlagen! Teams kommen nach oben und fallen wieder nach unten. Wir sind überzeugt davon, dass wir zurückkehren werden - auf welchem Niveau, kann nur die Zeit zeigen. Wir sind noch ein robustes Team, das kämpfen will." Neo-Testfahrer Alexander Wurz kann da nur zustimmen: "Ich glaube an Zyklen in der Formel 1", nickte er.

    Trennung von BMW ist längst verarbeitet


    BMW trauert Williams inzwischen keine Träne mehr nach: "Wir haben versucht, es zum Funktionieren zu bringen, genau wie BMW, aber es gab vielleicht ein Problem mit unseren Kulturen. BMW wollte immer ein eigenes Team führen, was sie jetzt ja auch haben. Das hat ihre Zusammenarbeit mit uns nicht direkt beeinflusst, aber es hat sie im Hintergrund vielleicht ein bisschen abgelenkt. Leider haben wir uns stufenweise auseinander entwickelt", so der 63-Jährige.


    Die Zusammenarbeit mit Cosworth sei "eine nahe liegende Entscheidung" gewesen, fuhr er fort, schließlich hatte man erstens kaum Alternativen - und zweitens traut man der verhältnismäßig kleinen Motorenschmiede zu, speziell im ersten V8-Jahr durchaus mit den großen Werken mithalten zu können. Auch Williams scheint davon überzeugt zu sein: "Sie haben einen erschwinglichen Motor mit viel PS-Leistung", betonte er.


    Ein weiterer Grund für Cosworth sei die optimale geografische Lage gewesen, "denn sie sitzen gerade mal 60 Meilen (knapp 100 Kilometer; Anm. d. Red.) von unserer Fabrik entfernt", so der älteste Formel-1-Teamchef. Und: "Genau wie wir haben auch sie etwas zu beweisen. Wir sind voneinander abhängig." Allerdings trällern die Spatzen schon von den Dächern, dass sich Williams für die Saison 2007 wieder mit einem Automobilhersteller - zum Beispiel Toyota - ins Bett legen könnte...

    Williams wird von vielen als heißer Außenseiter gehandelt


    Dem Williams/Cosworth/Bridgestone-Paket ist 2006 durchaus die eine oder andere Überraschung zuzutrauen, zumal man mit Rosberg und Webber zwei zweifellos begabte Piloten unter Vertrag hat und zusätzlich auf das von McLaren-Mercedes mitgebrachte Know-how eines Alexander Wurz zurückgreifen kann. Letzterer wurde als dritter Fahrer angeheuert und ist ebenfalls heiß darauf, der Welt zu zeigen, dass er nichts von seinem Talent abgelegt hat.


    In gewisser Weise erinnert die Situation also an einen Haufen Verlierer, die aber alle wissen, wie man zum Erfolg kommt - und die es allen noch einmal so richtig zeigen wollen: Williams und Head haben in den vergangenen Jahren an Ansehen verloren, Cosworth hat als letzter unabhängiger Motorenhersteller der Formel 1 viel zu beweisen, Bridgestone möchte Michelin im letzten Jahr des Reifenkriegs schlagen und Webber und Wurz wollen um jeden Preis ihr angekratztes Image aufpolieren.

    Wann verkaufen Williams und Head ihr Team?


    Doch selbst wenn dieser Hunger, es besser zu machen als in der Vergangenheit, zum Erfolg führen sollte, heißt dies noch lange nicht, dass Williams und Head ewig weitermachen werden: "Man soll niemals nie sagen", schloss Williams einen Verkauf des Rennstalls nicht aus. "Im Moment planen wir das nicht. Wenn Patrick verkaufen will, kann er das tun, aber er ist noch mehr Racer als ich. Er ist wie Bernie (Ecclestone; Anm. d. Red.): Wie alt ist er? 77? Aber das Feuer lodert noch in ihm!"


    Wie motiviert die beiden charismatischsten Teameigentümer der Grand-Prix-Szene nun wieder sind, beweist, dass Head seit einigen Monaten aus Kostengründen nicht mehr per Helikopter zur Arbeit kommt, sondern mit dem Auto, während sich Williams schweren Herzens von seinem Privatjet und seiner Sammlung historischer Siegerautos getrennt hat, um diese für bare Münze an einen Privatmann zu verkaufen. Das so eingesparte Geld soll das Formel-1-Team wieder auf die Siegerstraße bringen...