Klinsmanns WM-Novum: Wellness-Woche auf Sardinien

  • Frankfurt/Pula (dpa) - Sonne, Strand und ein Luxushotel direkt am Meer:


    Mit einer Wellness-Woche mit Kind und Kegel auf der Ferieninsel Sardinien sorgt Bundestrainer Jürgen Klinsmann auch beim Start der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in die heiße WM-Vorbereitung für ein Novum.


    Die erste Zusammenkunft seines WM-Kaders begann mit dem Mittagessen in einem Frankfurter Flughafen-Hotel und dem anschließenden Abstecher zum einstündigen Einlagespiel gegen die Amateurkicker des FSV Luckenwalde in Mannheim.


    Danach sollte die große DFB-Familienreisegruppe kurz vor Mitternacht in Cagliari landen und im 40 Kilometer entfernten Urlaubs-Resort "Forte Village" Quartier beziehen. "Ich bin froh, dass die Nominierung jetzt vorbei ist", sagte Klinsmann, "jetzt können wir mit den Spielern arbeiten, jetzt können wir sie pushen."


    Der zweiwöchige Aufenthalt in Italien und am Genfer See, wo ab dem 21. Mai laut Klinsmann zwei Mal am Tag "heftig trainiert werden wird", soll eine ungestörte Arbeit mit dem Team ermöglichen, das im Trainingslager zu einer verschworenen Gemeinschaft geformt werden soll.


    "In Deutschland wäre der Trubel zu groß gewesen. Nach dem Einzug in unser Berliner WM-Quartier am 5. Juni stehen wir ohnehin unter Dauerdruck", begründete Teammanager Oliver Bierhoff die Flucht ins Ausland.


    Im 27 Grad warmen Sardinien sollen sich die Spieler bis auf Torhüter Jens Lehmann, der wegen des Champions-League-Finals mit Arsenal London gegen den FC Barcelona erst nach zwei Tagen Sonderurlaub in Genf zum DFB-Tross stoßen wird, im Kreise ihrer Liebsten von der Bundesliga-Saison erholen.


    "Wir müssen den Spielern die Möglichkeit geben, einige Tage durchzuschnaufen", sagte Bierhoff.


    Vom Mitreise-Angebot der Familien, das nur für die Spieler und nicht für die Betreuer galt, machten nicht alle Gebrauch. "Ich fliege alleine, meine Freundin muss arbeiten", sagte der überraschend ins WM-Aufgebot gerutschte Dortmunder David Odonkor: "Ich möchte jetzt erst einmal die Mannschaftskollegen kennenlernen und im Training Gas geben. Ich lasse mich überraschen, was auf Sardinien passiert."


    Vier entspannte Tage auf dem Liegestuhl, im Swimmingpool oder auf dem hoteleigenen 9-Loch-Putting-Green werden Kapitän Michael Ballack und seine vorerst 21 Mitstreiter nicht verleben können. Nach einer geplanten kurzen Begrüßung im Kreise der Familien wollte Klinsmann seinen WM-Spielern "sofort Trainingspläne in die Hand geben".


    Im Fitnessbereich oder auf der Joggingstrecke wird mancher wohl öfter anzutreffen sein als am Strand. "Für einen wie Robert Huth, der bei Chelsea wenig gespielt hat, wird es das Wort Regeneration nicht geben", kündigte Klinsmanns Assistent Joachim Löw eine Art von Zweiklassen-Gesellschaft unter den Spielern auf Sardinien an.


    Der WM-Kader soll auf ein einheitliches körperliches Niveau für die anschließenden neun Tage der Wahrheit in Genf gebracht werden. Die Dortmunder Christoph Metzelder und Sebastian Kehl starten jedoch mit einem Handicap.


    Mittelfeldspieler Kehl soll zwar nach seiner Sprunggelenksverletzung schon auf Sardinien wieder belastet werden können. Für Verteidiger Metzelder (Muskelfaserriss) ist dagegen die medizinische Abteilung vorerst weiterhin die erste Anlaufstelle. "Ich werde mehr den Behandlungsraum sehen als die Poolanlage."


    Klinsmann setzt große Hoffnungen und Erwartungen in die intensive Trainingsarbeit mit seinem im Schnitt 26,3 Jahre jungen Kader. "Wir sind überzeugt, dass die Mannschaft mit viel Spaß und Energie in die Vorbereitung geht", sagte der Weltmeister von 1990: "Und ich bin auch überzeugt, dass wir mit diesem Kader etwas reißen können."


    Das erwartet auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der bei der Vorbereitung keine Kosten und Mühen gescheut hat. "Vom Trainerstab, vom Management, aber auch den oft geschimpften Funktionären, ist für die WM alles getan worden", erklärte der Geschäftsführende DFB- Präsident Theo Zwanziger: "Jetzt sollen die Spieler arbeiten."


    Und anschließend den Titel gewinnen. "Das ist und bleibt unser Ziel", betonte Zwanziger, der großes Vertrauen in Klinsmann setzt, aber die Unwägbarkeiten eines Turniers kennt. "Man kann einen Masterplan haben, aber trotzdem weiß man nicht, ob er aufgeht. 1992 in Schweden haben wir das Endspiel gegen eine dänische Truppe verloren, die frisch aus dem Urlaub kam." Insofern könnten die Wellness-Tage auf Sadinien ein gutes Omen sein.


    quelle: dpa

    Unterwegs sein


    das ist es doch
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    per Bahn per Flugzeug
    per Kopf in ferne Zonen
    zu finden was unauffindbar
    jenseits der Grenzen
    deiner selbst