Klappentext
Warum musste Debbie Carter sterben?
Als der geschundene Leichnam der jungen Frau gefunden wird, ist das Entsetzen in ihrer Heimatstadt gross. Es gesellt sich Empörung hinzu, als die Ermittlungen ins Leere laufen und die Tat ungesühnt bleibt.
Erst Jahre später gibt es eine heisse Spur: Ron Williamson, ehemaliger Baseballprofi und Stammgast in der Bar, in der Debbie gearbeitet hat, soll die Tat im Alkoholrausch gestanden haben.
Die Polizei arbeitet schnell. Ron Williamson wird verhaftet und zum Tode verurteilt.
Elf Jahre verbringt er in der Todeszelle, Immer beteuert er seine Unschuld. Als sich Zweifel an seiner Täterschaft häufen, ist der Termin für die Hinrichtung bereits festgesetzt.
Der Gefangene Die wahre Geschichte eines unbegreiflichen Justitzskandal. Mit grossem Einfühlungsvermögen erzählt, wird Ron Williamson Schicksal zu einem packenden Triller.
Meine Meinung:
Geht das gut? Der Meister der Justizdramen schreibt über einen wahren Kriminalfall , der erschütterndes Zeugnis ablegt von der Ungerechtigkeit eines modernen Rechtssystems?
Es ging gut:
Das Buch hat mich in seinen Bann gezogen. Schnell wird einem klar: unschuldiger kann Ron Williamson nicht sein. Trotzdem wird er zum Tode verurteilt.
Ein Sheriff, unter Druck geraten von der Bevölkerung, endlich den Mörder von Debbie zu verhaften, erfindet Beweise, unterschlägt Unschuldsbeweise, ja negiert sogar DNS Test’s. Mörder und sonstige schwere Verbrecher, die im gleichen Gefängnis sitzen wie Ron, erhalten Privilegien wenn sie ihre erfundenen Aussagen vor Gericht aus sagen. Ja selbst ein Mörder, der behauptet, er hätte Debbie ermordet, wird einfach ignoriert.
Ein Richter, ohne mit der Wimper zu zucken, begeht er Verfahrensfehler am Laufmeter, übergeht er die Einwände der Verteidigung noch und noch. Aussagen von Experten, Haare am Tatort können nicht zweifelsohne dem Angeklagten zugeordnet werden, werden als eindeutige Beweise vor Gericht ausgelegt. Seine Devise: Ron ist als Mörder verhaftet, als Mörder kriegt er die Todesspritze. Die meisten der Verteidiger kommen mit der Art von Ron überhaupt nicht klar. Einer von ihnen, ein Säufer, übernimmt den Fall, merkt die Verfahrensfehler nicht, schadet nur seinem Mandanten. Beweise die die Anklage vorlegt, sind so schwach, dass jeder einigermassen gut ausgebildete Anwalt sie im nu zerfetzen würde.
Ron, 11 Jahre in der Todeszelle, schwer krank, dem Wahnsinn nah, macht all die Jahre immer die gleiche Aussage: ich bin unschuldig!
Als Leser hat mich das Buch fasziniert, schüttle den Kopf, ungläubig, schockiert. Irgendwann sehnt man sich dem Ende entgegen. Klärt sich der Mordfall doch noch? Wann? Ist Ron vor der Giftspritze gestorben oder musste er diese auch noch über sich ergehen lassen? Wird er erst als Toter für unschuldig erklärt? Fragen über Fragen.
Der Gefangene ist ausgezeichnet recherchiert. Die Handlung wird zügig erzählt, nicht ohne auf die verschiedensten Details einer Verhandlung zu verzichten. Immer wieder wird man auf Verfahrensfehler aufmerksam gemacht. Diese helfen sehr, den Faden nicht zu verlieren und die Zusammenhänge zu erkennen. Paralell wird auch von anderen Mordfällen erzählt, die alle ähnlich ablaufen wie Rons Geschichte. Man merkt schnell, Ron ist/war kein Einzelfall. Justizirrtümer gab/gibt es immer wieder. Ob diese speziell in den USA vermehrt vorkommen, vermag ich nicht zu urteilen.
Das Buch ist gut lesbar und auch für einen Nichtjuristen wie Donja verständlich geschrieben. Alle die sich für die Todesstrafe interessieren, erwarten in diesem Buch 460 Seiten spannungungsvolle Seiten.
Fazit: empfehlenswert.