Skandal in Italien "schlimmer als befürchtet"

  • Rom (dpa) - Der italienische Fußball-Skandal übertrifft alle Befürchtungen. "Ich hätte nicht erwartet, dass es so schlimm ist", sagte der kommissarische Präsident des italienischen Fußballverbands (FIGC), Guido Rossi.


    Korrupte Schiedsrichter, illegal wettende Fußballer, Schiebereien bei Spielertransfers, Bilanzfälschungen und jetzt auch noch Aktienkurs-Manipulationen - die Staatsanwälte weiten ihre Ermittlungen rund um die Top-Clubs Juventus Turin, AC Mailand und Lazio Rom immer weiter aus.


    Vor allem für Juve, dem Ex-Stürmerstar Roberto Baggio tatsächlich als Vize-Präsident zu Hilfe eilen möchte, zieht sich die Schlinge immer enger. "Für mich muss Juve in die Serie B und die letzten beiden Meistertitel aberkannt bekommen", forderte der frühere Vize- Chefermittler des Fußballverbandes Mario Stagliano.


    Von Trainer Fabio Capello forderte Juventus deshalb eine Zusage auch für die Serie B. Statt mit Juve durch die Provinz zu tingeln, scheint der Meistertrainer aber lieber das glamouröse Real Madrid trainieren zu wollen.


    "Ich hätte gedacht, dass es begrenzter wäre", sagte Rossi, an dem mit Liga-Präsident Adriano Galliani auch noch der letzte Mächtige des alten Systems ins Wanken geriet. "Ich klebe nicht an meine Posten", stellte der Vize-Präsident des AC Mailand erstmals seinen schon oft geforderten Rücktritt in Aussicht, knüpfte ihn aber an Bedingungen: Die Liga müsse sich neue Regeln geben und einen fähigen Manager einstellen.


    Im Innern brodelt es, und von außen gerät der italienische Fußball eine Woche vor dem Start der Weltmeisterschaft in Deutschland immer mehr unter Druck. Die Europäischen Fußball-Union (UEFA), bei der sich Italien ausgerechnet jetzt um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2012 bewirbt, fordert eine schnelle Aufklärung der Skandale. "Wir sind in einer Notlage. Keiner will die Europapokal-Wettbewerbe ohne italienische Mannschaften, aber es könnte passieren", warnte UEFA- Generalsekretär Lars-Christer Olsson.


    Bis zur Auslosung am 27. und 28. Juli sind die Urteile der Sportjustiz gefällt, verspricht Rossi. FIGC-Chefermittler Borelli will seine Anklageschriften bereits in drei Wochen fertig haben. Rechtsexperten in Italien bezweifeln dies und befürchten übereilte Schnellverfahren.


    Regierungsvertreter planen bereits eine parlamentarische Untersuchungskommission. WM-Organisationschef Franz Beckenbauer forderte mit Blick auf den italienischen Skandal eine "generelle Reinigung des Fußballs".


    Das Großreinemachen traut man in Italien aber eher Staatsanwälten und Politikern als den Fußball-Funktionären zu. Von Abhöraktionen, Hausdurchsuchungen und Verhören in die Enge getrieben, flüchten sich die mutmaßlichen Drahtzieher der so genannten Fußball-Mafia in gegenseitige Schuldzuweisungen. Luciano Moggis Anwalt Fulvio Gianaria erklärte, der frühere Juve-Manager habe seinen Club nur gegen die Übermacht des AC Mailand verteidigen wollen, was Milan als "absurd" zurückwies.


    Alle anderen schlüpfen in die bequeme Rolle der Moggi-Opfer. Auch Lazio Roms Präsident Claudio Lotito, der in einem sechsstündigen Verhör der Staatsanwaltschaft Neapel alle Vorwürfe zurückwies. "Lazio ist sauber", erklärte Lotito, gegen den in Rom und Mailand wegen Aktienkurs-Manipulationen ermittelt wird.


    quelle: dpa

    Unterwegs sein


    das ist es doch
    per pedes per Rad
    per Bahn per Flugzeug
    per Kopf in ferne Zonen
    zu finden was unauffindbar
    jenseits der Grenzen
    deiner selbst