Der Gruppensieg hat für Klinsmann Priorität

  • Berlin (dpa) - Ob mit oder ohne Rotation: Beim ersten Auftritt von Gastgeber Deutschland im Berliner Finalstadion will Jürgen Klinsmann gegen die Höhenflieger aus Ecuador gleich ein Endspiel gewinnen und die schwarz-rot-goldene WM-Party weiter anheizen.


    Trotz eines großen Pokerspiels um seine Aufstellung stellte er den dritten Sieg über alle anderen Interessen. "Wir wollen Ecuador schlagen und Gruppensieger werden. Im Achtelfinale wird jedes Spiel ein Krimi, da wollen wir mit breiter Brust reingehen", betonte der Bundestrainer.


    Unterstützung erhielt er von Franz Beckenbauer: "Da gibt es kein Zögern und Zaudern. Da wird volle Pulle nach vorne gespielt."


    Mit welchem Personal Klinsmann Platz eins sichern will, ließ er öffentlich offen. Allerdings deutete vieles darauf hin, dass gegen Ecuador die selbe Startformation wie beim 1:0 gegen Polen auflaufen soll. Allerdings zog sich Torsten Frings beim Abschlusstraining eine Blessur der rechten Wade zu.


    Der Bremer wurde behandelt, die medizinische Abteilung des DFB sprach später laut Informationen des ZDF von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme". Ein Einsatz sei nicht gefährdet. Christoph Metzelder konnte nach seiner Knie-Blessur wieder das komplette Trainings-Programm bestreiten, auch Ersatz-Torhüter Oliver Kahn ist fit.


    Um Ecuador im Vorrunden-Finale auf Platz zwei zu verweisen, muss gegen die punktgleichen Südamerikaner gewonnen werden. In Video-Sitzungen wurden die Spieler auf die Anden-Kicker eingestellt:


    "Das wird eine harte Partie, da gibt es auf die Socken", meinte der Coach, der nach Ablauf der Rot-Sperre von Stürmer Mike Hanke alle 23 Akteure zur Verfügung haben könnte.


    Wie sehr Klinsmann bei seiner WM-Mission auf die Unterstützung der Fans setzt, wurde mit einer Live-Schaltung zu den deutschen Soldaten in Afghanistan nochmals ganz gezielt demonstriert. Der Titeltraum soll von allen Deutschen gelebt werden - die Fan-Meile soll um die ganze Welt gehen.


    "Wir wollen Euch noch so viele Spiele wie möglich bieten", rief Klinsmann der Bundeswehr-Abordnung in Kabul zu. Den 72 000 Zuschauern im Olympiastadion versprach er derweil für das letzte Gruppenspiel ein weiteres Fest. "Wir wollen dem Berliner Publikum ein mitreißendes Spiel liefern."


    Ein Start mit drei Siegen, den es in der ruhmreichen deutschen WM- Geschichte bislang nur 1970 in Mexiko unter Helmut Schön gegeben hatte, ist Klinsmann wichtiger als die Spekulationen um die möglichen Achtelfinal-Gegner England, Schweden oder Trinidad und Tobago sowie mögliche Viertelfinal-Knaller gegen Argentinien oder die Niederlande.


    Es gilt, auf der Euphorie-Welle weiter zu reiten und als Erster der Gruppe A den "Königsweg" durch die drei größten WM-Arenen München (Achtelfinale), Berlin (Viertelfinale) und Dortmund (Halbfinale) weiterzugehen. "Das möchten wir weiterführen. Wir fühlen uns wohl in diesen Stadien", erklärte Klinsmann zu den Planspielen.


    Der Bundestrainer sprach in der letzten Trainingseinheit lange mit Ballack über seine Pläne, gewährte öffentlich lediglich Einblick in grundsätzliche Gedanken zu personellen Veränderungen.


    "Wir überlegen zum einen, welche Spieler unbedingt den Rhythmus brauchen, um drin zu bleiben. Welche Rolle spielt die Vorbelastung mit den Gelben Karten? Und die dritte Komponente ist: Kann man eventuell noch einem Spieler, der bislang nicht zum Einsatz gekommen ist, dieses Spiel geben?"


    WM-Chef Beckenbauer riet, höchstens "angeschlagene Spieler" zu schonen. Dies könnte nun auf Frings oder Metzelder zutreffen. Der Abwehrchef ist neben seiner leichten Knie-Blessur ebenso wie Kapitän Michael Ballack und sein Dortmunder Teamkollege David Odonkor von einer Gelb-Sperre bedroht.


    Für Metzelders Einsatz spricht hingegen, dass der 25-Jährige Spielrhythmus braucht. Andererseits könnte Klinsmann mit Robert Huth für den Ernstfall proben.


    Aufbauende Worte gab es für die Sorgenkinder Arne Friedrich und Lukas Podolski. "Für uns steht Arne nicht zur Disposition", sagte Klinsmann. "Wir setzen auf seine Stärken. Die sind nicht rechtsaußen, sondern als Rechtsverteidiger." Auch Podolski bekam eine verbale Streicheleinheit:


    "Uns fehlt eigentlich nichts. Lukas macht seine Arbeit für die Mannschaft", entgegnete Klinsmann und prophezeite: "Sein Tor wird früher oder später kommen bei der WM."


    Statt des angekündigten Metzelder tauchte überraschend Miroslav Klose bei der DFB-Pressekonferenz auf, um seine von einigen Medien als Angriff ausgelegte, aber "positiv gemeinte Kritik" am Sturmpartner gerade zu rücken. "Wir haben absolut keinen Krach. Das ist absoluter Quatsch", sagte Klose.


    Aus seiner Sicht wirkt Podolski "verkrampft", was der junge Kölner nicht einmal bestritt. "Ich weiß, dass ich besser spielen kann." Dass schon damit begonnen wird, seine Minuten ohne Länderspiel-Treffer zu zählen - es sind erst 302 - hält Podolski allerdings für übertrieben:


    "Ich verstehe die Diskussionen nicht." Verstummen lassen kann er sie schon gegen Ecuador.


    quelle: dpa

    Unterwegs sein


    das ist es doch
    per pedes per Rad
    per Bahn per Flugzeug
    per Kopf in ferne Zonen
    zu finden was unauffindbar
    jenseits der Grenzen
    deiner selbst