Das große Siegerinterview mit Michael Schumacher

  • 02. Juli 2006 - 22:40 Uhr

    Michael Schumacher über sein Traumwochenende in den USA, eine SMS von Lukas Podolski, seine Chancen auf den WM-Titel und vieles mehr


    (F1Total.com) - Er ist wieder da! Dank überlegener Bridgestone-Reifen gewann Michael Schumacher heute in Indianapolis den Grand Prix der USA vor seinem Teamkollegen Felipe Massa, während Fernando Alonso nur Fünfter wurde. Nach zehn von insgesamt 18 Rennen beträgt der Rückstand des Ferrari-Piloten in der Weltmeisterschaft damit nur noch 19 Zähler.


    Frage: "Michael, du liest gerade eine SMS von Lukas Podolski, richtig?"
    Michael Schumacher: "Ja, das ist richtig. Das hat mich sehr gefreut, denn ich habe gerade eine SMS mit Glückwünschen von Lukas bekommen. Er hat sich riesig gefreut - wahrscheinlich ähnlich, wie ich mich für die Jungs am Freitag gefreut habe. Ich gehe ganz sicher davon aus, dass die Jungs nächste Woche im Finale stehen werden. Da werde ich ganz sicher die Daumen drücken und dabei sein, und vielleicht können wir sogar gemeinsam feiern."

    Traumhaftes Wochenende für Schumacher


    Frage: "Wie stolz macht es dich, dass du das deutsche Erfolgswochenende heute komplett gemacht hast?"
    Schumacher: "Das ist in vielerlei Hinsicht schön. Der Freitag hat schon super angefangen, der Samstag hat es fortgeführt, heute das Traumresultat und dann noch das fünfte Mal hier in Indianapolis nach dem Rennen vom letzten Jahr. Es gibt mehrere Gründe, warum wir sehr zufrieden sein können. Ich habe mir sagen lassen, dass ich in der WM sechs Punkte aufgeholt habe, also sind es jetzt nur noch 19 Punkte Rückstand. Auch das sieht viel versprechend aus. Alles in allem bin ich sehr zufrieden."


    Frage: "Nach dem Skandalrennen von 2005 muss dies ein besonders süßer Sieg sein. Außerdem war es - abgesehen von Indianapolis 2005 - der erste Ferrari-Doppelsieg seit Monza 2004..."
    Schumacher: "Ich wusste gar nicht, dass es schon so lange her ist, aber wir haben das ganze Wochenende wirklich einen Superjob gemacht. Wir bereiteten uns gut für die zwei Überseerennen vor, wussten, dass wir ein gutes Auto haben würden. In Kanada klappte es nicht, aber hier passte dafür alles. Felipe neben mir zu haben, ist ein Traumresultat. Dass Fernando nur Fünfter wurde, ist für die Weltmeisterschaft wichtig. Ein großartiger Tag!"


    Frage: "In den ersten Runden hattest du Gelegenheit, den Fahrstil deines Teamkollegen zu studieren..."
    Schumacher: "Absolut. Felipe war großartig unterwegs. Es war ganz schön hart, ihm zu folgen, denn im Windschatten kann man einem Vordermann nicht so leicht auf den Fersen bleiben. Ich musste auf meiner Runde nach dem Boxenstopp wirklich alles geben, aber zum Glück kam ich vor ihn."

    Alonsos Schwäche kam für Schumacher überraschend


    Frage: "War an diesem Wochenende alles vorhersehbar, auch die Schwäche von Renault?"
    Schumacher: "Dass wir sehr stark sein würden, war vorhersehbar, dass Renault und - in Anführungsstrichen - Fernando nicht so gut zurechtkommen würden, war aber überraschend. Normalerweise kann man davon ausgehen, dass er schneller ist und wie 'Fisico' (Fisichella; Anm. d. Red.) den dritten Platz holt. Dann wäre die Punkteverteilung etwas anders."


    Frage: "Vor dem Rennen hast du gesagt, dass es deine Idealvorstellung wäre, hier zu gewinnen und Felipe Massa auf dem Podium zu haben. Mission erfüllt!"
    Schumacher: "Mission erfüllt, das kann man nicht anders sagen. Wir sind sehr zufrieden, haben sechs Punkte aufgeholt. Es ist mein fünfter Sieg hier in Indianapolis, was auch eine gewisse Besonderheit mit sich bringt. Am Freitag hatten wir den Sieg der Nationalmannschaft und gestern das Qualifying - insgesamt ein supertolles Wochenende!"


    Frage: "Du hast in der Auslaufrunde beide Arme nach oben gerissen und gejubelt. Was ist da in dir vorgegangen?"
    Schumacher: "Ich war mir natürlich sofort all dieser Umstände bewusst, war entsprechend zufrieden und habe mich sehr gefreut."


    Frage: "Wie wird es nun weitergehen?"
    Schumacher: "Ich hoffe, im gleichen Rhythmus! Das wäre mir angenehm, zumindest für ein paar Rennen. Es wird schwierig. Wir haben in Kanada schon damit gerechnet, sehr stark zu sein, konnten es aber nicht umsetzen. Generell waren alle Bridgestone-Fahrer in Kanada ein bisschen mit Rückstand behaftet. Die waren zwar im Qualifying recht schnell, aber im Rennen nicht wirklich. Hier war das ganze Wochenende eine gewisse Bridgestone-Dominanz zu verspüren, die wir natürlich in die Europasaison mitnehmen wollen."

    Noch 80 WM-Punkte zu vergeben...


    Frage: "Wie viel kannst du von dem Schwung, den du dir hier erarbeitet hast, nach Europa mitnehmen?"
    Schumacher: "Jedes Rennen ist ein neues Rennen, insofern messe ich dem keine allzu große Bedeutung zu. Die Dinge können sich zu schnell ändern, das haben wir von Kanada auf hier ja gesehen! Wir können nur hoffen, dass wir einen Teil unseres Vorsprungs mitnehmen können. Es sind noch acht Rennen zu fahren, 80 Punkte zu vergeben. 19 Punkte Rückstand sind viel, aber es ist nicht unmöglich. Vor allem war Felipe heute stark. Vielleicht kann er das ein paar Mal wiederholen."


    Frage: "Was bedeuten die verbleibenden 19 Punkte Rückstand?"
    Schumacher: "In acht Rennen? Noch viel Arbeit! Es ist aber nicht unmöglich."


    Frage: "War der heutige Sieg vielleicht eine Wende im Kampf um die Weltmeisterschaft?"
    Schumacher: "Das weiß ich nicht, aber es war schon ein ganz wichtiger Schritt, keine Frage."


    Frage: "Wie siehst du jetzt die Zukunft des Rennens hier in Indianapolis?"
    Schumacher: "Was soll man dazu groß sagen? Es wird viel geredet, aber man muss abwarten. Ich fand nach den Ereignissen im Vorjahr großartig, dass wir hier so eine tolle Fangemeinde hatten."


    Frage: "Am Dienstag gibt es wahrscheinlich wegen des Halbfinales bei der Fußball-WM einen regen Telefonaustausch mit deinen italienischen Teamkollegen, nicht wahr?"
    Schumacher: "Lass uns abwarten! Ich würde mich riesig freuen, wenn ich am Sonntag in Berlin der deutschen Mannschaft die Daumen drücken könnte."