Wenn alle unglücklich sind, stimmt die Richtung...

  • 04. Juli 2006 - 10:28 Uhr

    Nick Fry und Mario Theissen sprechen über das Indianapolis-Abkommen und erklären, was eben dieses an Nebenwirkungen mit sich bringen wird


    (F1Total.com) - Nach wochenlangen Diskussionen um den Homologierungsgrad der Motoren haben sich die elf Formel-1-Teams am vergangenen Wochenende endlich auf einen mündlichen Kompromiss geeinigt, mit dem offenbar alle leben können: Das so genannte Indianapolis-Abkommen stellt eine Mischung aus den Vorschlägen von Maranello beziehungsweise Monaco dar.


    Zwar fehlen noch die Unterschriften von Ferrari, den beiden Red-Bull-Teams und MF1 Racing, doch mit hoher Wahrscheinlichkeit werden auch diese vier Rennställe noch diese Woche auf den Zug aufspringen, so dass das Indianapolis-Abkommen am Donnerstag in Paris der Formel-1-Kommission vorgelegt werden kann. Diese würde die Regeländerungen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit absegnen und zur endgültigen Beschlussfassung an das World Council der FIA weiterreichen.

    Theissen lobt Ecclestones Vermittlungstätigkeit


    BMW Motorsport Direktor zeigte sich über diesen Fortschritt erfreut: "Ich weiß nicht, wo wir stehen, aber ich hoffe, dass wir jetzt endlich eine Vereinbarung haben, um das aus der Welt zu schaffen. Wir sind nahe an dem dran, was als Maranello-Abkommen bekannt ist - es ist ein Bernie-Kompromiss", spielte er via 'SpeedTV.com' auf die Vermittlerrolle von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone an. "Für mich ist das okay, hoffentlich können nun alle zustimmen."


    "Das neue Abkommen gibt uns etwas Flexibilität, stellt aber gleichzeitig sicher, dass die Forschungs- und Entwicklungskosten nicht wie eine Rakete in den Himmel schießen. In manchen Bereichen ist es sogar restriktiver als das Maranello-Abkommen, aber es ist der richtige Weg. Wir verhandeln noch, wie wir die Kundenmotorensituation angehen werden, und ich hoffe, dass wir uns auch da einigen werden", fügte der Deutsche an.


    Letzteres bezieht sich in erster Linie auf MF1 Racing, denn der dortige Teamchef, Colin Kolles, hat klar gemacht, dass er das Indianapolis-Abkommen nur dann unterschreiben wird, wenn sich die Automobilhersteller im Gegenzug dazu verpflichten, relativ preisgünstige Kundenmotoren für die kleineren Teams zur Verfügung zu stellen. Angeblich steht Kolles diesbezüglich schon mit Mercedes in Kontakt, bestätigt ist dies jedoch nicht.

    Alle mussten von ihren Standpunkten abweichen


    Honda-Teamchef Nick Fry sieht die neuesten Entwicklungen so: "Das Indianapolis-Abkommen ist ein logisches. In solchen Dingen muss man alle im gleichen Ausmaß unglücklich machen. Das bedeutet, dass Leute wie wir nicht so viel Technologie bekommen, wie wir uns wünschen würden, aber für andere Leute ist es zu viel Technologie. Wenn wir alle gleichermaßen unglücklich sind, dann liegen wir ungefähr richtig", erklärte er gegenüber 'SpeedTV.com'.


    "Seit dem Beginn des Vorjahrs wissen wir, dass wir zwölf Teams auf dem Grid haben werden, die alle ein bestimmtest Performanceniveau erreichen können sollten", fuhr der Brite fort. "Um das zu erreichen, müssen die Hersteller zwei Teams mit Motoren beliefern, was wir und Toyota schon jetzt machen. Das ist eben so, wenn man als Hersteller in die Formel 1 will, und das ist etwas, wozu wir bei Honda jederzeit gerne bereit sind."


    Honda und Toyota waren jene beiden Hersteller, die sich am stärksten für technologische Freiheit eingesetzt haben, wurden in ihren Forderungen unterstützt von BMW und DaimlerChrysler. Damit ziehen vier von fünf 'GPMA'-Herstellern am selben Strang, während sich Renault von den ehemaligen Weggefährten immer stärker loseist und der mächtigen Mosley/Ecclestone-Achse immer näher rückt - nicht zuletzt wegen Teamchef Flavio Briatore, der zu den beiden Herren ein gutes Verhältnis pflegt...