Wurz: "Würde die Kurve brutal arg zumachen"

  • 26. August 2006 - 18:13 Uhr

    Alexander Wurz rät Fernando Alonso in Istanbul zu Kompromisslosigkeit am Start und spricht über Kollegen wie Sebastien Vettel oder Christian Klien


    (F1Total.com) - Frage: "Alexander, kein einfaches Qualifying hier in Istanbul. Wie zufrieden bist du mit den Startplätzen deiner Teamkollegen?"
    Alexander Wurz: "Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) hat das Top-10-Qualifying leider verpasst, Mark (Webber; Anm. d. Red.) war drin. Weil wir wussten, dass wir nur sehr schwer in die Top 6 kommen würden, haben wir uns dazu entschlossen, auf eine sehr konservative Strategie umzustellen. Das erklärt Platz neun, den Mark in der Startaufstellung hat. Nichtsdestotrotz kann er von da aus noch gute Punkte machen. Hoffentlich funktioniert es diesmal, dass er das Auto nach Hause bringt."


    Frage: "Wie viel kann man hier mit der Strategie machen? Es gibt ja auch Überholmöglichkeiten, nicht wahr?"
    Wurz: "Es ist immer schwierig, jemanden zu überholen, wenn die besten Fahrer kämpfen, denn heutzutage werden sehr wenige Fehler gemacht. In der Türkei könnte man sicher überholen. Es wird einige verschiedene Strategien geben. Ich glaube, dass alle zwei Stopps machen werden, aber die große Frage ist, wann sie stehen bleiben - und was machen die Reifen im Laufe des Rennens? Da gibt es sicherlich noch viele offene Fragen."

    Wurz rechnet mit Punkten für das Williams-Team


    "Grundsätzlich glaube ich, dass unsere Strategie gut sein sollte und wir mit Punkten nach Hause gehen werden. Das gilt auch für Nico, der vom 13. Startplatz ins Rennen gehen wird und schon oft gezeigt hat, dass er im Rennen mit seinem Biss und mit seiner Konstanz auch in die Punkte kommen kann. Das wird aber schwierig, denn im Mittelfeld geht es im Augenblick brutal knapp zu."


    Frage: "Ferrari in Reihe eins, Renault in Reihe zwei - wie wird der Start?"
    Wurz: "Sehr prekär, würde ich sagen. Ich möchte mich nicht unbeliebt machen, aber in alter Senna-und-Prost-Manier würde ich an Alonsos Stelle versuchen, die Kurve brutal arg zuzumachen, um die Schneid abzukaufen, denn dann ist Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) in der defensiven Position, muss zurückstecken. So würde ich es machen."


    Frage: "Wie viel Unterschied macht es hier, wenn man auf der sauberen Seite der Strecke startet?"
    Wurz: "Das macht sicher einen Unterschied. Noch dazu wissen wir, dass die Renaults eine sehr gute Startperformance haben - nicht mehr so toll wie früher, aber noch immer relativ gut. Michael hat Alonso und Fisichella hinter sich stehen. Andererseits ist Michael in einer fantastischen Form, sein Auto und seine Reifen auch. Selbst wenn er am Start hinter Alonso zurückfallen sollte, wird er trotzdem noch siegen, weil er mit guten und harten Reifen laut meinem Wissen und laut meiner Analyse auf einer sehr konservativen Strategie ist. Nur wenn er hinter beide Renaults fällt, wird es schwierig."


    Frage: "Nick Heidfeld wurde heute Fünfter, Robert Kubica in seinem zweiten Qualifying Achter. Beim BMW Sauber F1 Team läuft es gut, oder?"
    Wurz: "Ja, eine sehr gute Leistung. Sie haben das relativ still und heimlich umgesetzt. Nick war das ganze Wochenende schon in guter Verfassung und zeigt, dass er in toller Form ist. Platz fünf hinter den beiden führenden Teams ist gut. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der fünfte Platz eigentlich Ralf Schumacher gehört, der sehr stark gefahren ist, muss ich ganz ehrlich sagen. Leider verliert er mit seinem Motorwechsel zehn Plätze."


    Frage: "Sebastian Vettel fuhr gestern nach nur einem Testtag für das BMW Sauber F1 Team mit seinen 19 Jahren auf Anhieb Freitagsbestzeit. Ist das nicht verdammt jung?"
    Wurz: "Er ist sicherlich sehr jung, aber er hat gezeigt, dass ihm das wenig ausmacht und dass er es umsetzen kann. Das ist sehr wichtig. Ich sage das jetzt nicht aus Neid, sondern als Schutz für ihn: Ich hoffe, dass die Medien aufpassen, um ihn nicht gleich so hochzuspielen. Ich weiß ja selber, dass man am Freitag mehr Reifensätze hat und mehr Motorleistung fahren kann."

    Lob für "lässigen Typen" Vettel


    "Nichtsdestotrotz hat er es fantastisch umgesetzt, aber man muss ihm wirklich die Zeit geben. Ich habe es am eigenen Körper verspürt und auch schon bei anderen Fahrern gesehen: Wenn man zu hoch einsteigt und nach oben schnellt, wird es auch schwierig, das umzusetzen - was nicht seine Leistung schmälert! Ich möchte ihn nur ein bisschen schützen, denn ich finde, er ist ein lässiger Typ, hat ein gutes Aussehen, lacht gut und ist brutal schnell - ganz einfach."


    Frage: "Man darf von dir also auch nicht erwarten, dass du laufend auf Pole Position stehen wirst, nur weil du jetzt an den Freitagen meistens Schnellster bist..."
    Wurz: "Nein, natürlich nicht. Wenn du als Freitagsfahrer mehr Reifen hast als die anderen, bist du einfach schneller, auch wenn ich vom Benzin her manchmal schwerer war als meine Teamkollegen. Wenn man ein bisschen Talent hat, muss man das umsetzen können, ganz klar."


    Frage: "Dein Landsmann Christian Klien ist jetzt bei Red Bull raus, obwohl er eigentlich keinen schlechten Job macht. Wie siehst du das?"
    Wurz: "Er war heute bester Red-Bull-Fahrer - und Red Bull hat vier Autos mit zwei verschiedenen Teams am Start. Die Formel 1 ist halt ein beinhartes Business. Ich habe ein bisschen mit ihm darüber gesprochen, und er sieht es insofern ein, als nichts verschenkt wird. Es zählt nicht immer nur die sportliche Sicht, sondern da kommen so viele Faktoren zum Gelten. Alle wissen: Es ist teilweise einfacher, in die Formel 1 zu kommen als drin zu bleiben."


    Frage: "Habt ihr unter den Fahrern eigentlich mal über die Situationen zwischen Michael Schumacher und Nick Heidfeld beziehungsweise Pedro de la Rosa in Ungarn gesprochen?"
    Wurz: "Sicher haben wir das besprochen. Das ist teilweise amüsanter als irgendeine Soap im Fernsehen! Mehr mag ich dazu nicht sagen. Man muss beide Ansichten sehen und im Prinzip haben alle Fahrer die FIA aufgefordert, dass sie sagt, was okay ist und was nicht. Das hat Charlie Whiting getan und somit sollte das okay sein."

  • Zitat

    Original von Poldi
    Was ist dieser Vettel für ein Landsmann? :gruebel:


    Hast nicht gesehen ?
    Vettel ist deutscher und 19 Jahra alt :]
    Derzeit Formel 3 Pilot, durfte diese Wochenende erstmals in ein Formel 1 Auto einsteigen und den Freitagstester mimen. Das das so erfolgreich verlaufen ist und er selbst nicht damit gerechnet hätte, das hat man ihm bei seinem Interview deutlich angemerkt :D