Der Anwalt - John Grisham

  • Ich stelle euch mal dieses Buch vor:

    Quote

    Kann es Thriller geben, die in keiner Weise langweilig sind, die man auf jeder Seite mit Genuss liest – und denen doch die elementarste Zutat eines Thrillers fehlt, nämlich Spannung? Wer glaubt, das ginge nicht, der lese dieses Buch.

    Der Meister des Justizthrillers greift nach zuletzt ein paar eher mauen Romanen auf sein Erfolgsrezept zurück, nach dem die meisten seiner Bücher gestrickt waren, nicht zuletzt die Megaseller (und späteren Kino-Blockbuster) Die Firma und Die Akte: Ein engagierter, unerfahrener Jurist, der an das Funktionieren des Justizsystems glaubt, gerät in Konflikt mit einer mächtigen Organisation, die hinter einer Fassade von Rechtsstaatlichkeit und Rechtschaffenheit in kriminelle Machenschaften verstrickt und von Korruption durchdrungen ist. Hier ist es der brillante Jurastudent Kyle McAvoy, der kurz vor dem Studienabschluss steht und seine Bilderbuchkarriere zunächst, ganz political correct, in einer wohltätigen Non-Profit-Organisation beginnen lassen will. Doch eine dubiose Organisation tritt in Person des sinistren Bennie Wright in sein Leben, erpresst ihn mit einer längst vergessen geglaubten Jugendsünde und zwingt ihn, in Amerikas größte Anwaltskanzlei einzutreten, Scully & Pershing. Dort wird gerade ein riesiger Prozess zwischen zwei Kontrahenten der Rüstungsindustrie vorbereitet, in den auch die US-Regierung involviert ist, und Kyle soll Firmengeheimnisse ausspionieren und seinen Erpressern zuspielen.

    Der Roman ist, wie schon angedeutet, eigentümlich: Eine echte, „klassische“ Spannung kommt nicht auf; man hat bis weit über die Mitte des Romans das Gefühl, noch im „Aufgalopp“ festzustecken, nämlich in Kyles Rekrutierung durch die Erpresser. Und dann, wenn es sozusagen endlich losgeht, Kyle sich also in wirklich kriminelle Handlungen verstrickt, ist das Buch auch fast schon rum, es macht kurz „puff“, und die Auflösung hinterlässt mehr Fragezeichen als Antworten. Auf der Ebene der Haupthandlung ist der Roman also – wenn auch routiniert geschrieben – eher unbefriedigend, fast schon ein Flop. Doch die Subplots machen das Buch stark: Die Inneneinsichten in die unbarmherzige Welt einer Wallstreet-Großkanzlei etwa, in der die Junganwälte mit 20-Stunden-Tagen und 7-Tage-Wochen schnell ihrer Illusionen beraubt werden, sind faszinierend, ebenso die – wenn auch nur angedeuteten – Verstrickungen der US-Behörden mit der Rüstungsindustrie. So hat man hier – so paradox das klingt – tatsächlich ein Buch vor sich, dessen eigentliche Handlung nicht in die Gänge kommt und schief konstruiert ist, das gleichzeitig aber doch ein echter Pageturner ist, den man nicht aus der Hand legen kann. -- Christoph Nettersheim

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    eine längere Rezension inkl. Spoiler

    [spoil]Kyle McAvoy ist ein junger, erfolgsversprechender Jurastudent kurz vor seinem Abschluss, der Angebote von den erfolgreichsten Anwaltskanzleien der USA bekommen hat. Er jedoch möchte einige Jahre in einer kleinen Organisation arbeiten, die sich für die Rechte der armen Bevölkerung einsetzt. Eines Tages erhält er Besuch von Bennie Wright. Dieser präsentiert ihm ein Video, in dem Kyle die Mitwisserschaft an einer Vergewaltigung vorgeworfen werden kann und somit wären seine beruflichen Ziele zerstört. Um die Veröffentlichung zu verhindern, müsste er das Angebot einer der renommiertesten Anwaltskanzleien in New York annehmen und Wright Informationen zu einem bestimmten Fall zukommen lassen. Da er für sich keine andere Möglichkeit sieht, nimmt Kyle diese Spionagearbeit an.

    Geschickt spielt John Grisham in seinem neuesten Roman mit der Neugier des Lesers. Die Handlung beginnt gleich mit dem Treffen von Kyle mit seinem Erpresser Wright, der seine Identität und seine Auftraggeber nicht preisgibt. Überzeugend skizziert er Kyle die Folgen, wenn er seinem perfiden Spiel nicht zustimmt und man kann während dieser Szenen sehr gut die Wut und Hilflosigkeit von Kyle spüren, diesem Mann ausgeliefert zu sein. Notgedrungen nimmt er die Anwaltsstelle bei Scully & Pershing an und hier beschreibt der Autor sehr anschaulich, die Ausbeutung der Junganwälte und deren stressiges und unter Schlafmangel leidendes Leben. Dabei schöpft John Grisham verständlicherweise aus dem Vollen und dies ist wirklich unterhaltsam umgesetzt.

    Allerdings wäre Kyle nicht von so einer renommierten Kanzlei eingestellt worden, wenn er nicht intelligent und clever wäre und so fängt er nach und nach an, Material gegen diese mysteriöse Organisation zu sammeln. Ihm ist von Anfang an bewusst, dass jeder seiner Schritte von Wright und seinen Leuten beobachtet und dokumentiert wird und so muss er alle Register ziehen, um dies so unauffällig wie möglich zu tun. Hierbei erhält er auch Unterstützung von seinem alten Freund Joe, der ebenfalls in diesem erpresserischen Video zu sehen ist.

    Seine Charaktere hat der Autor gewohnt sauber herausgearbeitet und detailreich beschrieben. So gelingt es einem mühelos, sich in die Situation von Kyle hineinzuversetzen und Verständnis für sein Handeln aufzubringen und dieselben negativen Gefühle für Wright und seine Organisation zu empfinden, wie er selbst.

    Eine richtige Spannung baut sich eigentlich während des gesamten Buches nie richtig auf, jedoch erzählt John Grisham so unterhaltsam und flüssig, dass zu keiner Zeit Langeweile aufkommt und man sich immer wunderbar unterhalten fühlt. Es sind einige interessante, stellenweise auch vorhersehbare, Wendungen eingebaut und das Geheimnis um die mysteriöse Organisation und die verzweifelte Auflehnung von Kyle lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen.

    Alles in allem ein wirklich gelungener, sehr unterhaltsamer Roman. Jedoch, und deswegen auch nur 4 Sterne, hat mich der Schluss doch etwas enttäuscht. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen, die mich schon brennend interessiert hätten. Allerdings lässt das Ende auch auf eine mögliche Fortsetzung hoffen. [/spoil]

  • Quote from "donja"

    Was ist denn dein persönliches Fazit dieses Buches?

    Hervorragendes Buch, bis auf den Schluss. Zuviele Fragen bleiben im Raum stehen.