9. Dezember - Nor noch 15 Dag bes Hellige Ovend

  • Der eezte Schnei
    von Wilhelm Schneider-Clauß
    1862-1949


    Un no es hück och Schnei gefalle!
    Wie Putezucker fis'lig fing
    kläf hä ob Tonspetz, Feesch un Kalle
    vun Künebäts bis Zinter Vring.


    Ob alle Dächer, alle Panne
    hät hä sing weiß Spor gesatz;
    no ävver güß et wie us Kanne,
    un bovven hängk et noch su schwatz.


    Schwatz geiht et durch dat weiß Gerisels
    wie ne Pastor em Röckeling,
    un bloß vun all däm hell Gefisels
    flüch durch der dunkeln Dag ne Sching.


    De Kirchtöön löchte wie Flambaue, -
    un all die Hüser, Gaß an Gaß,
    die ston un lunke wie Rabaue:
    "Hu! E Begräbnis eezter Klaß!"


    aus: Wilhelm Scheider-Clauß: Kölnisches Vortragsbuch,
    Verlag von Hoursch & Bechstedt, Köln, 1923, S. 79


    Quelle: www.koelsch-akademie.de

  • Der erste Schnee


    Und nun ist heute auch Schnee gefallen!
    Wie Puderzucker fisselig fein
    klebt er auf Turmspitze, First und Regenrinnen
    von Kunibert bis Sankt Severin.


    Auf allen Dächern, allen Pfannen
    hat er seine weiße Spur gesetzt;
    nun aber gießt es wie aus Kannen
    und oben hängt es noch so schwarz.


    Schwarz geht es durch das weiße Geriesel
    wie ein Pastor in seinem Rock,
    und bloß von all dem hellen Gefissel
    fliegt durch den dunklen Tag ein Schein.


    Die Kirchtürme leuchten wie in Feuer getaucht,
    und all die Häuser, Gasse an Gasse,
    die stehen und sehen aus wie Schäger:
    "Hu! Ein Begräbnis erster Klasse!"