Polizei findet zwei Babyleichen

  • Die Polizei hat in Regensburg die Leichen zweier Babys entdeckt. Wie die Ermittler mitteilten, wurden die Körper der neugeborenen Zwillinge im Garten eines Wohnhauses gefunden. Dort hatten die Eltern der Kinder bis vor kurzem gemeinsam gewohnt.


    Die 30 Jahre alte Mutter und ihr inzwischen getrennt lebender 36 Jahre alter Ehemann wurden unter dem Verdacht festgenommen, den Tod ihrer Kinder verursacht zu haben. Beide wurden nach der Vernehmung allerdings wieder freigelassen. Dafür nahm die Polizei jedoch den jetzigen Lebensgefährten der Frau fest, da in der gemeinsamen Wohnung eine große Menge Rauschgift sichergestellt worden war.


    Obduktion soll Todesursache klären


    Die Kripo Regensburg war vor wenigen Wochen durch eine Zeugenaussage auf den Fall aufmerksam geworden. Die Ermittlungen erhärteten den Verdacht gegen die Eheleute. Die Frau räumte inzwischen ein, im Mai 2005 Zwillinge bekommen zu haben und sagte aus, ihr Ehemann habe die Kinder nach deren Tod im Garten vergraben. Die Todesursache soll nun bei einer Obduktion geklärt werden. Offenbar deutet vieles darauf hin, dass die Kinder starben, weil sie von ihren Eltern vernachlässigt wurden.


    RealAudio: Pressekonferenz der Polizei Regensburg
    Der Regensburger Polizeisprecher Manfred Schiegl zum Stand der Ermittlungen (Bayern 1, 1:32 min)


    Stand 21.12.2006
    Quelle: br-online

  • Die beiden toten Babys die in einem Regensburger Garten entdeckt worden waren, sollen extreme Frühgeburten aus dem fünften Schwangerschaftsmonat gewesen sein. Das bestätigte die Polizei am Freitag. Nach Einschätzung eines Kinderarztes hätten die Zwillinge unter diesen Bedingungen kaum Überlebenschancen gehabt.


    Die Kinder sind offenbar in etwa der 24. von normal 40 Schwangerschaftswochen geboren worden. Der Chefarzt des Regensburger Kinderkrankenhauses Hedwigsklinik, Prof. Hugo Segerer, sagte: "Das ist an der Grenze der Überlebensfähigkeit." Nur bei sofortiger intensivmedizinischer Betreuung hätten Kinder unter diesen Bedingungen Überlebenschancen.


    Nach Angaben der Ermittler wird die Obduktion der beiden Babyleichen noch einige Zeit dauern. Ergebnisse werde es womöglich erst im neuen Jahr geben. Die Leichen der Babys wurden nach Angaben der Polizei im Garten eines Wohnhauses entdeckt. Dort sollen sie vor eineinhalb Jahren vergraben worden sein. Die Eltern wurden zunächst festgenommen, nach der Vernehmung aber wieder freigelassen. Der Leitende Oberstaatsanwalt Johann Plöd sagte, erst müsse die Obduktion der Kinder klären, ob ein Tötungsdelikt vorliege. Die Eltern hatten ausgesagt, dass die Babys bei einer Sturzgeburt tot zur Welt gekommen seien und der Vater die kleinen Körper dann im Garten vergraben habe.


    Mutter hat bereits zwei Kinder


    Das Regensburger Jugendamt kennt die 30-jährige Mutter der Babys bereits seit 2001 - seit diesem Zeitpunkt lebt die Frau in Regensburg. Sie hat zwei Kinder, eine neunjährige Tochter und einen 14-jährigen Sohn. Das Mädchen lebt in einer Pflegefamilie, der Bub in einem Heim. Dass die 30-jährige Frau erneut schwanger wurde, sei dem Jugendamt nicht bekannt gewesen, sagt dessen Leiter Günter Tischler. Und das, obwohl Mitarbeiter des Amtes im halbjährlichen Abstand Gespräche mit der Frau führen.


    Mutter wollte Sorgerecht für 14-jährigen Sohn zurück


    Ausgerechnet gestern, als der Fund der Babyleichen bekannt wurde, wollte die Mutter der toten Zwillinge vor dem Familiengericht erreichen, dass ihr 14-jähriger Sohn aus dem Heim, in dem er untergebracht ist, wieder zu ihr kommt. Das Gericht lehnte ab. Jugendamtsleiter Günter Tischler sagte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass für seine Behörde schon seit Jahren klar sei, dass eine Rückführung sowohl der Tochter als auch des Sohnes zu der Mutter nicht in Frage komme.


    Für das Regensburger Jugendamt ändere sich nach dem Fund der Babyleichen nichts an der bisherigen Arbeit, sagte Tischler. Das Amt habe ein sehr gut ausgearbeitetes System, um mit Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern umzugehen. Dieses System habe bislang immer gut funktioniert, so Tischler. In einem Projekt des Regensburger Jugendamtes werden seit zwei Jahren alle Kindergärtnerinnen darin geschult, Anzeichen von Vernachlässigung zu erkennen. In Zukunft sollen auch sämtliche Grundschullehrer darin qualifiziert werden.

    Zeugin informiert die Ermittler


    Nach Angaben von Staatsanwalt Plöd, sind die Ermittlungsbehörden Anfang Dezember von einer Zeugin auf den Fall aufmerksam gemacht worden. Die Frau habe sich gewundert, wo das Kind der schwangeren Frau geblieben sei. Am Mittwoch sei das Ehepaar dann von der Kripo vernommen worden. Dabei gab die Frau ihre Schwangerschaft zu. Nach der Vernehmung hätten beide Elternteile dann die Stelle im Garten gezeigt, wo die Zwillinge vergraben wurden. In dem Haus hatten die 30-Jährige und ihr Mann früher gemeinsam gewohnt, heute lebt nur noch der 36-Jährige dort.

    Vater ging angeblich von Ordnungswidrigkeit aus


    In Interviews erklärte der Mann, es habe sich um Fehlgeburten gehandelt. Er selbst sei nicht im Haus gewesen, als seine Frau die Kinder entbunden habe. Später habe sie ihn gebeten, die Kinder im Garten zu beerdigen. Der Mann sei der Ansicht gewesen, dass es sich dabei nur um eine Ordnungswidrigkeit handle.


    Im Rahmen der Ermittlungen wurde auch der 35 Jahre alte jetzige Lebensgefährte der Mutter festgenommen. In der gemeinsamen Wohnung des Paares fanden die Ermittler den Angaben zufolge eine "nicht geringe Menge Rauschgift", die dem polizeibekannten Mann gehörte.

    Nachbarn schockiert


    Die Nachbarn des Regensburger Hauses, in dessen Garten die Babyleichen verscharrt worden waren, äußerten sich schockiert über den Fall. In der benachbarten katholischen Kirche St. Wolfgang zeigt der Regensburger Stadtdekan Alois Möstl seine Betroffenheit. Er könne sich vorstellen, dass sich in vielen Familien Tragödien abspielen. Man versuche zwar zu helfen, das gelinge jedoch nicht immer, so Möstl.


    * Quelle: br-online.de