Welche Ausgabe von "20000 Meilen unter Meer"

  • Nachdem ich "Die Kinder des Kapitäns Grant" fast durchgelesen habe möchte ich "20000 Meilen unter Meer" beginnen. Bin mir nur noch nicht sicher ob ich mir die beiden Diogenes Bände mit insgesamt über 800 Seiten oder die neue Fischer-Ausgabe mit reichlich 600 Seiten zulegen soll.


    Was sind Eure Erfahrungen hinsichtlich der Vollständigkeit, der Nähe am Original, der Illustrationen und der Lesbarkeit der beiden Ausgaben?

  • wenn Du nicht bis Ende des Jahres warten willst (dann soll die Neuübersetzung von Volker dehs erscheinen) würde ich - wie immer - Diogenes nehmen. Die langatmigen Aufzählungen von Fischnamen kann man ja einfach überspringen....


    B.

    :seemann: :baer:


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    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

  • Denke ja auch, dass man mit Diogenes nichts falsch machen kann, nur schwärmt Andreas Fehrmann auf seiner Seite derart von den 'rehabilitierten' Fischerausgaben, dass man meint, man müsste diese lesen.

  • Diese "rehabilitierte" Fischer-Ausgabe mit 633 Seiten habe ich durch eine Auktion doppelt und könnte sie Dir günstig abtreten. (Oder tauschen?)


    Allerdings habe ich nur den ersten Teil des Taschenbuches gelesen, und habe dann mit dem 2. Teil der Diogenes Ausgabe weitergemacht. Hat mich irgendwie "nicht angesprochen". (Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich aber auch EXTREM VIEL mit Herrn Nemo beschäftigen müssen, innerhalb kurzer Zeit hatte ich 14 verschiedene Comic-Adaptionen von "20000 Meilen" lesen müssen, dann Fischer Teil 1, Diogenes Teil 2 und noch eine weitere (gekürzte) Fassung von der Stuttgarter Hausbücherei: Das war einfach zuviel! :balla: )

  • Hei, da ich gerade den Roman neu übersetze und dabei immer auch vergleiche, was meinen "Kollegen" hier und da eingefallen ist, muss ich sagen: Diogenes und Fischer (neu) sind auf gleichem Niveau sehr gut, wobei Diogenes etwas zu sehr am Originaltext "klebt" und Fischer dazu neigt, frisch von der Leber weg zu formulieren, was glatter lesbar ist, aber manchmal falsch ist. Auf jeden Fall sind sie vollständig, enthalten also nahezu alle Aufzählungen von Fischen, Pflanzen, Weichtieren, pipapo, während Hartleben und Weichert Absätze und sogar ganze Seiten haben wegfallen lassen. Insofern finde ich beide Ausgaben empfehlenswert. Fundamentaler Unterschied: Diogenes schreibt "der" Nautilus, Fischer "die" N. Tjaja...

  • Hallo Volker, wie oben schon geschrieben konnte ich die Diogenes-Version "glatter" lesen, aber das ist wohl Geschmacksache.


    Wie findest Du überhaupt die "neuen" Fischer Übersetzungen? Kennst Du die anderen auch? Durch die angesprochene Auktion habe ich jetzt auch die beiden Mondromane, Reise zum Mittelpunkt, 20000 Meilen und In 80 Tagen jeweils in der Neuübersetzung. (aber noch nicht gelesen)

  • All diese Übersetzungen sind gut, auch wenn ich finde, dass sie zu sehr glätten, also offensichtliche Fehler oder unglückliche Formulierungen wie Pleonasmen "glätten". Aber da hat es eine kommentierte Ausgabe natürlich leichter, das wiederzugeben, als eine Übersetzung, die ohne Anmerkungen auskommen muss.


    In meiner Bio war ich mit dem "Mittelpunkt" von M. Kottmann (Fischer) etwas streng, aber er hat durchaus seine Stärken.

  • Was Diogenes betrifft, so kann ich zumindest den Gerullschen Übersetzungen nicht unterstellen, sie ließen sich nicht flüssig lesen. Hat er denn auch die 20000 Meilen übersetzt? Manchmal finde ich alte Übertragungen gerade aufgrund ihrer 'unzeitgemäßen' oder 'holprigen' Sprache gut, befindet sich doch ein 1930 übersetzter Text sprachlich näher an einem 1870 erschienenen Original.


    Wichtig wäre für mich noch, dass es "Die geheimnisolle Insel", die ja irgendwie die Fortsezung von "20000" ist, aus der selben Übersetzerfeder gibt. Weiss jemand ob ein Übersetzer beide Werke übersetzt hat? Wenn nicht wünsche ich mir das von Herrn Dehs :)


    Poldi, tauschen kann ich leider nichts aber günstig abgetreten bekomm ich gern Sachen ;)
    Hab die Fischerausgabe allerdings auch für 2,50 Euro Versand inklusive im Netz gefunden.

  • Hallo Olli,


    Dein Wort in mancher Lektoren Ohr! Die meisten Verlage wollen das Altertümelnde am liebsten ganz ausmerzen, um die Sprache so aktuell wie möglich zu haben, natürlich um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, von dem sie - zu Recht oder Unrecht - glauben, dass die alte Sprache nicht mehr ankommt.


    Ich vertrete eine mittlere Position, indem ich versuche, bestimmte Eigentümlichkeiten, die einfach daran erinnern, dass es sich um Bücher von vor hundert Jahren handelt, zu erhalten, etwa wenn die Personen sich gegenseitig immer wieder höflich mit "mein Herr" titulieren.


    Andererseits überkommt mich doch, wenn ich die alten Hartleben-Übersetzungen lese, ein leichtes Unbehagen ob der Umständlichkeit der Satzgefüge. Wenn ich nämlich Verne im französischen Original lese, stelle ich fest, dass er uns sprachlich wesentlich näher ist als in den deutschen alten Übersetzungen, die durch Wortwahl und umständliche Formulierungen eine unnötige Distanz schaffen, die weder dem damaligen noch dem heutigen Verhältnis Text-Leser in Frankreich entsprechen.


    Aber das ist letztlich eine Geschmacksfrage, und das was du geschieben hast, habe ich schon des öfteren gehört. Und mich freuen solche Äußerungen, die nicht dem mainstream entsprechen.


    Was die "Gehemnisvolle Insel" betrifft, damit wird es wohl nix (aber dankeschön für Dein Plädoyer!). Die Winkler-Reihe ist mit "20.000 Meilen unter den Meeren" erst einmal abgeschlossen.


    Beste Grüße, Volker