Yannick und die verwöhnte Prinzessin

  • DIESE GESCHICHTE IST VERTONT UND AUF DER CD VON "INSIDE 1 - KIDNAPPING IM MÄRCHENLAND" ALS BONUSTRACK ENTHALTEN.



    Yannick und die verwöhnte Prinzessin


    Es war einmal ein kleines goldenes Drachenmädchen, das hatte viele goldene glänzende Schuppen. Das Besondere an diesen Schuppen war aber, dass sie MAGISCH waren. Jeder, der so eine Schuppe besaß, war immer glücklich, so sagte man. Das erfuhr eines Tages die Prinzessin des Landes Murbarg.


    "Ich will so eine Schuppe haben! Ich will, ich will, ich will!" rief sie.


    Weil sie eine ganz verwöhnte Göre war, sprang ihr Papa, der König Tatzelwurm, sofort auf und befahl:


    "Eine Tonne Kieler Sprotten für den, der meiner Fiemetta" - so hieß die Prinzessin nämlich - "eine goldene Drachenschuppe vom kleinen goldenen Drachenmädchen bringt."


    Denn der König wusste: Klein-Fiemetta würde keine Ruhe geben, bis sie das Gewünschte in den Händen hielte. Außerdem dachte er: "Hat sie die Schuppe und das mit dem Glücklichsein stimmt - dann hab ich ja endlich meine Ruhe und kann weiter hier von meinem Schloss, gelassen und friedlich meine lieben Murbarger regieren."


    Mit Kindergeschrei im Hintergrund ist das Regieren nämlich gar nicht so einfach, müsst ihr wissen. Schon viele Kriege waren entstanden, weil den Herrschern vom Gequengel ihrer eigenen verwöhnten Nachkommen keine Ruhe mehr zum Nachdenken über die wahren Probleme und deren Lösungen blieb.


    Die hohe Belohnung lockte viele fahrende Ritter an. Alle wollten ihr Glück versuchen. Denn: was konnte so ein kleines Drachenmädchen einem großen und starken Ritter schon tun?


    Unter vielen Bewerbern wählte der König jene drei Ritter aus, die sich in den Auswahlkämpfen am tapfersten gezeigt hatten:


    Sir Popel den Putzigen
    Sir Poldi den Pummligen
    Sir Soulless den Schrecklichen

    "Meine lieben Ritter" so sprach der König "ziehet nun in den ehrenvollen Kampf. Die Belohnung ist euer, sobald ihr mit der goldenen Drachenschuppe vom kleinen goldenen Drachenmädchen hier eintrefft - doch bedenkt: Wenn ihr nicht in drei mal drei Tagen zurück seid, wird die Belohnung unter den Armen der Stadt verteilt (bevor sie ganz entsetzlich anfängt zu stinken).


    Sir Popel rief: "Jawohl!", Sir Poldi verkündete "Auf geht´s!" und Sir Soulless - sagte gar nichts, denn er sprach immer nur das Notwendigste.


    Als die drei das Schloss verlassen und die Zugbrücke überquert hatten, meinte Sir Poldi zu den anderen: "Na, dann wollen wir mal."


    Und Sir Poldi rief: "Auf in den Kampf!"


    Sir Soulless nickte nur - gab seinem Pferd die Sporen und entschwand am Horizont. Verblüfft blickten ihm die anderen nach.


    Dann trabten sie gemächlich hinterher.


    Sir Soulless war nicht grundlos so rasch voran geritten. Insgeheim hatte er beschlossen, die Belohnung alleine einzustreichen. Mit einem kleinen goldenen Drachenmädchen könnte er es ja allein aufnehmen. Immer heftiger trieb er sein armes Pferd an und schon bald erreichte er den großen dunklen Wald, in dem das kleine goldene Drachenmädchen wohnen sollte.


    Am Rande des Waldes stand eine Hütte. Vor der Hütte saß ein älterer Mann, etwas über 30, und schraubte an einem kleinen grauen Kasten herum. Sir TripleC stoppte sein Pferd direkt vor der Nase des Mannes.


    "Hey, du!" rief er "Kennst du die Höhle des kleinen goldenen Drachenmädchens?"


    "Natürlich" der Mann, blickte auf. "Aber man sagt erst mal guten Tag."


    "Wo ist die Höhle?!" herrschte der Ritter den hageren Burschen vor sich an.


    "So reitet in den Wald dort rein und dann beim dritten Brombeerbusch links ab."


    Wortlos stob der Reiter davon.


    "Was der wohl von Pummelschuppe will?" fragte sich Tolotus und wandte sich wieder dem grauen Kasten zu, den er liebevoll "Vierundsechziger" nannte.


    * * *


    Bald hatte Sir Soulless den dritten Brombeerbusch erreicht. Er wandte sich nach links und... tatsächlich: Dort war ein großes Loch in der Felswand: der Höhleneingang. Und vor dem Höhleneingang spielte ein kleines goldenes Drachenmädchen mit einem kleinen Jungen im Sand. Eben hatte der Junge eine Partie Käsekästchen gewonnen und lachte vergnügt. Das Drachenmädchen lachte mit. Seine Schuppen glänzen in den vereinzelten Sonnenstrahlen die durch das dichte Blätterdach des dunklen Waldes drangen.


    Sir Soulless stieg leise vom Pferd, band das Tier an den nächsten Baum und näherte sich geduckt dem Wesen. In seiner Faust hielt er ein Netz, das er in seiner Satteltasche mitgebracht hatte.


    Schon war er nur noch wenige Meter von seinem Ziel entfernt. Er verstand sogar die Unterhaltung der beiden vor ihm.


    "Das heißt MIR, Pummelschuppe" sagte der Junge.


    "Mir?"


    "Willst du jetzt mit MIR Verstecken spielen?"


    "Ja, hab ich doch gesagt. Ich will mit dich Verstecken spielen, Yannick."


    Der Junge lachte: "Ich geb’s auf... du fängst an, ja? Los, zähl!"


    Pummelschuppe drehte sich sogleich mit der Schnauze zur Felswand und zählte: "Eins, zwei, drei, sechs, vier, acht..."


    Yannick lief lachend davon.


    Sir Soulless´ Chance war gekommen. Blitzschnell warf er sein Netz über das völlig überraschte Drachenmädchen, das sich vor Schreck gar nicht rühren konnte.


    Dafür kam Yannick sofort angerannt.


    "Hey, du, was machst du mit meiner Freundin!?" protestierte er und stellte sich dem Ritter kampfeslustig gegenüber. Der lachte dröhnend.


    "Was ich will? Ich will mir eine Tonne Kieler Sprotten verdienen! Und deine Freundin hier, die ist der Schlüssel dazu!"


    "Lass sie los!" brüllte Yannick wütend und sprang an Sir Soulless hoch, der etwa 3 mal so groß wie er war, und trommelte gegen dessen Rüstung.


    Der Ritter schüttelte sich kurz: "Geh spielen, Kleiner!"


    Mit diesen Worten schubste er den Jungen mit einer Hand zur Seite und zog den Drachen im Netz hinter sich her in Richtung des Heimwegs.


    Yannick weinte vor Wut "Na warte! Du bist gemein! Das werd ich alles Onkel Tolotus erzählen. Der ist stark und kann zaubern!" schrie er und rannte ebenfalls zum Waldrand.


    * * *


    Wo aber waren unterdessen Sir Popel und Sir Poldi geblieben? Sie erreichten die Hütte am Rand des Waldes erst einige Zeit nach dem vorausgeeilten Ritter-Kollegen.


    Noch immer schraubte Tolotus an seinem Lieblingsspielzeug.


    "Guten Abend, werter Herr" sprach Sir Popel freundlich den in seine Arbeit vertieften Mann an. "Haben sie einen Ritter auf einem schwarzen Ross gesehen. Wir haben ihn verloren. Eigentlich müsste er hier vorbei..."


    Aber da wurde er auch schon vom heranstürmenden Yannick unterbrochen: "Onkel Tolotus, Onkel Tolotus! Der Mann da..." er deutete Richtung Waldrand "der Mann da hat Pummelschuppe!"


    Erschrocken blickte Tolotus auf. Tatsächlich: Aus dem Wald kam Sir Soulless geritten. Pummelschuppe hatte er fest auf den Rücken des Pferdes gebunden. Das Drachenkind weinte sehr und große Kullertränen liefen die Flanken des Pferdes hinab.


    Auch die beiden Ritter beobachteten gebannt, wie ihr ehemaliger Partner mit dem zappelnden Drachenkind im gestreckten Galopp in Richtung der Stadt, des Schlosses, der Prinzessin und damit der Belohnung davon düste.


    Sofort wendeten sie ihre Reittiere und wollten dem untreuen Genossen folgen. Aber Tolotus hielt sie zurück.


    "Wartet" gebot er. Seine Stimme klang bedrohlich und milde zugleich: „Ihr kennt den Ritter? Was will er von Pummelschuppe? Sagt es mir! Oder ich werde...“ er beendete den Satz nicht, sondern öffnete den Deckel des grauen Kastens, den er noch immer in der Hand hielt. Augenblicklich verfinsterte sich der Himmel, Donner grollte...


    Tolotus deutete auf einen Heuschober in der Nähe des Hauses. Es krachte, als ein Blitz das trockene Gras entzündete. Gelassen schloss der Magier das Kästchen.


    Verlegen starrten die beiden Ritter auf ihre Schuhspitzen (was nicht leicht war, denn sie saßen ja noch auf ihren Pferden).


    Schließlich erzählte Sir Popel stockend die Geschichte von der goldenen Drachenschuppe, der Prinzessin und der Belohnung.


    Verächtlich blitzte sie der Zauberer an. „Ihr seid so große Kerle. Schämt ihr euch nicht, einen kleinen hilflosen goldenen Drachen zu jagen? Alles nur wegen so einer blöden Belohnung? Eine Tonne Kieler Sprotten? Ich bitte euch! Was wolltet ihr denn damit?“


    Sir Poldi druckste herum: „Nunja, wir... nunja... “


    Und Sir Popel stieß plötzlich hervor: „Aber Drachen sind doch gefährlich!“


    Tolotus musste über die beiden Gestalten lächeln, die wie begossene Pudel vor ihm standen, nichtsdestoweniger setzte er seine Standpauke fort: „Abgesehen davon, dass goldene Drachen schon lange nicht mehr gejagt werden dürfen, ist Pummelschuppe weder gefährlich noch sonst irgendwas. Sie ist ein ganz lieber kleiner Drache mit einer kleinen Grammatikschwäche“


    „Genau!“ rief nun auch Yannick, „Und sie ist meine Freundin!“


    „Richtig, Junge“ sagte Tolotus, „und darum gehen wir deine Freundin jetzt auch befreien.“


    * * *


    Inzwischen stand Sir Soulless schon wieder vor dem Tor des Schlosses. Die Wärter ließen ihn sofort passieren . Der Ritter packte das Drachenmädchen unter den Arm und stolzierte gradewegs in den Thronsaal.


    Am Ende des Thronsaals saß König Tatzelwurm vor einem langen Tisch über einem Stapel wichtiger Papiere, die er konzentriert durchsah. Das heißt: er versuchte es, denn Prinzessin Fiemetta, lief die ganze Zeit im Kreis um den Tisch und plärrte: „Ich WILL meine Drachenschuppe, ich will, ich will, ich WILL!“


    Stolz trat der Ritter vor: „Hier ist der Drache, König Tatzelwurm.“


    Sofort heulte Fiemetta los! „Ich will keinen Drachen! Ich will eine goldene DrachenSCHUPPE! Ich will, ich will, ich WILL!“


    Tatzelwurm erhob sich langsam aus seinem Thron. „Aber aber, Kind – der Drache hat ja Drachenschuppen. Und da machen wir dir jetzt eine ab und dann...“


    „Genau.“ Bemüßigte sich Sir Soulless zu bemerken.


    „Aber die sind nicht GOLDEN!“ kreischte Klein-Fiemetta, warf sich auf die Kacheln des Saals und trommelte mit dem Fäusten auf den Boden.


    * * *


    Verdutzt blickte Sir Soulless auf seine Beute. Das kleine Drachenmädchen war plötzlich ganz grau und glänzte kein klitzekleines bisschen mehr .


    König Tatzelwurm kam auf den Ritter zu. „Was soll das, Sir Soulless? Was wagen sie, einen GRAUEN Drachen abzuliefern, wo wir doch ausdrücklich einen GOLDENEN wünschten?“


    Der Ritter schaute sich verlegen um und stammelte: „Ich... ich verstehe das nicht... eben noch war sie.. ganz... golden.“


    „Raus mit diesem Versager!“ befahl König Tatzelwurm hart. Seine Garde schleifte den protestierenden Ritter nach draußen.


    „Und was soll mit dem Drachen werden?“ fragte einer der Lakaien, der übrigens Brent hieß und ein bisschen Angst vor dem Drachen hatte.


    Pummelschuppe lag noch immer im Netz verschnürt in der Mitte des Thronsaals. Tatzelwurm überlegte. „Am besten in den Zoo.“


    Und so geschah es. Pummelschuppe wurde im Garten des Palastes in einen ganz kleinen Käfig gesteckt, so klein, dass sie sich kaum darin bewegen konnte. Sie rollte sich auf dem harten Boden zusammen und schluchzte vor sich hin...


    Drinnen im Schloss aber tobte Klein-Fiemetta. „Wo ist meine Drachenschuppe?!“ und König Tatzelwurm seufzte.


    * * *


    Schon bald näherte sich eine kleine Gruppe dem Tor des Schlosses. Zwei Reiter auf Pferden, ein kleiner Junge und ein großer hagerer Mann im langen Umhang.


    Die Torwächter ließen auf Geheiß Sir Poldis auch die beiden Begleiter passieren. Im Hof trafen sie auf den zerknirschten Sir Soulless, der mit gesenktem Kopf bei seinem Pferd stand.


    Grinsend schritt Sir Poldi auf ihn zu. „Na, alter Gauner – wo ist denn deine Belohnung?“


    Sir Soulless murmelte undeutlich: „hb vsgt…“


    „Wie bitte? Ich kann dich nicht hören?“ stichelte Sir Poldi.


    „Ich habe versagt. Verdammt noch mal!“


    Yannick rannte zu ihm: „Und wo ist Pummelschuppe?“


    „Ja, genau, wo ist der Drache?“ Sir Popel trat nun bedrohlich an den Ritter heran.


    „Weiß ich doch nicht. Vielleicht haben sie ihn in den Suppentopf gesteckt. War ja nix goldenes mehr dran.“


    Yannick erschrak: „Pummelschuppe!“ rief er und rannte ins Schloss.


    Tolotus hatte sich das alles ruhig angesehen. Doch nun lief er dem Jungen behände hinterher. In einem langen Gang, der direkt zum Thronsaal führte, lief Yannick dem Kammerdiener Brent direkt in die Arme.


    „Nanana, Kleiner, wo wollen wir denn hin?“


    „Pummelschuppe!“ keuchte der Junge „Wo ist Pummelschuppe?“


    Brent lächelte: „Wer?“


    Inzwischen hatte auch Tolotus die beiden erreicht. „Ein kleiner Drache. Sir Soulless muss ihn gerade gebracht haben.“


    „Achso. Der ist im Garten. Wieder raus, und dann links am Südturm vorbei um die Mauer herum. Dann gleich an dem Apfelbaum.“ Dirigierte der junge Mann und setzte hoffnungsvoll hinzu: „Wollen sie ihn mitnehmen?“


    „Ja!“ Yannick jubelte. „Aber er ist eine SIE! Und sie ist meine beste Freundin.“ Und schon stürmte er wieder aus dem Schloss.


    Tolotus dankte dem freundlichen jungen Mann und wandte sich ebenfalls um. Brent folgte ihm und fragte leutselig: „Ist das da ihr Sohn?“


    Tolotus lächelte: „Nein, nein, Yannick ist der Sohn einer Hexe, die aber immerzu auf Dienstreisen ist. Da pass ich ein bisschen auf ihn auf.“


    Langsam gingen sie in Richtung Garten wo Yannick den Käfig bereits entdeckt hatte: Er rannte hinüber und rüttelte an den schmiedeeisernen Gittern. Pummelschuppe blickte auf.


    „Yannick! Du bist gekommen um mir zu retten!“


    „Ich hol dich da raus, Pummelschuppe! Warte. Gleich!“


    Aber die Stäbe bewegten sich keinen Millimeter. „Helft doch mal“ rief der kleine Junge den Rittern zu, die ihm gefolgt waren und unschlüssig daneben standen. Sir Poldi und Sir Popel schauten sich an, zuckten mit den Achseln und gingen ans Werk, während Sir Soulless den Drachen nur wütend anstarrte. Denn als Pummelschuppe Yannick entdeckt hatte, erstrahlte ihr Schuppenpanzer plötzlich wieder in leuchtendem Gold.


    Leider bewegten sich die Gitterstäbe keinen Millimeter.


    „Das geht ja gar nicht!“ seufzte Pummelschuppe enttäuscht, und ihr Panzer wurde wieder leicht silbrig.


    Doch da kamen schon Tolotus und Brent um die Ecke und Brent zog einen großen eisernen Schlüssel aus der Tasche.


    „Hier – damit sollte es gehen.“


    Er gab Yannick den Schlüssel und trat ängstlich einige Schritte zurück als Yannick den Schlüssel in das Schloss steckte und herumdrehte. Die Tür öffnete sich quietschend, Pummelschuppe hopste heraus und stürmte auf Yannick zu:


    „Yannick! Du hast mir gerettet! Gib mich einen Kuss!“ Und sie drückte dem Jungen einen dicken Schmatzer auf die Wange.


    „Und du kriegst auch einen, weil du geholfen hast – obwohl du vorhin böse zu mich warst.“ Und sie lief auf Brent zu, der wie zu Stein erstarrt, neben Tolotus stand.


    „Nein… ähm… nicht doch… bitte.“ Aber schon hatte auch er einen feuchten Drachenkuss bekommen. Tolotus nahm den kleinen Drachen auf den Arm:


    „Na, kleines Mädchen, was hast du denn heute wieder angestellt?“ fragte er, und streichelte den Panzer des Drachen.


    „Gar nichts. Der da…“ und sie deutete mit dem Fuß auf Sir Soulless „hat mir einfach entf…entf…“


    „Entführt“ beendete Tolotus den Satz. „Ja, das hat er.“ Er hob die Stimme „Und das war NICHT NETT!“


    Sir Poldi und Sir Popel zuckten zusammen, sie hatten ja erlebt, wozu der Magier fähig war.


    Sir Soulless, der seine Kollegen beobachtet hatte und schlau genug war, zu folgern, dass sie nicht ohne Grund zitterten, wehrte ab: „Ich hatte einen Auftrag. Ich sollte eine goldene Drachenschuppe besorgen. Das hat der König befohlen.“


    Tolotus seufzte. „Ja, ich weiß, für eine Tonne Kieler Sprotten.“


    „Ja, genau.“ Versetzte Sir Soulless trotzig.


    Pummelschuppe lachte: „Aber eine Schuppe, die hätte ich dich doch gegeben, wenn du gefragt hättest.“


    Sir Soulless staunte: „Ehrlich?“


    „Na klar! Hier.“ Und sie schüttelte sich und warf dem Ritter eine echte golden glänzende Drachenschuppe zu.


    „Kriegen wir auch…?“ fragten Sir Poldi und Sir Poldi einstimmig.


    Pummelschuppe lachte: „Aber klar.“ Und sie schüttelte sich wieder.


    Die drei Ritter strahlten. Kaum, dass sie die Drachenschuppe in den Händen hielten, fühlten sie sich leicht und vergnügt.


    „Hey, das ist toll.“ rief Sir Poldi und tanzte einen kleinen Jig auf dem Rasen.


    „Ja, wirklich,“ fiel Sir Popel ein, und auch Sir Soulless lächelte plötzlich.


    „Wisst ihr was“ sprach er zu den anderen. „Die Schuppe behalte ich. Soll die doofe verwöhnte Prinzessin doch sehen, wo sie ihre Schuppe herbekommt.“


    „Ja, genau“, meinte Sir Popel. „Und der König kann seine Kieler Sprotten selber essen.“


    „Vielleicht wird ihm ja schlecht“ feixte Sir Poldi. „Los kommt, wir wollen los, Abenteuer suchen.“


    „Aber keine Drachen fangen!“ lachte Sir Popel.


    „Nein, ganz bestimmt nicht.“ stimmte Sir TripleC zu.


    Die drei Ritter zogen von dannen, lachend und Witze reißend. Die Verbliebenden sahen ihnen nach und lachten herzlich, auch PopelX, der aber plötzlich zusammenzuckte.


    „Mist,“ rief er in einem Anflug von Panik. „Der Drache sollte doch im Zoo bleiben – der König wird mich rauswerfen – und alles was ich kann, ist doch, Kammerdiener zu sein.“


    „Ach was,“ beruhigte ihn Tolotus „Wir gehen jetzt zu ihm und sagen, dass Pummelschuppe zu uns gehört, nicht wahr, Yannick?“


    Yannick strahlte „Ja. So machen wirs.“


    * * *


    Also setzte sich die kleine Gruppe in Marsch und stand alsbald vor dem Thronsaal, wo noch immer das Geschrei der Prinzessin durch die Wände drang.


    „Ich will, ich will, ich WILL!“


    „Wer ist das denn?“ Fragte Yannick neugierig, und PopelX erklärte:


    „Das ist Prinzessin Fiemetta – für sie sollte die Drachenschuppe sein.“


    Pummelschuppe und Yannick kicherten und Tolotus runzelte die Stirn. „Aha, SO ein Kind ist die Prinzessin also.“


    „Ja, leider.“ Seufzte PopelX. "Aber nun kommt rein."


    Er klopfte und öffnete die Tür. Noch immer saß König Tatzelwurm über seinen Papieren – aber Papiere lagen nicht nur auf dem Tisch, nein, in seiner Not hatte er sich auch einzelne zusammenknüllte Blätter in die Ohren gestopft, die jetzt rechts und links von seinem Kopf abstanden.


    Die Prinzessin lief im Trab um den Schreibtisch herum und heulte, wie eine Schallplatte, die einen Sprung hat: „Ich will eine Drachenschuppe, ich will eine Drachenschuppe!“


    Sie hörte gar nicht, dass mitten im Raum eine kleine Gruppe stand, die sie anstarrte. Plötzlich lief Yannick auf sie zu und stellte sich ihr in den Weg. König Tatzelwurm bemerkte die Bewegung und schaute auf. Schnell zog er sich die Zettel aus den Ohren. Aber bevor er etwas sagen konnte, hatte Yannick schon das Wort ergriffen.


    „Weißt du, was du bist? Du bist ne blöde verwöhnte Kuh!“ stellte er sachlich fest.


    Einen Moment war selbst Fiemetta sprachlos. Dann fing König Tatzelwurm laut an zu lachen. Er lachte und lachte, dass die Wände wackelten. Alle Zuschauer lachten mit. Nur Fiemetta verzog das Gesicht. Gleich würde sie wieder losheulen, soviel stand fest. Aber da…


    Da flatterte Pummelschuppe auf die Prinzessin zu – gradewegs in ihre Arme. Fiemetta hielt inne. Ihr Gesicht, das eben noch zu einem neuen Heulkrampf angesetzt hatte, entspannte sich. Dann lächelte sie. Sie lächelte übers ganze Gesicht!


    „Du… du bist ja soooo niedlich.“


    Pummelschuppe kicherte: „Danke. Ich hab gehört, du willst eine goldene Drachenschuppe?“


    Fiemetta nickte. “Ja, das wollte ich… - aber jetzt möchte ich lieber dich behalten. Papaaa…?“


    „Ja, mein Kind?“ König Tatzelwurm war von seinem Thron aufgestanden und kniete nun neben seiner kleinen Tochter, die den Drachen immer noch fest im Arm hielt.


    „Du, Papa, ich will den Drachen behalten.“


    „Nein!“ fuhr Yannick wütend dazwischen. „Pummelschuppe ist MEINE Freundin.“


    Pummelschuppe nickte. „Das stimmt. Und – ich kann dich doch gar nicht gehören. Ich bin doch ich.“


    König Tatzelwurm nickte: „Das stimmt, Fiemetta.“


    „Aber...“ Fiemetta schluckte und wollte wieder zu weinen anfangen.


    „Nanana“ trat nun auch Tolotus hinzu.“ Du musst doch nicht weinen. Schau mal: Pummelschuppe lebt im Wald. Da fühlt sie sich am Wohlsten. Sie kann in ihrer Höhle schlafen und Beeren essen und…“


    „…jeden Tag mit mir spielen.“ Ergänzte Yannick.


    „Aber spielen kann sie doch auch hier – mit mir.“ Sagte die Prinzessin und schluckte die Tränen hinunter.


    „Aber nicht so schön wie im Wald.“ Entgegnete Yannick bestimmt. „Da kannst du auf Bäume klettern – und Verstecken spielen und ganz toll mit Stöcken Käsekästchen in den Sand malen.“


    Die Prinzessin schaute den Jungen mit großen Augen an. Sie war noch nie auf einen Baum geklettert, und Käsekästchen hatte sie auch noch nie gespielt.


    „Oh. Wirklich?“


    „Ja, und das macht ganz doll Spaß.“ Sagte nun auch Pummelschuppe.


    Da wandte sich Tolotus an Yannick. Er beugte sich zu dem Jungen nieder und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Yannick schüttelte erst den Kopf, dann nickte er. „Na gut.“


    Yannick ging zu Fiemetta und sah ihr direkt in die Augen: „Du, magst du vielleicht mal mit uns spielen? Im Wald?“
    Der König räusperte sich und wollte gerade etwas sagen, da bemerkte er den strafenden Blick des Magiers. Er senkte den Kopf und schwieg.


    Fiemetta strahlte: „Darf ich, Papa! Bitte! Darf ich?“


    Der König war verblüfft: „Ob du DARFST? Du fragst ob du DARFST? Aber natürlich DARFST du!“ er warf Tolotus einen kurzen Blick zu, der Magier schmunzelte und zwinkerte.


    „Nun lass mich aber mal wieder los.“ Meinte Pummelschuppe. „Wann kommst du uns denn besuchen?“


    „Wie wärs mit morgen?“ schlug Tolotus vor „Komm doch zum Frühstück – es gibt Honigbrötchen und Apfelsaft. Und dann kannst du mit Yannick zu Pummelschuppe in den Wald gehen.“


    Die Prinzessin war begeistert: „Auja.“ Und sie schaute erwartungsvoll ihren Papa an. Der König nickte und schmunzelte.


    Fiemetta setzte Pummelschuppe auf den Boden. Das Drachenmädchen schüttelte sich kurz und reichte Fiemetta zwei Drachenschuppen.


    „Da. Eine für dich – und eine für deinen Papa. Die machen glücklich.“ Dann winkte sie kurz und flatterte den anderen voraus aus dem Saal. An der Tür, die PopelX offen hielt, stoppte sie und schüttelte sich noch einmal ein ganz kleines bisschen.
    „Du kriegst auch eine.“


    PopelX lächelte und nahm die Schuppe entgegen. Dann machte er einen Schritt nach vorn und streichelte das Drachenmädchen vorsichtig über den Kopf. „Danke.“ sagte er.


    Yannick und Tolotus, standen nun auch neben ihr. Alle drei drehten sich nochmals um.


    Fiemetta rief ihnen nach: „Bis morgen!“ und winkte mit beiden Armen.


    Yannick, Pummelschuppe und auch Tolotus winkten zurück: „Bis morgen, Fiemetta.“


    Dann gingen sie den Gang hinunter aus dem Schloss und waren bald wieder vor der Hütte des Magiers angekommen.


    „Zeit zum Schlafengehen, Yannick.“ sagte Tolotus.


    „Ja,“ sagte Yannick „Ich bin richtig müde.“


    „Ich auch.“ sagte Pummelschuppe.


    „Spielen wir morgen Verstecken, Pummelschuppe?“ fragte Yannick


    „Na klar“ Pummelschuppe nickte „Aber du versteckst dir zuerst.“


    Yannick grinste: „Ich verstecke MICH zuerst. Versprochen.“


    Tolotus lachte: „Na, das ist doch ein Wort. Bis morgen, kleine Drachenlady. Komm doch zum Frühstück vorbei. Es gibt Honigbrötchen und Apfelsaft.“


    „Mach ich! Tschüssiiiii!“ trällerte Pummelschuppe und winkte zum Abschied mit dem Schweif. Dann breitete sie die kleinen goldenen Flügel auf und flatterte zurück in den Wald.


    Lange stand Tolotus vor seiner Hütte und blickte dem kleinen Drachenmädchen nach. Yannick stand neben ihm und hielt seine rechte Hand. Tolotus’ linke Hand schloss sich in der Tasche fest um eine glatte glänzende goldene Drachenschuppe. Er lächelte. Und war glücklich...


    ENDE