Der Weg nach Frankreich / Le Chemin de France

  • Kapitel 14


    Ce fut un énorme nuage de poussière qui s’éleva vers le ciel, et dans ce
    tourbillon miroitaient les reflets rouges des manteaux et la tache noirâtre du
    bonnet en peau de mouton de ces sauvages.
    Eine riesige Staubwolke stieg auf, und in diesen
    Wirbeln konnte man ihre roten Mäntel aufscheinen sehen und schwärzliche Flecken
    ausmachen, bei denen es sich um die Schaffellmützen dieser Wilden handelte.


    Il avait
    fallu traverser la Wipper, qu’au régiment on n’eût pas manqué d’appeler la
    Vipère, non loin d’une exploitation de mines de cuivre. Vers trois heures, la
    berline arrivait à Leimbach, au confluent de la Wipper et du Thalbach – encore
    un nom plaisant pour les loustics du Royal-Picardie.
    Wir hatten vorher, nicht weit entfernt von
    einem Kupferabbau, die Wipper überqueren müssen, die man im Regiment bestimmt
    die ‚Viper‘ genannt hätte. Gegen drei Uhr erreichten wir Leimbach. Dort fließen
    Wipper und Talbach zusammen – ein weiterer Name, den die Spaßvögel vom
    Königlichen Regiment amüsant gefunden hätten.
    Le Thalbach –
    le tabac?


    Par exemple, cela coûtait gros.
    Allerdings
    kostete das einiges.
    http://www.cnrtl.fr/definition/exemple
    2. Fam. et avec une nuance iron. [Marque une opposition et est synonyme d'en revanche,
    seulement
    ]


    De violents roulements de tonnerre effrayaient nos
    bêtes, trempées sous une pluie torrentielle, – une de ces pluies dont on dit
    chez nous qu’il tombe des curés.Le lendemain,
    19 août, temps de meilleure apparence. La campagne était baignée de rosée sous
    le souffle de l’aure, qui est l’avant-brise du matin
    Ui, hier wirds haarig:
    Qui croit sa femme et son curé est en danger d’être damné – Pfaffen und Frauen
    muss man nicht trauen
    Il va tomber des curés – Der Himmel ist ganz schwarz, es wird in Strömen regnen
    http://www.cnrtl.fr/definition/aure
    Aure, PHYS. ANC. Souffle,
    air
    2. On était caressé d'un petit souffle
    que notre ancienne langue appelait l'aure; sorte d'avant-brise du matin
    baignée et parfumée dans la rosée. Chateaubriand, Mémoires d'Outre-Tombe,t. 4, 1848, p. 329.
    Deutsch: “Sommerlüftchen”
    (1)de (2)ro
    (3)sée (1)sous (2)le (3)souff (1)le (2)de (3)l’aure, qui est (1)l’a (2)vant-(3)brise (1)du (2)ma(3)tin
    Anapäste
    http://de.wikipedia.org/wiki/Anap%C3%A4st
    bei mir sind es nur Jamben, besser als nichts, denke ich : (1)dem
    (2)Hauch
    (1)des (2)leich(1)ten
    (2)Windes
    etc.
    Die Tiere wurden durch das mächtige
    Donnergrollen erschreckt und von wahren Sturzbächen von Regen durchnässt – wenn
    es aus einem so schwarzen Himmel so heftig gießt sagt man bei uns in der
    Pikardie, dass es ‚Pfaffen regnet‘.
    Am nächsten Tag, dem 19. August, bot das Wetter einen angenehmeren
    Anblick. Das Land lag taugetränkt unter dem Hauch des leichten Windes, mit dem
    im Sommer oft der Tag erwacht.


    Toutefois, il
    est inutile d’aller à la Croix devant le temps. C’est un de nos proverbes
    picards, et il en vaut bien d’autres.
    Wie auch immer – wozu sich schon ans Kreuz
    schlagen lassen, wenn die Kreuzigung noch gar nicht begonnen hat? Das ist eines
    unserer vielen pikardischen Sprichwörter, und nicht das schlechteste.


    Kapitel 15


    Je désirais partir
    sur le coup de cinq heures du matin
    Ich wollte gegen fünf Uhr losfahren
    Das sieht bestimmt falsch aus, steht aber tatsächlich so im Wörterbuch
    http://de.pons.eu/dict/search/results/?l=defr&q=couphttp://www.cnrtl.fr/definition/coupFam. Sur le coup de. Vers telle heure.


    Je n’avais
    pas achevé de répondre qu’un immense éclair enveloppait la berline et les
    chevaux. La foudre venait de frapper un énorme bouleau sur notre droite.
    Heureusement, l’arbre s’était abattu du côté de la forêt.
    Les chevaux s’étaient violemment emportés. Je sentis que je
    n’en étais plus maître. Ils descendirent le défilé à fond de train, malgré les
    efforts que je fis pour les retenir. Eux et moi, nous étions aveuglés par les
    éclairs, assourdis par les éclats de la foudre. Si ces bêtes affolées faisaient
    un écart, la berline se précipitait dans les profonds ravins qui bordaient la
    route.Soudain, les
    guides cassèrent. Les chevaux, plus libres, se lancèrent avec plus de furie encore.
    Une catastrophe inévitable nous menaçait.Tout à coup,
    un choc se produisit. La berline venait de heurter le tronc d’un arbre, en
    travers du défilé. Les traits se rompirent. Les chevaux sautèrent par-dessus
    l’arbre. En cet endroit, le défilé faisait un coude brusque, au delà duquel les
    malheureuses bêtes disparurent dans l’abîme.
    Noch bevor ich zu Ende gesprochen hatte,
    tauchte ein gewaltiger Blitz die Kutsche und die Pferde in sein gleißendes
    Licht. Er hatte in eine sehr hohe Birke eingeschlagen, die rechts des Weges
    stand. Zum Glück war sie nicht in unsere Richtung sondern in den Wald gestürzt.
    Die Pferde fielen in einen wilden Galopp. Ich merkte, dass sie mir nicht mehr
    gehorchten. Sie stürzten geradezu das Tal hinunter, ungeachtet meiner Anstrengungen,
    sie zurück zu halten. Sowohl die Pferde als auch ich selbst waren geblendet von
    den Blitzen, unsere Ohren betäubt von den heftigen Donnerschlägen. Wären die
    von panischer Angst ergriffenen Tiere auch nur ein wenig vom Weg abgekommen,
    dann wäre die Kutsche in eine der tiefen Schluchten gefallen, die sich neben
    der Straße auftaten.
    Mit einem mal rissen die Zügel. Nun rannten die Pferde noch ungehinderter und
    wilder drauf los als zuvor. Wir steuerten auf eine unabwendbare Katastrophe zu.
    Plötzlich kam es zu einer heftigen Erschütterung. Die Kutsche war gegen einen
    Baumstamm gestoßen, der im Weg lag. Nun rissen auch die Zugriemen. Die Pferde
    waren über den Stamm gesprungen. An dieser Stelle machte der Engpass eine
    scharfe Kurve, doch die bedauernswerten Tiere rannten gradeaus weiter. Sie
    stürzten in die Tiefe.

  • Puh, die Zeit wird knapp.
    Ich habe noch weiter nachgeforscht und mir Tipps geholt. Viele Korrekturen in Kapitel 1. "... konnte nichts Nennenswertes sein eigen nennen": etwas gestelzt, vielleicht ändere ich es noch, z.B. in "Mein Vater war ein armer Mann...", allerdings scheint der Ich-Erzähler das Wort "arm" vermeiden zu wollen und betont auch, dass sein Stil nicht so gut ist...


    I

    Mein Name ist Natalis Delpierre. Ich wurde 1761 geboren, in
    Grattepanche, einem Dorf in der Pikardie. Mein Vater war ein Landarbeiter. Er
    arbeitete auf den Ländereien des Marquis von Estrelle. Meine Mutter half ihm so
    gut wie sie nur konnte. Meine Schwestern und ich taten es ihr gleich. Mein
    Vater konnte
    nichts Nennenswertes sein eigen nennen und sollte auch sein ganzes Leben lang mittellos bleiben. Er
    war sowohl Landarbeiter als auch Vorsänger am Pult, Vorsänger des Confiteor. Er hatte eine
    kräftige Stimme, die man noch vom kleinen Friedhof an der Kirche aus hören
    konnte. Er hätte also auch Pfarrer werden können – er war, was man einen ‚in
    Tinte getränkten Landmann‘ nennt. Seine Stimme, das ist alles, was ich von ihm
    geerbt habe, oder wenigstens fast alles.


    Mein Vater und meine Mutter haben hart gearbeitet. Sie sind im
    gleichen Jahr gestorben, ’79. Gott nehme ihre Seele bei sich auf!


    Meine ältere Schwester, Firminie, war zu der Zeit, in der sich die
    Dinge ereigneten, die ich berichten werde, 45 Jahre alt, die jüngere, Irma, 40,
    ich selbst 31. Als unsere Eltern starben, war Firminie mit einem Mann aus
    Escarbotin verheiratet, Bénoni Fanthomme, ein einfacher angestellter Schlosser,
    der es nie schaffte, eine eigene Werkstatt zu eröffnen, wie gut er sein Handwerk auch verstand. Was
    ihre
    Kinder angeht, so hatten sie ’81 schon drei, und ein paar Jahre später kam noch
    ein viertes. Meine Schwester Irma war unverheiratet geblieben und ist es auch
    heute noch. Um mein Glück zu machen, konnte ich also weder auf sie noch auf die
    Fanthommes hoffen. Ich habe es ganz allein geschafft. So bin ich auf meine
    alten Tage in der Lage gewesen, meine Familie zu unterstützen.


    Mein Vater starb zuerst, meine Mutter ein halbes Jahr später. Dieser
    Verlust war sehr schmerzhaft für mich. Ja! So ist das Schicksal! Man verliert
    die, die man liebt, genau so wie die, die man nicht liebt. Doch sollten wir uns
    bemühen, zu denen zu gehören, die geliebt werden, wenn wir selbst auf die Reise
    ohne Wiederkehr gehen.


    Der Nachlass meines Vaters belief sich, nachdem alles geregelt war,
    auf nicht einmal 150 Livre – die Ersparnisse aus 60 Jahren Arbeit! Er wurde
    zwischen meinen Schwestern und mir aufgeteilt. Man kann sagen, dass es
    auf so gut wie gar nichts hinauslief.


    So fand ich mich also im Alter von 18 Jahren mit ungefähr 20 Écu
    wieder. Aber ich war kräftig gebaut und ausdauernd, gemacht für harte Arbeit.
    Und dazu eine schöne Stimme! Ich konnte jedoch weder lesen noch schreiben. Ich
    habe es erst später gelernt, wie ihr sehen werdet. Und wenn man nicht in jungen
    Jahren damit beginnt, hat man viel Mühe, wenn man sich dann daranmacht. Die
    eigene Ausdrucksweise leidet ein Leben lang darunter – was sich in diesem
    Bericht nur zu deutlich zeigen wird.


    Was sollte ich werden? Landarbeiter, wie mein Vater? Für den Wohlstand
    anderer schwitzen, um selbst am Rande des Feldes in Armut zu leben? Ein
    trauriger Ausblick, den niemand verlockend finden kann. Dann ereignete sich
    etwas, das über meinen Lebensweg entscheiden sollte.


    Ein Cousin des Marquis von Estrelle, der Graf von Linois, kam eines
    Tages nach Grattepanche. Er war Offizier, ein Hauptmann im Regiment von La
    Fère. Er hatte zwei Monate Urlaub und wollte sie bei seinem Verwandten
    verbringen. Man ritt oft zur großen Jagd aus, Saujagd, Fuchsjagd, Treibjagd,
    Hundejagd. Es gab Feierlichkeiten mit der besseren Gesellschaft, mit feinen,
    wohlgestalteten Menschen, wobei die Gattin des Marquis noch nicht eingerechnet
    ist, die eine wirklich wohlgestaltete Marquise war.


    Bei diesem ganzen Trubel habe ich nur auf den Hauptmann de Linois
    geschaut. Ein Offizier von einer sehr freimütigen Art, der mit allen gern
    sprach. Ich hatte Geschmack gefunden an dem Gedanken, Soldat zu werden. Es gibt
    nichts Besseres, wenn man von der Kraft seiner Arme leben muss und diese an
    einem festen Körper angebracht sind. Außerdem gibt es, mit gutem Betragen, mit
    Mut, dazu ein wenig Glück, keinen Grund, warum man seinen Weg nicht machen
    sollte, wenn man mit dem linken Fuß losgeht, und wenn man tüchtigen Schrittes
    marschiert.


    Vor ’89 hatten die meisten Leute die Vorstellung, dass ein einfacher
    Soldat, ein Sohn eines Bürgerlichen oder eines Bauern, kein Offizier werden
    konnte. Das ist ein Irrtum. Wenn man einen starken Willen und Ausdauer
    mitbrachte, wurde man zunächst Unteroffizier, ohne sonderlich große Mühe.
    Danach, wenn man, in Friedenszeiten, zehn Jahre in diesem Rang gedient hatte,
    oder fünf Jahre in Kriegszeiten, hatte man die Möglichkeit, seine
    Schulterklappen zu erhalten. Vom Feldwebel wurde man zum Leutnant befördert,
    vom Leutnant zum Hauptmann. Dann... halt! Fortfahren verboten... aber bis
    hierhin war es doch auch schon sehr gut.


    Dem Grafen von Linois waren bei den Treibjagden oft meine Kraft und
    meine Gewandtheit aufgefallen. Was die Witterung und die rasche Auffassungsgabe
    angeht konnte ich es natürlich nicht mit den Hunden aufnehmen. Dennoch gab es
    an den großen Jagdtagen keinen Treiber, der besser gewesen wäre als ich, und
    ich rannte so schnell als stünde meine Hose in Flammen.


    „Du scheinst mir ein feuriger und zäher Bursche zu sein“ sagte der Graf
    eines Tages zu mir.


    „Ja, Herr Graf.“


    „Hast du auch starke Arme?“


    „Ich kann 320 Pfund stemmen.“


    „Meine Anerkennung!“


    Und das war alles. Aber dabei sollte es nicht bleiben, wie man sehen
    wird.


    In jener Zeit gab es in der Armee eine eigenartige Gepflogenheit. Es
    ist bekannt, wie das Rekrutieren von Soldaten vor sich ging. Jedes Jahr
    durchkämmten Anwerber das Land. Sie brachten einen dazu, mehr zu trinken, als
    vernünftig gewesen wäre. Wer schreiben konnte setzte seine Unterschrift auf ein
    Blatt Papier. Wer nur zwei sich kreuzende Striche hinbekam, der malte nur ein
    Kreuz hin. Das galt genau so viel wie eine Unterschrift. Dann bekam man ein
    paar hundert Livre, die schneller vertrunken waren, als man sie in die Tasche
    stecken konnte, packte seine Sachen, und machte sich auf, sich für den Staat
    den Schädel einschlagen zu lassen.


    Nun, diese Vorgehensweise hätte mir niemals zugesagt. Wenn ich auch
    Gefallen daran fand, zu dienen, so wollte ich mich doch nicht kaufen lassen.
    Ich denke, dass mich jeder, der über etwas Würde und Selbstachtung verfügt,
    verstehen wird.


    Damals musste jeder Offizier, wenn er Urlaub bekommen hatte, nach den
    Bestimmungen der Dienstvorschrift bei seiner Rückkehr ein oder zwei Rekruten
    mit zurück bringen. Auch die Unteroffiziere waren an diese Verpflichtung
    gebunden. Die Prämie für die Anwerbung lag dann bei 20 oder 25 Livre.


    Keiner dieser Umstände war mir unbekannt, und ich hatte etwas vor. Und
    so ging ich, als der Urlaub des Grafen sich seinem Ende näherte, mutig zu ihm,
    um ihn zu bitten, mich als Rekruten anzunehmen.


    „Dich?“ sagte er ein wenig überrascht.


    „Ja, mich, Herr Graf.“


    „Wie alt bist du?“


    „Achtzehn.“


    „Und du willst Soldat werden?“


    „Wenn Sie es möchten.“


    „Es geht nicht darum, ob ich es möchte, es geht darum, ob du es
    möchtest.“


    „Ich möchte es.“


    „Ah! Geködert von den 20 Livre?“


    „Nein, vom Wunsch, meinem Land zu dienen. Und da es für mich eine
    Schande wäre, wenn ich mich verkaufen würde, werde ich Ihre 20 Livre nicht
    nehmen.“


    „Wie heißt du?“


    „Natalis Delpierre.“


    „Gut, Natalis, du gefällst mir.“


    „Es freut mich sehr, dass ich Ihnen gefalle, Herr Hauptmann.“


    „Und wenn du mir folgen willst, wirst du weit kommen.“


    „Ich werde Ihnen mit wehenden Fahnen folgen, mit Trommelwirbeln und
    brennender Lunte.“


    „Du sollst wissen, dass ich das Regiment von La Fère verlassen werde,
    um mich einzuschiffen. Ist dir die See zuwider?“


    „Überhaupt nicht.“


    „Gut. Du wirst sie überqueren. Weißt du, dass dort drüben Krieg ist?
    Man will die Engländer aus Amerika verjagen.“


    „Amerika? Was ist das?“


    Ich hatte wahrhaftig noch nie etwas von Amerika gehört!

  • „Ein Land des Teufels,“ antwortete Hauptmann de Linois, „ein Land, das
    für seine Freiheit kämpft. Es ist der Ort, wo der Marquis de La Fayette schon
    seit zwei Jahren von sich reden machen hat. Nun, König Ludwig XVI. hat letztes
    Jahr versprochen, dass seine Soldaten den Amerikanern zu Hilfe kommen werden.
    Der Graf von Rochambeau wird mit Admiral de Grasse und 6 000 Mann dorthin
    aufbrechen. Ich habe die Absicht, mich mit ihm in die Neue Welt einzuschiffen,
    und wenn du mich begleiten willst, werden wir Amerika befreien.“


    „Auf zur Befreiung Amerikas!“


    So kam es, dass ich, ohne sonst irgendetwas über diese Dinge zu
    wissen, ein Soldat des Expeditionskorps’ des Grafen von Rochambeau wurde und
    1780 in Newport landete.


    Dort blieb ich drei Jahre, weit weg von Frankreich. Ich habe General
    Washington gesehen – ein Riese von fünf Fuß, elf Zoll, mit großen Füßen, großen
    Händen, einer blauen Uniformjacke mit gelbbraunen Aufschlägen, und einer
    schwarzen Kokarde. Ich habe den Seemann John Paul Jones an Bord seines Schiffes
    gesehen, der Bonhomme Richard. Ich habe den General Anthony Wayne gesehen, den
    man ‚der Verrückte Anthony‘ nannte. Ich kämpfte in einigen Gefechten, nicht
    ohne mich bei meinem ersten Schuss bekreuzigt zu haben. Ich nahm an der
    Schlacht von Yorktown teil, in Virginia, wo sich, nach einem denkwürdigen
    Schlagabtausch, Lord Cornwallis Washington ergeben hat. ’83 kehrte ich nach
    Frankreich zurück. Ich war ohne Verwundungen davongekommen, und war noch ein
    einfacher Soldat, wie am Anfang. Nun ja, was solls, ich konnte ja noch nicht
    einmal lesen!


    Der Graf von Linois war mit uns zurück gekommen. Er wollte mich ins
    Regiment von La Fère eintreten lassen, wo er auf seinen Posten zurück kehrte.
    Nun, ich hatte so eine Idee. Ich wollte in der Kavallerie dienen. Ich mochte
    Pferde instinktiv, und bis ich berittener Offizier der Infanterie geworden
    wäre, hätte ich viele, viele Dienstgrade durchlaufen müssen!


    Ich weiß wohl, dass die Uniform eines Infanteristen verlockend ist –
    man sieht einfach gut darin aus – der Uniformrock, der Puder, die Lockenrollen
    der Perücken, die gekreuzten weißen Gurte aus Büffelleder. Aber was solls? Ein
    Pferd ist ein Pferd, und, nachdem ich über alles nachgedacht hatte, entschied
    ich mich für den Dienst als Kavallerist.


    Also bedankte ich mich beim Grafen von Linois, der mich seinem Freund
    empfahl, dem Oberst de Lostanges, und trat ins Königliche
    Regiment der Pikardie
    ein.


    Ich liebe es, dieses edle Regiment, und man möge mir verzeihen, wenn
    ich mit großer Zuneigung darüber spreche, vielleicht ist das lächerlich! Ich
    habe dort Karriere gemacht, fast meine ganze Laufbahn dort verbracht, geschätzt
    von meinen Vorgesetzten, an deren Unterstützung es mir nie gemangelt hat, die
    für mich ‚den Wagen angeschoben haben‘, wie man in meinem Dorf sagt.


    Außerdem sollte es einige Jahre später, ’92, dazu kommen, dass das
    Regiment von La Fère bei seinem Aufeinandertreffen mit dem österreichischen
    General Beaulieu ein solch befremdliches Verhalten an den Tag legte, dass ich
    es nicht bedauern kann, es verlassen zu haben. Ich werde nicht weiter davon
    sprechen.


    Ich komme also zum Königlichen Regiment
    der Pikardie
    zurück. Ein edleres Regiment hätte man nicht finden können. Es war zu
    meiner Familie geworden. Ich bin ihm treu geblieben, bis es aufgelöst wurde.
    Man war dort glücklich. Ich habe alle seine Fanfaren und Signale nachgepfiffen,
    denn ich hatte schon immer die schlechte Angewohnheit, durch die Zähne zu
    pfeifen. Aber man ließ es mir durchgehen. Nun, ich denke, ihr könnt euch das
    alles vorstellen, ohne dass ich noch mehr darüber schreibe.


    Acht Jahre lang machte ich nichts anderes, als von Garnison zu
    Garnison zu ziehen. Nicht die geringste Gelegenheit zu einem Feuergefecht mit
    dem Feind. Bah! – dieses Dasein ist nicht ohne seine Reize, wenn man es
    versteht, es von seiner guten Seite zu sehen. Und dann ist es auch eine gute
    Sache für jemanden, der, wie es bei mir der Fall war, aus der Pikardie kommt
    und den Dialekt dieser Gegend spricht, wenn er etwas vom Rest des Landes sieht.
    Nach Amerika ein wenig von Frankreich, bevor wir auf den langen Straßen
    marschierten, die durch Europa führen. Wir waren ’85 in Saarlouis, ’88 in
    Angers, ’91 in der Bretagne, in Josselin, Pontivy, Ploërmel, Nantes, mit Oberst
    Serre de Gras, ’92 in Charleville mit Oberst de Wardner, Oberst de Lostende,
    Oberst La Roque, und ’93 mit Oberst Le Comte.


    Aber ich vergesse zu erwähnen, dass am 1. Januar ’91 ein Gesetz
    verabschiedet wurde, das die Organisation der Armee veränderte. Das Königliche Regiment der Pikardie wurde in der neuen Einteilung zum 20.
    Regiment der Schweren Kavallerie. Diese Organisation hatte bis 1803 Bestand.
    Das Regiment verlor jedoch nicht seinen alten Titel. Es blieb auch dann das
    ‚Königliche‘, als es in Frankreich schon seit Jahren keinen König mehr gab.


    Es war unter Oberst Serre de Gras, dass man mich zum Gefreiten
    beförderte, zu meiner großen Zufriedenheit. Unter Oberst de Wardner wurde ich
    Quartiermeister, was mich noch mehr freute. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt 13
    Dienstjahre hinter mir, einen Feldzug und keine Verwundung. Das waren gute
    Fortschritte, da wird man mir zustimmen. Ich konnte nicht weiter aufsteigen, da
    ich ja, ich wiederhole es, weder lesen noch schreiben konnte. Aber ich habe
    immerzu gepfiffen, und es ist doch für einen Unteroffizier nicht wirklich
    angemessen, wenn er den Amseln Konkurrenz macht.


    Quartiermeister Delpierre! War das nicht etwas, auf das man sich etwas
    einbilden konnte, war das nicht etwas Beeindruckendes! Und wie dankbar ich
    Oberst de Wardner war, obwohl er grob wie Gerstenbrot war und man alle seine
    Befehle genauestens befolgen musste! An jenem Tag durchsiebten die Soldaten
    meiner Kompanie mein Marschgepäck mit ihren Kugeln, und ich konnte mir meine ersten
    Tressen auf die Ärmel nähen lassen, doch sie sollten nie bis zu meinen Ellenbogen
    hinaufreichen.


    Wir lagen in Charleville in Garnison, als ich um zwei Monate Urlaub
    bat, die mir gewährt wurden. Es ist die Geschichte eben dieses Urlaubs, die ich
    mich entschlossen habe hier getreulich wiederzugeben. Dies sind meine Gründe:


    Seitdem ich pensioniert bin, habe ich bei den abendlichen
    Zusammenkünften in unserem Dorf Grattepanche oft von den Feldzügen erzählen
    müssen, an denen ich teilgenommen habe. Meine Freunde haben mich völlig falsch
    verstanden, oder wenn sie doch etwas verstanden haben, dann war es so gut wie
    nichts. Es kam vor, dass der eine sagte, ich hätte mich auf der rechten Seite
    befunden, wenn es die linke war; der nächste, es sei die linke gewesen, wenn
    ich mich eigentlich auf der rechten befunden hatte. Und dann gab es Diskussionen,
    die auch über zwei Gläsern Cidre oder zwei Kaffee – zwei kleinen Kannen – nicht
    enden wollten. Vor allem über das, was meine Erlebnisse während meines Urlaubs
    in Deutschland angeht, konnte man sich nie einig werden. Nun – wo ich doch
    schreiben gelernt habe, kann ich jetzt die Gelegenheit nutzen und die Feder in
    die Hand nehmen, um die Geschichte dieses Urlaubs zu erzählen. Ich habe mich
    also an die Arbeit gemacht, obwohl ich jetzt schon 70 Jahre alt bin. Aber mein
    Gedächtnis ist gut, und wenn ich zurück schaue, sehe ich immer noch klar genug.
    Dieser Bericht ist also meinen Freunden in Grattepanche gewidmet, den
    Ternisiens, den Bettembos, den Irondarts, den Pointefers, den Quennehens und
    vielen anderen, und ich hoffe, dass es bei ihnen keine Diskussionen mehr über
    dieses Thema geben wird.


    Ich hatte meinen Urlaub am 7. Juni 1792 erhalten. Es stimmt wohl, dass
    damals schon Gerüchte umgingen, dass ein Krieg mit Deutschland bevorstehen
    könnte, aber sie waren noch sehr vage. Man sagte, dass Europa, obwohl es diese
    Angelegenheiten in keiner Weise etwas angingen, mit Argwohn auf das schaute,
    was in Frankreich vor sich ging. Wenigstens war der König noch in den
    Tuilerien, wenn man so will. Indes warfen die Ereignisse des 10. August schon
    ihre Schatten voraus, und es wehte so etwas wie ein Wind der Republik über das
    Land.


    Aufgrund der unsicheren Lage ging ich davon aus, dass ich besser nicht
    sagen sollte, warum ich um Urlaub bat. Tatsächlich hatte ich in Deutschland, noch dazu in Preußen, etwas zu
    erledigen. Nun, im Kriegsfall wäre es sehr schwierig gewesen, auf meinen Posten
    zurück zu kehren. Was solls? Man kann eben nicht gleichzeitig die Glocken
    läuten und bei der Prozession mitgehen.


    Außerdem – obwohl mein Urlaub eigentlich zwei Monate dauerte – hatte ich beschlossen, ihn
    vorzeitig zu beenden, falls es nötig sein sollte. Ich hoffte jedoch immer noch,
    dass es nicht zum Schlimmsten kommen würde.

  • Um nun aber zum Ende zu kommen mit dem, was mich angeht, und was mein
    tapferes Regiment angeht, schreibe ich hier und jetzt in wenigen Worten, was
    ich euch noch darüber zu berichten habe.


    Zuerst wird man sehen, unter welchen Umständen ich anfing, lesen zu
    lernen, dann schreiben – am Ende sollte es mir dadurch offenstehen, Offizier zu werden, oder General, Marschall von
    Frankreich, Graf, Herzog, Fürst, ganz so wie ein Ney, ein Davout oder ein Murat
    in den Kriegen des Empire. Im wahren Leben bin ich nicht über den Rang eines Hauptmanns hinaus
    gekommen – was immer noch sehr ansehnlich ist für den Sohn eines Bauern, der
    selbst ebenfalls Bauer ist.


    Was mein Regiment betrifft, werden mir einige wenige Zeilen reichen,
    um seine Geschichte zu Ende zu erzählen.


    Es hatte ’93, wie ich oben schon erwähnt habe, Monsieur Le Comte als
    Oberst. Und es geschah in jenem Jahr, dass es, nach dem Erlass vom 21. Februar,
    vom Regiment zur Halbbrigade wurde. Es nahm dann bis 1797 an den Feldzügen der
    Nordarmee und der Sambre-und-Maas-Armee teil. Es bewährte sich in den
    Schlachten von Lincelles und Courtray, wo ich Leutnant wurde. Dann, nachdem es
    von ’97 bis 1800 in Paris stationiert war, wurde es Teil der Italienarmee und
    zeichnete sich in der Schlacht bei Marengo aus, indem es sechs österreichische
    Infanteriebataillone umzingelte, die die Waffen nieder legten, nachdem zuvor
    ein ungarisches Regiment in die Flucht geschlagen worden war. Bei diesem
    Gefecht wurde ich durch eine Kugel an der Hüfte verwundet – worüber ich mich
    nicht groß beklagt habe, denn es brachte mir die Beförderung zum Hauptmann ein.


    Als das Königliche Regiment
    der Pikardie
    1803 aufgelöst wurde, ging ich zu den Dragonern; ich kämpfte in allen
    Kriegen des Empire und bin 1815 in den Ruhestand gegangen.


    Wenn ich jetzt weiter über mich sprechen werde, wird es allein darum
    gehen, zu erzählen, was ich während meines Urlaubs in Deutschland gesehen und
    getan habe. Aber, man möge es nicht vergessen, ich bin kein gelehrter Mann.
    Meine Ausdrucksweise ist nicht besonders gut. Es handelt sich lediglich um meine Eindrücke,
    über die ich keine weitergehenden Betrachtungen anstellen will. Insbesondere werdet
    ihr mir sicher verzeihen, wenn mir in diesem nicht sehr anspruchsvollen Bericht
    ein paar Ausdrücke und Redewendungen aus dem Dialekt meiner Heimat
    herausrutschen sollten: ich kann nicht anders sprechen. Außerdem werde ich
    schnell voran gehen, von mir kann man nicht sagen ‚dem kann man beim Laufen die
    Schuhe neu besohlen‘. Ich werde auch nichts weg lassen, und wenn ich euch hier
    um Erlaubnis bitte, mich ohne Zurückhaltung äußern zu dürfen, so hoffe ich,
    dass ihr antworten werdet: „Nur zu, Monsieur!“

  • und noch ein paar Auszüge:
    Kapitel
    16


    Sous les rayons du soleil couchant qui les prenaient par l’oblique, ces plaines
    se relevaient vers l’horizon opposé en faibles ondulations. Elles ressemblaient
    à des «wastes», nom que l’on donne aux terrains moins arides que les landes.
    Bien que ces wastes fussent comme hachés de hauteurs, ils ne devaient plus
    offrir les routes difficiles que nous avions suivies depuis Gotha.


    Die schräg einfallenden Strahlen der untergehenden
    Sonne beschienen diese Ebenen, die in sanften Hügeln, die wie niedrige Wellen
    aussahen, leicht gegen den Horizont im Westen anstiegen. Das Gebiet ähnelte so
    genannten Grassteppen; das sind trockene Gegenden, die nicht so trocken wie
    Heideland sind. Obwohl es von Erhebungen geradezu durchsät war, würden die Wege
    dort nicht mehr so beschwerlich sein wie die, mit denen wir es von Gotha an zu
    tun gehabt hatten.


    Puis, dans l’avenir, j’entrevoyais les
    difficultés qui s’amassaient, Jean Keller, sa tête mise à prix, fuyant avec un
    boulet au pied, le boulet d’une condamnation à mort, sa mère ne sachant plus où
    le rejoindre!…


    Et, s’il avait été découvert, si des misérables l’avaient livré
    pour empocher cette prime de mille florins?… Non! Je n’y pouvais croire!
    Audacieux et résolu, M. Jean n’était homme ni à se laisser prendre ni à se laisser
    vendre!


    Pendant que je m’abandonnais à ces réflexions, je sentais mes
    paupières se fermer malgré moi. Je me relevais alors, ne voulant pas succomber
    au sommeil. J’en étais à regretter que la nature fût si calme pendant cette
    nuit, l’obscurité si profonde. Il n’y avait pas un seul bruit auquel je pusse
    me reprendre, pas une lueur sur la campagne ni au plus profond du ciel, à
    laquelle j’aurais pu attacher mes regards. Et il fallait un effort constant de
    ma volonté pour ne pas céder à la fatigue.


    Und dann sah ich vor mir, undeutlich, all die
    Schwierigkeiten, die noch vor uns lagen, Jean Keller, auf dessen Kopf eine
    Belohnung ausgesetzt war, auf der Flucht, mit einem Mühlstein um den Hals –
    seiner Verurteilung zum Tod –, und seine Mutter, die nun nicht mehr wusste, wo
    sie nach ihm suchen sollte! …


    Und was, wenn man ihn aufgespürt hatte, wenn irgendwelche erbärmlichen
    Hungerleider ihn ausgeliefert hatten, um sich die tausend Gulden Belohnung in
    die Tasche stecken zu können? … Nein! Ich konnte das nicht glauben! Monsieur
    Jean war ein tapferer und entschlossener Mann, einer wie er würde sich weder
    fassen noch gegen bare Münze ausliefern lassen!


    Während ich mich diesen Gedanken überließ, spürte ich, wie mir gegen meinen
    Willen die Augen zufielen. Ich stand also wieder auf, denn ich wollte nicht vom
    Schlaf übermannt werden. Ich war an dem Punkt angelangt, wo es mir Verdruss
    bereitete, dass es diese Nacht in der ganzen Natur so still und die Dunkelheit
    so tief war. Es gab nicht ein einziges Geräusch, auf das ich meine
    Aufmerksamkeit, und nicht den geringsten Lichtschein, auf den ich den Blick
    richten konnte, weder unten am Boden noch in den höchsten Höhen des
    Nachthimmels. Eine fortgesetzte Willensanstrengung meinerseits war notwendig,
    um der Müdigkeit nicht nachgeben zu müssen.


    Et même j’avais cru voir comme une lueur rapide
    à l’horizon des arbres, massés en arrière de la hutte.


    Es kam mir sogar so vor, als hätte ich, direkt über
    der Linie, die von den Kronen der hinter dem Verschlag dicht stehenden Bäume
    gebildet wurde, ein kurzes Aufleuchten gesehen.


    http://www.cnrtl.fr/definition/horizon


    Limite
    du champ visuel d'une personne en un lieu


    Kapitel 17


    Voici donc ce qui fut
    délibéré avant de reprendre notre route, car avant tout, il fallait assurer
    l’enfant, comme nous disons au jeu de piquet.


    Im Folgenden werde ich schreiben, was für einen Plan
    wir uns zurechtgelegt haben, bevor wir wieder aufbrachen, denn wenn man einen
    Stich machen will, muss man aufpassen, wie man beim Pikett spielen sagt.
    Na ja…
    Vielleicht fällt mir ja noch was besseres ein


    «Partons donc,
    répondis-je. Si je puis acheter une voiture et des chevaux à Tann, ce seront
    bien des fatigues épargnées à votre mère, à Mlle Marthe, à ma sœur,
    à M. de Lauranay! Quant à nous, monsieur Jean, nous n’en sommes pas à cela près
    de quelques journées de marche et de quelques nuits à la belle étoile, et vous
    verrez comme elles sont belles, les étoiles qui brillent sur la terre de
    France!»


    Cela dit, je m’avançais d’une vingtaine de pas sur la route. Il était deux
    heures du matin. Une profonde obscurité enveloppait tout le pays. On sentait
    cependant les premières pâleurs de l’aube à la crête des montagnes.


    „Brechen wir also auf“ sagte ich. „Wenn es mir möglich
    ist, in Tann eine Kutsche und Pferde zu kaufen, bleiben Ihrer Mutter,
    Mademoiselle Marthe, Irma und Monsieur de Lauranay dadurch viele Strapazen
    erspart! Was uns betrifft, Monsieur Jean, so werden uns einige Tagesmärsche an
    der frischen Luft und ein paar Nächte unter freiem Himmel nichts ausmachen, und
    dann werden Sie sehen, wie schön die Sterne sind, die auf Frankreich scheinen!“


    Nachdem ich das gesagt hatte, lief ich zur Straße und ging etwa 20 Schritte. Es
    war zwei Uhr morgens. Ringsherum herrschte tiefe Dunkelheit. Über dem
    Gebirgsrücken war indes der erste fahle Schimmer des Morgengrauens zu erahnen.


    Exercice
    de plein air fait sur le mode de la promenade.


    http://www.cnrtl.fr/definition/marche

  • Da war das Fernsehen wohl nicht auf dem neuestenStand!!!


    Das Video:


    http://www.tvaktuell.com/media…verne-roman/#.Uh-T_3_Jjjg


    1. August 2013 10:06


    Die Bücher “Reise um die Erde in 80 Tagen”, “20 000 Meilen unter dem Meer”
    oder “die Reise zum Mittelpunkt der Erde”, kennt wahrscheinlich jeder.
    Jules Verne ist der beliebteste französische Autor der Deutschen. Kennen
    Sie aber “Der Weg nach Frankreich”? Höchst wahrscheinlich nicht. Das
    ist das letzte von Jules Vernes Werken, das noch nicht in die Deutsche
    Sprache übersetzt worden ist. Bis jetzt. Eine Gruppe von Studenten an
    der Universität Regensburg hat das Werk jetzt übersetzt. Warum das
    bisher noch keiner gemacht hat? Das Werk gilt als Deutschen-feindlich.

  • ... im Gegensatz zum Club, der von Anbeginn an die Ausgabe des ABLIT-Verlag auf seiner Webseite angekündigt und somit quasi beworben hat, haben ABLIT und die ausführende Studentengruppe tunlichst der Presse gegenüber keine Erwähnung der Club-Übersetzung getan, nachdem ihnen diese bereits einige Zeit vor Veröffentlichung bekannt war. Natürlich muß man sein eigenes Wirken nicht unter den Scheffel stellen und Werbewirksam ist es so allemal, aber Offenheit hätte in diesem Fall der ABLIT-Ausgabe auch nicht geschadet. Im übrigen wird in der kommenden Nautilus Nr. 23 ein möglichst objektiver Vergleich beider Übersetzungen zu lesen sein....


    B.

    :seemann: :baer:


    -----------------------
    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

  • Nach einigem Kampf mit Text und Software ist meine Version jetzt endlich fertig, Link im Bestellthread:
    Hinweis: Der NEUE Bestell-Fred (Unterstützt das Forum!)


    Bei Weltbild und anderen Shops wird es auch erscheinen, aber irgendwie
    scheint sich das ne halbe Ewigkeit hinzuziehen. Bei Amazon war es ca. 5
    Stunden nach dem Hochladen online.


    Ein paar kurze Erläuterungen noch: "Quartiermeister" (für "Maréchal des logis"): der Begriff ist (in
    der spezifischen Bedeutung) heute nicht mehr üblich, in der Übersetzung
    eines historischen Romans kann man ihn aber durchaus noch verwenden,
    meine ich. Immerhin stehts so im berühmten "Pierer":
    http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Quartiermeister
    Maréchal de(s) logis:
    http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Mar%C3%A9chal?hl=marechal


    Eigentlich siezt der Ich-Erzähler den Leser, das ist in deutschen Büchern aber
    eher unüblich und macht meiner Meinung nach einen etwas merkwürdigen
    Eindruck. Ich habe also lieber "ihr" statt "Sie" genommen. Franzosen
    neigen viel mehr zum "vous"/"Sie". Ich denke, man kann das also in der
    Übersetzung ruhig ändern. Ein anderes Beispiel wäre "Reise zum
    Mittelpunkt der Erde", wo Axel seinen Onkel Lidenbrock siezt. In einer
    Übersetzung sollte man das besser ändern.


    "... et le président de l’Assemblée Législative venait de jeter à la France ces paroles retentissantes :
    « La patrie est en danger ! »" - "und der Präsident der Gesetzgebenden Nationalversammlung hatte gerade der Nation die folgenden markigen, laut nachhallenden Worte entgegen geschleudert:
    „Das Vaterland ist in Gefahr!“" - "entgegen geschleudert" mag auf den ersten Blick falsch
    aussehen, ich glaube aber, dass das "jeter" tatsächlich so gemeint ist.
    Siehe die Vorbemerkung im ebook, kann man in der Leseprobe bei Amazon
    nachlesen. Vgl. auch "Nord gegen Süd", Bd. I, Kap. 6: "« Résistance aux
    nordistes ! Mort aux nordistes ! » Tels étaient les excitations féroces
    que des meneurs, à la dévotion de Texar, jetaient à la population déjà
    très animée." - "»Stand halten gegen die Nordstaatler! Nieder mit den
    Nordstaatler!« so lauteten die wilden Rufe, welche einzelne, Texar ergebene Rädelsführer
    unter das schon an sich aufgeregte Volk schleuderten." (Hartleben)


    Wenn jemand noch Fragen oder Verbesserungsvorschläge hat, bitte hier posten.

  • Ich bin ein Liebhaber alter Sprachgewohnheiten. Und wenn ich einen Roman der im 19. JH entstanden ist lese, dann erwarte ich zwar ein "flüssigen Lauf" in der Darstellung, aber damals übliche Worte und Redewendungen sollten statthaft sein. Sie illustrieren ja sozusagen das damalige Umfeld. Dazu zählt auch das Entgegenschleudern, was ich nicht so als veraltet ansehe. Es zeigt eben deutlich, dass die Aussage sehr emotional war.


    Aus diesem Grunde fand ich auch die damals in den 70ern erschienenen Bärmeier&Nickel oder Fischerausgabe mit "an die heutige Jugendsprache angepasst"er Sprache SEHR GEWÖHNUNGSBEDÜRFTIG. Solche Formulierungen wie: „Sie blickten auf ihre Armbanduhr“, „mit einem Genius eines Daniel Düsentrieb“ oder „...darüber sollte man einen Film drehen – am besten einen Tonfilm...“ tun mir einfach nur weh.


    Ich finde deinen beschriebenen Stil völlig in Ordnung. Dazu gehört auch die Nutzung der alten Begriffe aus dem Militär: Quartiermeister, Stallmeister, Füsilier, Dragoner oder Rittmeister.


    Lass dich nicht beirren!


    :thumbsup:

  • Danke! Was das "Entgegenschleudern" angeht, hab ich wohl nicht ausführlich genug geschrieben, worauf ich hinauswollte, so dass diese Anmerkung etwas missverständlich ist. Also, es ging mir in dem Fall nicht darum, ob der Begriff veraltet ist, sondern darum, ob das "jeter" richtig interpretiert ist. Das Vaterland ist ja wirklich in Gefahr, da stellt sich die Frage, warum Verne einen so negativen Begriff wie "entgegen schleudern" benutzen sollte, er könnte ja auch einfach einen anderen Begriff verwenden, wie z.B. "zurufen".


    Hier die relevanten Passagen aus der Vorbemerkung:


    "Bereits am 11. Juli hatte die Nationalversammlung offiziell erklärt: „Das Vaterland ist in Gefahr!“ Das war die Begründung für den Beschluss, dass die Versammlung ab da selbstständig vorgehen sollte, unter Umgehung der Regierung, das heißt des Königs und seiner Minister."


    Und weiter unten:


    "… Verne war offensichtlich ein Anhänger der Staatsform der konstitutionellen Monarchie, ein constitutionnel, vgl. Kapitel IX. Er stand, aus der Perspektive eines Nachgeborenen, der Revolution, durch die die absolute Monarchie, das ancien régime, beendet wurde, wohl nicht prinzipiell ablehnend gegenüber; in Kapitel IV lässt er Jean Keller sagen „… die Revolution von ’89 hat in Frankreich die Gleichheit ausgerufen“ und die dadurch entstehende Chancengleichheit loben, durch die nun auch Delpierre die Möglichkeit hat, die höheren militärischen Ränge zu erreichen, die zuvor den Adligen vorbehalten waren. Gleichzeitig sah Verne aber die fortschreitende Entmachtung des Königs kritisch und war der Meinung, dass seine Hinrichtung – die am 21. Januar 1793 stattfand – ein Verbrechen war. Ludwig hätte Staatsoberhaupt bleiben und somit weiter großen politischen Einfluss behalten sollen. Dadurch erklärt sich Vernes Wortwahl, dass der Präsident der Nationalversammlung der Nation die Worte „Das Vaterland ist in Gefahr!“ entgegen geschleudert hatte. Das nämlich wurde als Begründung dafür genommen, die Macht des Königs noch weiter einzuschränken, siehe oben. Die Regierungsgewalt wurde von der Nationalversammlung übernommen, was als eigenmächtige Außerkraftsetzung der gültigen Verfassung angesehen werden konnte und von den constitutionnels zweifellos auch so angesehen wurde, vgl. Adolphe Thiers, Histoire de la Révolution française, Bd. 2, Kap. 4. Davon abgesehen war Frankreich natürlich wirklich in Gefahr und musste, so schreibt Verne, eine angemessene Antwort auf das Manifest des Herzogs geben, vgl. Kapitel XIII."


    Edit: Link zum französischen Text: http://fr.wikisource.org/wiki/…n_de_France/Chapitre_XIII
    Au manifeste du duc de Brunswick, la nation, par la bouche de ses députés, avait répondu comme il convenait, et le président de l’Assemblée Législative venait de jeter à la France ces paroles retentissantes :
    « La patrie est en danger ! »

  • Danke, Poldi!


    Ich hatte noch ein paar Fehler entdeckt: ein paar Leerzeichen waren ins digitale Nirwana entschwunden, hier ein Beispiel aus dem zweiten Kapitel, vierter Absatz: "... ein paar Wörter Deutsch behaltenhatte,denn dadurch war es ..."


    Ich hab das dann vor ein paar Wochen korrigiert und die Datei neu hochgeladen. Wer das Buch vor Mitte März gekauft hat, sollte sich die korrigierte Version (natürlich kostenfrei) neu runterladen, wenn ihn die fehlenden Leerzeichen stören.


    Inzwischen ist das ebook auch bei vielen anderen Anbietern erhältlich. Es bei Amazon zu kaufen hat seine Vorteile, die Tantiemen sind fair, und wer vor einem Kauf über den Link im Forum auf die Amazon-Seite geht, unterstützt über das Amazon Partnerprogramm auch das Forum. Aber nicht jeder hat ein Kindle-Lesegerät. Im epub-Format ist das Buch bei XinXii (sehr faire Tantiemen), Weltbild , Google Books bzw. Google Play , iBookstore , Hugendubel und vielen anderen Shops erhältlich.


    Wer kein ebook-Lesegerät hat, kann als Notlösung die Kindle-App nehmen, für Computer, Tablets, Smartphones. Auch für das epub-Format gibt es Lese-Software, z.B. FBReader , ebenfalls für verschiedene Plattformen erhältlich.


    Noch mal zum Inhalt, als Ergänzung zu dem weiter oben schon gesagten: die Anmerkungen habe ich an den Schluss des Buches gestellt. Einige Leser mögen das nicht, aber es ist leider unmöglich, es allen recht zu machen. Wenn die Anmerkungen am Ende stehen, wird der Lesefluss nicht "zerhackt". Bei ebooks mit so genanntem Fließtext sind Fußnoten am Ende der jeweiligen Seite auch nicht wirklich möglich, da die Schriftgröße frei wählbar ist und es dadurch keine feste Einteilung in Seiten gibt.


    Die Qualität der Bilder ist leider nicht so überragend. Das liegt daran, dass man die Dateien auf 127 KB pro Bild schrumpfen muss. Das Ergebnis ist aber insgesamt von erträglicher Qualität und nicht etwa grottenschlecht.


    So, das soll es erst mal gewesen sein. Fragen oder Anmerkungen einfach hier posten, oder PN an mich.

  • Noch zwei Hinweise:
    1.) Wenn man bei Amazon eine aktualisierte Version eines (schon gekauften) eBooks runterladen möchte, funktioniert das leider nicht automatisch. Man muss erst eine e-mail an den Kindle-Support schreiben und darum bitten, dass die aktualisierte Version in die eigene Kindle-Bibliothek übernommen werden soll. Erst dann kann man die neue Version herunterladen.


    2.) Ich habe eine weitere Aktualisierung vorgenommen. Das Inhaltsverzeichnis hatte zunächst nur dann funktioniert, wenn man das Buch in der Kindle-App aufgerufen hat. Auf dem Kindle-Gerät hat es nicht funktioniert, was natürlich nicht so gut ist, wenn die Anmerkungen (wie weiter oben erwähnt) nicht im laufenden Text stehen, sondern am Ende des Buches in gesonderten Kapiteln. Man kann die ohne Inhaltsverzeichnis dann ja nicht zwischendurch aufrufen, sondern muss erst bis zum Ende lesen. Wer das Buch vor Oktober 2014 gekauft hat, sollte die aktualisierte Version anfordern (siehe 1.))


    Ja, und wo ich hier grad schon mal schreibe, kann ich ja auch noch ein bisschen die Werbetrommel rühren :) Unter den erwähnten Anmerkungen sind einige, die meiner Meinung nach durchaus interessant sind. So gehörte z.B. Belzig 1792 noch gar nicht zu Preußen, sondern zu Sachsen. Erst 1815 ging es an Preußen. Außerdem habe ich noch eine Vorbemerkung und eine Nachbemerkung hinzugefügt. Gil Braltar ist in zwei Versionen enthalten, (als Bonus) in der alten Version aus der Laibacher Zeitung, hab ich einfach abgetippt, und in einer neuen Übersetzung. Auch da habe ich Anmerkungen hinzugefügt, wo ich unter anderem auf möglicherweise von Verne benutzte Quellen eingehe. Eine ausführliche Leseprobe gibt es bei Google Books. Der Link weiter oben funktioniert nicht, ist mir aufgefallen; hier der richtige Link:
    http://books.google.de/books?i…hl=de#v=onepage&q&f=false


    Hier noch mal der XinXii-Link:
    https://www.xinxii.com/der-weg…gil-braltar-p-350208.html


    und natürlich Amazon:
    [asin]B00I3U8Y4I[/asin]

  • Aus diesem Grunde fand ich auch die damals in den 70ern erschienenen Bärmeier&Nickel oder Fischerausgabe mit "an die heutige Jugendsprache angepasst"er Sprache SEHR GEWÖHNUNGSBEDÜRFTIG. Solche Formulierungen wie: „Sie blickten auf ihre Armbanduhr“, „mit einem Genius eines Daniel Düsentrieb“ oder „...darüber sollte man einen Film drehen – am besten einen Tonfilm...“ tun mir einfach nur weh.

    Wie nennt man das noch mal, wenn in einer Übersetzung eine Person oder Begriffe erwähnt werden, die es zum Erscheinungs-Zeitpunkt des Romans noch gar nicht gab? Dafür gibt es doch einen speziellen Begriff.