Pantano gewinnt Chaosrennen in Magny-Cours

  • 30. Juni 2007 - 18:19 Uhr

    Giorgio Pantano sicherte sich den GP2-Sieg im Hauptrennen vor di Grassi und Senna - Glock im Chaos der ersten Runde früh k.o.


    (Motorsport-Total.com) - Was für ein chaotischer Start! Drei Wochen nach dem Horrorcrash von Robert Kubica im Formel-1-Grand-Prix in Montréal hatte der Motorsportzirkus auch heute im ersten GP2-Rennen in Magny-Cours alle Schutzengel auf seiner Seite, denn bei einer ganzen Reihe an besorgniserregenden Zwischenfällen zog sich niemand wirklich ernsthafte Verletzungen zu.


    Das Chaos begann gleich am Start, als die beiden aus der ersten Reihe kommenden iSport-Piloten Timo Glock und Andreas Zuber gleichzeitig auf die Innenbahn wechselten und sich dadurch - bei einer wirklich sehr, sehr dummen Optik - gegenseitig ins Auto fuhren. Zubers Bolide stieg auf, rasierte über Glocks Cockpitbereich hinweg. Letzterer hatte Riesenglück, dass er dabei nicht verletzt wurde, und wäre am liebsten beim Restart gleich wieder ins Auto gestiegen und gefahren.

    Viso überlebt spektakulären Überschlag


    Doch der viel schlimmere Crash passierte ein paar Augenblicke später, als Michael Ammermüller (ART) vor der Imola-Schikane wegen des Safety-Car-Signals vom Gas ging, wodurch ihm Ernesto Viso (Racing Engineering) hinten auffuhr. Viso hob spektakulär vom Boden ab, segelte bei voller Geschwindigkeit nur um Zentimeter an den Streckenposten vorbei, krachte mit dem nach unten gedrehten Cockpit gegen eine Betonmauer und landete hinter dieser auf der Wiese.


    Es folgten bange Minuten, denn Viso wurde zunächst extrem vorsichtig aus dem Wrack geborgen, dann in einen Rettungswagen und schließlich in einen Rettungshubschrauber verfrachtet. Offenbar schwebt der Venezuelaner nicht in Lebensgefahr, wie auch sein Teamchef Alfonso D'Orleans in einer ersten Stellungnahme behauptete - möglicherweise ist er sogar mit einer Gehirnerschütterung und einigen Prellungen davongekommen.


    Das Rennen lief zunächst noch für einige Runden hinter dem Safety-Car weiter, wobei fast alle die Gelegenheit nutzten und ihren Pflichtboxenstopp absolvierten. Dabei gab es gleich die nächste Schrecksekunde, denn ausgerechnet DAMS-Routinier Nicolas Lapierre fuhr in der engen Boxengasse des Circuit de Nevers einen seiner Mechaniker sehr unglücklich nieder. Bei Kazuki Nakajima (DAMS) gab es technische Probleme.

    Diskussionen vor dem zweiten Start


    Nach einigen Diskussionen in der Boxengasse, unter anderem über eine mögliche Teilnahme der iSport-Piloten am Restart, über eine Rückversetzung des zweitplatzierten Jason Tahinci (FMS) ans Ende des Feldes und über die Restdistanz, wurde der siebente GP2-Lauf dieser Saison dann hinter dem Safety-Car um Punkt 17:01 Uhr wieder in Angriff genommen. In Führung lag Kohei Hirate (Trident) vor Karun Chandhok (Durango) und Giorgio Pantano (Campos).


    Dass sich Hirate und Chandhok nicht lange an der Spitze halten würden, war klar: Hirate fiel wegen einer Durchfahrstrafe rasch zurück, Chandhok blieb im Kiesbett stecken. Dadurch erbte der ehemalige Formel-1-Pilot Pantano die Führung, der seine ganze Routine ausspielte, den Vorsprung auf seine Verfolger immer kontrollierte und den Sieg sicher nach Hause brachte. Die Boxenstopps waren ja bereits erledigt, dadurch fehlte ein Instabilitätsfaktor im Rennen.

    Senna kämpft sich am Ende auf das Podium


    Hinter Pantano fuhr Lucas di Grassi (ART) einen mehr oder weniger ungefährdeten zweiten Platz nach Hause, unmittelbar vor Bruno Senna (Arden). Letzterer kam gegen Ende hin immer stärker auf und legte sich erst in der allerletzten Runde Filippi zurecht, sammelte damit wertvolle Punkte für die Meisterschaft und verkürzte seinen Rückstand auf Glock, der nach dem Startunfall naturgemäß leer ausging und es auch morgen schwer haben wird.


    Die übrigen Punkteränge sicherten sich Vitaly Petrov (Campos), der sich im Gegensatz zu vielen seiner unmittelbaren Konkurrenten keine Fehler leistete, Adrian Zaugg (Arden), Javier Villa (Racing Engineering) und Nicolas Lapierre (ART). Pastor Maldonado (Trident) lag anfangs sogar auf Podiumskurs, fiel dann aber immer weiter zurück und musste sich schlussendlich hinter Mike Conway (Super Nova), der ebenfalls einige Male neben der Strecke war, mit Rang zehn begnügen.


    Wie in jedem GP2-Rennen kam es auch heute wieder zu mehreren kleineren Zwischenfällen und Gerangeln, so wurde zum Beispiel 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist Adam Carroll (FMS) per schwarzer Flagge disqualifiziert, weil er im Chaos nach dem ersten Start zu früh aus der Box fuhr. Tahinci, der ohnehin schon nach hinten versetzt wurde, bekam auch noch eine Durchfahrstrafe. All diese Fahrer spielten für das Endergebnis aber keine Rolle.

    Wieder einmal viele Zwischenfälle


    Eine recht kämpferische Vorstellung bot der Austro-Spanier Andy Soucek (DPR), der für seine unterhaltsame Fahrt aber nicht belohnt wurde und mit mehr als einer Minute Rückstand auf Rang 13 landete. Ebenfalls erwähnenswert waren eine teaminterne Kollision zwischen Filippi und Conway in der Adelaide-Haarnadel sowie ein unnötiger Rempler zwischen Alexandre Negrao (Minardi-Piquet) und Zaugg, bei dem Negrao ausschied.


    Apropos Ausfälle: Nicht gewertet wurden neben Negrao noch der anfängliche Spitzenreiter Hirate, Christian Bakkerud (DPR/Defekt), Chandhok, Carroll, Ammermüller, Viso, Glock und Zuber. Die wichtigste Erkenntnis des wegen der Unterbrechung außergewöhnlich langen GP2-Nachmittags war aber, dass die Sicherheit der Autos sehr hoch zu sein scheint, denn ansonsten hätte es bei einem der Unfälle wahrscheinlich Verletzte gegeben.


    In der Meisterschaft führt weiterhin Glock, der auf seinen 37 Punkten sitzen bleibt. Filippi, di Grassi und Senna sind mit ihren starken Resultaten jedoch näher an den BMW Sauber F1 Team Testfahrer herangerückt, so dass es mit dem von vielen schon befürchteten Sololauf des Spitzenreiters wohl doch nichts wird. Übrigens: Den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde sicherte sich Roldan Rodriguez (16./Minardi-Piquet).