Spionage: Stepney und Coughlan waren die Übeltäter!

  • 03. Juli 2007 - 21:11 Uhr

    Formel 1 im Stile von James Bond: Ex-Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney hat offenbar heikle Informationen an McLarens Mike Coughlan übermittelt


    (Motorsport-Total.com) - Einige Wochen nach dem Durchsickern der Affäre Nigel Stepney an die Öffentlichkeit sind heute endlich die ersten Hintergründe des bisher eher undurchsichtigen Skandals bekannt geworden. Nicht das mysteriöse weiße Pulver in den Ferrari-Tanks steht demnach im Vordergrund der Ermittlungen, sondern ein handfester Spionageskandal.


    Heute Nachmittag hat McLaren in einer Presseaussendung bekannt gegeben, dass das Team darüber informiert wurde, dass ein Mitarbeiter von einem Ferrari-Mitarbeiter heikle technische Informationen erhalten haben soll. Gleichzeitig gab Ferrari den endgültigen Rauswurf von Stepney bekannt, gegen den ja schon Anzeige der der Staatsanwaltschaft von Modena erstattet worden war. Unklar war nur, wer sein "Verbündeter" bei McLaren war.

    Coughlan war der Informationsempfänger


    Nun ist die Katze aus dem Sack: Bei dem "hochrangigen Mitarbeiter des technischen Stabs", wie es zunächst seitens McLaren hieß, handelt es sich um Mike Coughlan, seit 2002 Chefdesigner in Woking - und pikanterweise zwischen 1993 und 1997 auch für das Ferrari-Designbüro von John Barnard im britischen Shalford tätig. Ferrari hat auch gegen Coughlan Anzeige erstattet, wie in einer weiteren Presseaussendung bestätigt wurde.


    Darüber hinaus wurden auch in Großbritannien bereits Ermittlungen eingeleitet, für die sich McLaren voll kooperationsbereit zeigt. Allerdings hat das Team von Ron Dennis klargestellt, dass die Organisation nichts mit den illegalen Aktivitäten zu tun und Coughlan auf eigene Faust gehandelt habe. Man missbillige dessen Verhalten - und dass er angesichts der heutigen Entwicklungen bereits beurlaubt wurde, versteht sich von selbst.

    Austausch fand Ende April statt


    Über die genauen Hintergründe der Angelegenheit kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden, bekannt ist aber Folgendes: Zwischen Stepney und Coughlan hat Ende April ein Austausch von heiklen technischen Informationen stattgefunden, der nun für beide verhängnisvoll enden dürfte. Ob noch andere Personen beteiligt waren, ist völlig unklar. Und noch etwas fällt auf: Einen Monat nach dem Informationsaustausch war der McLaren-Mercedes plötzlich ein Siegerauto.


    Übrigens dürfte das Weiterleiten von technischen Informationen an die Konkurrenz nicht Stepneys einziges Vergehen gewesen sein, denn in Magny-Cours war hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass er geheime Handynummern von Ferrari-Kollegen an Honda-Headhunter weitergeleitet hat. Mögliches Motiv: Rache. Nach dem Weggang von Ross Brawn hatte der Brite nämlich gehofft, zum Chefstrategen befördert zu werden - vergebens...

  • 04. Juli 2007 - 02:05 Uhr

    Hintergrund: Die beiden Formel-1-Spione Nigel Stepney (Ferrari) und Mike Coughlan (McLaren) kennen sich schon seit 17 Jahren


    (Motorsport-Total.com) - Was sich in der Formel 1 momentan abspielt, könnte es glatt mit jedem James-Bond-Klassiker aufnehmen: Kaum hat die Königsklasse des Motorsports den (vor Gericht immer noch laufenden) Spionageskandal um das Toyota-Team von 2003 einigermaßen verdaut, schon gibt es wieder Negativschlagzeilen dieser Art.


    Gestern wurde bekannt, dass der inzwischen von Ferrari entlassene Chefmechaniker Nigel Stepney Ende April wie von uns berichtet sensible technische Informationen an Mike Coughlan, Chefdesigner des McLaren-Teams, übermittelt hat. Grund genug, den Lebenslauf der beiden Herren einmal genau unter die Lupe zu nehmen - und dabei tun sich einige interessante Parallelen auf...

    Überschneidungen im Lebenslauf


    Coughlan, ein Designer vom alten Schlag, begann seine Karriere in der Formel 1 1984 bei Lotus, wo er das Ingenieurshandwerk von Gerard Ducarouge erlernte. 1990 wurde er von John Barnard, dem Erfinder des Kohlefaserchassis und quasi dem Adrian Newey von damals, zu Benetton geholt. Barnard wurde so etwas wie Coughlans Mentor und nahm seinen Schützling nach einem Streit mit Teamchef Flavio Briatore zu Tyrrell mit.


    1990 lernte Coughlan jedoch noch Stepney kennen, der von 1989 bis 1991 als Mechaniker bei Benetton unter Vertrag stand. 1993 liefen sich die beiden dann erneut über den Weg, als Coughlan zu seinem Mentor zurückkehrte und für das von Barnard geleitete externe Ferrari-B3-Designbüro im britischen Shalford arbeitete. Stepney war zu jenem Zeitpunkt bereits Ferrari-Mechaniker.


    In den 17 Jahren, seit sie sich das erste Mal begegnet sind, haben die beiden Übeltäter des Spionageskandals - unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt freilich, ob auch noch andere Personen in die Affäre verwickelt sind - also sieben Jahre zusammengearbeitet.

    Was wurde bei den Hausdurchsuchungen gefunden?


    Durchgesickert ist inzwischen auch, dass in den Privatwohnsitzen von Stepney und erst gestern von Coughlan Hausdurchsuchungen stattgefunden haben. Unbestätigten Medienberichten zufolge wurde in beiden Fällen von der Polizei belastendes Material sichergestellt, bei Stepney laut 'autosport.com' angeblich sogar eine Palette an Ferrari-Lenkrädern.


    Interessant ist in diesem Zusammenhang außerdem, dass Stepney, dem seit Jahresanfang (fragwürdige) Kontakte zu Honda nachgesagt werden, ein guter Freund von Ex-Ferrari-Chefstratege Ross Brawn ist, der bekanntlich ebenfalls von Honda umworben wird.