Hamilton-Unfall überschattet Räikkönen-Pole

  • 21. Juli 2007 - 15:33 Uhr

    Pole Position für Kimi Räikkönen vor Alonso und Massa am Nürburgring, doch ein schwerer Unfall von Lewis Hamilton überschattete die Session


    (Motorsport-Total.com) - Nach seinen Bestzeiten in den Freien Trainings lieferte Kimi Räikkönen (Ferrari) auch im Qualifying die erwartet starke Leistung ab und sicherte sich am Nürburgring die Pole Position für den Grand Prix von Europa. Der Finne fuhr im letzten 15-Minuten-Abschnitt eine Zeit von 1:31.450 Minuten und wird damit morgen als Erster ins Rennen gehen.


    Überschattet wurde die Session aber von einem schweren Unfall von Superstar Lewis Hamilton: Der WM-Führende war im Top-10-Finale nach bester Zwischenzeit in Sektor eins unterwegs zur Führung, doch beim Herausbeschleunigen aus der Dunlop-Kehre verlor er plötzlich Reifendruck rechts vorne, es bildete sich eingangs des Michael-Schumacher-S Rauch - und mitten in der Highspeedkurve verlor er die Kontrolle über seinen McLaren-Mercedes MP4-22.

    Entwarnung mittels Handzeichen


    Hamilton schlug mit hoher Geschwindigkeit in ungünstigem Winkel in die Reifenstapel ein, schüttelte noch im Cockpit seine Beine durch, blieb dann ein Weilchen sitzen und entstieg dem Wrack schließlich aus eigener Kraft. Allerdings blieb er auf dem Cockpitrand sitzen, bis die Ärzte bei ihm eintrafen, die ihm eine Halskrause verpassten und ihn auf einer Trage in einen Krankenwagen verfrachteten. Dabei gab der 22-Jährige mittels Handzeichen Entwarnung.


    Die Session musste aufgrund dieses Zwischenfalls natürlich unterbrochen werden, denn neben der medizinischen Versorgung des WM-Leaders war auch eine Reparatur der Reifenstapel notwendig, die ja mittels eines Plastikbandes zusammengehalten werden. Dieses Plastikband wurde durch den Einschlag beschädigt und musste ausgewechselt werden. Inzwischen wurde Hamilton im Medical-Center an der Strecke, wo sein Vater Anthony auf ihn wartete, erstversorgt.


    Wenige Minuten später gab Teamchef Ron Dennis bekannt, dass sich Hamilton keine Knochenbrüche zugezogen hat, über einen Start im morgigen Grand Prix kann aber derzeit nur spekuliert werden. Zumindest scheint die Unfallursache geklärt zu sein: Wegen eines defekten Schlagschraubers dürfte das Rad nicht fest angezogen gewesen sein, wodurch die Felge brach, was wiederum zu einem Reifenschaden und zum Abflug bei mehr als 200 km/h führte.

    Viel Hektik in den letzten fünf Minuten


    Das sportliche Geschehen rückte dadurch natürlich völlig in den Hintergrund, doch fünf Minuten und 13 Sekunden waren am Ende von Q3 noch zu fahren, so dass alle Fahrer noch einen schnellen Run übrig hatten. Daraus machte Räikkönen das Beste, der schnellste Mann wäre aber eigentlich Fernando Alonso gewesen (2./+ 0,291). Allerdings leistete sich der McLaren-Mercedes-Pilot einen schweren Fehler, bei dem er die sicher scheinende Pole Position verschenkte.


    Dritter wurde Felipe Massa (Ferrari/+ 0,328), doch der eigentliche Überraschungsmann war der frischgebackene Zweifachvater Nick Heidfeld: Der BMW Sauber F1 Team Pilot erwischte eine saubere letzte Runde, schrammte nur um 62 Tausendstelsekunden an Massa vorbei und ließ seinen Stallkollegen Robert Kubica um 0,283 Sekunden hinter sich, was den vierten Startplatz bedeutete, mit dem er im Vorfeld nicht unbedingt gerechnet hatte.

    Webber sensationell in Reihe drei


    Hinter dem BMW Sauber F1 Team stellte Mark Webber seinen Red-Bull-Renault mit 1,026 Sekunden Rückstand völlig überraschend in die dritte Startreihe, gefolgt von Heikki Kovalainen (Renault/+ 1,028), Jarno Trulli (+ 1,051), der trotz eines Drehers am Ende von Q2 den Cut für die Top 10 geschafft hatte, und Ralf Schumacher (beide Toyota/+ 1,120). Hamilton, der ja am Ende nicht mehr eingreifen konnte, wurde als Zehnter gewertet.


    Pech hatten die beiden Williams-Toyota-Piloten, die auf den Plätzen elf (Nico Rosberg) und zwölf (Alexander Wurz) knapp vor dem Finale ausschieden. Speziell Wurz darf an diesem Wochenende aber mit sich zufrieden sein, denn der Österreicher war durchgehend auf Augenhöhe mit seinem Teamkollegen und verlor das interne Stallduell diesmal nur um 18 Tausendstelsekunden. Trulli war nur um eine Zehntelsekunde schneller als die beiden.


    Giancarlo Fisichella (Renault), Rubens Barrichello (Honda), Anthony Davidson und Takuma Sato (beide Super-Aguri-Honda) rundeten die Top 16 ab, während Jenson Button (Honda) in Q2 gar nicht mehr dabei war - der Brite hatte den Cut in den ersten 15 Minuten um knapp zwei Zehntelsekunden gegen Davidson verpasst. David Coulthard (20./Red-Bull-Renault) war ein weiteres prominentes Opfer der ersten Session.

    Winkelhock beim Debüt enttäuschend


    Nicht überzeugen konnte Markus Winkelhock (Spyker-Ferrari), denn der Grand-Prix-Debütant leistete sich einen Schnitzer auf seiner schnellsten Runde, war um fast anderthalb Sekunden langsamer als sein Teamkollege Adrian Sutil (21.) und wurde damit abgeschlagen Letzter. Sutil erging es für seine Verhältnisse nur unwesentlich besser, denn trotz einer fahrerisch blitzsauberen Darbietung fehlte ihm mehr als eine Sekunde auf den 19. Platz.


    Favorit auf den Sieg am Nürburgring ist damit vermutlich Räikkönen, der schon in den Freien Trainings am besten unterwegs war. Alonso hatte zwar im Qualifying den besten Speed, ob McLaren-Mercedes diesen auch im Rennen umsetzen kann, ist aber eine andere Frage. Und natürlich dürfen sich auch die deutschen Fans auf den Europa-Grand-Prix freuen, denn "Quick Nick" Heidfeld hat als Vierter sogar Chancen auf einen Podestplatz.