Keine Konstrukteurspunkte, 100 Millionen Dollar Strafe!

  • 13. September 2007 - 19:42 Uhr

    Im Zuge der Spionageaffäre hat das World Council der FIA McLaren-Mercedes die Konstrukteurspunkte aberkannt und mit einer Geldstrafe belegt


    (Motorsport-Total.com) - Das mit Spannung erwartete Meeting des World Councils in Paris, das heute Morgen um 9:30 Uhr begonnen hatte, ist nach mehrstündiger Verhandlung endlich beendet - und zwar mit einem Knalleffekt, den in dieser Form kaum jemand erwartet hätte: McLaren-Mercedes werden alle Konstrukteurspunkte der Saison 2007 gestrichen. Zusätzlich wurde eine Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar (gut 72 Millionen Euro) verhängt.


    Bereits kurz vor 18:00 Uhr ging der erste Aufschrei durch das Fahrerlager in Spa-Francorchamps, wo natürlich heute alle Augen auf Paris gerichtet waren. Die Internetseite 'autosport.com' hatte nämlich von einem Ausschluss der Silberpfeile von den Weltmeisterschaften 2007 und 2008 berichtet. Richard Woods, Kommunikationschef der FIA, klärte jedoch umgehend auf, dass die Sitzung zu jenem Zeitpunkt noch nicht zu Ende war - und forderte unsere Kollegen auf, die Meldung wieder zu löschen.

    Entscheidung erst nach mehreren Stunden


    Gegen 19:30 Uhr sickerte dann die Entscheidung durch: Aberkennung aller Konstrukteurspunkte 2007 und 100 Millionen US-Dollar Geldstrafe - die mit großem Abstand höchste, die in der Geschichte der Formel 1 je verhängt wurde. Noch offen ist, ob es auch für die Saison 2008 eine Strafe geben wird.


    Das Allerwichtigste aber: Die beiden Fahrer Lewis Hamilton und Fernando Alonso, die momentan auf den Positionen eins und zwei in der Gesamtwertung liegen und den WM-Titel wahrscheinlich unter sich ausmachen werden, dürfen ihre Punkte behalten und haben keine Konsequenzen zu befürchten. Das bedeutet im Klartext: Showdown in der Fahrer-WM, während Ferrari der Konstrukteurstitel kaum noch zu nehmen ist.


    Bereits gegen 8:30 Uhr, also eine Stunde vor Beginn des Meetings, hatte sich Bernie Ecclestone als erstes "Schwergewicht" am Place de la Concorde eingefunden. Im Laufe der nächsten Dreiviertelstunde kamen dann nach und nach auch die Vertreter von McLaren-Mercedes sowie der FIA am Hauptquartier des Automobilweltverbandes an. Pünktlich um 9:30 Uhr konnten dann die Anhörungen beginnen.

    Gegen Mittag sah es noch schlecht aus...


    Gegen Mittag verließ Hamilton als Erster das Meeting: Elegant gekleidet marschierte er höflich, aber bestimmt an allen Medienvertretern vorbei, ohne etwas zu sagen, und stieg in einen schwarzen Mercedes-Benz-PKW ein. Anschließend machte das World Council eine Mittagspause, die Ron Dennis und Norbert Haug für ein gemeinsames Essen in einem nahe gelegenen Hotel nutzten. Ihre Mienen sahen zu jenem Zeitpunkt Augenzeugenberichten zufolge schon recht bedrückt aus.


    Nachdem am Vormittag angeblich in erster Linie Hamilton und McLaren-Ingenieur Patrick Lowe befragt worden waren, ging es nach der Mittagspause ab 14:00 Uhr mit weiteren Zeugenaussagen und Beweisführungen weiter. Unter anderem wurde auch ein schriftlicher Bericht von Ex-Ferrari-Mitarbeiter Ross Brawn eingereicht, der extra nach Paris gekommen war, um seinen ehemaligen und möglicherweise auch künftigen Arbeitgeber zu unterstützen.


    Für die Formel 1 insgesamt stellt das heutige Urteil natürlich einen gewissen Imageschaden dar, aber anzunehmen ist, dass sich die 26 World-Council-Mitglieder ihre Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Zusätzlich zur 100-Millionen-Dollar-Geldstrafe könnte McLaren-Mercedes nämlich verunsicherte Sponsoren verlieren. Immerhin: Die TV-Einnahmen von der FOM stehen den Silberpfeilen trotz der Streichung der Konstrukteurspunkte zu.

  • ... das Team von McL & M will in Berufung gehen oder die öffentliche Gerichtsbarkeit einschalten. Die im TV genannte Begründung ist: Wir haben doch von den Unterlagen nichts verwandt.
    Offensichtlich sind dort ein paar Leute etwas unterbelichtet. Erstens haben sie damit die Spionage zugegeben und zweitens ist der Tatbestand auch erfüllt wenn die Unterlagen nur im Panzerschrank bleiben. Spionage ist nun mal das ausspionieren, d.h. die Beschaffung der Informationen. Ich glaube dort werden demnächst "Köpfe rollen". Ein paar Opfer müssen gebracht werden, will man wieder sauber dastehen....
    Ich denke die standen so unter Druck, dass das Auskundschaften so eine Art Rückversicherung war. Ich pers. glaube nicht, dass das Team das nötig hatte. Wenn man 150%ig sein will, kann man eben auch Probleme kriegen...
    :(