Qualifying: Hamilton auf Titelkurs!

  • 06. Oktober 2007 - 09:02 Uhr

    Lewis Hamilton sicherte sich die Pole Position in Shanghai vor Räikkönen, Massa und Alonso - Ralf Schumacher als Sechster bester Deutscher


    (Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton wächst in der finalen Phase der Weltmeisterschaft 2007 über sich hinaus: Befreit von der Möglichkeit einer Strafe wegen seines Verhaltens hinter dem Safety-Car in Fuji drehte der McLaren-Mercedes-Pilot heute in Shanghai bei trockenen Bedingungen und 30 Grad im entscheidenden Moment auf, was ihm eine ganz wichtige Pole Position einbrachte.


    Denn sollte Hamilton morgen den Grand Prix von China gewinnen, wäre er Weltmeister - unabhängig davon, was alle anderen machen. Noch dazu steht hinter ihm nicht sein schärfster Konkurrent Fernando Alonso (ebenfalls McLaren-Mercedes), auf den er "nur" zwölf Punkte Vorsprung hat, sondern die beiden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa, die über weite Strecken am schnellsten gewesen waren.

    Silberpfeile begannen auf harten Reifen


    Im entscheidenden Top-10-Finale zückten die Silberpfeile für den ersten der beiden Runs überraschend harte Reifen, wodurch die Ferraris mit Massa anfangs die Nase vorne hatten. Für die Schlussoffensive zogen Hamilton und Alonso aber auch die weichen Bridgestones auf - und Hamilton konnte sich damit im Gegensatz zu seinem Teamkollegen enorm steigern. Schlussendlich umrundete er den 5,451 Kilometer langen Shanghai International Circuit in 1:35.908 Minuten.


    Der Brite war damit um 0,136 Sekunden schneller als Räikkönen, der mit dem Fallen der schwarz-weiß-karierten Flagge noch an Massa (+ 0,313) vorbeiging, und deklassierte Alonso sogar um 0,668 Sekunden. Außerdem hatte Hamilton mit 311 km/h den schlechtesten Topspeed der vier Spitzenfahrer, was - wie auch von Teamchef Ron Dennis bestätigt - darauf hindeutet, dass er in Sachen Setup die Möglichkeit eines Regenrennens in Betracht gezogen hat.


    Doch auch hinter den "üblichen Verdächtigen" ganz vorne ging es heute Nachmittag in Shanghai ordentlich zur Sache: Eine besonders starke Performance lieferte Red-Bull-Renault mit David Coulthard (+ 1,711) auf Platz fünf und Mark Webber (+ 2,245) auf Platz sieben ab, womit sich das Team im Kampf um Platz vier bei den Konstrukteuren gegen Williams eine hervorragende Ausgangsposition sicherte.

    Schumacher mit starker Vorstellung


    Bester Deutscher war diesmal Ralf Schumacher (+ 2,105), der nach der Bekanntgabe seines Abschieds von Toyota einen gelösten Eindruck macht, seine starke Pace aus dem Freien Training bestätigen konnte und sensationell Sechster wurde. In Q2, in dem es seinen Teamkollegen Jarno Trulli (13.) erwischt hatte, gewann er das Stallduell um genau eine Viertelsekunde. Das bedeutete erstmals seit Ungarn den Einzug ins Top-10-Finale.


    Enttäuschend im Gegensatz dazu wegen technischer Probleme die Vorstellung des BMW Sauber F1 Teams: Nick Heidfeld (+ 2,547) schob sich zwar im letzten Versuch noch um 17 Tausendstelsekunden an Robert Kubica vorbei und wurde Achter, aber an und für sich hätte man sich natürlich mehr erhofft. Abgerundet wurden die Top 10 von Überraschungsmann Jenson Button (+ 3,377), der heute ohne den Doppeldecker-Frontflügel am Honda RA107 unterwegs war.


    Vor dem Finale ging es in Q2 eher unspektakulär zu, aber auch auf den Positionen elf bis 16 kam es zur einen oder anderen Überraschung. Gegenüber gestern stark verbessert präsentierten sich vor allem die Toro-Rosso-Ferraris mit Vitantonio Liuzzi auf dem elften und Sebastian Vettel auf dem zwölften Platz. Heikki Kovalainen (Renault) warf den sicher scheinenden Aufstieg in der letzten Kurve seiner schnellen Runde weg und wurde 14. vor Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda).

    Rosberg blieb hinter den Erwartungen zurück


    Zur Verwunderung aller Experten war ausgerechnet der Shooting-Star der vergangenen Wochen, Nico Rosberg, in den zweiten 15 Minuten die große Enttäuschung, denn der Williams-Toyota-Pilot war von Anfang an 16. und Letzter, konnte sich mit dem zweiten Reifensatz nicht mehr steigern und muss den China-Grand-Prix damit aus der achten Reihe in Angriff nehmen. Immerhin hatte er zuvor seinen Stallgefährten Alexander Wurz (19.) in Q1 um 0,312 Sekunden geschlagen.


    Der Kampf um den Aufstieg in die Top 16 war wahrscheinlich das Spannendste am heutigen Qualifying: Zwischen dem 13. (Webber) und dem 18. (Giancarlo Fisichella/Renault) lagen gerade mal 91 Tausendstelsekunden, was unter anderem auch Rubens Barrichello (Honda) zum Verhängnis wurde. Adrian Sutil hatte indes im unterlegenen Spyker-Ferrari keine Chance auf den Aufstieg, hielt aber seinen Teamkollegen Sakon Yamamoto locker in Schach - Rang 21.


    Mit Vorsicht zu bewerten ist der Ausgang des Qualifyings insofern, als einige Teams hinsichtlich der Wetterprognose auf ein Regensetup gesetzt haben dürften - bei Williams könnte dies zum Beispiel der Fall sein. An der Spitze liegen McLaren-Mercedes und Ferrari etwa auf gleicher Höhe, aber bei Hamilton könnten natürlich besondere Kräfte frei werden, wenn es darum geht, den WM-Titel bereits vor dem Saisonfinale in São Paulo in zwei Wochen sicherzustellen...