Massa auf Pole - Hamilton schnellster WM-Anwärter

  • 20. Oktober 2007 - 19:02 Uhr

    Felipe Massa sicherte sich die Pole Position in Brasilien vor Hamilton, Räikkönen und Alonso - Ausgangslage könnte spannender kaum sein


    (Motorsport-Total.com) - Interlagos tanzt nach dem Sieg von Felipe Massa im Vorjahr auch heute wieder Samba: Der Brasilianer sicherte sich heute in einem hochdramatischen Qualifying beim WM-Finale im Autodromo Carlos Pace von São Paulo die Pole Position und könnte damit in der morgigen Titelentscheidung das Zünglein an der Waage spielen.


    Massa wurde von Ferrari bei 32 Grad Hitze auf der 4,309 Kilometer langen Strecke ganz offensichtlich auf die Pole Position angesetzt, um im Rennen eventuell die Silberpfeile einbremsen zu können - denn den Roten hätte nichts Schlimmeres passieren können als eine Pole Position von WM-Leader Lewis Hamilton. Der Lokalmatador setzte seine Aufgabe auch perfekt um, lag im letzten Segment schon nach dem ersten Run an der Spitze und steigerte sich dann noch auf 1:11.931 Minuten.


    Euphorische Stimmung auf den Rängen


    Die Stimmung auf den - übrigens recht gut besetzten - Rängen erinnerte während Massas Auslaufrunde an allerbeste Ayrton-Senna-Zeiten, auch wenn man die Paulista in ihrer Euphorie ein wenig bremsen muss: Ferrari-Verantwortliche ließen zwischen den Zeilen direkt nach der Session durchsickern, dass der Polesetter mit etwas weniger Benzin unterwegs sein könnte, was ihn im morgigen Rennen zu einem früheren Boxenstopp zwingen würde. Aber er kann auf jeden Fall das Feld von vorne kontrollieren.


    Hamilton machte indes das Beste aus seinen Möglichkeiten, hatte bei der letzten Zwischenzeit sogar noch ein paar Tausendstelsekunden Vorsprung, schrammte mit seinem McLaren-Mercedes MP4-22 unterm Strich aber um 0,151 Sekunden am ersten Startplatz vorbei. Seine wichtigste Mission erfüllte der 22-Jährige jedoch: Er ließ seine direkten WM-Gegner Kimi Räikkönen (3./Ferrari/+ 0,391) und Fernando Alonso (4./McLaren-Mercedes/+ 0,425) hinter sich.


    McLaren-Mercedes setzte im Qualifying die Taktik übrigens perfekt um, denn Alonso sparte sich im zweiten Segment einen Satz weicher Reifen, während beide Silberpfeile im Top-10-Finale eine Benzinrunde mehr fuhren als alle anderen - ein waghalsiger Poker, der aber aufging, denn Alonso nahm seine finale Attacke mit etwa drei Sekunden Restzeit auf der Uhr in Angriff. Entsprechend dramatisch verlief dann auch die Entscheidung.

    Webber mit sensationeller Leistung


    Im Thriller um die WM-Spitze wäre fast untergegangen, dass Mark Webber (Red-Bull-Renault/+ 0,997) seine beste Qualifyingleistung der Saison ablieferte und sensationell Fünfter wurde - nach dem ersten Run lag der Australier sogar noch an vierter Position. Hinter ihm komplettierten Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team/+ 1,150), der den Cut für das Finale als Zehnter mit ein bisschen Glück schaffte, Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team/+ 1,198) und Jarno Trulli (Toyota/+ 1,264) die Top 8.


    Zwischen Trulli und Heidfeld hätte es in Q3 in der Boxengasse übrigens beinahe eine Kollision gegeben, dabei ging aber alles gut. Keine Rolle spielte in Q3 hingegen Nico Rosberg (Williams-Toyota), der mit 1,546 Sekunden Rückstand Zehnter wurde - unmittelbar hinter David Coulthard (Red-Bull-Renault/+ 1,341). Im Kampf um Platz vier bei den Konstrukteuren sieht es damit für Red Bull Racing derzeit gar nicht so schlecht aus.

    Barrichello in Q2 knapp gescheitert


    Der zweite Lokalmatador im Feld, Rubens Barrichello (Honda), scheiterte bereits im zweiten Segment, verkaufte sich aber gut und schrammte als Elfter nur um 44 Tausendstelsekunden an der Zeit von Heidfeld vorbei. Sebastian Vettel wurde 13. und gewann das Stallduell gegen seinen Toro-Rosso-Ferrari-Teamkollegen Vitantonio Liuzzi (14.) um knapp zwei Zehntelsekunden, während sich Ralf Schumacher (Toyota) mit Rang 15 zufrieden geben musste.


    Bereits in Q1 hatte es erwartungsgemäß Adrian Sutil erwischt, der wegen eines Benzindruckproblems an seinem Spyker-Ferrari bereits nach nur einer schnellen Runde aufgeben musste. Dennoch war er um 0,270 Sekunden schneller als sein Stallgefährte Sakon Yamamoto. Ebenfalls im ersten Segment mussten sich außerdem - etwas überraschend - Heikki Kovalainen (17./Renault) und Grand-Prix-Debütant Kazuki Nakajima (19./Williams-Toyota) verabschieden.


    Was das Rennen angeht, so hängt nun natürlich alles von den Strategien ab, wobei Polesetter Massa und Hamilton auf etwas geringeren Benzinmengen vermutet werden als ihre jeweiligen Teamkollegen. Hamiltons Ausgangsposition ist natürlich die beste - vor allem dann, falls er den Start gewinnen und als Erster aus der ersten Runde zurückkommen sollte. Generell gilt: Spannender könnte es vor dem letzten Grand Prix eines aufregenden Formel-1-Jahres gar nicht zugehen!