Der Schriftsteller Alexander Kröger galt als der Jules Verne der DDR

  • LITERATUR: Ostdeutsche Science-Fiction
    Der Schriftsteller Alexander Kröger galt als der Jules Verne der DDR

    Alexander Kröger: Nimmerwiederkehr

    COTTBUS - Nahezu unbemerkt erschien 1996 die Dokumentation „Das Sudelfass – Eine ganz gewöhnliche Stasiakte“. Als Autor zeichnete Helmut Routschek, der den eingefleischten Liebhabern von wissenschaftlicher Fantastik besser unter dem Namen Alexander Kröger bekannt sein dürfte. Kröger geriet in das Visier des Geheimdienstes, weil er in dem Zukunftsroman „Der Untergang der Telesalt“ eine Parabel auf das Scheitern des real existierenden Sozialismus gewagt hatte. Daraufhin verwanzten Spitzel seine Wohnung, durchwühlten seinen Schreibtisch, zapften das Telefon an.

    Ein Fall von vielen, nur nahm man ihn kaum wahr, denn um Routschek alias Kröger war es nach der Wende zunächst still geworden, obwohl er einst als Jules Verne Ostdeutschlands galt. Heute führt er auch als Vorsitzender des Landesverband Brandenburg im Verband deutscher Schriftsteller (VS) ein Nischendasein ohne Renommee. Dass Helmut Routschek alias Alexander Kröger zwischen 1969 und 1990 zwölf utopische Romane mit einer Gesamtauflagenhöhe von 1,6 Millionen Exemplaren veröffentlichte, ist nahezu vergessen. Nach der Wende folgten neun weitere Bücher, deren Vertrieb der Autor gemeinsam mit seiner Ehefrau von seinem Wohnort Cottbus aus managte. Doch mittlerweile ist Kröger 74 und nur noch bedingt in der Lage, auf Ochsentour für Werbezwecke zu gehen. Am heutigenSamstag wird er sich aber als VS-Vorsitzender nach Kunersdorf in den Oderbruch aufmachen, um bei einer Gedenkveranstaltung für die 1977 in Kleinmachnow verstorbene Schriftstellerin Maxie Wander das Grußwort zu sprechen.

    Auf einer Buchmesse in Wien begegnete Routschek dem Hallenser Reinhardt O. Hahn, der seit 1992 in der Saale-Stadt den Projekte-Verlag betreibt. Hahn, der 1986 mit dem Suchtthriller „Das letzte erste Glas“ Furore machte, bekundete Interesse an Krögers Arbeiten und vermittelte ihn an seinen Lektor Wilko Müller, der selbst bereits sieben utopische Romane publiziert hat und über einschlägige Erfahrungen verfügt. Schnell war ein Draht gefunden und es reifte die Idee, eine Gesamtausgabe von Krögers Werk zu veranstalten.

    Von Müller betreut, erschien im Oktober 2008 als erster Band „Sieben fielen vom Himmel“. 2009 folgten „Das Kosmodrom im Krater Bond“ und „Energie für Centaur“. Der Plan, sämtliche Manuskripte Krögers zu recyceln, erfordert seitens des Verlages nicht nur Ehrgeiz, sondern bedeutet auch ein Wagnis, denn die Finanzierung ist für den relativ kleinen Betrieb nicht einfach zu stemmen. Doch das Risiko lässt sich steuern, weil zur Firma sowohl eine Druckerei als auch eine Buchbinderei gehören. Man kann also mit kleinen Auflagen von ein paar Hundert Stück beginnen und ist im Bedarfsfall dank des Printing-on-Demand-Verfahrens jederzeit in der Lage zu liefern, wenn Anforderungen aus dem Buchhandel eintreffen.

    Kröger schätzt sich glücklich, den Projekte-Verlag als literarische Heimat gewonnen zu haben, denn inzwischen ist das Unternehmen zu einer Art Insel für anspruchsvolle Science-Fiction-Autoren geworden. 29 Titel aus diesem Genre weist das Verlagsprogramm auf. Darunter sind auch vier Longseller eines anderen Klassikers der DDR- Zukunftsliteratur, nämlich von Karl-Heinz Tuschel, der 2005 starb. Zum Tode des Kollegen schrieb Kröger im Nachruf: „Viele von Karl-Heinz Tuschels Geschichten, so weit ihre Entstehung auch zurückliegen mag, haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.“

    Dieser Satz trifft auch auf den Verfasser zu, der viele Fans besitzt, was sich auch daran zeigt, dass die Ausleihquote seiner Bücher in Bibliotheken hoch ist. Sie steigt sogar, weil die Leser die amerikanische Dutzendware, die laut Kröger auf „Horror, Terror und Porno“ basiert, satt haben und sich auf solide Texte besinnen, die zum „Nachdenken über gegenwärtige Probleme“ bringen, anstatt dazu anzuregen, sich in „weltfremde Visionen“ zu flüchten.

    Auf diesen bewährten Qualitätsanspruch beharrt Kröger auch in seinem neuen Roman „Nimmerwiederkehr“, der gerade als Baustein der Gesamtausgabe auf den Markt gekommen ist.

    Alexander Kröger: Nimmerwiederkehr. Projekt-Verlag, 273 Seiten, 14,80 Euro.

    Hommage an Maxi Wander. Musenhof Kunersdorf bei Wriezen. 18. April, 16 Uhr. (Von ULf Heise)

    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11…-der-Jules.html

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  • ... Dublizität der Erkenntnisse: Inhaltlich fast identisch mit meinem Beitrag:
    JV als Inspiration

    Bemerkung:
    A. Kröger legt übrigens Wert darauf festzustellen, dass dieser Vergleich mit dem Jules Verne der DDR an den Haaren herbeigezogen ist. Dieses Prädikat wurde ihm nur gegeben, damit der Autor des Artikels eine werbewirksame Überschrift bekam.
    Krögers Gesamtwerk ist wirklich eine beeindruckende Sammlung von SciFi Romanen - aber nicht angelehnt oder orientiert an J.V., obwohl er J.V. (auch alte Hartleben Exemplare) in seiner pers. Buchsammlung hat (die ich schon teilweise "begutachtet" habe).

  • Am 14. November 2019 fand in der Cottbuser Stadt- und Regionalbibliothek eine Veranstaltung für den Buchautor statt, zu der auch ich geladen war. Hier die Ankündigung:

    Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Veranstaltungsbesucher,

    es ist eine feine Geste, dass der Verdi-Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit einer Lesung an seinen langjährigen Vorsitzenden, den Bestsellerautor wissenschaftlich-phantastischer Romane Helmut Routschek alias Alexander Kröger erinnert. Die Gesamtauflage seiner über 30 Romane betrug über 1,6 Millionen Exemplare. Nach 1990 kamen autobiografische Texte dazu. Im September dieses Jahres wäre er 85 Jahre alt geworden, wenn nicht ein Unfall seinem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt hätte.Die Schriftsteller Thomas Bruhn, Rita König und Till Sailer lesen Texte Helmut Routscheks alias Alexander Kröger. Der Cottbuser Jules-Verne-Kenner Andreas Fehrmann erinnert sich an seine Begegnungen mit Helmut Routschek. Die Verbandsvorsitzende Carmen Winter moderiert den Nachmittag, der musikalisch von Jaspar Libuda (Komposition, fünfsaitiger Kontrabass, Live-Elektronik) umrahmt wird.

    (Foto: U. Jacob,

    Öffentlichkeitsarbeit / Pressearbeit, Veranstaltungen

    Lektorate Kunst, Artothek)

    Als Aufhänger meiner Episoden hatte ich eine Kopie des ganz oben zitierten Artikels mitgebracht (siehe obiges Bild), um einen lockeren Einstieg zu haben. Kröger/Routschek hatte ihn mir kurz nach dem Erscheinen des Beitrages bei einem Besuch schmunzelnd übergeben, wohlwissend, dass ich auf jeden Beitrag mit dem Stichwort Jules Verne neugierig reagiere ....

    Es war eine schöne Veranstaltung.