Ein Lotterie-Los

  • Hat jemand eine nicht-illustrierte Hartleben-Ausgabe von Ein Lotterie-Los? Und könnte was nachschauen? Also, in der Pawlak-Ausgabe findet sich auf S. 110 der Satz: „Wenn der ›Viken‹ doch untergegangen wäre?“ [Darauf folgt: „Wenn Ole nicht mehr etc.“] Dieser Satz ist in der illustrierten Hartleben-Ausgabe aber nicht vorhanden (S. 95). Daher nehme ich an, dass er aus der nicht-illustrierten stammen müsste. Könnte jemand das für mich nachschauen? (Kurze Info noch, um die Lokalisierung etwas zu erleichtern: bei Pawlak ist das entsprechende Kapitel (Kap. 11) auf S. 103-120 abgedruckt, die Stelle, um die es geht, wie schon erwähnt auf S. 110. Der Absatz beginnt mit „Das arme Mädchen! Das arme Mädchen!“)


    Sind generell Textabweichungen zwischen den verschiedenen Ausgaben / Auflagen bei Hartleben bekannt?

  • Danke!


    Die zweite Stelle, die ich hier:


    https://forum.inside-das-hoers…&postID=289354#post289354


    erwähnt hatte, könnte folgende sein:


    Die moralische und politische Trennung beider Länder, deren Vortheil
    doch nach allen Seiten eine innigere Verbindung sein müßte,
    ist wirklich
    eine so bestimmte, daß der König von Schweden – jener Zeit Carl Johann XV. – nach der Krönung in Stockholm sich auch noch in Drontheim, der alten Hauptstadt Norwegens, krönen lassen mußte.


    http://www.zeno.org/Literatur/…+Lotterie-Loos/9.+Capitel


    Das habe ich weder im frz. Original noch im Manuskript gefunden.

  • Könntest du noch was nachschauen? Ich habe noch eine klitzekleine Abweichung gefunden: Pawlak S. 120 (12. Kapitel, vierter Absatz):
    … und gegen die sie beklemmende tödliche Angst anzukämpfen vermocht. …


    Das Wort „tödliche“ fehlt bei Hartleben-illustriert (S. 104). Ist es bei Collection Verne vorhanden?

  • Hier noch ein paar Kleinigkeiten:


    La situation de fortune de Sylvius Hog ne l’élevait pas au-dessus d’une
    assez belle aisance, bien qu’il n’eût point fait monnaie des affaires
    publiques
    . Der Nebensatz fehlt bei Hartleben (und Pawlak). https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/IX


    Bei Pawlak steht auf S. 96: „Aus erklärlichem Feingefühl etc.“ Bei Hartleben (illustriert, S. 84): „Aus unerklärlichem Feingefühl etc.“


    Pawlak S. 102, Hartleben S. 88: – Und wenn wir das Gasthaus verlassen, wer sollte demselben dann vorstehen?
    Hier fehlt „répondit Joël“ bzw. „erwiderte Joel“.


    Pawlak S. 124: „ […] und die in ihnen zu erwecken der Professor sich sorglich hütete“. Das „in“ fehlt bei Hartleben-illustriert (S. 107).

  • Und ein weiterer Appetithappen :)


    III


    Ohne in der Ethnographie allzu sehr bewandert zu sein, kann man
    doch wie etliche Gelehrte annehmen, dass zwischen den Familien der hohen
    Aristokratie Englands und den alten Adelsfamilien des skandinavischen
    Königreichs eine gewisse Verwandtschaft besteht. Zahlreiche Beweise
    liefern dafür die vielen Namen von Altvorderen, welche in beiden Ländern
    übereinstimmend vorkommen. Und doch gibt es in Norwegen keine
    eigentliche Aristokratie. Aber wenn hier auch Demokratie herrscht, so
    verhindert das keineswegs, im höchsten Grade aristokratisch zu sein.
    Hier sind sozusagen alle an Höhe, statt an Niedrigkeit gleich. Bis in
    die geringsten Hütten findet man noch den hoch in Ehren gehaltenen
    Stammbaum, der dadurch, dass er in plebejischer Erde Wurzel gefasst hat,
    keineswegs minderwertig geworden ist. Hier sind die Wappenschilde der
    vornehmen Familien aus der Feudalzeit abgebildet, von denen diese
    einfachen Bauern abstammen.


    Ganz das Nämliche war der Fall mit den Hansens von Dal, die, wenn
    auch bestimmt nur entfernt, verwandt sind mit jenen gleichnamigen Pairs
    von England, die geschaffen wurden, nachdem Rollo, Herzog der
    Normandie, dort eingefallen war. Nehmen sie auch nicht mehr deren hohen
    Rang ein und erfreuen sie sich nicht des gleichen Reichtums, so haben
    sie sich doch wenigstens den alten Stolz bewahrt, oder vielmehr eine
    gewisse Würde, welche ja in jeder gesellschaftlichen Stellung am Platze
    ist.


    Doch alles dies war nicht von Belang! Trotz seiner Vorfahren von
    hoher Geburt war Harald Hansen doch Gastwirt in Dal geworden. Das Haus
    gehörte ihm vom Vater und Großvater her, von deren Stellung im Lande er
    gern zu sprechen pflegte. Nach ihm hatte auch seine Witwe das Geschäft
    in einer Art und Weise fortgesetzt, die ihr die öffentliche Achtung
    sicherte.


    Hatte Harald in seinem Beruf Vermögen erworben? Das ist nicht
    bekannt. Doch er hatte seinen Sohn Joel und seine Tochter Hulda
    aufziehen können, ohne dass den Kindern ihre erste Lebenszeit zu
    beschwerlich gewesen wäre. Außerdem hatte er auch noch den Sohn einer
    Schwester seiner Frau, Ole Kamp, den der Tod seiner Eltern seiner Sorge
    schon anvertraute, als er noch ganz klein war, ganz wie seine eigenen
    Sprösslinge aufgezogen. Ohne seinen Onkel Harald wäre dieses Waisenkind
    wohl eines jener armen kleinen Menschenwesen geworden, die nur auf die
    Welt kommen, um sie bald wieder zu verlassen. Ole Kamp erwies seinen
    Pflegeeltern dafür auch echte Sohnesliebe und -dankbarkeit, und nichts
    sollte je das Band zerreißen, das zwischen ihm und der Familie Hansen
    geknüpft war. Und seine bevorstehende Heirat mit Hulda würde dieses
    sogar noch enger schließen und für das ganze Leben festigen.


    Harald war nun vor etwa anderthalb Jahren gestorben. Außer dem
    Gasthaus in Dal hinterließ er seiner Witwe noch einen kleinen, auf dem
    Berge gelegenen Sæter. Der Sæter ist eine Art einzeln liegender Hof von
    im allgemeinen höchstens mittelmäßigem, oft ganz verschwindendem
    Ertrage. Das Wetter war schon lange nicht mehr anhaltend so gut gewesen,
    wie es wünschenswert gewesen wäre. Das ganze Ackerland hatte gelitten,
    und sogar die Weiden. Es hatte zu viele jener ›eisernen Nächte‹ - wie
    der norwegische Bauer sagt - gegeben, Nächte mit eiskaltem Nordwind,
    welche bis zum unteren Ende des Humus alle Keime erfrieren lassen und
    schon so manchen Bauern von Telemarken und des Hardanger dem Ruin nahe
    gebracht haben.


    Frau Hansen musste sich über ihre Lage im Klaren sein; indes hatte
    sie nie irgendjemandem etwas darüber gesagt, noch nicht einmal ihren
    Kindern. Von kühlem, schweigsamem Charakter, war sie natürlich wenig
    mitteilsam – worunter Joel und Hulda ganz offensichtlich litten. Bei der
    in den nördlichen Ländern angeborenen Achtung vor dem Familienoberhaupt
    hatten sie sich jedoch hierüber stets die größte Zurückhaltung
    auferlegt, so schmerzlich das auch für sie war. Zudem bat Frau Hansen
    nicht gern um Rat oder Hilfe, da sie – nach dieser Seite eine echte
    Norwegerin – von der Sicherheit des eigenen Urteils unerschütterlich
    überzeugt war.


    Frau Hansen zählte zu jener Zeit fünfzig Jahre. Hatte das Alter
    auch ihre Haare gebleicht, so hatte es doch weder ihre hohe Gestalt
    gebeugt, noch die Lebhaftigkeit des Blicks ihrer himmelblauen Augen
    vermindern können, deren Farbe sich in den Augen ihrer Tochter ganz
    übereinstimmend wiederfand. Ihr Teint allein hatte den leicht gelblichen
    Farbton von altem Aktenpapier angenommen, und einige Falten begannen,
    sich durch ihre Stirn zu ziehen.


    Die ›Madam‹, wie man in Skandinavien sagt, trug stets einen
    schwarzen Rock mit weiten Falten als Zeichen der Trauer, die sie seit
    dem Ableben ihres Gatten Harald niemals abgelegt hatte. Durch die
    Ärmelausschnitte ihrer hellbraunen Korsage traten die Ärmel eines
    ungebleichten Baumwollhemdes hervor. Ein dreieckiges Tuch von dunkler
    Farbe war um Schultern und Hals gelegt, und ihr Brustkorb wurde bedeckt
    von dem Latz der Schürze, die auf dem Rücken mit Spangen festgemacht
    war. Den Kopf bedeckte stets eine dicke Haube aus Seidenstoff, ähnlich
    der, die die Beginen tragen und die heutzutage immer mehr aus der Mode
    kommt. In gerader Haltung auf dem Holzlehnstuhl sitzend, ließ die ernste
    Gastwirtin von Dal ihr Spinnrad nur aus den Händen, um eine kleine
    Pfeife, aus Birkenholz mit Rinde, zu rauchen, deren Qualm sie in eine
    leichte Dunstwolke hüllte.

  • Weiter:


    Ohne die Anwesenheit der beiden Kinder hätte das Haus wohl einen eher trübseligen Eindruck gemacht!


    Er war ein wackerer Bursche, dieser Joel Hansen! 25 Jahre alt, von
    tadellosem Körperbau, und groß, wie die meisten Bergbewohner Norwegens,
    bewahrte er einen selbstbewussten Ausdruck ohne Zumischung von
    Prahlerei, und seine Haltung zeigte, dass er mutig, aber nicht tollkühn
    war. Neben dunkelblondem, fast kastanienfarbenem Haar hatte er
    tiefblaue, schon fast schwarze Augen. Sein Anzug ließ die breiten
    Schultern hervortreten, die nicht leicht nachgaben, ebenso die mächtige
    Brust, in der zwei Bergführer-Lungen ruhig ihre Arbeit verrichteten, und
    die kräftigen Arme und Beine, welche zu den beschwerlichen Besteigungen
    der hohen Fjelds von Telemarken wie geschaffen waren. In der
    Kleidung, die er bei seiner Arbeit trug, hätte man ihn für einen
    Kavalleristen halten können. Seine taillierte hellblaue Jacke, die mit
    Epauletten versehen war, war auf der Vorderseite in ganzer Länge
    zweireihig mit Knopfleisten geschlossen und zeigte auf dem Rücken bunte
    Verzierungen, die denen auf manchen keltischen Westen in der Bretagne
    ähnelten. Der Hemdkragen hatte einen rundlichen Ausschnitt. Das gelbe
    Beinkleid wurde unter dem Knie durch ein Band mit Schnalle geschlossen.
    Auf seinem Kopf saß leicht schräg ein breitkrempiger brauner Hut mit
    schwarzer Schnur und roten Säumen. Die Unterschenkel umschlossen grobe
    Stoffgamaschen oder dicksohlige Stiefel ohne Absätze, in denen sich das
    Fußgelenk wie bei den Stiefeln der Strandfischer unter großen Falten
    kaum abzeichnete.


    Seinem wahren Berufe nach war Joel aber Führer von Touristen im
    Gerichtsbezirk von Telemarken und bis weit in die bergigen Regionen des
    Hardanger hinein. Immer zum Aufbruch bereit, immer unermüdlich,
    verdiente er wirklich mit jenem Rollo dem Wanderer, dem sagenberühmten
    norwegischen Helden, verglichen zu werden. Zuweilen begleitete er
    englische Jäger, die gern hierher kommen, um den Ryper zu schießen, jenes fettere Schneehuhn, als das der Hebriden, und den Jerpe,
    ein Rebhuhn, das wohlschmeckender ist als das schottische Raufußhuhn.
    Zur Winterszeit nahm ihn die Wolfsjagd in Anspruch, wenn diese
    Fleischfresser, vom Hunger getrieben, sich während der schlechten
    Jahreszeit auf die gefrorenen Seen wagen. Im Sommer dann die Jagd auf
    Bären, wenn diese, von ihren Jungen gefolgt, frisches Grasfutter suchen
    kommen, Tiere, denen man meist auf Hochflächen von 1 000 bis 1 200 Fuß
    Höhe nachspüren muss. Mehr als einmal verdankte Joel sein Leben nur
    seiner ungeheuren Körperkraft, die es ihm ermöglichte, den
    Umklammerungen der gewaltigen Tiere zu widerstehen, und seiner
    unerschütterlichen Ruhe, die ihm gestattete, sich denselben zu
    entwinden.


    Hatte er aber keine Touristen durch das Vestfjorddal zu führen und keine Jäger nach den Fjelds,
    so kümmerte sich Joel um den kleinen, ein paar Meilen entfernt in den
    Bergen gelegenen Sæter. Hier wohnte ein im Sold der Frau Hansen
    stehender junger Schäfer, der ein halbes Dutzend Kühe und etwa dreißig
    Schafe versorgte – der Sæter hatte außer Weiden nichts aufzuweisen.


    Von Natur war Joel zuvorkommend und hilfsbereit. Er war in allen
    Gårds von Telemarken bekannt – und alle, die ihn kannten, mochten ihn!
    Für drei Menschen aber bewahrte er eine grenzenlose Hingebung, und diese
    waren, neben seiner Mutter, sein Cousin Ole und seine Schwester Hulda.


    Als Ole Kamp Dal verlassen hatte, um sich zum letzten Mal mit auf
    die Fischfahrt zu begeben, bedauerte es Joel, dass er seiner Schwester
    nicht gleich eine so große Aussteuer geben konnte, dass ihr Verlobter
    hätte bei ihr bleiben können! Tatsächlich hätte er, wäre er das Leben
    auf dem Meere gewöhnt gewesen, keinen Augenblick gezögert, an Stelle
    seines Cousins auf den Fischfang auszuziehen. Nun, für die Gründung des
    neuen Haushalts wurde jedenfalls einiges Geld benötigt. Da auch Frau
    Hansen sich nach dieser Seite nicht verpflichtet gehabt hatte, war Joel
    klargeworden, dass sie von dem Besitztum der Familie nichts abzugeben
    vermöge. Ole hatte also in weite Ferne, auf die andere Seite des
    Atlantischen Ozeans, ziehen müssen. Joel hatte ihm auf der Straße nach
    Bergen bis zur letzten Grenzmarke ihres Heimattales das Geleit gegeben.
    Nachdem er ihn da lange in die Arme geschlossen hatte, hatte er ihm noch
    eine gute Fahrt und glückliche Heimkehr gewünscht. Dann war er nach
    Hause zurückgekehrt, um seiner Schwester Trost zuzusprechen, die er
    nicht nur wie ein Bruder, sondern fast auch wie ein Vater liebte.


    Hulda war zu jener Zeit 18 Jahre alt. Sie war nicht etwa die Pike, wie man die Dienstmädchen der norwegischen Gasthöfe nennt, sondern weit mehr das Frøken, die Miss der Engländer, also das Fräulein des Hauses, wie ihre Mutter die Madam
    des Hauses war. Welch’ bezauberndes, von blondem, leicht goldigem Haar
    umrahmtes Gesicht, unter einem leichten Leinenhäubchen, das hinten offen
    war, um die langen Zöpfe hinabfallen zu lassen! Welch’ hübsche Taille
    unter der roten, mit grünen Borten eingefassten, an der Büste eng
    anliegenden Korsage, die mit bunten Stickereien verziert und über dem
    Brustlatz halb offen war, darunter die schneeweiße Bluse, die bis zum
    Hals hinauf reichte und deren Ärmelenden von Bändern gebildet wurden,
    die sich um das Handgelenk schlossen! Welch’ ansehnliche Formen unter
    dem roten Gürtel mit Schließen aus Filigransilber, der den hellgrünen
    Rock hielt, über welchen sich noch eine Schürze mit bunten Rauten
    breitete; und darunter glänzten die weißen Strümpfe hervor, die in den
    zierlichen, spitz zulaufenden Schuhen verschwanden, die in Telemarken
    üblich sind!


    Ja! die Verlobte Oles war bezaubernd, sie hatte den etwas
    melancholischen, aber trotzdem auch lächelnden Gesichtsausdruck der
    Mädchen des Nordens. Wenn man sie sah, dachte man unwillkürlich an jene
    ›Hulda die blonde‹, deren Namen sie trug und welche die skandinavischen
    Sagen als Glücksfee um den häuslichen Herd schweben lassen.


    Ihre mädchenhafte, bescheidene und kluge Zurückhaltung verminderte
    doch nicht im geringsten die große Liebenswürdigkeit, mit der sie die
    Tagesgäste der Herberge zu Dal empfing. Sie war in den Kreisen der
    Touristen wohlbekannt. Wurde das Gasthaus nicht auch dadurch schon zur
    Attraktion, dass man mit Hulda einen handshake wechseln konnte, jenen herzlichen Händedruck, mit dem man hier jeden und jede willkommen heißt?


    Und hatte man am Ende zu ihr gesagt:


    „Ich danke für das Mahl, Takk for maten! …“


    … wie lieblich klang es dann, wenn sie mit ihrer hellen, wohltönenden Stimme erwiderte:


    „Möge es Ihnen wohl bekommen, Vel bekomme!

  • Und noch mehr:


    IV


    Ole Kamp war seit einem Jahr fort. In seinem Brief hatte er es
    geschrieben – diese Fischfahrt, der Winterfischfang in den Gewässern von
    Newfoundland, ist sehr beschwerlich. Man verdient dabei gutes Geld –
    wenn man denn etwas verdient. Dort drüben kommen oft Äquinoktialstürme
    mit heftigsten Böen auf, von denen die Schiffe in der Nähe der Inseln
    überrascht werden und welche binnen wenigen Stunden ganze
    Fischereiflottillen zerstören. Dafür wimmelt es aber von Fischen in den
    Gründen von Newfoundland, und wenn die Mannschaften vom Glück begünstigt
    sind, werden sie reich entschädigt für die Mühen und Gefahren, die
    diese stürmische Wetterküche bietet.


    Zudem sind die Norweger sehr gute Seeleute, die über ihre harte
    Arbeit nicht murren. In den Fjorden der Landesküste, von Christiansand
    bis zum Nordkap, zwischen den Riffen von Finnmarken, in den schmalen
    Wasserstraßen der Lofoten bekommen sie reichlich Gelegenheit, sich mit
    den gefährlichen Launen des Meeres vertraut zu machen. Wenn sie über den
    Nordatlantischen Ozean segeln, um im Verband nach den Fischgründen von
    Newfoundland zu fahren, haben sie schon manche Probe ihres Mutes
    abgelegt. Während der Kindheit haben sie an der europäischen Küste schon
    genügend Schläge vom Schweif der Orkane zu spüren bekommen, um auch den
    Stößen vom Kopf dieser Orkane an der Ursprungsstelle in Newfoundland
    ruhig Trotz bieten zu können. Sie bekommen hier den Anfang jener
    schrecklichen Stürme ab – das ist der ganze Unterschied.


    Die Norweger von heute schlagen nicht aus der Art, wenn man so
    will – ihre Vorfahren waren unerschrockene Seeleute, zur Zeit, als die
    Hanse sich des Handels im ganzen nördlichen Europa bemächtigt hatte.
    Vielleicht traten sie in den alten Zeiten teilweise als eine Art
    Seeräuber auf, doch die Seeräuberei war damals nun einmal allgemein
    üblich. Unzweifelhaft hat sich der Handel seitdem moralisch bedeutend
    gehoben, obwohl die Vermutung gestattet ist, dass in dieser Hinsicht
    noch manches zu tun bleibt.


    Wie dem auch sei, die Norweger waren von jeher kühne Seeleute, sie
    sind es noch und werden es auch immer bleiben. Ole Kamp war sicherlich
    nicht dazu geschaffen, seine vielversprechende Abstammung Lügen zu
    strafen. Seine erste Einführung und Ausbildung in jenen rauen,
    mühseligen Arbeiten verdankte er einem alten Bergener Küstenschiffer,
    und auch die ganze Kindheit hatte er schon in diesem Hafen, einem der
    belebtesten des skandinavischen Königreichs, zugebracht. Ehe er sich auf
    die weiten Fahrten begab, war er als kecker Bursche in den Fjorden
    unterwegs, plünderte die Nester der Wasservögel und beteiligte sich beim
    Fang der zahllosen Fischarten, aus denen der Stockfisch bereitet wird.
    Nachdem er dann Schiffsjunge geworden war, war er zuerst auf der Ostsee
    gefahren, war dann nach dem offenen Meer der Nordsee und selbst bis
    hinauf nach den Grenzen des Eismeeres gekommen. So machte er mehrere
    Reisen auf großen Fischereifahrzeugen mit und wurde Maat, nachdem er das
    Alter von 21 Jahren erreicht hatte. Jetzt war er 23 Jahre alt.


    In der Zeit zwischen seinen Seefahrten unterließ er es nie, die
    Familie wieder aufzusuchen, der er in Liebe zugetan war, und die ihm auf
    der Erde allein geblieben war.


    Wenn er sich dann in Dal befand, konnte sich Joel keinen besseren
    Kameraden wünschen! Er begleitete diesen bei seinen Zügen durch die
    Berge bis auf die höchsten Plateaus von Telemarken. Erst die Fjorde,
    dann die Fjelds – das war dem jungen Seemann so recht nach dem Sinn, und
    er blieb niemals zurück, außer wenn es geschah, um seiner Cousine Hulda
    Gesellschaft zu leisten.


    Zwischen Ole und Joel hatte sich allmählich eine enge Freundschaft
    entwickelt. Was seine Gefühle zu seiner Cousine betraf, so gingen diese,
    was nicht verwunderlich war, irgendwann über reine Freundschaft hinaus.
    Und wie hätte es geschehen können, dass Joel ihn dabei nicht noch
    ermuntert hätte? Wo hätte seine Schwester auch in der ganzen Provinz
    einen besseren Burschen von gleich gewinnendem Wesen finden können,
    einen ergebeneren Charakter, ein wärmer fühlendes Herz? Huldas Glück
    musste gesichert sein, wenn Ole ihr Ehemann wurde. Es geschah also unter
    Zustimmung der Mutter, wie des Bruders, dass das junge Mädchen unter
    diesen Verhältnissen der natürlichen Neigung ihres Empfindens folgte.
    Aus der Tatsache, dass sie so wenig aus sich herausgehen, sollte man
    nicht schließen, die Menschen des Nordens hätten keine Gefühle. Nein! Es
    ist eben so ihre Art, und diese ist wohl auch nicht schlechter als
    manche andere!


    Kurz, eines Tages, als sich alle vier in der großen Stube befanden, sagte Ole ohne jede weitere Einleitung:


    „Mir fällt da gerade etwas ein, Hulda!“


    „Was denn?“, fragte das junge Mädchen.


    „Mir scheint, wir beide sollten heiraten.“


    „Das meine ich auch.“


    „Ja, das ließe sich hören“, sagte darauf Frau Hansen, als ob es sich um eine schon lange besprochene Angelegenheit handle.


    „Und auf diese Weise, Ole“, bemerkte Joel, „würde ich natürlich dein Schwager werden.“


    „Gewiss“, sagte Ole, „aber, mein guter Joel, ich werde dich dann bestimmt nur noch mehr lieb haben …“


    „Wenn das möglich ist!“


    „Du wirst’s ja sehen!“


    „Meiner Treu, das soll mir nur recht sein“, erwiderte Joel, der Oles Hand herzlich drückte.


    „Nun, das wäre also abgemacht, Hulda?“, fragte Frau Hansen.


    „Ja, Mutter“, antwortete das junge Mädchen.


    „Du kannst dir sicher denken, Hulda“, fuhr Ole fort, „dass ich dich
    eigentlich schon lange liebe, ohne etwas davon gesagt zu haben!“


    „Ich dich auch, Ole!“


    „Wie’s gekommen ist, weiß ich eigentlich gar nicht zu sagen.“


    „Und ich auch nicht.“


    „Gewiss kam’s daher, Hulda, dass ich dich jeden Tag hübscher und hübscher und immer lieber werden gesehen habe …“


    „Du gehst etwas zu weit, mein lieber Ole!“


    „Bestimmt nicht, und ich darf dir das sagen, ohne dass du deswegen
    zu erröten brauchst, denn es ist die Wahrheit! – Haben Sie’s denn nicht
    bemerkt, Frau Hansen, dass ich Hulda so lieb hatte?“


    „Nun ja, ein wenig wohl.“


    „Und du, Joel?“


    „Ich? … Gewiss!“


    „Offen gesagt“, meinte Ole mit einem Lächeln, „hättet Ihr mich eigentlich schon eher darauf aufmerksam machen müssen!“


    „Aber deine Seereisen, Ole“, fragte da Frau Hansen, „würde dir das
    nicht sehr schwer fallen, wenn du erst einmal verheiratet bist?“


    „So schwer“, antwortete Ole, „dass ich eben gar nicht mehr fahren werde, wenn die Hochzeit stattgefunden hat.“


    „Du willst nicht mehr fahren?“

  • Und weiter:


    „Du willst nicht mehr fahren?“


    „Nein, Hulda … könnte ich es wohl über mich bringen, dich monatelang zu verlassen?“


    „So willst du jetzt zum letzten Male hinausfahren?“


    „Ja, doch mit ein wenig Glück wird diese Fahrt mir gestatten,
    einiges Spargeld mit nach Hause zu bringen, denn die Brüder Help haben
    mir ausdrücklich einen vollen Gewinnanteil zugesichert …“


    „Das sind doch gute Leute!“, sagte Joel.


    „Sie sind jedes Lobes würdig“, erwiderte Ole, „und alle Seeleute in Bergen kennen sie und schätzen sie hoch.“


    „Aber, mein lieber Ole“, bemerkte da Hulda, „wenn du nicht mehr fährst, was wirst du dann machen?“


    „Nun, ich werde Joels Kompagnon. Ich habe ja gute Beine, und
    sollten diese doch noch nicht ausreichen, werd’ ich mir durch Übung
    solche zu verschaffen wissen. Darüber hinaus hab’ ich noch an ein
    Geschäft gedacht, das vielleicht gar nicht übel wäre. Warum sollten wir
    nicht eine Art Botendienst zwischen Drammen, Kongsberg und den Gårds von
    Telemarken einrichten? Die jetzigen Verbindungen sind weder bequem,
    noch regelmäßig, und dabei wäre wohl noch Geld zu verdienen. Kurzum, ich
    habe so meine Vorstellungen, und außerdem …“


    „Was?“


    „Oh, nichts! Das wird sich bei meiner Rückkehr zeigen. Aber ich
    sage euch jetzt schon, dass ich fest entschlossen bin, alles zu tun, um
    Hulda zur beneidetsten Frau des ganzen Landes zu machen. Ja! ich bin
    fest dazu entschlossen.“


    „Wenn du wüsstest, Ole, wie leicht das sein wird!“, antwortete
    Hulda, ihm die Hand reichend. „Ist’s nicht zur Hälfte schon geschehen,
    und gibt es irgendwo ein ebenso glückliches Haus, wie unser Haus in
    Dal?“


    Frau Hansen hatte einen Augenblick den Kopf abgewendet.


    „Also“, hakte Ole in freudigem Tone nach, „die Sache ist abgemacht?“


    „Ja“, antwortete Joel.


    „Und wir brauchen auch später nicht noch einmal darüber zu sprechen?“


    „Nein, zu keiner Zeit.“


    „Es wird dich auch nicht reuen, Hulda?“


    „In keiner Weise, mein lieber Ole.“


    „Was die Bestimmung des Hochzeitstages betrifft, denk’ ich, wir warten lieber deine Heimkehr ab“, fügte Joel hinzu.


    „In Ordnung, doch ich müsste großes Pech haben, wenn ich nicht vor
    Ablauf eines Jahres zurückgekehrt wäre, um Hulda nach der Kirche von Mæl
    zu führen, wo unser Freund, der Pastor Andresen, es nicht abschlagen
    wird, uns seinen Segen zu erteilen und die besten Fürbitten für uns zu
    sprechen!“


    Auf diese Weise war also die Heirat Hulda Hansens mit Ole Kamp beschlossen worden.


    Eine Woche später musste der junge Seemann in Bergen sein, um seine
    Stelle als Maat wieder einzunehmen. Bevor sie jedoch voneinander
    schieden, waren die beiden Zukünftigen, nach der wirklich anrührenden
    Sitte der skandinavischen Länder, erst feierlich verlobt worden.


    In dem einfachen, ehrbaren Norwegen herrscht ziemlich allgemein der
    Brauch, sich öffentlich zu verloben, bevor man heiratet. Zuweilen wird
    die Hochzeit gar erst zwei bis drei Jahre später gefeiert. Erinnert das
    nicht an die Gepflogenheiten der ersten Christen in den frühen Tagen der
    Kirche? Man sollte aber nicht glauben, dass die Verlobung hier nur auf
    einen einfachen Austausch von Worten hinauskomme, deren Wert doch nur
    auf Treue und Glauben der Beteiligten beruht. Nein! Das Eheversprechen
    wird hier ernster genommen, und wenn dieser feierliche Akt auch nicht
    durch das Gesetz anerkannt wird, so doch durch das das natürliche Gesetz
    darstellende Brauchtum.


    Was Hulda und was Ole Kamp betraf, handelte es sich darum, eine
    Zeremonie vorzubereiten, die der Pastor Andresen leiten sollte. In Dal
    selbst gibt es keinen Geistlichen, ebensowenig wie in den meisten Gårds
    der Nachbarschaft. Dagegen finden sich in Norwegen bestimmte Orte, die
    ›Sonntagsstädte‹ genannt werden, wo sich ein Pfarrhaus, das Proestegjelb,
    befindet. Dort versammeln sich zum Gottesdienst die bedeutenden
    Familien des Kirchensprengels. Sie haben sogar ein Absteigequartier, um
    sich dort vierundzwanzig Stunden, das heißt so lange Zeit, wie die
    Erfüllung ihrer religiösen Pflichten in Anspruch nimmt, aufzuhalten.
    Dann kehren alle wie von einem Pilgerzug heim. Dal besitzt zwar eine
    Kapelle; dahin kommt der Geistliche jedoch nur auf besonderes Verlangen
    und nur für Zeremonien, die nicht öffentlicher, sondern privater Natur
    sind.


    Mæl liegt von hier ja auch nicht weit entfernt, nur knapp eine
    norwegische Meile – d. h. gut zehn Kilometer, von Dal bis zum Ende des
    Tinn-Sees. Was den Pastor Andresen angeht, so ist er ein hilfsbereiter
    Mann und gut zu Fuß.


    Pastor Andresen wurde also gebeten, zur Verlobung zu kommen, in der
    doppelten Eigenschaft als Kirchendiener und Freund der Familie Hansen.
    Diese kannte ihn und jener sie schon seit langer Zeit. Er hatte Hulda
    und Joel aufwachsen sehen, und er hatte sie lieb, ebenso wie den ›jungen
    Seehund‹ Ole Kamp. Nichts hätte ihm mehr Freude bereiten können, als
    eine solche Heirat. Das war etwas, das für das ganze Vestfjorddal zur
    Festlichkeit zu werden versprach.


    Dementsprechend nahm Pastor Andresen seinen weißen Pfarrerskragen,
    das Beffchen aus Krepp und das Gebetbuch, und brach eines schönen
    Morgens, bei allerdings ziemlich regnerischem Wetter, auf. Er traf in
    Gesellschaft Joels ein, der losgegangen war, ihn auf halbem Wege zu
    treffen. Wie man sich denken können wird, fand er einen herzlichen
    Empfang im Gasthof der Frau Hansen, und bekam das schöne Zimmer im
    Erdgeschoss, mit frischen Wacholderzweigen, die es wie eine Kapelle
    durchdufteten.


    Am folgenden Tage, und zwar schon ziemlich zeitig, wurde die Pforte
    der kleinen Kirche von Dal geöffnet. Hier schwor, vor dem Pfarrer und
    mit der Hand auf dem Gebetbuche, in Gegenwart einiger Freunde, und
    einiger Nachbarn des Gasthauses, hier schwor Ole, seine Hulda zu
    heiraten, und Hulda schwor, Ole zu heiraten, wenn er von der letzten
    Fahrt zurückkam, die der junge Seemann bald darauf noch unternehmen
    würde. Ein Jahr Wartezeit ist zwar lang, aber es vergeht ja auch, wenn
    beide einander sicher sind.


    Von nun an konnte Ole die, die seine verlobte Braut geworden war,
    nur aus schwerwiegenden Gründen wieder verlassen. Hulda durfte nicht die
    Treue brechen, die sie Ole geschworen hatte. Und wenn Ole nicht wenige
    Tage nach der Verlobung abgereist wäre, so hätte er die Rechte in
    Anspruch nehmen können, die jene Zeremonie ihm verlieh und die ihm
    niemand streitig machen konnte: er konnte das junge Mädchen besuchen,
    wann es ihm gefiel, ihr schreiben, so oft er wollte, mit ihr zusammen
    spazieren gehen, Arm in Arm, auch ohne Begleitung von Angehörigen, und
    bei allen Festen und Feierlichkeiten das alleinige Vorrecht genießen,
    mit ihr zu tanzen.


    Ole Kamp hatte jedoch nach Bergen zurückkehren müssen. Eine Woche später war die Viken
    nach den Fischgründen von Neufundland abgesegelt. Nun konnte Hulda nur
    noch auf die Briefe warten, welche ihr Verlobter mit jeder
    Postgelegenheit nach Europa zu senden versprochen hatte.


    Diese stets mit Ungeduld erwarteten Briefe blieben auch nicht aus.
    Sie brachten dann einen kleinen Schimmer von Glück in das seit der
    Abreise traurigere Haus. Die Fahrt selbst verlief unter günstigen
    Verhältnissen. Der Fischfang war ergiebig und würde einen großen Gewinn
    abwerfen. Und dann sprach Ole am Ende jedes Briefes noch von einem
    gewissen Geheimnis und von dem Wohlstand, den es ihm zuführen werde.
    Dieses Geheimnis hätte Hulda gar so gerne gekannt, und außer ihr auch
    Frau Hansen, aus Gründen, auf die man nur schwer hätte kommen können.


    Frau Hansen wurde nämlich allmählich immer düsterer, bekümmerter
    und verschlossener, und dann kam es noch zu einer Begebenheit, die sie
    nicht einmal ihren Kindern gegenüber erwähnte, und die ihre Sorge nur
    noch vergrößerte.


    Drei Tage nachdem der letzte Brief von Ole angekommen war, am 19.
    April, kam Frau Hansen allein von der Sägemühle zurück – sie war dort
    hingegangen, um beim Werkführer Lengling einen Sack Sägespäne zu
    bestellen – und ging gerade auf ihr Haus zu. Nicht weit von ihrer Tür
    wurde sie von einem Mann angesprochen, der nicht aus dieser Gegend war.


    „Sie sind doch Frau Hansen?“, fragte der Fremde.


    „Ja“, antwortete sie, „doch ich kenne Sie nicht.“


    „Oh, das tut nichts“, erwiderte der Mann. „Ich bin diesen Morgen von Drammen gekommen und kehre auch dahin zurück.“


    „Von Drammen?“, fragte Frau Hansen lebhaft.


    „Kennen Sie nicht einen gewissen Herrn Sandgoïst, der dort wohnt? …“


    „Herrn Sandgoïst!“, wiederholte Frau Hansen, deren Gesicht bei Nennung dieses Namens bleich geworden war. „Ja … den kenne ich.“


    „Nun denn, als Herr Sandgoïst erfahren hat, dass ich mich nach Dal
    begebe, hat er mich gebeten, Ihnen einen Gruß von ihm zu überbringen.“


    „Und … weiter nichts? …“


    „Nein, nichts, außer dass ich Ihnen sagen sollte, er werde Sie
    wahrscheinlich nächsten Monat einmal aufsuchen! – Gute Gesundheit und
    einen schönen Abend wünsche ich Ihnen, Frau Hansen!“

  • Ein paar Ergänzungen noch:


    « N’était-il pas possible d’exciter l’émulation des navires de commerce et
    de pêche, joëgts ou autres, à donner leur concours aux recherches,
    pendant qu’ils naviguaient dans les mers des Feroë et de l’Islande ? »
    https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/XIII


    Die hervorgehobenen Worte sind in den alten Ausgaben nicht mitübersetzt worden. Bilder dieses Schifftyps kann man hier sehen: https://no.wikipedia.org/wiki/Jekt
    (Ob diese Schiffe wohl hochseetauglich sind?)


    « Il y avait dans ce calme une certaine quantité de stupeur – qu’on nous
    permette cette comparaison –
    de cette stupeur qu’on éprouve au moment où
    un condamné paraît sur la place de l’exécution. »
    https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/XIX


    Eine weitere kleine Lücke. Wörtlich: „man erlaube uns diesen Vergleich“, das kann man aber auch noch etwas umformulieren.


    Etwas weiter oben könnte ein Druckfehler vorliegen:
    « Les deux tirages suivants donnèrent des numéros très éloignés : 775 et 76287. »
    Im Manuskript steht statt 76287: 876287.

  • Und noch ein paar (letzte) kleine Ergänzungen:


    Kap. 18 (bzw. 19): „Die gewinnende Nummer mußte also unbedingt zwischen 9670 und 9679 liegen.
    Die Spannung hatte ihren höchsten Punkt erreicht.“ http://www.zeno.org/Literatur/…Lotterie-Loos/18.+Capitel
    « Le numéro gagnant serait nécessairement compris entre 9670 et 9679. Il avait donc maintenant une chance sur dix. La stupeur était à son comble. » https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/XIX
    „Sie hatte nun also eine Chance von 1:10.“


    Kap. 19 (bzw. 20): „Dieser[174] Brief – der letzte, den er erhalten und dessen er gegen Niemand Erwähnung gethan – enthielt nämlich ein aus Christiania datirtes zweites Schreiben, aus dem er Folgendes erfuhr:
    Die dänische Brigg »Genius« war eben in Christiansand vor Anker gegangen und hatte einige Ueberlebende vom »Viken« an Bord, unter Anderen den jungen Steuermann Ole Kamp, der drei Tage später in Christiania eintreffen sollte.“ http://www.zeno.org/Literatur/…Lotterie-Loos/19.+Capitel


    « En effet, cette lettre, — la dernière qu’il eût reçue et dont il n’avait parlé à personne, — en renfermait une seconde, datée de Christiansand. Cette seconde lettre lui apprenait ceci : le brick danois Génius, capitaine Kroman, venait de relâcher à Christiansand, ayant à son bord les survivants du Viken, entre autres le jeune maître Ole Kamp, et, trois jours après, il devait arriver à Christiania. » https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/XX


    Der Flüchtigkeitsfehler „Christiania“/„Christiansand“ kommt weiter oben in Kap. 9 schon einmal vor („Das bergerfüllte Norwegen hallte von der Umgebung Christianias bis zu den letzten Felsklippen des Nordcaps von seinem Namen wieder.“ « Son nom courait la montagneuse Norvège, depuis les parages de Christiansand jusqu’aux extrêmes roches du cap Nord. »)


    Zurück zu Kap. 19/20:


    „Während eines sehr heftigen Sturmes hatte nämlich der »Viken«, als er
    sich etwa zweihundert Seemeilen südlich von Island befand, nach
    Nordwesten zu flüchten müssen. In der durch plötzliche starke Windstöße
    ausgezeichneten Nacht war er gegen einen der ungeheuren Eisberge
    gestoßen, die von den Grönländischen Meeren aus vorübertreiben. Die
    Collision war furchtbar – so stark, daß der »Viken« schon fünf Minuten
    nachher in die Tiefe versank.“


    « Pendant une violente tempête, le Viken, à demi désemparé, avait
    été forcé de fuir dans le nord-ouest, lorsqu’il se trouvait à deux cents
    milles au sud de l’Islande. Durant la nuit du 3 au 4 mai – nuit de
    rafales – il vint se heurter contre un de ces énormes icebergs en
    dérive, qui sortaient des mers du Groënland. La collision fut terrible,
    et si terrible que, cinq minutes après, le Viken allait couler à pic. »


    „à demi désemparé“ heißt soviel wie „schon fast manövrierunfähig“.

  • Jetzt auch bei Google Play: https://play.google.com/store/books/details?id=amWHDQAAQBAJ


    und (mit langer Leseprobe) bei Google Books: https://books.google.de/books?…hl=de#v=onepage&q&f=false


    Band 30 (oder 29, je nach Zählweise) der Außergewöhnlichen Reisen erstmals komplett auf Deutsch, alle Kapitel sind enthalten, sämtliche Illustrationen, und (ebenfalls sorgfältig neu übersetzt) Frritt-Flacc.


    Viele Fehler waren zu berichtigen, z.B. im ersten Kap.:
    „Und den reichen Gewinn davon brachte er nicht einmal für sich selbst
    heim oder für die Verlobte, die er bei seiner Rückkehr heiraten wollte.“ (Hartleben)
    muss natürlich heißen:
    „Und war es nicht so, dass er sich diesen Gefahren nur aussetzte, um den Lohn für sie nach Hause zu bringen, seine Verlobte, die er bei seiner Rückkehr zur Ehefrau nehmen würde?“: es wird ja weiter unten auch noch ein paarmal erwähnt, dass Ole diese letzte Fahrt nur macht, um Geld für die Gründung des neuen Hausstands zu verdienen.


    Auch die Wortspiele habe ich, so weit es ging, ins Deutsche übertragen, z.B. (ebenfalls 1. Kap.):
    « Il n’est rien arrivé à mon fils ?


    – Si !… Il est arrivé une lettre que le courrier de Christiania avait apportée de Drammen…
    Bei Hartleben:
    »Meinem Sohne ist doch nichts zugestoßen?[9]
    – Doch! Mit dem Postcourier von Christiania ist ein Brief von Drammen eingetroffen...
    Da kommt das Wortspiel mit „arriver“ ja gar nicht rüber. Besser ist doch:
    „Was ist denn mit meinem Sohn? Es wird doch nichts passiert sein?“
    „Doch! … Er hat einen Brief übergeben bekommen, das ist passiert.
    Dazu gibt’s dann noch Fußnoten, Anmerkungen, Nachbemerkung. Also: kaufen, kaufen, kaufen! („Klappern gehört zum Handwerk“, ne.)

  • So, noch ein bisschen Anpreisung …
    … darin enthalten sind aber auch noch ein paar Anmerkungen zu der Verne-Reihe von Weichert.


    Jetzt auch bei Weltbild , Thalia , buecher.de , Kobo und vielen anderen Anbietern.
    Bei buecher.de aktuell auf Platz 5 der wichtigsten Werke des Meisters :)
    http://www.buecher.de/autor/jules-verne/autor_id/554/
    Auch als Geschenk für eBook-Fans geeignet :)
    Und bei Thalia kann das Buch auch mit Payback-Punkten bezahlt werden :)
    [Edit: Der Link zu Thalia scheint nicht richtig zu funktionieren. Ihr könnt stattdessen einfach die ISBN 9783739370118 im Suchfeld auf www.thalia.de eingeben.]


    Noch zwei Beispiele zu den berichtigten Fehlern:
    Deux longs brancards entre lesquels se meut un cheval carré d’encolure, à robe jaunâtre et raie mulassière, …
    (6. Kap.: https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/VI )
    Das entspricht offensichtlich "raie de mulet ", deutsch: Aalstrich .
    Sowohl bei Hartleben als auch bei Weichert ist dagegen von einer (starken oder dicken) Mähne die Rede.
    http://www.zeno.org/Literatur/…+Lotterie-Loos/6.+Capitel
    Bei "carré d'encolure" stimmt Weichert wieder mit Hartleben überein: „Holzkummet“. Es geht aber um einen Teil des Körpers: "Partie du corps entre la tête, le garrot et le poitrail "
    Das fällt bei einem Vergleich Hartleben/Weichert/Original öfters auf. Die Heichens scheinen teilweise abzuschreiben bzw. zu paraphrasieren und übernehmen dabei auch Fehler. Bei Das Testament eines Exzentrischen war mir z.B. die falsche Schreibung von Oklahoma aufgefallen: „Oclohama“. Bei Weichert wohl wieder von Hartleben übernommen …
    http://www.zeno.org/Literatur/…schen/1.+Theil/6.+Capitel.
    Bleibt die Frage, wie groß der Vorwurf ist, den man den Heichens machen muss bzw. kann. Wer weiß wie hoch oder eher niedrig die Entlohnung wohl war, die sie für die Übersetzungen bekommen haben? … für eine wahre Mammutaufgabe.


    Eine weitere Korrektur:
    – Mais, en apprenant un pareil malheur, vos parents, vos amis, monsieur Sylvius ?… dit Joël.


    – Des parents, je n’en ai guère, mon garçon ! … https://fr.wikisource.org/wiki/Un_billet_de_loterie/X


    – Doch wenn Ihre Eltern, Ihre Freunde von einem solchen Unfall Kunde bekommen hätten?... sagte Joël.


    – Eltern hab' ich ebenso wenig, mein Sohn! … (http://www.zeno.org/Literatur/…Lotterie-Loos/10.+Capitel )


    "parents" ist ein Partieller Falscher Freund. Es kann „Eltern“ bedeuten, aber eben auch „Verwandte“, was hier ohne Zweifel das Gemeinte ist: http://de.pons.com/%C3%BCberse…q=parent&l=defr&in=&lf=fr


    Die Liste von Verbesserungen ließe sich noch lange fortsetzen …