Kein Gold für Ullrich im Zeitfahren

  • Olympia: Zeitfahr-Gold an Hamilton
    Topfavorit Ullrich geht unter


    ATHEN, 18.08.04 (rsn) - Die Olympischen Spiele wollte Jan Ullrich zur Wiedergutmachung für seine enttäuschende Tour de France nutzen und mit einer Goldmedaille seine Saison retten. Doch der 30-Jährige, 19. in der "Lotterie" (Ullrich) des Straßenrennens am Samstag, hielt bei der Stunde der Wahrheit dem Druck nicht Stand. Beim Zeitfahren am Mittwoch über 48km in Vouliagmeni ging der als Topfavorit ins Rennen gegangene Ullrich unter und kam nicht über Rang 7 hinaus. Damit steht er auch bei Olympia mit leeren Händen da. Auch der zweite deutsche Starter Michael Rich verpasste eine Medaille. Gold ging an den Amerikaner Tyler Hamilton.


    Quelle: www.radsport-news.com

  • "Ich habe ja schon zwei Medaillen"


    ATHEN, 18.08.04 (dpa) - Jan Ullrich ging beim olympischen Zeitfahren am Mittwoch völlig unter und erlebte nach der Tour de France erneut eine Pleite. "So schlecht war die Saison gar nicht", meinte der 30-Jährige, dem man noch nie übertriebenen Ehrgeiz vorwerfen konnte.


    Wie tief sitzt bei Ihnen die Enttäuschung darüber, dass Sie die ersehnte Goldmedaille klar verpasst haben?


    Ullrich: «Natürlich tut es erst einmal weh, aber es tut auch wieder nicht so weh, weil ich ja schon Olympiasieger bin. Natürlich sind dies die letzten Olympischen Spiele für mich, aber ich habe schon zwei Medaillen - das ist okay. Manchmal kriegt man wie in Sydney eine Medaille, wenn man nicht damit rechnet. Manchmal läuft es umgekehrt. Jetzt ist es Platz sieben geworden - das bringt mich auch nicht um.»


    Sie sind als Favorit ins Rennen gegangen. Woran hat es gelegen, dass es nur zu Platz sieben gereicht hat?


    Ullrich: «Die ersten Drei von heute haben sich in den letzten Wochen erholt. Tyler Hamilton hat sich nach 10 Tagen bei der Tour rausgenommen, andere haben danach Pause gemacht und sich in Ruhe vorbereitet. Man sieht, es hat sich für sie gelohnt. Ich habe dagegen weiter das volle Programm mitgemacht. Heute habe ich gekämpft und alles gegeben, aber es sollte nicht sein. Im Nachhinein bin ich klüger.»


    Hat es an der Hitze gelegen?


    Ullrich: «Nein, die Hitze hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Aber die Tour hat einfach zu viel Kraft gekostet. Ich habe schon nach den ersten 12 Kilometern gemerkt, dass es schwer werden würde. »


    Wie lautet Ihr Saisonfazit - ist ein Tiefpunkt erreicht ?


    Ullrich: «So schlecht war die Saison nicht. Okay, bei den Olympischen Spielen ist keine Medaille herausgesprungen, aber als einen Tiefpunkt empfinde ich meine Teilnahme hier nicht. Trotzdem waren die Spiele ein tolles Erlebnis. Außerdem ist die Saison noch nicht vorbei.»


    Welche Rennen wollen Sie noch bestreiten ?


    Ullrich: «Am Sonntag werde ich noch beim Weltcup in Zürich starten. Wenn ich danach ein bisschen Pause habe, kann ich vielleicht im Oktober in Italien noch die WM fahren. Vielleicht ist da ja noch eine Medaille drin.»


    In Boulevardzeitungen wurden Sie in den letzten Tagen fast als feiernder Olympia-Tourist dargestellt. Wie reagieren Sie darauf?


    Ullrich: «Ich habe mit Erik Zabel am Samstag im Deutschen Haus auf dessen vierten Platz angestoßen. Mehr nicht. Und dann wird noch 60 Prozent erfunden. Ich werde daraus meine Konsequenzen ziehen. Schade, wie man in Deutschland mit seinen so genannten Stars umgeht.»