Übersetzungen & Leseproben

  • Zitat

    Original von Clavelina
    Aber um die Qualität der Übersetzung einigermaßen beurteilen zu können, würde man noch das Original brauchen, Poldi. Hast Du das?


    Nein, leider nicht, aber die würde mir (persönlich) wahrscheinlich auch nicht weiterhelfen! :) Mir fehlt auch die Hartleben Original-Übersetzung, auf der wohl die Pawlak-Übersetzung basiert.


    Übrigens: Die Versionen vom Arena-Verlag und Lekturama machen auch noch einen guten Eindruck, sie sind auch sehr schön illustriert.

  • Zitat

    Originally posted by Clavelina
    Aber um die Qualität der Übersetzung einigermaßen beurteilen zu können, würde man noch das Original brauchen, Poldi.


    Das Original auf franzosisch findet man hier


    Garmt.

  • garmt
    Danke für den Link :) - da aber die Umleitung über safeurl momentan bei mir nicht funktioniert, poste ich gleich nochmal den Text. Ich durfte feststellen, daß mein Französisch doch ausreicht, wenn auch mühsam :lol:


    Poldi
    So, nun mit etwas mehr Zeit und nach dem Vergleich mit dem Originaltext ergibt sich für mich folgende Reihenfolge:
    1. Diogenes - ist am flüssigsten und sehr nahe am Originaltext
    2. Winkler - auch sehr nahe am Originaltext und flüssig formuliert
    3. Fischer - Zeitgemäße moderne Übersetzung, etwas gekürzt. Dadurch geht zwar das etwas Umständliche des Originaltexts verloren, aber der Inhalt kommt voll rüber. Sicher eine Empfehlung für jüngere Leser!
    4. Neues Leben - auch recht nah an der Vorlage und flüssig formuliert, allerdings mit ungewöhnlicheren Formulierungen.


    Die Übersetzungen vom Verlag Kaiser und die der Bücherbund-Hartleben-Neu-Ausgabe sind identisch.


    Die anderen sind allesamt frei interpretiert und gleichzeitig gekürzt.


    Die goldene Zitrone gewinnt aus meiner Sicht die Übersetzung von Lekturama :D.

  • Und hier der Originaltext - rüberkopiert von dem Link, den Garmt gepostet hat:


    DANS LEQUEL PHILEAS FOGG ET PASSEPARTOUT S'ACCEPTENT RÉCIPROQUEMENT L'UN COMME MAÎTRE, L'AUTRE COMME DOMESTIQUE
    En l'année 1872, la maison portant le numéro 7 de Saville-row, Burlington Gardens -- maison dans laquelle Sheridan mourut en 1814 --, était habitée par Phileas Fogg, esq., l'un des membres les plus singuliers et les plus remarqués du Reform-Club de Londres, bien qu'il semblât prendre à tâche de ne rien faire qui pût attirer l'attention.


    A l'un des plus grands orateurs qui honorent l'Angleterre, succédait donc ce Phileas Fogg, personnage énigmatique, dont on ne savait rien, sinon que c'était un fort galant homme et l'un des plus beaux gentlemen de la haute société anglaise.


    On disait qu'il ressemblait à Byron -- par la tête, car il était irréprochable quant aux pieds --, mais un Byron à moustaches et à favoris, un Byron impassible, qui aurait vécu mille ans sans vieillir.


    Anglais, à coup sûr, Phileas Fogg n'était peut-être pas Londonner. On ne l'avait jamais vu ni à la Bourse, ni à la Banque, ni dans aucun des comptoirs de la Cité. Ni les bassins ni les docks de Londres n'avaient jamais reçu un navire ayant pour armateur Phileas Fogg. Ce gentleman ne figurait dans aucun comité d'administration. Son nom n'avait jamais retenti dans un collège d'avocats, ni au Temple, ni à Lincoln's-inn, ni à Gray's-inn. Jamais il ne plaida ni à la Cour du chancelier, ni au Banc de la Reine, ni à l'Échiquier, ni en Cour ecclésiastique. Il n'était ni industriel, ni négociant, ni marchand, ni agriculteur. Il ne faisait partie ni de l'Institution royale de la Grande-Bretagne, ni de l'Institution de Londres, ni de l'Institution des Artisans, ni de l'Institution Russell, ni de l'Institution littéraire de l'Ouest, ni de l'Institution du Droit, ni de cette Institution des Arts et des Sciences réunis, qui est placée sous le patronage direct de Sa Gracieuse Majesté. Il n'appartenait enfin à aucune des nombreuses sociétés qui pullulent dans la capitale de l'Angleterre, depuis la Société de l'Armonica jusqu'à la Société entomologique, fondée principalement dans le but de détruire les insectes nuisibles.


    Phileas Fogg était membre du Reform-Club, et voilà tout.

  • Zitat

    Original von Poldi
    Mir fehlt auch die Hartleben Original-Übersetzung, auf der wohl die Pawlak-Übersetzung basiert.


    Bitteschön: Hier der originale Hartleben-Text: Er weicht aber wirklich nur marginal vom Pawlak-Text ab. Das mag an anderer Stelle oder bei anderen Werken durchaus anders sein. Ich denke da z.B. an die Rolle des jüdischen Händlers in "Reise durch die Sonnenwelt". Belegen kann ich es aber nicht.
    Hier also erstmal der Hartleben-Text:


    Phileas Fogg und Passepartout nehmen sich einander als Herr und Diener an.


    Im Jahre 1872 wohnte in dem Hause Nummer 7, Saville-Row, Burlington Gardens, – worin, Sheridan im Jahre 1814 starb, – Phileas Fogg, Sq., eines der ausgezeichnetsten und hervorragendsten Mitglieder des Reformclubs: zu London, der jedoch dem Anschein nach beflissen war nichts zu thun, was Aufsehen erregen konnte.
    Dieser Phileas Fogg, also Nachfolger eines der größten Redner, welche Englands Zierde sind, war ein rätselhafter Mann, von dem man nichts weiter wußte, als daß er ein recht braver Mann und einer der schönsten Gentlemen der vornehmen Gesellschaft sei.
    Man sagte, er gleiche Byron – sein Kopf, denn seine Füße waren tadellos, – aber ein Byron mit Schnurr- und Backenbart, ein Byron mit leidenschaftslosen Zügen, der tausend Jahre alt werden konnte, ohne zu altern.
    Ein echter Engländer unstreitig, war Phileas Fogg vielleicht kein Londoner. Man sah ihn nie auf der Börse, noch auf der Bank, noch auf irgendeinem Comtoir der City. Nie sah man in den Bassins und Doggs zu London ein Schiff, dessen Eigner Phileas Fogg gewesen wäre. In keinem Comité der Verwaltung hatte dieser Gentleman einen Platz; nie hörte man seinen Namen in einem Advocaten Colleg, oder im Temple, in Lincoln's-Inn oder Gray's-Inn. Er plädierte niemals, weder beim Obergerichtshof noch bei der Kingsbench, beim Schatzkammergericht oder einem geistlichen Hof. Er war weder ein Industrieller, noch ein Großhändler, noch Kaufmann oder Landbauer. Er gehörte weder dem Königlichen Institut, noch dem Institut von London, noch sonst irgend einer Anstalt der Kunst, Wissenschaft oder Gewerbe an; noch endlich einer der zahlreichen Gesellschaften, wovon die Hauptstadt Englands wimmelt, von der Harmonie bis zur entomologischen Gesellschaft, welche hauptsächlich den Zweck verfolgt, die schädlichen Insecten zu vertilgen.

  • Die Versionen von Kaiser und Neues Leben sind anscheinend Bearbeitungen der Weichert-Ausgabe (Übersetzung: Walter Heichen):


    Erstes Kapitel,
    in welchem Phileas Fogg und Passepartout sich zueinander finden, der eine als Herr, der andere als Diener.


    Im Jahre 1872 wurde das Haus Nr. 7 in der Saville=Row in den Burlington=Gärten – in welchem im Jahre 1816 Sheridan starb – von Phileas Fogg Esquire bewohnt, einem der sonderbarsten und bekanntesten Mitglieder des Londoner Reformklubs, trotzdem er es als seine besondere Aufgabe zu betrachten schien, nichts zu unternehmen was die Aufmerksamkeit wachrufen könnte.


    Auf einen der größten Redner, die England zum Ruhme gereichen, folgte mithin dieser Phileas Fogg, eine rätselhafte Persönlichkeit, von der niemand mehr wußte als höchstens, daß er ein sehr ritterlicher Mann sei und zu den schönsten Kavalieren der vornehmern Gesellschaft von England gehöre.


    Es hieß, er habe Aehnlichkeit mit Lord Byron – sein Kopf nämlich, denn im Punkte der Füße litt seine Gestalt keinen Tadel –*) aber er war ein Byron mit Schnurr= und Backenbart, ein unwandelbarer Byron, der seine tausend Jahre hätte leben können, ohne zu altern.


    Wenn Phileas Fogg Engländer war vom Scheitel bis zur Sohle, so war er doch vielleicht kein Londoner. Weder an der Börse, noch an der Bank, noch in einem der hauptstädtischen Kontore war er je gesehen worden. Weder die Londoner Häfen noch die Londoner Docks hatten je ein Schiff beherbergt, das von einem Reeder namens Phileas
    ----------
    *) Lord Byron hatte bekanntlich einen Klumpfuß.

  • Bertelsmann, neu bearbeitet von Peter Korn:

    1. Kapitel: Phileas Fogg und Passepartout lernen sich kennen

    Das Haus Nr. 7 in der Saville Row wurde im Jahre 1872 von Phileas Fogg, Esquire, bewohnt, einem der merkwürdigsten und hervorstechendsten Mitglieder des Londoner Reformclubs. Er pflegte alles zu vermeiden, was Aufsehen erregen konnte. Man hielt ihn für eine geheimnisvolle Persönlichkeit und wußte nichts weiter von ihm, als daß er ein angesehener Mann war und zu den stattlichsten Gentlemen der Londoner Gesellschaft gehörte.

    Man sagte, er sei Lord Byron ähnlich. Das mochte zutreffen, soweit es sich um seinen Kopf handelte. Seine Füße waren im Gegensatz zu Byron, der einen Klumpfuß hatte, tadellos. Phileas Fogg war ein Byron mit Schnurr- und Backenbart und leidenschaftslosen Zügen. Man konnte sich vorstellen, daß er tausend Jahre alt würde, ohne zu altern.

    Phileas Fogg war sicherlich ein echter Engländer, aber bestimmt kein echter Londoner. Man sah ihn weder auf der Börse noch in einer Bank oder in einem der Büros der Londoner City. Weder in den Häfen noch in den Docks gab es ein Schiff, dessen Eigentümer Phileas Fogg hieß. Er hatte keinen Aufsichtsposten inne. Er war weder Großhändler noch Industrieller, weder Landwirt noch Kaufmann. Er gehörte nicht dem Königlichen Institut an, von den zahlreichen anderen Anstalten zur Pflege der Kunst, der Wissenschaft oder des Gewerbes ganz zu schweigen. Phileas Fogg ließ sich weder bei der Aräometrischen noch bei der Zoologischen Gesellschaft blicken. Auch die Entomologische Gesellschaft, zu deren Hauptzweck [sic!] es gehört, schädliche Insekten zu vertilgen, zählte ihn nicht seinen [sic!] Mitgliedern.

    Phileas Fogg war Mitglied des Londoner Reformclubs. Weiter nichts.

  • :gruebel: Welche Vorlage hat er denn da übersetzt? :keineahnung:

    Ich denke eher, dass er nur eine Vorlage neu bearbeitet hat, da das ja so auf der Impressumsseite steht. Interessant ist aber, dass es sowohl von Hartleben wie auch von Weichert recht stark abweicht.


    Manches ist doch eher unpassend:

    aber bestimmt kein echter Londoner.

    Das «peut-être» ist bei Hartleben und Weichert passender übersetzt. Alternativ könnte man sagen: … es war gut möglich, dass er …

    oder:

    … er war wohl kein …

    Aräometrischen

    Es geht wohl eher um Harmonik oder Glasharmonika.

  • Noch mal durchgeschaut. Gewisse Ähnlichkeiten gibt es zu der Version von Neues Leben, z. B. ist der Kapiteltitel identisch. Bei Neues Leben war ich davon ausgegangen, dass es eine Weichert-Bearbeitung ist:

    Die Versionen von Kaiser und Neues Leben sind anscheinend Bearbeitungen der Weichert-Ausgabe (Übersetzung: Walter Heichen):

    Also Bertelsmann vielleicht auch? Nur noch stärker bearbeitet? :/

  • :gruebel: Welche Vorlage hat er denn da übersetzt? :keineahnung:

    Also im ersten Moment hätte ich gesagt "Bärmeier & Nikel" - aber das trifft es nicht ganz, obwohl ich mal mutmaße, da ist viel von eingeflossen ... Aber es ist es nicht... aber irgendwo habe ich das so schon gelesen ... Arena-Verlag vielleicht? Neues Leben? muss man mal suchen ...

    :seemann: :baer:


    -----------------------
    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

  • Hoppla, hat sich wohl überschnitten … siehe oben, ich tippe auf Neues Leben/Weichert. Sag Bescheid, wenn du noch was findest.

    ... ich werde nicht viel finden können, weil ich nicht alle denkbaren Varianten habe. Aber wenn es Neues Leben ist, dann doch sehr stark überarbeitet, denn den Vergleich habe ich schon gemacht. Das Neues Leben auf Weichert beruht ist durchaus denkbar.

    :seemann: :baer:


    -----------------------
    I love you, you love me, ja wo lawe ma denn hi??

  • Ich hatte es mal im Offenen Bücherschrank gefunden. Keine Jahresangabe. Buch-Nr. 2078. Umfang: 256 Seiten. Könnte ungekürzt sein. „Mit zahlreichen Illustrationen von Olli Isomäki“ – Federzeichnungen im 50er/60er-Jahre-Stil, nichts Besonderes.

    Hier ein Bild von Kleinanzeigen:

    Quelle: https://img.kleinanzeigen.de/api/v1/prod-ads/images/0a/0ae62b5b-8af0-46b4-9204-be4947096ace?rule=$_57.JPG

  • Die größte Übereinstimmung habe ich mit dem Verlag Neues Leben gefunden.


    Den folgenden Ausschnitt habe ich allerdings nur beim Eduard Kaiser Verlag gefunden:

    ...Aräometrischen noch bei der Zoologischen Gesellschaft blicken. Auch die Entomologische Gesellschaft...

    Ausschließen kann ich:

    • Buchgemeinschaft Donauland / Wien; auch: Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zürich [Eugen Stotz]
    • Arena [Gisela Geisler]
    • Hirundo-Bücher [Hans Lehr]
    • Meidinger [R. Hoffmann]
    • Bärmeier & Nikel [Martin Doehlemann & Hans-Jürgen Wagener]