Deutsche Mountainbiker mit Medaillenhoffnung / Bronze für S. Spitz

  • ATHEN, 26.08.04 (dpa) - Am Südhang des Parnitha-Berges wollen die deutschen Mountainbiker in Athen aus dem Schatten der Straßen- und Bahnfahrer treten. In den letzten olympischen Radsport-Disziplinen können sie für einen glänzenden Abschluss sorgen und die Gesamtbilanz des Verbandes von bisher ein Mal Gold, ein Mal Silber und drei Mal Bronze verbessern.


    «Sowohl bei den Frauen am Freitag als auch bei den Männern am Samstag haben wir reelle Medaillenchancen», umriss Bundestrainer Frank Brückner die Aussichten seiner Athleten, denen Edelmetall helfen würde, im öffentlichen Interesse Boden gutzumachen.


    Hinter der unantastbar scheinenden Norwegerin Gunn-Rita Dahle, die die vergangenen zehn Weltcup-Rennen gewann, wird Weltmeisterin Sabine Spitz als ernsthafteste Herausforderin gehandelt. «Sie muss gewinnen - ich kann gewinnen. Der Druck kann Gunn-Rita zu schaffen machen», sagte Sabine Spitz, die erst mit 22 Jahren anfing, Mountainbiking als Spitzensport zu betreiben. Davor spielte sie Eishockey in einer Männermannschaft. Der erstaunliche Aufstieg der ehemaligen Chemie- Laborantin aus Murg-Niederhof erreichte den vorläufigen Höhepunkt bei den Titelkämpfen in Lugano 2003.


    Die Weltcup-Saison lief für Sabine Spitz (32) aus Krankheitsgründen nicht nach Wunsch. Nach Platz 13 im dritten Rennen änderte sie ihre Vorbereitung, ließ die Wettkampf-Serie links liegen, bezog ein mehrwöchiges Höhen-Trainingslager in St. Moritz und begab sich mit ihrem Ehemann und Manager auf eine anstrengende Bergtour. In acht Tagen meisterten sie gemeinsam auf dem Rad eine Alpen-Passage von Garmisch nach Riva am Gardasee über 660 Km und 22000 Höhenmeter. «Das hat was gebracht», sagte ihre «Bessere Hälfte» Ralf Schäuble, dessen Sponsoren-Suche durch Edelmetall leichter würde: «Als Weltmeisterin kann man vom Mountainbike leben, reich wird man nicht.»


    Etwa gleich große Chancen auf eine Olympia-Medaille hat bei den Männern der in Kroatien geborene Lado Fumic aus Kirchheim/Tek. Er will in Athen «ein großes Ding abschießen». Nach dem überraschenden fünften Platz von Sydney und kontinuierlicher Steigerung bis zum kürzlich errungenen Vize-Europameister-Titel ist dem 28-jährigen Schwaben das zuzutrauen. Sein Bruder Manuel, von einigen als noch größeres Talent als Lado gepriesen, soll ihm im Olympia-Rennen auf dem kraftraubenden Geröll-Kurs den Rücken frei halten.


    Die Rennen sollen zwischen 1:45 und 2:15 Stunden dauern. Wie viele 5,5 km lange Runden dafür nötig sein werden, wird kurzfristig festgelegt. Der ursprüngliche Parcours musste nach einem Brand der Pinienwälder zu Beginn der Spiele leicht verändert werden.


    Quelle: www.radsport-news.com

  • Weltmeisterin Spitz gewinnt MTB-Bronze


    ATHEN, 27.08.04 (dpa) - Kurz vor dem Zielstrich bremste Sabine Spitz plötzlich ab, stieg vom Rad, machte einen Knicks und ließ sich von den Zuschauern am Streckenrand kräftig feiern. Mit der Bronzemedaille im Wettbewerb der Mountainbiker hat die 32-Jährige für eine umjubelte Premiere gesorgt. Erstmals seit Einführung bei Olympia 1996 konnte eine deutsche Radfahrerin mit dem Mountainbike Edelmetall gewinnen.


    «Bronze ist Wahnsinn. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich daran denke, gleich den Olivenzweig aufgesetzt zu bekommen. Ich habe viel getrunken und mir ständig Wasser über den Helm gekippt, weil es unheimlich warm war», sagte die Weltmeisterin.


    Der Kampf um Gold wurde am Freitag zur Solo-Show der Norwegerin Gunn-Rita Dahle. Die 31-jährige Topfavoritin, seit 2003 in den letzten zehn Weltcup-Rennen ungeschlagen, hatte sich auf der Geröllpiste am Parnitha-Berg gleich nach dem Start abgesetzt und ihre Führung bis ins Ziel trotz einiger Defekte nicht mehr abgegeben.


    In gebührendem Abstand folgten Marie-Helene Premont (Kanada/0:59 Minuten zurück) und Sabine Spitz (2:30). Das Klassement an der Spitze stand bereits nach der ersten von fünf zu fahrenden Runden über insgesamt 31,3 km so gut wie fest. Nur Weltmeisterin Spitz, die vor ihrer Moutainbike-Karriere Eishockey in einer Männer-Mannschaft gespielt hatte, konnte die zu Beginn noch auf Rang drei liegende Kanadierin Alison Sydor noch überholen.


    Die Italienerin Paola Pezzoi, die sich in Atlanta und Sydney noch Gold geholt hatte und zur Freude der Fotografen im Ziel ihr Trikot sehr weit öffnete, gab schon in der zweiten Runde auf. Die zweite deutsche Starterin Ivonne Kraft aus Gaggenau wurde mit 8:27 Minuten Rückstand Siebte.


    "...wie auch immer"


    Sabine Spitz' Ehemann und Manager Ralf Schäuble, der seine Gattin auch durch eine Alpentour von Garmisch nach Riva über 22 000 Höhenmeter für Athen fit gemacht hatte, äußerte sich skeptisch über die Leistung der norwegischen Olympiasiegerin: «Die Dahle fuhr wie von einem anderen Stern - wie auch immer. Auch an Armstrongs Leistung während der Tour de France zweifelten ja einige.» Offen sprach er das Wort Doping nicht aus, aber es ist auch beim Mountainbike ein Thema: Weltmeister Filip Meirhaege (Belgien) war vor den Spielen des EPO- Dopings überführt worden.


    Der Start-Ziel-Sieg der Norwegerin, die sich schon vor der Zieldurchfahrt die Landesfahne zum Jubeln reichen ließ, war unangefochten. Die Journalistin blieb als Solistin an der Spitze des 34 Fahrerinnen starken Feldes auch cool, als sie sich als Mechanikerin profilieren musste. Mehrfach zwangen sie Defekte zum Absteigen, die nach kurzen Handgriffen jedoch schnell behoben waren.


    Quelle: www.radsport-news.com