Peking, Nürnberg, Berlin, Peking

  • Peking, Nürnberg, Berlin, Peking
    Andreas Kurtz


    Für jene Zeitgenossen, die eine durchchoreografierte Prügelei als Kampfsport bezeichnen, ist er eine kleine Gottheit. Und dementsprechend ehrfurchtsvoll wurde Actionfilmstar Jackie Chan am Sonntag auch zur Deutschlandpremiere der Neuverfilmung von "In 80 Tagen um die Welt" im Kino Cubix am Alexanderplatz begrüßt. In den 48 Stunden zuvor hatte er den Beweis angetreten, dass Jules Verne mit seiner Buchvorlage von den heutigen Realitäten weit weg ist: "Ich schaffe es in zwei Tagen um die Welt." Und das ging so: Erst fuhr er vom Drehort seines aktuellen Films in China fünf Stunden mit dem Bus zum nächsten Provinzflughafen, dann flog er von dort nach Peking. Es schloss sich der Flug im Privatjet nach Deutschland an, wo er am Sonnabend bei Thomas Gottschalk auf der "Wetten, dass..?"-Couch in Nürnberg saß (und seine Wette gewann). Aus dem Fränkischen ging es am späten Abend nach Berlin, wo Chan um 1 Uhr am Sonntag in Schönefeld landete und sich gleich ins Ritz-Carlton fahren ließ. Es folgten ein paar ruhige Stunden bis zur Premiere. Zu der kam der Schauspieler um 11.47 Uhr und damit 17 Minuten nach dem Zeitplan auf dem roten Teppich an. Und musste während seiner Fernseh- und Radiointerviews immer wieder den enthemmt "Dschäckie!" brüllenden Fans zurufen: "Ich bin beschäftigt." Das rief er auf Englisch, denn sein deutscher Wortschatz ist mit folgenden Floskeln, die er auf der Bühne im Kino dann auch gleich anbrachte, erschöpft: "Guten Morgen, dankeschön, bitteschön, Eisbahn." (Wobei er wahrscheinlich Eisenbahn gemeint hat.) Noch während der Film lief, saß er schon wieder im Flieger nach Peking.


    Seit seinen Dreharbeiten in Berlin (wie auch Potsdam ist die Stadt im Film ausführlich zu sehen) ist der Mann übrigens von der Idee besessen, weltweit die Buddy-Bären als Botschafter von Frieden und Liebe zu verbreiten. Zwei von den bunten Bären kamen in Hongkong schon sehr gut an, das hat Chan ermutigt weiter zu machen.


    Einen kleinen Nachteil ihrer Prominenz lernte Schauspielerin Andrea Sawatzki ("Das Experiment") am Rande der Premiere kennen. Weil sie Inhaberin eines aus Kino und Fernsehen bekannten Gesichts ist, brauchte sie mit ihrem fünfjährigen Sohn Moritz länger für den Weg über den roten Teppich als die meisten anderen Premierengäste. Schließlich musste sie doch erst noch in die Mikrofone sagen, dass sie es bei ihren Reisen noch nie über die Grenzen Europas hinaus geschafft hat. Und wenn sie dann doch mal eine Weltreise machen könnte, dann würde sie besonders gern Indien sehen. Ergebnis der Plauderei: Als Mama und Sohn Sawatzki endlich im Saal waren, gab es nur noch Plätze in der dritten Reihe (das ist die mit der Nacken- steife-Garantie). Aber man will ja nicht meckern: Ohne die Prominenz hätte es gar keine Freikarten gegeben .


    Weil er seinen Ruf als Filmexperte verteidigen muss, hat Oliver Kalkofe ("Mattscheibe") in Vorbereitung auf die Premiere alle verfügbaren Jackie-Chan-Filme angeschaut: "Und dann habe ich mit Plüschtieren die wichtigsten Kampfszenen nachgespielt." Kalkofe hat auch eine interessante Entdeckung gemacht: "Jackie Chan und ich sind Brüder im Geiste. Wir machen alle Stunts selbst und verletzen uns dabei auch oft. Ich sogar beim Treppensteigen. Und chinesisch esse ich auch gern." Für eine Reise in 80 Tagen um die Welt hält Kalkofe sich dagegen für ungeeignet: "Ich habe schon Jahre gebraucht, um aus meiner Heimatstadt Peine herauszu- kommen."


    http://www.berlinonline.de/ber…berlin_berlin/403558.html