Neil Gaiman - Das Graveyard-Buch
Gelesen von Jens Wawrczeck
ca. 280 Minuten
ab 10 Jahren
5 CDs; ISBN: 978-3-86717-424-4; Euro: 19,95
Der Hörverlag 2010
Sprecher: Jens Wawrczeck
Inhalt:
Nobody Owens ist noch ein Baby, trotzdem entkommt er als Einziger aus seiner Familie einem brutalen Mörder. Zuflucht findet er ausgerechnet auf einem Friedhof, die Geister und Untoten nehmen ihn bei sich auf und ziehen ihn groß. Doch der Feind wartet auf den Tag, an dem Nobody zu den Lebenden zurückkehren wird.
Kritik:
Der englische Autor Neil Gaiman ist vor allem bekannt durch seine geniale zehnbändige Sandman-Comic-Reihe, die ihn schon in jungen Jahren zum gefeierten Star machte. Gaiman ist ein Allrounder: Neben Ausflügen als Biograf für die Band Duran Duran, einem gemeinsamen Roman mit Terry Pratchett, zahlreichen Comics, Drehbüchern und bizarren Romanen (allen voran "American Gods" und "Anansi Boys") schreibt er auch Kinderbücher - wie eben "Das Graveyard Buch".
Die Story selbst ist herrlich bizarr, schräg, superspannend und lässt einen vom ersten Moment an nicht mehr los. "Ab 10 Jahren" prangt auf der Hülle, und das sollte man ernst nehmen. Kleinere Hörer haben hier nichts verloren, denn es geht teilweise ganz schön gruslig zu, und manchesmal läuft einem ein wohliger Schauer über den Rücken, wenn Nobody "Bod" Owens mit den Toten zugange ist, die ihm nicht immer wohlgesonnen sind! Denn "Das Graveyard Buch" ist voller Fabelwesen, Gestaltwandler und Vampire. Es handelt jedoch gleichermaßen auch vom Erwachsenwerden in einer gefährlichen (Um-)Welt, und die Figur Bods entwickelt sich über die erzählten Jahre bis hin zum Teenager.
"Das Graveyard Buch" ist aber keineswegs nur etwas für Kinder. Auch ältere Hörer werden mit Gaimans Geschichte gut bedient. Wer einmal eins von Neil Gaimans Büchern in den Händen gehalten hat, weiß sowieso um den Suchtfaktor seiner Literatur.
Dazu kommt, dass man mit Jens Wawrczeck, einem der talentiertesten Sprecher Deutschlands (ebenfalls großartiger Schauspieler!), eine ausgezeichnete Sprecherwahl getroffen hat. Die Geschichte um den jungen Nobody hätte keinen besseren Erzähler finden können: mal abgründig, mal voller Staunen, mal knochentrocken, mal weinerlich - egal ob in Männer-, Kinder- oder Frauenrollen - Wawrczeck kann einfach alles, schüttelt die Figuren nur so aus dem Ärmel, und alle Charaktere bekommen eine rundum eindrucksvolle Stimme verpasst. Das ist Erzählkunst der feinsten Art.
Es gibt einfach Gespanne, die passen wunderbar zusammen: Wawrczeck und Gaiman sind so ein Fall.
Wer Neil Gaiman noch nicht kennt, hier noch ein kleiner Einblick: Gaiman ist ein kreativer Schreiber ersten Ranges. Er rangiert unter den Top-Ten der (noch lebenden) postmodernen Autoren im Dictionary of Literary Biography. Bereits früh wurde er - mehrfach - für sein umfassendes Werk ausgezeichnet: 1991 erhielt er für seine Sandman-Ausgabe "A Midsummer Night's Dream" den World Fantasy Award, 2002 den Hugo Award. Für "American Gods" bekam er den Nebula Award. Für seine großartigen Comics verlieh man ihm viermal in Folge den Eisner Award als bester Autor. Für "Das Graveyard-Buc"h wurde ihm die Newbery Medal und der Hugo Award verliehen. 2010 erhielt Gaiman den britischen Kinderbuchpreis Carnegie Medal.
Fazit:
Neil Gaimans bizarre, spannende Geschichte um den jungen Nobody Owens packt, Jens Wawrczeck liest exzellent. - Empfehlung!
Weitere Infos: http://www.hoerverlag.de - hier gibt es auch Hörproben!