Was gefällt Euch am meisten an Verne

  • Hallo,


    irgendwie kam mir grad eine Frage in den Sinn - was gefällt Euch denn am meisten an Jules Verne?


    Ist es sein Schreibstil, wie er Geschichten aufbaut oder den Hintergrund mit Fakten stützt?


    Kann sein dass die Frage jetzt etwas dusselig rüberkommt - aber von Bernhard hab ich mal den Tip gekriegt - einfach fragen fragen fragen :) Und da ich noch zu sehr Laie bin - komm ich halt auf sowas :D:


    Bei mir ist es so: Auf der einen Seite find ich den Humor in manchen seiner Geschichten toll geschrieben, aber auch dieser ganze Fortschritts-Gedanke, der fasziniert. Grad wenn man auf das vergangene Jahrhundert blickt.


    Viele Grüße und einen guten Wochenstart!
    Michaela 8)

  • So wie von dir oder ähnlich habe ich schon öfters mal Fragen erhalten. Ich hatte das mal so formuliert (wie nachfolgend) .... aber es ist immer noch aktuell:


    Öfters kommt die Frage: Ist Verne nicht hoffnungslos veraltet? Aber gerade die Vergänglichkeit der Aktualität ist ja auch mit ein Reiz seiner Werke. Was zählt noch dazu? Eine blühende Phantasie des Autors, geschickt eingeflochtene Informationen über fremde Länder, die Fabel, dass nicht nur der Starke sondern auch der Intelligente eine Chance hat und die Vergleichbarkeit alter Beschreibungen mit aktuellen Entwicklungen und Situationen. Schon als junger Mensch habe ich mit Hilfe Jules Vernes in Gedanken die Welt erkundet. Aber neben fernen Ländern und den dort handelnden Abenteuern, war die Menschlichkeit und der Optimismus den seine Werke ausstrahlen, ein nicht unwichtiges Argument um ihn zu Lesen.


    Ergänzung: Und auch nach vielen Jahren des Lesen fühle ich mich immer noch gut unterhalten, auch beim erneuten Lesen eines schon bekannten Romans - und vor allem - ich kann ganz schnell den Alltagsstress vergessen ...


    Du siehst also, schon bei mir gibt es nicht EINE Antwort - das Spektrum wird breit gefächert sein ....


    ^^

  • da stimme ich Andreas vorbehaltlos zu.


    Was mir z.B als erstes einfällt ist die vollkommene Überzeichnung der Charaktere in den meisten seiner Werke und der daraus resultierende Humor. Nehmen wir nur allein mal Phileas Fogg und seinen Butler Passpartout. Einfach göttlich. Oder den Typ spleeniger Wissenschaftler Prof. Lindenbrock und Paganel.


    Dazu kommt die meist klare Trennung in Gut und Böse, in Arm und Reich (meistens Multimilliardäre ;) ). Charaktereigenschaften verändern sich bei Jules Verne kaum und der Charakter einzelner Personen wird nicht ausdifferenziert bis zu Gehtnichtmehr, wie oft in zeitgenössischer Literatur.
    Der Leser weiss einfach woran er ist. Und die Geschichten sind trotzdem spannend.


    Und dann natürlich die Helden meiner Kindheit Nemo und Robur.


    Hinzu kommen die Erfindungen, das Science-fiction Element, die immer auf der Höhe der Zeit (aus Vernes Sicht), und trotzdem heute noch aktuell sind. Die Reisen zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Fast jeder Teil der Erde wurde von Jules Verne bereist.


    Und wenn das Belehrende Element in Jules Vernes sogar noch auf mich beim erstenmal Lesen gewirkt hat, ich sage nur Datumsgrenze in "Reise in 80 Tagen um die Welt", dass will 150 Jahre nach der Entstehung des Romans schon was heißen!


    Darüber hinaus spielt bei mir noch der autobiographische Aspekt bei Jules Verne eine Rolle. Dieser eiserne Wille, jedes Jahr 2 Bücher abzuliefern (stand so auf den Rücken der Bücher des Verlages Neues Leben, jedes Jahr 2 Bücher, 40 Jahre lang, am Ende waren es sogar noch mehr!!!, hab ich aber erst später erfahren). Und diese Werke sind für das heutige Publikum ohne Anleitungen und Literaturhilfen lesbar und verständlich!


    Ralf

  • Hi Andreas und Ralf,


    danke für Eure Antworten!


    Ich kann beides nur hervorheben - dieses Abtauchen wieder in die Bücher ( Andreas = okay Du hast die bestimmt häufiger als ich gelesen) geht mir genauso - und auch die Tatsache dass er 2 pro Jahr schreiben "musste" und das dann trotzdem so gut geschrieben hat... nicht schlecht :)


    Was mir jetzt gerade auch einfiel ist, dass ich es toll finde wie Jules Verne mich dazu gebracht hat meinen Weltatlas mehrfach aufzuschlagen und die Route die er bei den Reisen angegeben hat, in etwa mit dem Finger zu verfolgen. Denn die Plätze die er angegeben hat, gibts im großen und ganzen ja alle. Das find ich irre! 8)


    Viele Grüße und einen schönen Abend
    Michaela

  • ... ha - das mit den Karten hatte ich vergessen. Stimmt, ging mir schon als Junge so. Dazu vielleicht mal eine Anregung: Es muss nicht der Finger auf der Karte sein. Gleich in der Nähe von Hamburg, in London (*grins*) kannst du "Jules Vernes" Wege auch sozusagen live nachvollziehen. Wenn du mal drüben bist, dann bietet sich ein kleiner Bummel a la Phileas Fogg von der Saville Row zum Reformclub an. Siehe hier: http://www.j-verne.de/verne14_2.html


    Ich fand es toll, die beschriebenen Dinge in der Realität wieder zu finden ....


    :rolleyes2:

  • Den von Andreas genannten Punkten schließe ich mich 100%ig an! :thumbsup:


    … und der Atlas liegt bei mir immer griffbereit, wenn ich ein Buch von Jules Verne lese. Gerade das Verfolgen der Reiserouten der Protagonisten macht doch einen erheblichen Reiz der Bücher aus.


    Bzgl „Vorort-Recherche“:


    Diese habe ich praktisch – wenn auch unbeabsichtigt – anders herum betrieben. :):
    Nach einem längeren Schottland-Urlaub habe ich erst danach die Bücher von J.Verne, die in Schottland spielen („Schwarz-Indien“, „Der grüne Strahl“ und „Reise mit Hindernissen…“), gelesen. Dadurch, dass man die Gegenden bereits selber bereist hat, bekommt man auch einen ganzen anderen, intensiveren Bezug zu den Romanen. Der Vergleich der Beschreibungen Vernes mit seinen
    eigenen Eindrücken ist sehr reizvoll. Und gerade auf Schottland bezogen stellt man fest, dass sich soviel in der Zwischenzeit gar nicht verändert hat...
    :):