Spurlos verschwunden (Folge 6) – Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs

  • “Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs” sind stets diejenigen, die unmittelbar das Umfeld von Sherlock Holmes betreffen. Dieser Fall wird einmal mehr von Mrs Hudsons Cousine Margery Mapleton initiiert. Eine junge Frau war in Not und hat sich einem so genanntem „Engelmacher“ anvertraut. Unter Engelmachern sind umgangssprachlich Menschen gemeint, die illegal Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Die besagte junge Frau – Fanny Ross – will ihr Kind zur Welt bringen,keine Totgeburt, lässt sich letztendlich jedoch überzeugen, dass sie es für eine einmalige Summe verkauft und damit die lebenslange Adoption sichert. Als sie die letzte Rate zahlen will, ist ihr Kind verschwunden und kurz darauf auch die Adoptivmutter. Sherlock Holmes und Dr. Watson tauschen sich über das brisante Thema der unehelichen Kinder und der Probleme solcher jungen Eltern im 19. Jahrhundert aus. Dabei wird auf ein zweifelhaftes Gesetzt Bezug genommen und die Arten auf denen sich viele eines Kindesproblems entledigt haben: Eine Abtreibung ist illegal, aber der Tod während der Geburt nicht, da vorsätzliche Tötung seltenst nachgewiesen werden kann. Auch andere brutale Mordmethoden, werden beleuchtet. Der Hörer mag durchgehend schockiert sein, während Holmes und Watson nach dem verschwundenem Kind der Fanny Ross suchen und zusammen mit dem Hörer hoffen, es lebend zu finden.


    Wie bei den fünf vorherigen geheimen Holmes Hörspielen und für Titania Medien und Marc Gruppe seit langem üblich, ist die Inszenierung recht lang ausgefallen. Erst nach 27 Minuten erscheint die eigentliche Auftraggeberin, nach weiteren 15 Minuten beginnen die Ermittlungen. Das Hörspiel dauert insgesamt knapp 80 Minuten. Es ist eine gemütliche Darstellung des Falles, der keineswegs seine Eindringlichkeit durch die Länge verliert. Wer es lieber schnell mag, wird bei dieser Hörspielserie wohl ständig darüber stolpern, dass einige Dialoge überflüssig sind: Ohne Relevanz für den Fall oder eventuell etwas zu detailliert Gedankengänge nachvollziehen. Erneut gibt es eine Mischung aus modernem Sprachgebrauch und für die Zeit passende Satzkonstruktionen zu hören. Zwei Worte (genauer: ein Wort und ein Satz) sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Sie stachen für mein Gehör regelrecht hervor. Für meine Ohren fügten sie sich nicht so stimmig ins Gesamtbild ein. Es ist allerdings eine derartige Kleinigkeit, dass vielleicht nur ich so empfinde und deshalb möchte ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.


    Musikalisch läuft wie gewohnt alles wunderbar. Auch bei der Geräuschkulisse wird dem Hörer wie übliche hohe Titania Medien Qualität geboten. Selbiges gilt für die Sprecher, die allesamt wunderbar aufgelegt sind und sehr glaubhaft in ihren Rollen.


    Fazit
    Ein weiteres gelungenes Holmes-Hörspiel, das ein hochbrisantes Thema von äußerster Härte behandelt. Es ist wie ein guter „Tatort“-Fall: Ein bisher in dem Medium nie beleuchtetes Thema, das in aller Härte präsentiert wird und gerade deshalb packend und real wird. Auch nach Auflösung des Falles beschäftigt den Hörer die dargestellte menschliche Grausamkeit.