Aktuelles aus der Schweiz

  • Roman Polanski in Zürich verhaftet!


    Star-Regisseur Polanski in Zürich verhaftet! Die Schweizer wollen ihn in die USA ausliefern, wegen einer Straftat, die 32 Jahre zurückliegt. BLICK sprach mit Polanskis Anwalt.


    Es war gegen 22 Uhr am Samstag, als der bekannte Zürcher Strafverteidiger Lorenz Erni am Telefon erfuhr, dass ein am Flughafen Kloten Verhafteter seine anwaltliche Hilfe brauche.


    Der Mann, der inzwischen ins Flughafen-Gefängnis gebracht worden war, ist Roman Polanski (76), einer der erfolgreichsten Regisseure der Welt («Rosemaries Baby», «Tanz der Vampire», «Frantic»). Ein Genie und Exzentriker, ein Freund der Schweiz, der ein Chalet in Gstaad besitzt und jedes Jahr mehrere Monate dort verbringt.


    Gleich nach seiner Landung aus Wien kommend, war Polanski mit Karl Spörri, Leiter des «Zurich Film Festival», im Kaufleuten zum Nachtessen verabredet. Sonntag früh war ein Workshop mit «Master Class»-Studenten vorgesehen und am Abend der rote Teppich am Corso. Und als Höhepunkt der Ehrenpreis für sein Lebenswerk.


    Der Ehrengast – am Flughafen wird er von der Kapo Zürich wie ein Verbrecher empfangen! Grund: ein US-Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen im Jahr 1977 (siehe Seite 5).


    Warum jetzt die Verhaftung?


    Nach BLICK-Recherchen ging am Mittwoch, 23. September, in Bern das Gesuch des US-Justizministeriums ein, Polanski zu verhaften. Zuvor hat schon ein kantonales Polizei-Korps die Bundesbehörden auf den Polanski-Auftritt aufmerksam gemacht, wie Michael Leupold, Direktor Bundesamt für Justiz (BJ), BLICK bestätigte. Welches, wollte er nicht sagen, «aber es war nicht Zürich.


    Spätestens seit letztem Donnerstag wusste Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf Bescheid. Offensichtlich wurde der Haftbefehl streng vertraulich behandelt – um den Verhaftungs-Erfolg nicht zu gefährden. Und zwar so vertraulich, dass gestern die Medienabteilungen erst nach Bern getrommelt werden mussten, als Journalisten aus der ganzen Welt Näheres wissen wollten. BLICK erfuhr, dass die zuständigen Stäbe noch am Freitagabend von einem «ganz normalen Abstimmungssonntag» ausgingen.


    Tatsächlich schöpften weder die Organisatoren noch Polanski selbst irgendeinen Verdacht. Erst als das Empfangs-Komitee des Film-Festivals am Flughafen vergeblich auf den Weltstar wartete, wurde schlagartig klar, dass Polanski in eine Falle gelaufen war.


    Anwalt Erni traf Polanski noch in der Nacht hinter Gittern. Erni zu BLICK: «Herr Polanski war sehr müde. Er wirkte gefasst, zugleich aber auch schockiert.»


    Polanski hatte erst Anfang des Jahres versucht, das alte Strafverfahren in den USA als abgeschlossen erklären zu lassen. Auch das Opfer von 1977, die heute 45-jährige Samantha, forderte Gnade für Polanski. Die Amis lehnten ab. Sie haben nun maximal 60 Tage Zeit, das Auslieferungsgesuch zu begründen. Polanski kann dagegen zunächst per Beschwerde ans Bundesstrafgericht vorgehen.


    Die Situation für Polanski, der gestern ins Bezirksgefängnis Zürich eingeliefert wurde, ist aber schwierig: Laut Abkommen mit den USA ist auszuliefern, «wenn im ersuchenden Land die Tat nicht verjährt» ist.


    Am Abend erklärte Widmer-Schlumpf am Rande der IV-Medienkonferenz, die Rechtslage sei «absolut klar», Polanski habe zwar einen grossen Namen, aber das «spielt keine Rolle». US-Druck habe es nicht gegeben.


    Widmer-Schlumpf: «Im Unterschied zu anderen Aufenthalten Polanskis in der Schweiz war diesmal sein Besuch gross angekündigt worden. In früheren Fällen haben Polizei und Justiz erst im Nachhinein davon erfahren.»


    Und warum verhaftet ausgerechnet die Schweiz Polanski, der seit Jahren unbehelligt durch Europa reist? BJ-Direktor Michael Leupold zu BLICK: «Es ist schon möglich, dass der Rechtsgrundsatz der Gleichbehandlung in anderen Ländern am Grad der Prominenz der gesuchten Person gemessen wird.»


    Die Polanski-Falle – scharfe Kritik kommt vom Verband der Regisseure: das Vorgehen sei nicht nur eine «groteske Justizposse, sondern auch ein ungeheurer Kulturskandal». Heftige Empörung auch in Frankreich. Der gebürtige Pole Polanski ist seit 1976 auch französischer Staatsbürger, lebt in Paris. Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand zeigte sich «fassungslos»: «Ich bin ausser mir!» Alle Franzosen müssten jetzt zusammenstehen. Präsident Nicolas Sarkozy liess erklären, er «wünsche eine schnelle Lösung» des Problems.


    Die Sprecherin der Bezirksanwaltschaft in Los Angeles, Sandra Gibbons, lobte die Schweiz «für ihre extrem kooperative Haltung».

  • Die Amis wussten diesmal davon, dass Roman Polanski in die Schweiz reisen würde. Da haben die noch schnell ein Haftgesuch eingereicht. Da die Schweiz mit den USA einen Auslieferungsabkommen hat, mussten sie wohl oder übel den Polanski verhaften.


    Der Verdacht kam natürlich schnell, ob da wegen dem Steuerstreit gegenüber den USA seitens der Schweiz gekuschelt wurde. Ich glaube dies aber nicht. Eine Nichtverhaftung hätte wohl böse Folgen nach sich gezogen.


    Warum es gerade jetzt so weit gekommen ist, ist mir schleierhaft. Gehe davon aus, dass auch noch andere europäische Länder ein Abkommen mit den USA haben. RP wird sicher nicht nur in Frankreich rumgereist sein.


    Wie das genau aussieht mit solchen Abkommen, vielleicht weiss DP mehr.

  • Das sind meistens bilaterale oder multilaterale Verträge, welche auf völkerrechtlicher Ebene geschlossen werden. Die USA hat ordnungsgemäss ein Gesuch gestellt und die Schweiz musste aufgrund eben dieses Staatsvertrages die Verhaftung durchführen.


    Es ist also sicherlich kein politischer Akt, sondern ein rechtlicher Akt. Man wirft ihm sexuelle Handlungen mit einer damals Minderjährigen vor. Auch wenn dies schon vor Jahren geschehen ist, ist dieses Delikt nach US-Recht nicht verjährt und es muss daher auch nach Jahren noch versucht werden, den Täter zu verhaften. (Randbemerkung: Da in der Schweiz die Unverjährbarkeitsinitiative angenommen wurde, sind solche Delikte auch nicht mehr verjährbar). Polanski hätte sich schon vor Jahren seiner Verantwortung stellen sollen. Ein Strafverfahren hat 2 Ziele, Erstens den Täter zu überführen und ihm seine gerechte Strafe zu zuführen und aber zweitens besteht natürlich auch die Möglichkeit für den Angeschuldigten, seine Unschuld zu beweisen.


    Was mich an der ganzen Sache sehr stört, dass gewisse Politiker/Filmschaffende und Persönlichkeiten fordern, dass Polanski freigelassen wird. Auch ein brillianter Regisseur muss sich an Gesetze halten, wir sprechen da ja von Delikten, die nicht gerade Bagatellcharakter aufweisen. Da fängt die Zweiklassengesellschaft an. Ein Skandal ist übrigens, dass er über Jahre hindurch herumreisen konnte.

  • Der letzte Punkt ist genau das Problem. Die Schweiz hat ja seit einigen Jahren ein Auslieferungsabkommen mit den USA und ich kann mir kaum vorstellen, dass nie bekannt war, wenn er in der Schweiz war. Er hat doch gar keinen Hehl daraus gemacht. Ich finde das inkonsequent und wundere mich nur, warum die Schweiz jetzt auf Mal einlenkt. Finanzkrisenfolge?

  • Zitat von "Zek"

    Der letzte Punkt ist genau das Problem. Die Schweiz hat ja seit einigen Jahren ein Auslieferungsabkommen mit den USA und ich kann mir kaum vorstellen, dass nie bekannt war, wenn er in der Schweiz war. Er hat doch gar keinen Hehl daraus gemacht. Ich finde das inkonsequent und wundere mich nur, warum die Schweiz jetzt auf Mal einlenkt. Finanzkrisenfolge?


    Ganz einfach: Der Haftantrag wurde erst jetzt gestellt!

  • Zek:


    Die zuständige Behörde in den USA hat Wind davon bekommen, dass Polansky nach Zürich geht. Der Antrag auf eine Verhaftung ist erst jetzt vor kurzem an die zuständige Schweizer Behörde gelangt.


    Fazit: die Verhaftung erfolgte aufgrund eines Antrages der Strafverfolgungsbehörden der USA. Da jetzt ein Abkommen über eine Auslieferung zwischen der Schweiz und der USA besteht, muss die Schweiz Polansky ausliefern.


    Man kann keineswegs von Einlenken reden, wieso auch, es gibt nichts zum einlenken, sondern die Schweiz ist momentan der verlängerte Arm der Strafverfolgungsbehörden der USA basierend auf dem Übereinkommen. Ein solches besteht übrigens mit Deutschland auch.

  • Zitat von "Zek"

    Dann habe ich das Prinzip nicht kapiert. Der internationale Haftbefehl besteht seit 2005, warum muss die USA dann nochmal extra die Auslieferung beantragen?


    so genau weiss ich es auc nicht, ich denke, dass ist einfach das normale Verfahren. Dem Gesuchten muss ja noch die Möglichkeit des Stellens eines Rekurses ermöglicht werden.

  • Zitat von "Zek"

    Haken wir das ab. Für mich kam das nur anders rüber, aber ich bin auch kein Jurist und auch kein Politiker.


    Da hast du recht. Problem war auch bei den Medien zu suchen, da diese es nicht geschafft haben, richtig zu informieren.

  • Überraschendes Votum für ein Minarettverbot:

    Die Schweizer haben die Volksinitiative "Gegen den Bau von Minaretten" angenommen: Nach dem am Sonntag veröffentlichten Endergebnis stimmten mehr als 57 Prozent für die Initiative zweier rechtspopulistischer Parteien. Umfragen vor der Abstimmung hatten noch eine Niederlage der Minarettgegner erwarten lassen. Daher ist das Ergebnis eine Überraschung.



    Die Wahlbeteiligung betrug rund 54 Prozent. Auch das sogenannte Ständemehr, die Mehrheit der für die Annahme des Referendums benötigten Kantone, kam zustande. Teilergebnisse zeigten, dass die Wähler im deutschsprachigen Kanton Luzern für das Bauverbot votierten, während die französischsprachigen Kantone Genf und Waadt die Initiative ablehnten. Die Stimmlokale hatten am Mittag geschlossen. Veröffentlicht wurden erste Trends eine Stunde nach Schließung der Wahllokale. Laut Hochrechnungen stimmten unter anderem in Appenzell-Innerrhoden, Schaffhausen und Aargau gut 64 Prozent der Wähler mit Ja.


    Die von Anhängern der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) und der rechtsnationalen Kleinpartei Eidgenössische Demokratische Union (EDU) lancierte Volksinitiative konnte damit offenbar nach einem zum Teil scharf geführten Abstimmungswahlkampf zuletzt Boden gutmachen. Bislang gibt es in der Schweiz lediglich vier Moscheen mit Minaretten.


    Damit dürfte der Schweiz ein außenpolitisches Problem ins Haus stehen, das die international orientierte Wirtschaft zu belasten droht. Erst vor wenigen Monaten wurde der Steuerstreit mit den USA beigelegt. Noch nicht ausgestanden ist dagegen eine Auseinandersetzung mit Libyen um zwei Schweizer, die dort festgehalten werden, nachdem Sohn und Schwiegertochter des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi vor einiger Zeit in Genf vorübergehend festgenommen worden waren.


    Mit Ausnahme der SVP haben sich sämtliche etablierte Parteien der Schweiz gegen das Minarettverbot ausgesprochen. Die Regierung in Bern hatte den Stimmberechtigten empfohlen, mit Nein zu votieren. Sie befürchtet, ein Minarettverbot werde "im Ausland auf Unverständnis stoßen und dem Ansehen der Schweiz schaden".


    Das Schweizerische Forum für die Integration von Migrantinnen und Migranten (FIMM) und die Gewerkschaft Unia bedauerten die Entscheidung. Den fremdenfeindlichen Kräften sei es gelungen, eine Mehrheit der Stimmberechtigten mit ihrer Angstkampagne zu überzeugen. Die Bemühungen um Integration und interkulturelle Öffnung in der Schweiz hätten damit einen Rückschlag erlitten.


    Auch die Sozialdemokratische Partei (SP) warnte vor einer Ausgrenzung von Muslimen in der Schweiz. Das Ja bei der Volksinitiative sei vermutlich aus einem diffusen Gefühl der Angst vor einer religiösen Minderheit heraus entstanden, erklärte die Partei. Dies müsse ernst genommen werden, das Abstimmungsergebnis dürfe aber nicht als Misstrauensvotum gegenüber allen in der Schweiz lebenden Muslimen fehlinterpretiert werden.


    Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) zeigte sich über die Annahme des Verbots besorgt. Für Sprecher Walter Müller ist das Ja "ein Hindernis auf dem Weg der gegenseitigen Integration und des interreligiösen Dialogs". Die Zustimmung zur Anti-Minarett-Initiative stelle die Schweiz international an den Pranger, sagt die Religionsexpertin Rifa 'at Lenzin. Die Schweiz habe in der "Islamophobie eine Vorreiterrolle" übernommen

    :P


    Lobo





    Glück ist das einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt[SCHILD=random]der beste Lobo der Welt [/SCHILD]

  • Zitat von "donja"

    Ja, diese Abstimmung. Die Schweiz scheint Angst, zumindest Respekt vor den Muslimen zu haben.
    Ob das nun ein gutes Resultat ist, wird sich erst noch zeigen.


    Mich wundert nur, das nach dem ersten Bericht im Radio alles noch andersherum aussah :shocked:

    :P


    Lobo





    Glück ist das einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt[SCHILD=random]der beste Lobo der Welt [/SCHILD]

  • Auf der einen Seite finde ich den Entscheid, welcher der Souverän gefällt hat, falsch. Die Baugesetze und Verordnungen regeln das Bauen der Minarette schon. Die Gefahr von Extremistischen Tätigkeiten ist auch möglich ohne Minarette. Ich bin klar gegen die Initative gewesen. Die Argumente der Befürworter sind m.E. nicht sehr ausibel.


    Auf der anderen Seite muss man aber schon sagen, dass jetzt die Wogen ein bisschen höher schlagen, aber bald glätten sie sich wieder. Der Entscheid richtet sich ausdrücklich gegen Minarette, als Symbol des Islams. Es wird aber weiterhin möglich sein, Moscheen zu bauen, auch ein Verbot der Religion ist nicht ausgesprochen worden. Der Entscheid tangiert nur wenige Menschen, denn bis dato waren nur 4 Minarette in der Schweiz gebaut worden. Es besteht demnach gar kein so grosses Bedürfnis nach diesen Bauwerken. Das jetzt alle so empört sind, verstehe ich nicht. Ein Verbot war aber nicht nötig. Die Medien puschen leider die ganze Thematik auf, vor allem die ausländischen Medien schreiben einfach mal etwas. Auch das ist falsch. Man muss festhalten, dass die Schweiz kein Problem mit den Muslimen hat, wie auch, sind sie doch gesehen im europäischem Vergleich gut in die Gesellschaft eingegliedert.


    Ps. ein Burka-Verbot greift viel tiefer in die Religionsfreiheit und in die Persönlichkeit ein, als ein Verbot von Minaretten. Da sollte sich der Aussenminister von Frankreich bewusst werden, bevor er andere Staaten kritisiert.

  • Die Nein-Gegner sind schon ein bisschen selber schuld. Die haben praktisch kaum Wahlkampf betrieben. Sogar unser Bundesrat auf dem falschen Fuss erwischt.


    Mit ihrer agressiven Werbung haben die SVPler die Ängste so richtig geschürt und nun auch noch gewonnen. :-?


    ps: auf die Kommentare aud Frankreich können wir eh verzichten. Die sollen dort hre eigenen Probleme lösen.