Nach der EM ist vor der WM
Europa kämpft um 13 Tickets für Brasilien 2014
Die EURO 2012 ist endgültig Geschichte, der Fokus richtet sich auf die Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien. Am Freitag fällt in Europa der Startschuss, der erste Anpfiff ertönt in Russland. Während die Färöer für das DFB-Team keine allzu hohe Hürde sein sollten, steht den Niederlanden mit der Türkei gleich ein echter Härtetest ins Haus. Mit Dänemark und Tschechien messen sich zwei EM-Teilnehmer.
13 Tickets für die Weltmeisterschaft am Zuckerhut werden in Europa vergeben. Die neun Gruppensieger sind direkt qualifiziert, vier weitere Plätze werden in Play-offs ausgespielt. Wer misst sich in den einzelnen Gruppen? kicker online liefert Ihnen einen Überblick...
Gruppe A: Heiße Duelle und begehrte Talente
Kroatien, Serbien, Mazedonien - an brisanten Duellen wird es der spannend besetzten Gruppe A nicht mangeln. Zumal auch noch Wales und Schottland aufeinandertreffen. Hinzu kommt das aufstrebende Team aus Belgien, dessen junge Talente in ganz Europa heiß begehrt sind.
Bei Kroatien feiert der neue Nationaltrainer Igor Stimac beim Heimspiel gegen Mazedonien sein Debüt. Der Bilic-Nachfolger berief mit Mandzukic, Ilicevic, Perisic und Olic vier Bundesliga-Profis. Gerade der Neu-Wolfsburger brennt nach der verpassten EM auf seinen Einsatz. Serbien beginnt am Samstag in Schottland sein Unterfangen, das bittere Aus in der EM-Quali vergessen zu machen, als man hinter Estland landete.
Einen Aufwärtstrend gab es in der EM-Quali bei Wales zu verzeichnen. Dann jedoch schockte der tragische Tod von Nationaltrainer Gary Speed im November 2011 eine ganze Nation. Chris Coleman tritt das schwierige Erbe als Nachfolger an, kann dabei aber auf Top-Talente wie Bale (Tottenham), Allen (Liverpool) oder Ramsey (Arsenal) bauen. Über einen spannenden Kader verfügt auch Auftaktgegner Belgien: Hazard, Witsel, Dembelé, Lukaku, Vertonghen - belgische Nationalspieler waren auf dem Transfermarkt diesen Sommer in aller Munde. Hinzu kommen Akteure wie Kompany, Vermaelen oder Fellaini, die in ihren Premier-League-Klubs seit langem zu den Leistungsträger gehören. Reicht es für die erste Qualifikation für ein großes Turnier seit 2002?
Gruppe B: Keine leichten Aufgaben für Vize-Europameister Italien
Vize-Europameister Italien hat keine leichte Gruppe erwischt. Immerhin messen sich die Azzurri mit Dänemark und Tschechien mit zwei weiteren EM-Teilnehmern. Bulgarien, Armenien und Malta sind klar in der Außenseiterrolle.
Italien startet in Bulgarien ohne den verletzten Montolivo und Balotelli, der sich in Brescia einer Augen-OP unterzogen hat. Cassano wurde von Cesare Prandelli nicht nominiert. Vorne könnten Giovinco (Juve) und Osvaldo (Roma) beginnen, die angeschlagenen de Rossi und Pazzini erhalten wohl eine Pause.
Richtig ernst wird es gleich zu Beginn für Dänemark und Tschechien - beide Teams stehen sich in Kopenhagen im direkten Duell gegenüber.
Gruppe C: Deutschland in der Favoritenrolle
In der Gruppe C liegt die Favoritenrolle klar bei Deutschland. Das DFB-Team muss aber immerhin gegen zwei EM-Teilnehmer ran, wobei Schweden und Irland jeweils in der Vorrunde ausschieden. Hinzu kommt Dauergegner Österreich sowie Kasachstan und die Färöer, auf die die Schützlinge von Joachim Löw am Freitag in Hannover treffen. Man wolle "gleich ein Zeichen setzen und sofort die Führung in der Gruppe übernehmen", sagte der Bundestrainer dem kicker. Die deutsche Nationalmannschaft steht vor ihrem 500. Länderspielsieg seit der Premiere gegen die Schweiz am 5. April 1908.
Trapattonis Iren starten derweil in Kasachstan, Österreich beginnt den Anlauf Richtung Brasilien erst am Dienstag - gegen Deutschland in Wien. Dann steigt auch Schweden ein (gegen Kasachstan).
Gruppe D: Schafft van Gaal die WM-Qualifikation diesmal?
Trotz der schwachen Vorstellungen bei der EURO gehen die Niederlande in der Gruppe D als klarer Favorit ins Rennen. Die Elftal trifft auf die Türkei, Rumänien, Estland und Andorra.
Zum Pflichtspiel-Start in die zweite Ära des Louis van Gaal wird mit der Türkei gleich der vermeintlich härteste Kontrahent in Amsterdam vorstellig. Dabei nominierte van Gaal Gladbachs Rekordeinkauf de Jong für den verletzten Wolfsburger Dost nach. Während auch Robben und Huntelaar, der im Sturm den Vorzug vor van Persie erhält, dabei sind, fehlen die unlängst in die Bundesliga gewechselten Afellay und van der Vaart im Aufgebot.
Estland, das sich in der EM-Qualifikation zuletzt überraschend für die Play-offs qualifizierte (und an Irland scheiterte), empfängt zum Auftakt Rumänien, Ungarn reist nach Andorra.
Gruppe E: Die Schweiz darf vom Zuckerhut träumen
In der Gruppe E ist kein klarer Favorit kaum auszumachen. Angesichts der Gegner Norwegen, Slowenien, Albanien, Zypern und Island darf sich die Schweiz aber berechtigte Hoffnungen auf den Trip nach Brasilien machen. "Die vom Papier her leichte Gruppe ist genau das Problem. Die Erwartungen in der Schweiz sind sehr groß", meinte der Neu-Schalker Barnetta. Zum Auftakt steht den Schützlingen von Ottmar Hitzfeld in Slowenien gleich ein richtungsweisendes Duell bevor. Barnetta: "Ein guter Start ist enorm wichtig, um nicht von Beginn an hinterherlaufen zu müssen."
Gruppe F: Capellos Russen oder Cristiano & Co.?
In der Gruppe F dürften sich Portugal und Russland um den Gruppensieg streiten. Israel, Nordirland, Aserbaidschan und Luxemburg heißen die weiteren Gegner.
Die Russen machen gegen Nordirland am Freitag den Anfang. Vor seinem Debüt kehrte der neue Nationalcoach Fabio Capello gleich mit eisernem Besen: Arshavin, Pogrebnyak und Pavlyuchenko wurden nicht nominiert. Portugals unglücklicher Superstar Cristiano Ronaldo kann beim Auswärtsspiel in Luxemburg vielleicht ein bisschen Frust abbauen.
Gruppe G: Bosnien-Herzegowina will es endlich wissen
Lösbare Aufgaben hat Griechenland zugelost bekommen. Die Slowakei und Bosnien-Herzegowina sind die vermeintlich größten Kontrahenten in der Gruppe G, hinzu kommen Litauen, Lettland, 2004 immerhin EM-Teilnehmer, und Liechtenstein.
Zum Start geht es für Hellas nach Lettland, die Slowakei gastiert in Litauen und die Bosnier bitten in Liechtenstein zum Aufgalopp. Dzeko & Co. scheiterten zuletzt zweimal in den Play-offs (jeweils an Portugal) und wollen sich nun endlich einmal für ein großes Turnier qualifizieren.
Gruppe H: England misst sich mit enttäuschten Gastgebern
Englands Vorstellungen bei der EURO waren einmal mehr enttäuschend. Auf dem Weg nach Brasilien bekommen es die "Three Lions" in der Gruppe mit den beiden Co-Gastgebern Polen und Ukraine zu tun. Zudem geht es erneut gegen Montenegro, das zuletzt die Play-offs schaffte.
Los geht es für das Team von Roy Hodgson mit einem Gastspiel in Moldawien, das neben San Marino der große Außenseiter in der Gruppe ist. Verzichten müssen die Engländer dabei auf die verletzten Rooney, Carroll und Cole.
Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM im eigenen Land startet Polen in Montenegro neu durch - mit neuem Trainer: Wie sein Vorgänger setzt auch Waldemar Formalik auf das Dortmunder Erfolgstrio Piszczek, Blaszczykowski, Lewandowski. Die Ukraine steigt erst am Dienstag in die Qualifikation ein. Die Post-Shevchenko-Ära beginnt mit einem Gastspiel in Wembley.
Gruppe I: Zwei Weltmeister streiten um Platz 1
Die einzige Fünfergruppe hat es in sich: Sie beinhaltet mit Spanien und Frankreich zwei Weltmeister. Weißrussland, Georgien und Finnland sind da sicher nur Staffage.
Mit Didier Deschamps unternimmt der nächste Trainer einen Anlauf, dem mit zahlreichen Ausnahmekönnern besetzten Frankreich Teamgeist und Disziplin einzutrichtern. Beim Gastspiel in Finnland setzt der frühere Welt- und Europameister auf Bayern-Star Ribery. Für Ben Arfa und M'Vila, die vom französischen Verband wegen Undiszipliniertheiten während der EM verwarnt worden waren, ist im Kader kein Platz. Der nach seiner Journalisten-Beschimpfung gesperrte Nasri ist sowieso erst einmal außen vor.
Europa-Welt-Europameister Spanien gibt sich erst am Dienstag in Georgien die Ehre. Vor seinem Pflichtspiel-Comeback in der Nationalmannschaft steht Rekord-Torschütze David Villa, der nach rund achtmonatiger Verletzungspause (Schien- und Wadenbeinbruch) wieder nominiert wurde