Gruselkabinett Nr. 76 - Das Teufelsloch

  • „Das Teufelsloch“ aus der Feder von Bram Stroker in einer Adaption von Marc Gruppe hat mich vorzüglich unterhalten. Es ist eines jener Gruselkabinettvertreter, bei denen die Dramatik aus den Handlungen der agierenden Figuren resultiert. Nicht durch äußere Einflüsse wie Spuk oder Ähnliches. Ganz ohne Einfluss von außen geht es natürlich nicht:


    Die Geschichte handelt von drei Freunden. Zu der Clique gehört ein Mädchen, dass bald volljährig wird und somit verheiratet werden soll. Ihre beiden Freunde werben um sie und so gibt es alsbald Druck von der Gemeine, in der sie leben, dass einer der beiden nun endlich ihre Gunst erhalten muss. Schlussendlich gibt es eine Lösung des Problems, dessen initiale Durchführung am Teufelsloch stattfindet, „wo alles begann“. Das Teufelsloch wird eine Öffnung in einer Höhle genannt, durch das bei Flut das rauschende Meer wie ein Geysir durchspritzt, was für die Kinder ein tolles Schauspiel darstellt und sie auch im Erwachsenenalter fasziniert. Nun einigen sich die besten Freunde über eine Abmachung, wer der Glückliche sein darf und die angebetete Freundin aus Kindertagen ehelichen. Der Verlierer ist über den Ausgang wenig begeistert und erfährt eine rasche Wandlung: Den einen Verehrer soll der Teufel helfen, dem anderen Gott. Damit ist das Schicksal der drei besiegelt und unangenehme Zeiten brechen an, nachdem sie das Teufelsloch verlassen haben. Dieser Ort wird immer wieder aufgesucht und mit einer letzten Katastrophe endet das Hörspiel an eben dieser Stelle.


    Ich möchte jetzt nicht mehr über die Geschichte verraten, obwohl es mir in den Fingern juckt, denn sie hat mich absolut gefesselt. Und das, obwohl sie so simpel und gradlinig ist. Meiner Meinung nach liegt es aber auch gerade darin der reiz. Die Handlung wird geradewegs erzählt, nicht zu schnell, nicht zu langsam und mit viel Gefühl. Da fällt es wie bei der „Anne“-Hörspielserie einfach, in die Innenwelt der Figuren einzutauchen. Das Hörspiel hat ein paar gruselige Momente. Wer aber Horror gewohnt ist, wird dem wohl kaum zustimmen. Der wahre Schrecken steckt in der Charakterentwicklung. Wie sich liebevolle Menschen ändern können, wenn ihre Gefühle verletzt werden, und zu was sie fähig werden, ist faszinierend und bedrohlich zugleich. Der Hörer mag das Schlimmste vermuten, sich fürchten vor dem, was er an Folgen zu ahnen mag. Wahrscheinlich gibt es dann doch so manche Überraschung, weil es nicht so tragisch kommt, auf einmal unvorbereitet das Schicksal eine unvorhergesehene schreckliche Wendung nimmt.


    Besonders das Ende hat mir gefallen. Es hat mich total beunruhigt zurückgelassen, sodass ich der Geschichte noch länger nachgehangen habe. Zumal offen bleibt, was mit den bis dahin überlebenden Menschen passiert. Da gibt es einige Möglichkeiten und der Hörer hat die Gelegenheit zu entscheiden, wie die Geschichte tragisch enden könnte oder ob es nicht doch noch ein gewisses Happy End gibt …


    Wie fast immer bin ich voll des Lobes für die Sprecher, die Musikauswahl und Geräusche. Es ist eine sehr stimmige Komposition und fügt sich harmonisch zusammen. Von der wunderbaren Sprecherriege stellt dieses Mal für mich Jacqueline Belle das Highlight dar, weil sie hervorragend die Frohnatur Sarah Trefusius spielt und immer perfekt dem Umschwung schafft, wenn sie bekümmert ist, da sie in der schwierigen Position steckt, sich zwischen zwei Menschen, die sie von klein auf kennen und lieben gelernt hat, entscheiden zu müssen.


    Fazit
    Ein Hörspiel, das es vermag, einen emotional mitzunehmen in ein vergangenes Jahrhundert mit einem allzu menschlichen und wohl ewig aktuellen Problem, dessen schier einzige Lösung eskalieret. Selbstredend ist das Ende irgendwie absehbar und hätte einfach („wenn Frauen wie Männer ticken würden?“ ;)) vermieden werden können, aber trotzdem: Beste Unterhaltung für alle, die den Grusel durch die Handlung von natürlichen Personen und nicht nur übersinnlichem etwas abgewinnen können.