Hier ein paar Rezensionen zur Theaterfassung von "Der Schuss am Kilimandscharo". Wäre interessant gewesen. Leider schon vorbei. Hat das jemand gesehen?
Der Schuss am Kilimandscharo
21. August 2012
29./30. 09. im Theater am Schlachthof, Neuss
„Der Schuss am Kilimandscharo“, ein wenig bekannter Roman
von Jules Verne, ist eine wilde Komödie über gelangweilte amerikanische
Waffennarren, die mittels eines gigantischen Kanonenschusses die Erdachse
begradigen wollen, damit die Pole schneller Abschmelzen und sie die Rohstoffe
besser ausbeuten können. Die Bühnenfassung im Theater am Schlachthof (TaS) wird
ein skurriles aber zugleich auch sehr aktuelles Stück in einer höchst
unterhaltsamen und komödiantischen Inszenierung von Markus Andrae, der fand im
Roman „die passende Vorlage für ein dramatisches und wichtiges Thema unserer
Zeit“ und setzt im Stück auf „großes Bildertheater“.
Nach Jules Verne
Der Schuss am Kilimandscharo
Bühnenfassung und Regie: Markus Andrae
Bühnenbild: Bernd Farber, Kostüme: Sergio Abajur
Mit Suzan Erentok, Tim Fleischer, Anke Jansen, Bertolt Kastner, Christoph Kühne
und Johann Wild
Premiere: 1. 9. - 20.00 Uhr
2./30. 09. - 19.00 Uhr & jew. 7./8./21./22./29. 09. - jew. 20.00 Uhr
Theater am Schlachthof, Neuss - Blücherstraße 31 - 33
Jules Verne am Schlachthof: Die Welt aus den Angeln heben
Von Jeanne Andresen
Markus Andrae inszeniert im Theater am Schlachthof die
selbst geschriebene Bühnenfassung eines Romans von Jules Verne.
Die Mitglieder des Gunclubs planen das Abschmelzen der
Polkappen.
Neuss. Die neue Spielzeit im Theater am Schlachthof
beginnt fantastisch. Zumindest was die Wahl des Stückes angeht, das der
künstlerische Leiter, Markus Andrae, am Samstag, 1. September, auf die Bühne
bringen wird. „Der Schuss am Kilimandscharo“ ist eine Erzählung von Jules
Verne, nach der Andrae eine Bühnenfassung geschrieben und inszeniert hat.
Kilimandscharo-Stück wird politisch wie unterhaltsam
„Die Idee dazu habe ich schon seit 20 Jahren. Und jetzt,
dachte ich, ist eine schöne Gelegenheit, damit die neue Spielzeit zu eröffnen“,
erzählt Andrae.
Es ist die erste Spielzeit, die seit dem Tod Reinhard
Mloteks komplett unter Andraes Federführung läuft. Tagesaktueller möchte er das
Programm im TaS künftig gestalten, kritisch und auch politischer.
Dass das auch sehr unterhaltsam sein kann, sollen die
Besucher bei „Der Schuss am Kilimandscharo“ erleben. Gespielt wird eine Komödie
über einen mächtigen Klub gelangweilter amerikanischer Waffennarren, den
„Gunclub“.
Die Mitglieder beschließen eines Tages, durch das Abfeuern
einer gigantischen Kanone die Erdachse zu begradigen. Ziel der Unternehmung ist
ein Abschmelzen der Polkappen und dadurch ein erleichterter Abbau von
Rohstoffen.
„Obwohl das Stück 1988 spielt, passt es sehr gut in unsere
Zeit, in der die erste Welt ihre Rücksichtslosigkeit im Umgang mit der dritten
Welt überdenken muss“, sagt Andrae.
Mit seiner Inszenierung möchte er „die rigorose
Ökonomisierung der Verhältnisse“ kritisieren und die Hybris einiger großer
Staaten aufzeigen – ohne dabei jedoch allzu politisch zu werden. Spannung und
Unterhaltung stehen im Vordergrund.
So erwartet die Zuschauer ein turbulentes Geschehen auf der
Bühne mit vielen Orts- und Kostümwechseln. Das Bühnenbild wird daher technisch
recht aufwändig sein.
Sechs Schauspieler, darunter auch „feste TaS-Größen“ wie
Johann Wild und Anke Jansen, teilen sich insgesamt 15 verschiedene Rollen.
Außerdem wird es nicht bloß skurril und abenteuerlich zu gehen, es wird auch
laut.
Stellenweise sogar so laut, dass das TaS gesetzlich
verpflichtet ist, Besucher mit Atemwegserkrankungen und schweren Herzleiden vor
dem Besuch der Vorstellung zu warnen. Es ist also davon auszugehen, dass „Der
Schuss am Kilimandscharo“ ein echter Startschuss für die neue Spielzeit am TaS
sein wird.
» Premiere ist Samstag, 1. September, 20 Uhr. Weitere
Termine an den Wochenenden im September. Nähere Infos und Karten gibt es unter
2 02131/ 27 74 99 oder auf: http://www.tas-neuss.de/
Neuss http://www.rp-online.de/nrw/staedte/ne…58#comment-list
Komödie über den Weltuntergang
Der Roman "Schuss am Kilimandscharo" von Jules Verne ist die Vorlage für
das Auftaktstück zur neuen Spielzeit im Theater am Schlachthof.FOTO: Saskia
Zeller
Neuss. Sie lieben das Getöse immer noch größerer
Kanonen, den Krieg und die Schlachten. Und sie lieben das Geld. Vor allem sind
sie sofort Feuer und Flamme, wenn sich das eine mit dem anderen verbinden
lässt. Freaks und Sonderlinge sind die Mitglieder des Kanonenclubs von
Baltimore und nichts kann sie abhalten von ihrem Vorhaben, die Erdachse zu
begradigen, was die Polkappen schmelzen und die ungeheuren Bodenschätze unter
der Antarktis zugänglich werden ließe. Von Dagmar Kann-Coomann
Eigentlich verblüffend, dass Jules Verne schon vor mehr als
120 Jahren in seinem Roman "Schuss am Kilimandscharo" eine skurrile
Posse schrieb über die skrupellose Gier, die vor keiner noch so endgültigen
Zerstörung des Planeten Halt macht. Markus Andrae hat diese wilde Komödie um
gelangweilte amerikanische Waffennarren, die skrupellose Jagd nach Rohstoffen
und die Bereitschaft, den Planeten zu zerstören, sofern nur eine schöne Rendite
dabei herausspringt, frei nach Jules Verne inszeniert, und beschert damit dem
Theater am Schlachthof einen bissigen, humorvollen und aktuellen Auftakt zur
neuen Spielzeit.
Schrill und witzig war die Premiere dieser
"Weltuntergangskomödie" am Samstag, in der Andrae die Waffennarren
als Beschädigte an Leib und Seele zeigt, die bar jeglicher Verantwortung und
Sozialität ihre persönlichen Interessen zu verfolgen und die Welt aus den
Angeln zu heben wissen. Tim Fleischer, Bertolt Kastner, Johann Wild und
Christoph Kühne präsentieren die Mitglieder dieses exklusiven Clubs einfach
charmant als Tollhäusler, die mit der Entschlossenheit des reinen Wahns. Suzan
Erentok zeigt souverän die dunkle, von keinerlei Skrupeln geplagte Geldgeberin
Mrs. Scorbitt und Anke Jansen ist einfach gut als skeptische Tochter des
Kanonenclubpräsidenten Barbicane. Bernd Farber gibt dem turbulenten Geschehen
einen Rahmen aus schiefen weißen Säulen, ein schräger Ort zwischen
Abschussrampe und einer Welt, die bedrohlich ins Wanken zu geraten droht.
Sergio Abajurs Kostüme, die das Geschehen in die wohlige
Ferne des späten 19. Jahrhunderts verlegen, sind ohnehin immer ein Hingucker,
originell, begeisternd und pointiert. Ein Glück, dass Kanoneningenieur James T.
Maston sich ein wenig verrechnet hat und das Vorhaben gründlich misslingt,
obwohl der Riesenknall der Detonation mindestens so groß ist wie der, den seine
Urheber haben. Also gibt es ein Happyend und Schonfrist für die Welt, zumindest
aus der Perspektive Jules Vernes.
Quelle: NGZ
Kein Schnee mehr am Kilimandscharo?
Autor: RM
„Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“, „In 80 Tagen um die
Welt“ oder „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ zählen zu den berühmtesten
Werken des französischen Schriftstellers Jules Verne. Zur Spielzeiteröffnung
und unter neuer Leitung bringt das TAS nun mit „Der Schuss am Kilimandscharo“
eine nicht ganz so berühmte Satire dieses Autors auf die Bühne.
Auch in dem 1889 im Original unter dem Titel „Sans dessus
dessous“ (Kein Durcheinander) veröffentlichten Roman will der Kanonenclub aus
Baltimore wie schon bei seiner „Reise um den Mond“ aberwitzige Ideen
verwirklichen. Doch dieser Plot wirkt wie die Vorwegnahme eines längst bittere
Realität gewordenen Kampfes um die Ressourcen unserer Erde. Versteigert wird
der Nordpol, und die Vereinigten Staaten, vertreten durch die Herren des
privaten Kanonenclubs, haben letztendlich die größte Kaufkraft unter den
Mitbietenden. Um den geplanten Abbau der Bodenschätze unter dem Eis zu
erleichtern, soll mittels des Rückstoßes eines gewaltigen Kanonenschlags die
Erdachse verschoben und damit das Polareis schleunigst zum Schmelzen gebracht
werden. Absehbare Verwüstungen, radikaler Klimawandel und entsprechende weitere
Naturkatastrophen werden von den Erfindern salopp in Kauf genommen. Doch ein
Blitzschlag sorgt für entscheidende Fehler bei den Berechnungen. So kommt es
zumindest in dieser wilden Komödie über gelangweilte amerikanische Waffennarren
doch noch zu einem Happy End. Und die Weltöffentlichkeit hat dank zynischer Berichterstattung
ihren Spaß an dieser Pleite.
Die skurrile Story mit prophetischen Ausmaßen inszeniert mit
Markus Andrae der neue künstlerische Leiter im Theater am Schlachthof. Der fand
in diesem Roman „die passende Vorlage für ein dramatisches und wichtiges Thema
unserer Zeit“ und legte den Akzent verstärkt auf die Macht der Presse, die den
Prozess eines gnadenlosen Schacherns um unsere Rohstoffreserven ebenso wie die
Arroganz übermächtiger Staaten begleitend dokumentiert. Suzan Erentok, Tim
Fleischer, Anke Jansen, Bertolt Kastner, Christoph Kühne und Johann Wild treten
auf. Das Bühnenbild schuf Bernd Farber.