Gruselkabinett Nr. 86 – Die Kreatur

  • Michael sucht die verschwundene Katze seiner Freundin. Dabei macht er die Bekanntschaft mit seinem neuen Nachbarn, über den wenig mehr bekannt ist, als dass er ein Handicap hat: Er ist nicht besonders gut zu Fuß. Die Einwohner des kleinen Städtchens meiden das Grundstück des hinzugezogenen John Stark aus historischen Gründen. Als Michael ihn nach der entlaufenen Katze fragt, lernen sich die beiden besser kennen und John bittet Michael, ihn regelmäßiger zu besuchen. Dies tut er auch und bei jedem Besuch hört er etwas vom Dachboden, das offenkundig zu wachsen scheint und damit immer lauter wird. John gibt vor, nichts zu hören. Welches Geheimnis verbirgt er?


    Dieses Hörspiel ist durchweg spannend erzählt. Die Situation in der Kleinstadt spitzt sich immer weiter zu. Das wird erstklassig vom Soundtrack und den Sprechern transportiert. Die Handlung entwickelt sich nach bekannten Mustern, bietet trotzdem kleinere Überraschungen und eine Situation, die ich überaus amüsant finde: Michael hilft John an seine Medikamente zu gelangen. Eine dynamische und lustige Stelle im Hörspiel.


    Jannik Endemann spielt den Protagonisten Michael und Manfred Lehmann sein Gegenüber John. Beide überzeugen auf der ganzen Linie. Besonders gefällt mir, dass die Bedrohung und Gefahren subtil transportiert werden und eben nicht überdeutlich die Rollen gut oder böse gesprochen werden. Das erhöht den Realitätsgrad der Handlung.
    Hasso Zorn, Titania Mediens Stammerzähler, ist hier in einer Sprechrolle, als besorgter Sheriff, zu hören.
    Maximiliane Häcke spricht herzallerliebst und an den richtigen Stellen besorgt oder unter großer Furcht stehend Michaels Freundin. Ihre Mutter wird sehr gut von Traudel Haas gesprochen.


    Musikalisch ist die Produktion für meine Ohren einwandfrei. Bei den Geräuschen störe ich mich an einer Szene. In dieser wird eine Kette aus der Verankerung der Wand gerissen. Mein Kopfkino klingt anders. Entsprechend ist meine Erwartungshaltung. In meiner Vorstellung klingt es lauter und länger: Laute des sich lösenden Putzes sind nur kurz zu hören und über den ganzen Akt hinweg ertönt das gleiche Kettengerassel ohne Variationen und verstummt schließlich. Gerade beim Ziehen und Hebeln müsste es meiner Meinung nach anders klingen und vielleicht ein Poltern am Boden nach erfolgreichem Lösen der Verankerung zu hören sein. Oder wird die etwa aufgefangen? Ich hatte die Situation so erfasst, dass ein Mensch an Ketten gefesselt ist. Nun scheint es auszureichen, die Verankerung zu lösen, um die Person von den Ketten zu befreien. Das ist natürlich abhängig von der Beschaffenheit der Verbindung zwischen Mensch und Kette. Das Hörspiel selbst gibt keine Hinweise. Nach der Loslösung von der Wand verstummt das Kettengerassel zumindest – für immer. Ohne Erklärung hätte ich zunächst angenommen, dass jetzt die Kette mitgetragen werden muss – entsprechend dürfte etwas zu hören sein. Aufgrund des fehlenden Geräusches gehe ich davon aus, dass die Kette mit Schlaufen am Menschen befestigt war und das noch kurz zu hörende Rascheln verdeutlichen soll, dass die Kette durch die Schlaufen gezogen wurde und somit nur noch diese an der Person geräuschlos verbleiben.
    Soundtechnisch gibt es für mich somit eine Möglichkeit zur Perfektion. Weiterhin ist mir nichts aufgefallen.


    Fazit
    Ein gelungenes Hörspiel mit tollen Sprechern und einer bedrohlichen Handlung, die durchaus lustige Szenen hat.