Delden-Wasserturm Jules Verne ließ grüßen

  • Mi., 18.02.2015


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    Futurische Anmutung: Wasserturm mit vorgebauter Wärmerückgewinnungsanlage (WRA), links die ehemalige Wasseraufbereitungsanlage (heute Restaurant Enchilada). Foto: Dr. Oldenhage, Sammlung Stadtarchi


    Gronau -


    Er sieht aus wie ein alternatives Raumfahrzeug aus den Romanen von Jules Verne. Dabei ist es ein technisches Gerät, das schon den 1930er-Jahren erschaffen wurde. Der Delden-Wasserturm hinter der Antonius-Kirche.
    Von Eckhard Bohn


    In seinem Science-Fiction-Roman „Die Reise um den Mond“ hat der französische Schriftsteller Jules Verne die moderne Raumfahrt um etwa 100 Jahre vorweggenommen. In dem Werk geht es um den Vorschlag, mit einer Kanone ein bemanntes Geschoss von der Erde zum Mond zu schicken. Ein alternatives Raumfahrzeug aus seinen Romanen hätte vielleicht auch Ähnlichkeit mit dem technischen Gebilde auf dem Foto rechts haben können.


    Tatsächlich handelt es sich hier aber um den um 1930 erbauten MvD-Wasserturm, der heute noch hinter der St.-Antonius-Kirche an bessere Zeiten der Gronauer Textilindustrie erinnert. Als auffälliges Merkmal besaß er einen kugelförmigen, durch ein zylindrisches Segment gestreckten, Wasserbehälter der Bauart „Klönne“. Als bauliche Ergänzung hatte dieser technische Bauteile erhalten, die ihm das Aussehen einer nostalgischen Rakete verschafften.


    Was hatte es sich nun auf sich mit der augenfälligen Technik? In den 1960er Jahren setzten Textilbetriebe wie M. van Delden verstärkt auf technologische Lösungen, um die Energiekosten zu senken. Eine Möglichkeit bestand unter anderem in der aktiven Wärmerückgewinnung. Erste Vorplanungen für eine Wärmerückgewinnungsanlage (WRA) gingen hierzu auf das Jahr 1958 zurück. In Kooperation des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) Hannover und der Delden eigenen maschinentechnischen Abteilung entstand schließlich der Entwurf für eine technische Anlage, deren Umsetzung ab 1965 in Angriff genommen wurde.


    Im Prinzip nutzt die Anlage sogenannten „Brüden“, also 100 Grad heißen Dampf, der aus dem Nachverdampfen von betrieblich bedingten Kondensationsprozessen abfällt. Dieses energiereiche „Dampf-Abfallprodukt“ diente in der Wärmerückgewinnungsanlage dazu, Brauchwasser auf rund 70 Grad zu erwärmen. Das so erhitzte Wasser versorgte damals diverse Abteilungen wie Druckerei, Farbküche und Wäscherei.


    Die ehemalige Wärmerückgewinnungsanlage ist heute längst demontiert, der Wasserturm aber als technisches Denkmal erhalten geblieben. Für die Landesgartenschau 2003 hatte der Künstler Caius J. Spillner insgesamt sechs Skulpturen geschaffen. Diese wurden am stählernen Tragwerk des ausgedienten Wasserbehälters installiert und sind dank der Hilfe mehrerer Sponsoren 2010 in städtisches Eigentum über gegangen.


    Quelle: http://www.wn.de/Muensterland/…ules-Verne-liess-gruessen