Gruselkabinett Nr. 120 & 121 – Der Unsichtbare

  • Mit der Geschichte eines Unsichtbaren bin ich das erste Mal durch einen Film konfrontiert worden. In diesem unternahm ein Wissenschaftler ein Selbstversuch, bevor seinem Projekt das Geld entzogen wird - und wurde unsichtbar. Zum Leid seiner Kollegen änderte sich mit der Zeit sein Wesen, sodass es sich letztendlich um einen Action-Horror-Film handelt. Der Film orientiert sich bestimmt an H. G. Wells Roman…


    Ein unheimlicher Mann namens Griffin (herrlich unsympathisch und brutal von Simon Böer verkörpert) trifft völlig vermummt – selbst sein Gesicht ist verborgen – in einem Gasthof ein. Er will dort während der Winterzeit verweilen und wichtige Experimente durchführen. Das Ehepaar des Gasthofes freut sich über die Einnahmen in der schwierigen Winterzeit und lässt dem Gast deshalb viele Freiheiten. Griffin tritt so selbstbewusst und herrisch in Erscheinung, dass es nicht viele wagen, ihm zu widersprechen. Er ist ein unheimlicher Mensch, scheinbar ein Wissenschaftler, der das Ergebnis eines Experiments versucht zu reproduzieren, da durch ein Unglück die Unterlagen mit den Ergebnissen seiner Forschung verloren gingen. Im Verlauf der Zeit geschehen immer mehr ungewöhnliche Dinge in Iping, dem Ort in dem der gruselige Griffin gastiert. Schon bald ist er nicht mehr willkommen…


    Mir fällt es geradezu schwer nicht zu viel von der Geschichte zu verraten. Sie ist überaus interessant inszeniert. Es werden auch (nahezu) alle sich ergebenen offenen Fragen geklärt: u.a. die Herkunft des Unsichtbaren und seine Beweggründe. Schade finde ich, dass die Entwicklung der sich ändernden Persönlichkeit nicht ausführlicher begleitet wird. So finde ich aufgrund der gemächlichen atmosphärischen Inszenierung das Ende immer noch etwas merkwürdig (daher das „nahezu“), bei dem der Unsichtbare meint, nun die Weltherrschaft anstreben zu müssen. Da sehe ich nur noch Wahnsinn – mir fehlt eine schlüssige Motivation für dieses Ziel. Für die ursprüngliche Forschung (unsichtbar werden) gibt es eine so schöne. Die Entwicklung Griffins wird gut aufgezeigt. Der letzte Schritt zum völligen Wahnsinn ist leider etwas unmotiviert – das null-acht-fünfzehn-Motiv („das Serum hat Schuld“) frustriert mich. Das fand ich dann doch etwas plump. Schade – die vielen Szenenwechsel im zweiten Teil, die die Vergangenheit beleuchten und erzählen wie es zu all dem kommen konnte und was tatsächlich geschah, sind ausgezeichnete Hörspielkost und spannend zu verfolgen. Es geht so weit, dass dem späteren Bösewicht Sympathie entgegengebracht werden kann. Simon Böer schafft es hervorragend, in den verschiedenen Szenen den richtigen Ton zu treffen. Auch die vielen weiteren Sprecher leisten hervorragende Arbeit.


    Bei Titania Medien ist man atmosphärische Hörspiele gewohnt und genau das erhält man. Ein wirklicher Ausrutscher ist bisher ausgeblieben, nur Folgen, die ich lieber höre, einige die ich seltener höre und dann sind da die Highlights. Diese Folge werde ich wohl seltener hören, aufgrund meines persönlichen Empfindens bei der Handlung und sicherlich auch wegen der Länge. Wahrscheinlich werde ich eher öfter nur den ersten Teil hören. Dieser kann nämlich auch sehr gut alleine gehört werden, sofern ein offenes Ende nicht als störend empfunden wird oder es eben noch in Erinnerung ist. Bei diesem Zweiteiler hätten die Folgen auch gut einzeln verkauft werden können.


    Fazit
    Ein solider Zweiteiler: Wunderbar atmosphärisch mit großartigen Sprechern umgesetzt. Während mir der erste Teil sehr gut gefällt, mag ich den zweiten, der alles erklärt und auflöst nicht besonders, da ich mit dem dargebotenen Wahnsinn wenig anfangen kann, nachdem zuvor alles so schön verständlich war. Dieser Kontrast, sicherlich gewollt und aus der Vorlage übernommen, stört mich, hat jedoch den Vorteil, dass ich lieber darüber nachdenke, wie ich die Geschichte enden lassen würde – nach dem ersten Teil oder eben der Hälfte des zweiten Teils.