Gruselkabinett Nr. 126 – Kalte Luft

  • „Kalte Luft“ – mit diesen Worten beginnt dieses Hörspiel. Der Protagonist, James Russel, beginnt zu erzählen, wie es dazu kam, dass für ihn kalte Luft das ist, was für andere schlechte Gerüche sind. Das ist verwunderlich, aber am Ende zeigt sich, dass er unheimliche Erinnerungen mit kalter Luft verbindet. Wobei Gerüche auch dazugehören. Der Unterschied: Kalte Luft begegnet den meisten häufiger als diese speziellen unangenehmen Gerüche…


    James Russel sucht eine günstige Bleibe. Er wird in einem alten prunkvollen Gebäude fündig. Einen Haken muss es aber geben! Ist es wirklich die Straßenbahn, die das ganze Haus erzittern lässt, die die günstige Miete rechtfertigt? Oder ist da mehr?
    Nach drei Wochen tropft Ammoniak in sein Zimmer. Das ist nicht das erste Mal, wie Russel von seiner Vermieterin erfährt. Der alte über ihm wohnende Arzt Doktor Munoz soll schon öfter ungeschickt gewesen sein, und eine seiner Chemikalien verschüttet haben. Als sich Russel unter akuten Herzleiden zur Wohnung des Doktors schleppt, hilft er ihm. In der Folge besucht er ihn öfter und sein Herzleiden verschwindet…


    Dieses Kammerspiel ist ein hervorragendes Hörspiel. Die Sprecher leisten hervorragende Arbeit. Besonders Peter Weis ist hervorzuheben. Eine ideale Besetzung für den alten Mann, der sowohl freundlich und liebenswert scheint, auf der anderen Seite aber geradezu aggressiv den Tod verabscheut, sodass der Hörer mehr hinter der Fassade vermutet – als ohnehin schon, weil es doch ein Hörspiel des Gruselkabinetts ist und die Apparaturen des Doktors doch reichlich wunderlich sind. Dank seiner warmen Stimme kann dem etwas unheimlichen Doktor viel Sympathie entgegengebracht werden. Bis sein Ende nahe zu sein scheint, er in Todesfurcht um sein Leben kämpfen lässt und letztendlich dem Hörer Gewissheit über das gibt, was er bisher nur vermutete. Dazu gesellt sich Timmo Niesner als freundlicher James Russel, der den Arzt häufig besucht und zusammen mit dem Hörer immer besser kennenlernt. Neben der Darstellung des freundlichen und fürsorglichen James, gelingt es Timmo Niesner ebenso bravourös als Erzähler durch das Hörspiel zu leiten. In kleineren Rollen sind Monica Bielenstein und Tom Raczko zu hören. Sie sprechen für mich als Laien ausreichend mit einem spanischen Akzent, um die Herkunft der Figuren auditiv zu belegen.


    Der Soundtrack dieses Hörspiels ist etwas moderner angehaucht und begleitet das ganze Hörspiel wunderbar eindringend und zugleich in einigen Phasen beruhigend. Es war eine Wohltat, der Musik zusammen mit dem Gesagten zu lauschen. Die Geräusche ergänzen das Hörspiel jeweils im passenden Moment und sorgten bei mir für eine großartige Immersion.


    Fazit
    Dieses Hörspiel hat mich regelrecht gefesselt. Das liegt zum einen an den tollen Sprechern, Geräuschen und der Musik, zum anderen an der Erzählung selbst, die in sich stimmig ist und es exzellent beherrscht nicht zu viel zu verraten und übereindeutig zu sein, sodass genug Luft für die eigene Fantasie bleibt, sich der Hörer aber trotzdem niemals verloren fühlt und sehr genau weiß, beziehungsweise sich vorzustellen vermag, was passiert ist. Grandios!